Das Weltraumteleskop Kepler hat einen extrasolaren Planeten entdeckt, der sich seltsam verhält. „Seltsam“ ist aber gut. „Seltsam“ heißt immer, dass es hier etwas Neues und potentiell Außergewöhnliches zu entdecken gibt! Das Objekt um das es geht, heißt KIC 12557548b. Die Bezeichnung zeigt, dass es sich dabei noch nicht um einen offiziell bestätigten Planeten handelt (dann würde sein Name mit der Bezeichnung „Kepler“ beginnen). KIC steht für den Kepler Input Catalog, also all die Sterne, die Kepler im Laufe der Zeit beobachtet hat bzw. noch beobachten wird. Man hat dort mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Planeten entdeckt, die letzte Bestätigung steht aber noch aus. KIC 12557548b wird aber in Zukunft wohl sehr intensiv beobachtet (und damit auch bestätigt) werden: den dieser Planet ist sehr seltsam.

Kepler beobachtet das Licht der Sterne und misst, wie stark sich dieses Licht im Lauf der Zeit ändert. Wird der Stern von einem Planet umkreist und blicken wir genau im richtigen Winkel auf seine Umlaufbahn, dann blockiert der Planet in regelmäßigen Abständen ein bisschen des Sternenlichts und wir sehen den Stern ebenso regelmäßig ein klein wenig dunkler werden. Die Betonung liegt auf „regelmäßig“, denn wenn es dort wirklich nur einen Stern und einen Planeten gibt, dann sollte man im Hell-Dunkel-Rhythmus keine Abweichung feststellen. Manchmal passiert das aber doch. Manchmal kommt die Verdunkelung etwas zu früh oder etwas zu spät als sie eigentlich sollte. Solche Transitzeit-Variationen (TTV) deuten auf die Existenz weiterer Planeten hin und mit dieser Methode hat man sogar schon Planeten entdeckt.

KIC 12557548b ist allerdings extrem pünktlich. Alle 15,685 Stunden läuft er einmal vor seinem Stern vorüber und verdunkelt das Licht. Aber er blockiert nicht immer gleich viel. Normalerweise würde man ja erwarten, dass der Planet immer genau gleich viel Licht des Sterns abhält und das misst man bei anderen Planetensystemen auch. Bei KIC 12557548b dagegen variiert die Stärke der Verdunkelung stark. In manchen Fällen wird 1,2 Prozent des Lichts abgeblockt, in manchen Fällen sind es aber auch nur 0,15 Prozent. Das ist sehr seltsam. Denn wie soll ein Planet das anstellen? Wenn es sich um einen kleinen Asteroiden handeln würde, wäre das kein Rätsel. Der kann eine unregelmäßige Form haben; kann länglich sein, anstatt rund und da er rotiert blicken wir mal auf die lange Seite und mal auf die kurze. Je nachdem wird mehr oder weniger Licht blockiert. Allerdings kans es sich bei KIC 12557548b nicht um einen Asteroiden handeln. So ein Objekt wäre viel zu klein, um gesehen zu werden. KIC 12557548b muss ein Planet sein und damit groß genug, um unter seiner eigenen Schwerkraft eine runde Form anzunehmen. Aber wo kommen dann die unterschiedlichen Verdunkelungen her? Hier sieht man das nochmal in einem Diagramm:

i-ae9df8d425600f4ddc3c1b9aabce3bad-kic1255transit-thumb-500x478.png

Die y-Achse zeigt die Menge an Licht, die uns vom Stern erreicht, die x-Achse die Zeit. In diesem Diagramm wurden alle Transitmessungen überlagert. Normalerweise sollten die Punkte annähernd eine Linie formen, die während des Transits nach unten geht, weil weniger Licht ankommt und dann wieder nach oben steigt. Hier sehen wir aber nur einen Haufen an Punkten weil die Transits mal tiefer, mal weniger tiefer ausfallen.

Saul Rappaport vom MIT und seine Kollegen haben dieses sonderbare Verhalten entdeckt und probiert es zu erklären. Man könnte denken, dass auch hier ein zweiter Planet helfen könnte. Vielleicht läuft der Planet ganz knapp an der Kante der Sternenscheibe vorbei. Und der zweite Planet stört die Bahn des ersten so, dass mal der ganze Planet vor dem Stern steht und mal nur die Hälfte. Das könnte theoretisch funktionieren, stimmt aber nicht mit den Beobachtungen überein. So eine Bahnänderung passiert langsam, die Änderungen in der Transittiefe passieren aber viel schneller. Auch ein Doppelplanet funktioniert nicht. Wenn zwei Planeten sich sehr eng umkreisen, so wie ein Mond und ein Planet, dann könnten auch sie unterschiedliche Transits erzeugen, je nachdem ob sie von uns ausgesehen gerade nebeneinander oder hintereinander stehen. Aber Rappaport et al. haben nachgerechnet, dass so eine Konfiguration in diesem Fall nicht stabil wäre. Die Realität von KIC 12557548b muss anders aussehen!

Rappaport und seine Kollegen haben eine faszinierende Idee gehabt. Es könnte sich um einen Planeten handeln, der gerade in Auflösung begriffen ist. Die Daten zeigen, dass sich der Planet sehr nah am Stern befinden muss – etwa 0.013 Astronomische Einheiten; das heißt er ist dem Stern fast hundert mal näher als die Erde der Sonne. So nah am Stern ist es natürlich heiß und so wie sich Kometen auflösen, wenn sie der Sonne zu nahe kommen, könnte sich auch dieser Planet auflösen. Geht man davon aus, dass man hier einen kleinen Planeten sieht, der eine große Wolke aus Staub- und Gesteinsteilchen hinter sich her zieht, dann würde das genau zu den beobachteten Daten passen. Denn je nachdem wie man auf die Wolke blickt, wird mal mehr und mal weniger Licht blockiert. Die Astronomen haben Simulationen durchgeführt und geschaut, welche Konfiguration hier passen würde:

i-0486997cf4c1dbc98b13ba0bce810fc9-kic1255cloud-thumb-500x500.png

Das Bild zeigt den Stern (roter Kreis) und einen Planeten mit seiner Wolke aus Gestein und Staub (die Farbe gibt die Dichte der Wolke an). Es muss sich tatsächlich vorrangig um Gestein handeln und nicht um Gas. Wir wissen ja schon seit einiger Zeit, dass es große Gasplaneten wie Jupiter gibt, die ihrem Stern sehr nahe sind. So nahe, dass sie Teile ihrer Atmosphäre verlieren. Aber Gas würde nicht so viel Licht abblocken. KIC 12557548b muss sich tatsächlich auflösen und es muss ein Gesteinsplanet sein. Die Simulationen deuten auf einen Planeten mit einem Zehntel der Erdmasse hin. Damit ist KIC 12557548b etwa doppelt so schwer wie Merkur. Der Planet war aber früher wohl viel größer. Die Größe der Wolke legt nahe, dass der Planet 100 Milliarden Gramm pro Sekunde verliert! Das sind etwa eine Erdmasse pro Milliarde Jahre.

Aber warum beobachtet man sowas nur bei KIC 12557548b und nicht bei den vielen anderen Planeten? Da sind ja auch einige darunter, die ihrem Stern sehr nahe sind. Grund ist seine Masse. Je schwerer ein Planet, desto schneller müssen die Teilchen sein, um ihn verlassen zu können. Und desto heißer muss er deswegen auch werden. Bei den anderen Planeten, reicht die Temperatur nicht aus, ihre Gravitation zu überwinden. KIC 12557548b ist allerdings klein genug, um seine Teilchen nicht mehr festhalten zu können.

Ich bin schon sehr gespannt, was die kommenden Beobachtungen von KIC 12557548b ergeben werden. Ein Planet der sich auflöst, ist eine sehr coole Sache! Zwei Dinge werden hier wieder eindrucksvoll demonstriert. 1) Es gibt da draußen tatsächlich verdammt viele Planeten! Denn die Chancen, einen sich in Auflösung befindenden Planeten zu entdecken, sind gering. Es sei denn, es gibt viele davon. 2) Das Universum ist enorm faszinierend!

42 Gedanken zu „Ein Planet löst sich auf“
  1. Hallo FF,
    bin etwas verwirrt: 0.013 Astronomsche Einheiten entsprechen 10% des Abstands Erde-Sonne? Da muss wohl ein Fehler vorliegen. Dieser seltsame Planet ist nicht 10x näher an seiner Sonne als die Erde, sondern grob geschätzt 77x näher.
    Viele Grüße,
    Mark

  2. Ja, ich hab beim Lesen des Papers gedanklich ne Null verschwinden lassen 😉 Es ist also in etwa ein Hunderstel des Erdabstands; nicht ein Zehntel.

  3. Könnte es sein, daß der Planet unter die Roche-Grenze des Sterns gerutscht ist oder ist man noch nicht soweit, überhaupt irgendeine Ursache für diese (immer noch: nur mögliche) Auflösung des Planeten in Betracht zu ziehen?

  4. @Bullet:
    Die Roche Grenze ist so definiert, also wenn der sich auflöst ist er innerhalb der Roche-Grenze 😉
    https://de.wikipedia.org/wiki/Roche-Grenze

    Ich denke mal, es ist recht einfach die Roche-Grenze für einen Gesteinsplaneten um einen Stern bestimmter Masse auszurechnen, oder anders, die ungefähre Dichte des Planeten auszurechnen, wenn man den Orbit weiss und die Masse des Sterns unter Annahme dass er INNERHALB der Grenze ist. Wenn man da dann wieder auf einen Festkörper mit der Dichte von Gestein kommt hat man ja schon 2 Indikatoren dass der Planet ein Gesteinsplanet ist und kein Gasplanet (zusätzlich zu den Transitvariationsunterschieden). Vielleicht haben die das ja auch ausgerechnet, ich hab mir das Paper noch nicht angeschaut.

  5. „Es gibt da draußen tatsächlich verdammt viele Planeten! Denn die Chancen, einen sich in Auflösung befindenden Planeten zu entdecken, sind gering. Es sei denn, es gibt viele davon.“

    Die Wahrscheinlichkeit, einen sich auflösenden Planeten unter den ersten X beobachteten Planeten zu finden sollte aber doch unabhängig davon sein, wie viele Planete es wirklich gibt…

  6. Moin moin!

    Ja wie jetzt der löst sich auf?

    Wie kann sich ein Planet auflösen – also wie soll sich seine Materie ins All „verflüchtigen“?

    Ich denke mal, dass dort gerade ziemlich viel Lava, Magma…was auch immer am Start
    ist (weil der Planet ja so nah an seinem Stern ist).
    Aber wie verliert das ganze Zeugs seine Bindung zum Planeten?

    Fehlt Schwerkraft? Das raff‘ ich nicht sorry, fehlt mir eindeutig Grips und Wissen.

    Aber spannend ist es alle mal!

    Hix

  7. @Hix: „Fehlt Schwerkraft? Das raff‘ ich nicht sorry, fehlt mir eindeutig Grips und Wissen. „

    Hmm – ich dachte, ich hätte das im Artikel gut erklärt. Wenn du etwas schnell genug von der Erde bzw. einem anderen Planeten wegschleuderst, dann fällt es nicht mehr runter sondern entkommt ins All. KIC 1255 ist jetzt sehr klein, d.h. seine ANziehungskraft ist schwach. Und er ist sehr heiß, d.h. die Hitze löst das Gestein auf und es verflüchtigt sich ins All.

  8. @Alice

    Die Roche Grenze ist so definiert, also wenn der sich auflöst ist er innerhalb der Roche-Grenze 😉

    Aber doch nur, wenn er sich rein mechanisch auflöst. In dem Fall würde es einen Gesteinsplaneten ziemlich schnell komplett zerreissen und in einen Ring um den Stern verwandeln.

    Hier verdampft jedoch ein Planet, einfach, weil er dem Stern so nahe ist dass sein Gestein sich in Dampf verwandelt so dass er sich innerhalb von 200 Millionen Jahren auflösen sollte. Steht auch =>hier.

  9. @Alderamin:
    Ach ja, das Dings sublimiert! Na dann…
    Sorry, irgendwie hatte ich den Artikel nicht genau gelesen und bei Kometen und Stern irgendwas mit Komet + NS = zerrissen assoziiert (s. Weihnachtsburst) 😉
    Ich nehme alles zurück 🙂

  10. Wie konnte denn ein Planet unter solchen Bedingungen überhaupt entstehen? Das Material müsste sich doch verflüchtigt haben, bevor es zusammenklumpen kann.

  11. @Hix

    Noch als Ergänzung zu dem was Florian geschrieben hat: Wärme ist ja Molekülbewegung. Die Teilchen in einem Gas sausen ganz schön schnell durch die Gegend, mit mehreren hundert Metern pro Sekunde. Sie sind dabei nicht alle gleich schnell, sondern es gibt eine charakteristische Verteilung der Geschwindigkeit, die =>Maxwell-Boltzmann-Verteilung. Die besagt, dass ein Großteil der Teilchen sich mit einer mittleren Geschwindigkeit bewegt, dass es aber auch einige Teilchen gibt, die wesentlich schneller oder langsamer sind.

    In dem verlinkten Artikel sieht man in den beiden ersten Bildern, dass die Geschwindigkeit zum einen von der Masse der Gasteilchen abhängt – Wasserstoff ist bei gleicher Temperatur schneller als Stickstoff. Zum anderen hängt sie von der Temperatur ab. Die Erde hat keinen molekularen Wasserstoff, weil sie diesen wegen seiner Geschwindigkeit nicht dauerhaft halten kann – obwohl im Diagramm die mittlere Geschwindigkeit für Wasserstoff bei 0°C nur bei 600 m/s liegt und ihre Fluchtgeschwindigkeit 11,2 km/s beträgt. Aber einerseits ist es in der oberen Atmosphäre sehr viel heißer und zweitens sind ja einige Teilchen wegen der Maxwell-Boltzmann-Verteilung auch viel schneller, und bei Wasserstoff sind es genug, dass der Wasserstoff sich irgendwann komplett verflüchtigen konnte. Der bei gleicher Temperatur langsamere Stickstoff ist der Erde hingegen verblieben und macht fast 4/5 ihrer Atmosphäre aus.

    Der verdampfende Planet hat eine geringere Fluchtgeschwindigkeit als die Erde und ist sehr viel heißer, so dass selbst das verdampfte Gestein mit seiner hohen Molmasse entkommen kann. Der sicherlich starke Sternwind des nahen Sterns wird vermutlich die Teilchen in seiner Atmosphäre zusätzlich aufheizen und beschleunigen, und als eine Art Kometenschweif vom Planeten wegwehen.

  12. @olsch:
    Der ist wahrscheinlich weiter draussen entstanden und irgendwas hat ihn aus seiner Bahn geworfen. Kommt bei Sonnensystemen, vor allem im Anfangsstadium, öfters vor. Ist ja auch das Problem von den „hot Jupiters“ (Gasplaneten ganz nahe am Stern), da haben die Theoretiker auch noch Probleme, wo die in so grosser Zahl herkommen (weil da wo sie jetzt sind können sie auch nicht entstanden sein) und was das für Bedeutung bei der Entstehung von Sonnensystemen hat. Aber FF weiss da viel besser Bescheid 🙂

  13. @Olsch

    Planeten wandern in der Entstehungsphase eines Sonnensystems, und zwar meistens nach innen. In der gravitativen Wechselwirkung zwischen Objekten in der protoplanetaren Scheibe werden leichte Körper eher nach außen befördert und schwere eher nach innen. Und eine protoplanetare Scheibe besteht größtenteils aus kleinen Asteroiden und Meteoroiden.

    Auch Jupiter soll im Sonnensystem möglicherweise mal bis auf 1,5 AE nach innen gewandert sein, wurde aber dann wieder von Saturn auf die heutigen 5 AE zurückgeholt, wenn das stimmt, was =>hier steht.

    Aber selbst wenn’s nicht in jedem Detail stimmt, ist schon länger bekannt, dass z.B. viele Hot Jupiters nicht so nahe an ihrm Mutterstern entstanden sein können, wie sie ihn heute umkreisen, d.h. sie müssen nach innen gewandert sein.

  14. @Myself

    Nach kurzer Lektüre von Florians Artikel zur Planetenmigration ist meine Aussage, dass in der protoplanetaren Scheibe leichte Objekte eher nach außen und schwere eher nach innen befördert werden, so nicht zutreffend. In Kugelsternhaufen und Galaxien ist das wohl so, deswegen sinken z.B. supermassive Schwarze Löcher nach Galaxienkollisionen in den gemeinsamen Kern, aber ein Planetensystem ist offenbar sehr viel komplexer.

  15. Also so ganz habe ich etwas leider auch noch nicht verstanden, nämlich warum der Helligkeitsverlauf in Abhängigkeit der Zeit bei jedem Umlauf verschieden ist, obwohl der Planet ja immer mehr oder weniger den gleichen Schweif hinter sich herzieht und das in sehr regelmäßigen Zeitintervallen. Und wir schauen ja auch immer aus demselben Winkel auf die Planetenbahn und den Schweif. Deswegen verstehe ich nicht so richtig, warum der Schweif mal mehr oder mal weniger des Sterns verdecken sollte.
    Oder geht man in dem Paper davon aus, dass der Schweif, den der Planet hinter sich herzieht, nicht immer gleich ist und gleich viel Sternenfläche verdeckt, weil in zufälliger Weise mal mehr und mal weniger Brocken bzw. Gestein den Planeten verlässt?

  16. @Lotterist
    Und ich dachte schon ich bin der einzige der es nicht ganz verstanden hat.
    Auch ein variabler Schweif aufgrund Materieauswurfs ist das einzige was mir als Erklärung für die unterschiedlichen Lichtkurven in den Sinn kommt.

  17. Wenn ich dieses Punktediagramm richtig verstehe müsste es sogar so sein das der Planet den Stern manchmal überhaupt nicht verdeckt da es ein paar Punkte gibt bei voller Helligkeit gibt obwohl der Planet direkt vor dem Stern stehen müsste…
    …also verstehe ich das definitiv nicht…HILFE!!!

  18. Jetzt habe ich die summary des papers mal überflogen:
    Die unterschiedliche Tiefe der Heligkeitskurven soll tatsächlich von unterschiedlich starkem Ausstoss an Staub/Gas herrühren!

  19. @Cooper

    das Diagramm zeigt auf der x-Achse die Phase, d.h. an welcher Stelle der Planet sich bei seinem Umlauf befindet (nach einer vollen Phase wiederholt sich die Kurve wieder). Es sind zahlreiche Umläufe überlagert, daher die vielen Messpunkte bei gleicher Phase. Außerhalb von 0,45 bis 0,6 findet gerade keine Bedeckung statt; die Breite der Kurve in y-Richtung ergibt sich hier nur aus den Messungenauigkeiten. Zwischen 0,45 und 0,6 streuen die Werte in der y-Achse noch stärker, es gibt keine scharf begrenzte Kurve. Der große Streubereich in y-Richtung zeigt an, dass die Verfinsterungen zusätzlich zum Messfehler variieren. Um wieviel genau, kann man nur durch statistische Analyse der Messpunkte ermitteln.

  20. @cooper:
    Also auf die paar Punkte würde ich nichts geben. Das sind sicher nur Messfehler, Artefakte, Messungenauigkeiten. Man sieht doch auch ausserhalb der „Mulde“ eine große Streuung der Messwerte. Wobei „groß“ natürlich sehr relativ ist;-)

  21. Also wird der Unterschied bei den verschiedenen Umläufen jetzt tatsächlich dadurch verursacht, dass zufällig mal mehr und mal weniger Material den Planeten verlässt und deswegen der Schweif mal dichter und mal weniger dicht ist und dadurch mal mehr und mal weniger Licht durchlässt?

  22. @stillerleser: „Jetzt habe ich die summary des papers mal überflogen: Die unterschiedliche Tiefe der Heligkeitskurven soll tatsächlich von unterschiedlich starkem Ausstoss an Staub/Gas herrühren! „

    Sorry, ich war heute nachmittag offline. Ja, das ist die Begründung der Autoren des Papers.

  23. @Alderamin
    @stillerleser
    Ok, dann habe ich das mit den Punkten wohl zu ernst genommen…ich komme aus dem Maschinenbau, da zählt jeder Punkt 🙂
    Danke für die Erklärung!

  24. Leute, Planeten in momentaner Auflösung sind viel zu selten, recht unwahrscheinlich dass wir da einen sehen. Aber extraterrestrische Kulturen könnten häufig sein, also ist das mit Sicherheit eine Photovoltaikanlage die zum Warten manchmal zusammengeklappt wird. ^^

  25. Wenn ich das erste Diagramm richtig deute (orbital phase beschreibt doch meiner Ansicht nach einen vollen Umlauf), würde ich doch eher auf eine Scheibe mit Material tippen (Gesteinsbrocken, Asteroiden etc.), in welcher sich ein (Proto-)Planet befindet. Im Falle eines Schweifes müsste doch die Helligkeit trotzdem eine abfallende Kurve darstellen.
    Wäre dies eine Erklärung oder ist das System zu alt dafür?

  26. @Äl

    Nö, bei einer Scheibe um den Stern wäre die Helligkeit doch die ganze Zeit vermindert, wenn die Scheibe einigermaßen gleichmäßig um den Stern verteilt wäre.

  27. @Äl: Wie kommst du aus der Lichtkurve des Sterns auf eine Scheibe? Das lässt sich aus so einer Kurve überhaupt nicht ablesen. Das Diagramm zeigt nur, dass das Licht des Sterns zu einem bestimmten Zeitpunkt schwächer wird. Aber eben nicht immer gleich viel schwächer.

  28. Genauso deute ich das auch ja … orbital phase = ein ganzer Umlauf, Verdunkelung um rund 0,5 ansonsten eher durchgängig, da horizontale Verteilung (mit Schwankungen in der gemessenen Helligkeit). Ein Schweif würde für mich bedeuten, dass auf einer Seite des Abfalls der Helligkeit ein schwächerer Anstieg zu verzeichnen ist.
    Ich lasse mich da aber gerne aufklären, sollte ich das falsch interpretieren. 🙂

  29. @Äl: Das Diagramm zeigt die Helligkeit des Sterns. Wenn es ein ganz normaler Stern ist, dann sollte da nur eine Linie bei „1“ sein: Der Stern hat immer die gleiche Helligkeit. In der Realität sind die Messwerte natürlich um diesen Wert gestreut. Das sieht man auch im Diagramm.
    Die x-Achse zeigt die Zeit an. Zwischen „0“ und „1“ vergehen etwa 15 Stunden, die Zeit, die der Planet für einen Umlauf um den Stern braucht. Normalerweise würdest du in einer Lichtkurve jetzt einen lange Linie sehen, die alle 15 Stunden durch eine kleine „Beule“ unterbrochen wird, bei der die Helligkeit abfällt (weil der Planet vor dem Stern steht).
    Das sieht so aus: https://astrobites.com/wp-content/uploads/2012/01/20120131figure1.jpg (hier erkennt man nur noch Striche, die nach unten zeigen und keine „Beulen“).

    In diesem Diagramm wurden nun aber alle diese Beulen übereinandergelegt. Normalerweise sollte die Tiefe der Beulen immer gleich sein. Das ist hier aber nicht der Fall, deswegen füllen die Messwerte die Beule aus.

    Eine Scheibe kannst du mit so einer Messung nicht erkennen. Die wäre ja immer da und würde immer gleich viel Licht vom Stern abblocken. (Scheiben erkennt man durch einen Anstieg der Helligkeit im Infrarotbereich, weil der Staub sich aufheizt und Wärme abgibt).

  30. Hmm.

    Manchmal denke ich mir: Wenn Ausserirdische die Helligkeit unserer Sonne beobachten, wie wahrscheinlich ist es dann, dass sie den Helligkeitsabfall durch Sonnenflecken vom Helligkeitsabfall winziger Planetenscheibchen unterscheiden können.

    Daher meine Frage: Könnten die gestreuten Punkte nicht auch vom Stern selber (Flecken) stammen?

  31. @Kallewirsch: Man kann Sonnenflecken von Planeten unterscheiden. Sonnenflecken bewegen sich ja mit der Rotationsgeschwindigkeit des Sterns.

  32. Hmmm … ich dachte immer, Sonnenflecken wären ziemlich hell – nur dummerweise eben nicht ganz so hell wie die brachial leuchtende Photosphäre. Von daher sollte man Sonnenflecken schon durch ihre wesentlich geringere Helligkeitsabschwächung von Planeten unterscheiden können – selbst wenn ihre Fläche um so viel größer ist als die eines doch recht kleinen Gesteinsplaneten. Oder verschätz ich mich jetzt da?
    Aber mir fällt dann was anderes ein: ein heliostationärer Orbit. Von einem Planeten in einer solchen Entfernung müßten äquatornahe Sonnenflecken immer am selben Punkt des Sternes erscheinen. Interessant …

  33. @ Äl

    Ein Schweif würde für mich bedeuten, dass auf einer Seite des Abfalls der Helligkeit ein schwächerer Anstieg zu verzeichnen ist.

    Das hätte ich auch erwartet. Jedoch wird im Originalpaper der zu erwartende Schweif berechnet. Das obige Bild des Schweifes ist das Ergebnis dieser Berechnung. Man darf sich von der Darstellung aber nicht täuschen lassen. Die Autoren sagen, dass die Teilchendichte sehr scharf abfällt in einiger Entfernung zum Planeten. Im Abstand eines Sternradius ist die Dichte bereits sehr klein. Ich denke mir daher (das steht nicht explizit im paper) dass nur der weiße (und höchdstens noch rötliche) Teil des Schweifes für die Verdunkelung verantwortlich ist und dahinter eine rasche Aufhellung eintritt.

  34. Anmerkung: Meine Formulierung „die Teilchendichte sehr scharf abfällt in einiger Entfernung zum Planeten“ ist nicht ganz korrekt. Es müsste heissen „…mit zunehmender Entfernung zum Planeten“. Das ändert aber denke ich nichts wesentliches.

  35. Off Topic: Weil’s hier gerade um Exoplaneten geht. Ich habe im Blog

    http:\\wincontact32naturwunder.blogspot.com

    eine ausgezeichnete Reihe über Exoplaneten gefunden (rechter Rand), alles auf hohem Niveau und sehr gut erklärt, – nur so ein Tip.

    Gruß Mark

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