Unser Sonnensystem ist groß. Verdammt groß. Enorm groß. Wirklich groß. So verdammt, enorm, wirklich groß, dass wir Menschen normalerweise nicht in der Lage sind, es uns irgendwie vernünftig vorzustellen. Natürlich gibt es jede Menge interessante Versuche, die Entfernungen zu visualisieren. Planetenwege zum Beispiel. Aber selbst wenn die quer durch ein ganzes Land führen, können wir das Ausmaß des Sonnensystems nicht wirklich erfassen. Ein paar andere Visualisierungsideen haben ich hier vorgestellt. Aber was sich Mishka Henner ausgedacht hat, ist wirklich originell…

Er hat ein Buch erstellt. Genauer gesagt: 12 Bände, zu je 506 Seiten. Jede Seite repräsentiert eine Million Kilometer. Das Buch beginnt mit einem Bild der Sonne, die noch schön auf die Seiten eins und zwei passt. Danach kommt… nichts. So wie auch das Sonnensystem hauptsächlich leer ist, sind auch die meisten Seiten des Buches leer. Die Erde taucht zum Beispiel erst auf Seite 155 auf. So sieht das Buch aus:

ASTRONOMICAL – The Movie from Mishka Henner on Vimeo.

Ok, das Video ist nicht sonderlich aufregend. Man sieht einen Typen, der schwarze Seite in einem Buch umblättert und das 10 Minuten lang. Aber so ist das Sonnensystem halt. Groß und leer und das Buch zeigt das wunderbar. Auch die Größe der Planeten ist maßstabsgetreu – und ohne den eingeblendeten Hinweis z.B. bei Minute 5:25 hätte man den winzigen Mars wohl leicht übersehen.

Im Video sieht man nur den ersten Band und der reicht immerhin bis zum Jupiter! Wenn man nun von unseren menschlichen Maßstäben zu den astronomischen wechselt, dann ist das ein deutliches Zeichen dafür, wie eng (trotz all der leeren Seiten) es im inneren Sonnensystem zugeht. Kein Wunder, dass die Dynamik hier viel interessanter ist als im äußeren Sonnensystem. Um auch noch die restlichen drei Planeten (Saturn, Uranus, Neptun) und den Zwergplaneten Pluto maßstabsgetreu abzubilden, sind noch weitere 11 Bände nötig! Diese Himmelskörper haben nun wirklich genug Platz…

Wer Lust hat, kann sich die 12 Bände von „Astronomical“ auch kaufen; für 120 Pfund plus Versand. Ich bin ja schwer am überlegen… Ok, man bekommt jede Menge leere Seiten. Aber irgendwie ist die Idee schon sehr cool.

21 Gedanken zu „Das Sonnensystem: Ein Buch mit vielen leeren Seiten“
  1. @Klugscheisser: Auf weißen Seiten gäbe es (fast) unendlich viel Raum für Gedanken. Aber vielleicht kommen die einem von selbst, wenn man das Buch durchblättert.

  2. Eine ganz ähnliche Idee gibt’s hier in Braunschweig im Naturkundemuseum: Da gibt es ein ziemlich langes Bücherregal für die Erdgeschichte, wo man dann sieht, wie klein der Anteil des mehrzelligen Lebens oder gar der Säugetiere oder Menschen an der Erdgeschichte ist.

  3. ach cool, das du das postest. hatte es vorn paar tagen gesehen und kurz überlegt dir den link zu schicken dann aber gedacht es wär zu wenig relevant für dich.

    ich finds jedenfalls n supertolles und ästetisch ansprechendes ding. bin schwer am überlegen da zuzuschlagen.

  4. Jede Seite repräsentiert eine Million Kilometer.
    Um das Buch verstehen zu können, braucht man etwas, um sich eine Million Kilometer vorstellen zu können: Zu Fuß bräuchte man ungefähr 12 Jahre bis zum Mond. Eine Million Kilometer sind aber ungefähr 2,5 mal weiter weg. Für eine Million Kilometer bräuchte man zu Fuß also ungefähr 30 Jahre (ohne Pinkelpause etc.).
    Eine Seite in diesem Buch entspricht also ungefähr 30 Jahre non-stop zu Fuß gehen.

    @Buck Rogers: Cool, hab ich erst mal als Favorit abgespeichert.

  5. Cool! Heiter wirds aber, wenn man mal hinguckt, wer welche Idee hatte – und vor allem wann.

    Am 21. Juni 2011 gabs nebenan bei den Scilogs im Blog „Clear Skies“ die
    „Erdgeschichte zum Scrollen“.

    Dann folgte am 3. September 2011 hier bei „Astrodicticum Simplex“ „Einmal quer durchs Sonnensystem scrollen…“.

    Und bei Mischka Henner am 11. Januar 2012 dann die originelle Idee „ASTRONOMICAL – The Movie“.

    Guttenberg lässt grüßen.

  6. @Heike B:

    Der Wunsch, die unvorstellbaren Größenverhältnisse des Universums darstellen zu wollen, plagt viele Astronomen und Journalisten. Und die von Dir genannten Beispiele (mit ausnahme des scrollen) und das hier erwähnte Buch gehen einen anderen weg dies darzustellen. Ich kann mich an Fernsehmoderatoren erinnern, die mit einr erbsengrossen Erde das Fernsehstudio verliessen oder auf ein Blatt papier stiegen und das „Bergsteigen“ nannten um zu zeigen das „Raumfahrt zum Mond“ bei den Dimensionen des Sonnensystems etwas übertrieben ist. Alles gegutenbergt?

  7. @ Buck Rogers, vielen Dank für den Link zur Animation! – Coole Sache, habe ich mir auch gleich ge-Lesezeichent. Gefällt mir!

    Erstaunlich überhaupt, was im unteren Bereich zwischen den Größenskalen von Proton und Neutron einerseits, sowie von einigen Quarks und schließlich der Plancklänge andererseits noch an Größenordnungen von Platz ist, zu dem wir noch nichts verzeichnen können. Das ist viel Platz für noch sehr viele Forschungsmöglichkeiten!

    Ähnlich –und das mag Astronomen beruhigen– auf der anderen Seite, hin zu den Grenzen des Universums; auch da gibt es bestimmt noch viel zu finden. Und hinter der Grenze des beobachtbaren Univerums gibt es auch noch Platz für Spekulation, für Religöse, Spirituelle, Esos, … und meinetwegen einige andere (ich würde‘ gerne einige Politiker dort in den Ruhestand schicken…).

  8. Douglas Adams „Per Anhalter durch die Galaxie“: „…Der Weltraum ist groß. Verdammt groß. Du kannst dir einfach nicht vorstellen, wir groß, gigantisch, wahnsinnig riesenhaft der Weltraum ist…“

  9. Hmmm, wenn man dazu bedenkt, dass diese Darstellung auf einer Linie ja recht eindimensional ist…. als Buchkugel wäre es noch interessanter: da bräuchte man ca. 900 Bände….

  10. Schade, dass die Seiten nicht nummeriert zu sein scheinen.
    Da könnte man es sich wirklich als Nachschlagewerk hinstellen und mal nachschauen was bei einer entsprechenden Entfernung tatsächlich los ist 😉
    Jedes Mal abzählen ist nicht so der Hit.

  11. Also irgendwie kann ich den Spambots ja auch etwas positives abgewinnen … da werden dann längst vergessene Artikel hochgespült, die doch durchaus interessant sein können.

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