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Jupiter sendet Radiostrahlung aus. Wer das noch nicht wusste, mag überrascht sein – aber eigentlich ist das ein alter Hut. Radiostrahlung kommt nicht nur aus den von uns Menschen gemachten Sendeanlagen; es gibt auch jede Menge natürliche Quellen. Sterne beispielsweise: unsere Sonne ist die stärkste Radioquelle in der näheren Umgebung. Seit 1955 weiß man, dass auch Jupiter Radiostrahlen aussendet (genauso wie viele andere Planeten) und die Radioastronomie ist heute eine ganz normale Disziplin der Astronomie.

Die Radiostrahlung des Jupitersystems wurde natürlich in den letzen Jahrzehnten ebenfalls untersucht und die Forschung geht immer noch weiter. Kürzlich haben Wissenschaftler aus Österreich und den USA eine neue Arbeit veröffentlicht, in der sie von der Entdeckung einer bisher unbekannten Radioquelle in der Nähe von Jupiter berichten.

Woher kommt eigentlich das Radioprogramm, das Jupiter aussendet? Das wird von geladenen Teilchen erzeugt, die sich durch das Magnetfeld des Planeten bewegen. Und das Magnetfeld von Jupiter ist groß!

Jupiter strahlt auf vielen verschiedenen Frequenzen – aber die, die für das aktuelle Thema interessant ist, ist die Dekameterstrahlung; also Strahlung mit Wellenlängen im Zehnmeterbereich. Da kannte man bisher zwei hauptsächliche periodische Quellen. Es gibt Radiopulse, die mit einer Periode von 9.9249 Stunden auftreten. Sie sind auf die Rotation von Jupiters Magnetossphäre zurückzuführen. Dann gibt es noch Impulse mit einer Periode von 42.46 Stunden. Die sind Io zu verdanken. Das Magnetfeld des Jupiter erstreckt sich nämlich weit über seine Oberfläche hinaus und umschließt auch die Umlaufbahnen vieler seiner Monde.

Besonders wichtig ist hier Io der innerste der großen Monde. Auf seiner Oberfläche finden sich viele aktive Vulkane die ständig Material; darunter auch geladene Teilchen ins All schleudern. Diese Ionen sammeln sich dann in einem „Plasmatorus“ um Jupiter und interagieren mit dessen Magnetosphäre.

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Jupiters Magnetosphäre (Bild: Rusklik0, GFDL 1.2)

Forscher vom Institut für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaft in Graz und Kollegen aus den USA und Frankreich haben nun die Aufzeichnungen analysiert, die verschiedene Satelliten in den letzten Jahren gemacht haben und dabei interessante Dinge entdeckt. Ihre Arbeit trägt den Titel „New periodicity in Jovian decametric radio emission“ und ist vor kurzen in den Geophysical Research Letters erschienen. Mykhaylo Panchenko und seine Kollegen haben hier erstmal die Daten der STEREO-Satelliten betrachtet. Diese zwei Satelliten sollen eigentlich die Sonne beobachten – die war aber ja in den letzten Jahren sehr ruhig und daher war es möglich, auch die Radioemissionen von Jupiter zu registrieren.

Die verschiedenen Anteile der Radiostrahlung zu trennen war knifflig – aber möglich, da man ja zwei Satelliten zur Verfügung hatte. Wenn man also einen Radioimpuls registriert, hat man erstmal geschaut, ob beide Satelliten ihn gleichzeitig gemessen haben oder nicht. Im ersten Fall war die Quelle mit ziemlicher Sicherheit die Sonne. Kommen die Signale aber zu verschiedenen Zeiten an, dann sind die Chancen gut, dass Jupiter die Quelle war. Zur Sicherheit betrachtet man noch genau die Verzögerung und überprüft, ob sie mit der Zeit übereinstimmt, die Jupiter bei seiner Rotation braucht um den Winkel zu überstreichen, der zwischen den beiden Sonden liegt. Das alles ist viel Rechnerei – aber es ist möglich und man kann so schön messen, was Jupiter so an Radiostrahlung aussendet.

Das haben Panchenko et al getan und neben den schon bekannten periodischen Impulsen haben sie ein bisher unbekanntes periodisches Radiosignal entdeckt!

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Das Bild aus der Arbeit von Panchenko et al zeigt drei verschiedene Zeiträume, in denen die Signale gemessen wurden. Auf der x-Achse findet man jeweils die Zeit; auf der y-Achse die Frequenz der Strahlung. Die Farbe gibt die Intensität an (je dunkler desto stärker). Man erkennt gut die periodischen Pulse bzw. Paare von periodischen Pulsen. Die Periode liegt hier nahe an der schon bekannten mit 9.9249 Stunden; liegt aber mit etwa 10.06 Stunden doch deutlich daneben. Das diese neue Periode nicht mit der schon bekannten identisch ist, haben die Autoren auch noch ausführlicher untersucht und nachgewiesen. Sie haben außerdem nachgesehen, ob die Stellung von Jupiter einen Einfluss hatte. Wenn man untersucht, welcher Längengrad der Jupiteroberfläche gerade auf die Satelliten gerichtet ist, wenn ein Signal ausgesandt wird, dann bekommt man eine deutliche Häufung zwischen 300 und 60 Grad (gemessen via 360 Grad). Andererseits gab es keinen Zusammenhang mit der Stellung des Jupitermondes Io.

Diese Entdeckung konnte übrigens sehr schön durch Messungen zweier anderer Satelliten bestätigt werden. Das war einmal die Sonde Wind, die den Sonnenwind in der Nähe der Erde erforscht und außerdem noch Cassini, die sich im Saturnsystem aufhält und der wir jede Menge tolle Bilder verdanken.

Auch diese beiden Geräte konnten die Impulse messen. Mehr noch – da sie unterschiedlich weit von Jupiter entfernt sind, braucht die Radiostrahlung natürlich auch unterschiedlich lange bis zu ihnen. Und – wie oben schon beschrieben – es kommt noch zu einer zusätzlichen Verzögerung weil sich Jupiter erst von einer Sonde zur anderen drehen muss. Genau diese Verzögerung konnte gemessen werden und sie entspricht genau dem Winkel, der zu der Zeit zwischen den Raumsonden lag.

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Oben sieht man die Messung von Wind; unten die von Cassini (die dicken horizontalen Linien stammen übrigens von künstlichen, irdischen Radioquellen).

Soweit die Fakten. Neben Jupiters Magnetosphäre und Io gibt es also noch eine dritte periodische Radioquelle im Dekameterbereich. Den Messungen zufolge stammt sie nicht direkt von Jupiter und auch nicht aus dem Orbit von Io. Wo genau die Strahlung herkommt, wissen die Forscher auch noch nicht. Helmut Rucker, Mitautor der Arbeit, meint dazu in einer Presseaussendung:

„Die Strahlungsquelle ’sub-korotiert‘ mit Jupiter. Es gibt demnach Hinweise auf den Ort der Strahlungsquelle, die eventuell in der Nähe des Io-Torus, eines Plasmaschlauchs entlang der Io-Orbitalbahn, liegen könnte.“

Ok – Wörter wie „sub-korotiert“ sollte man in der Öffentlichkeitsarbeit besser vermeiden 😉 Im Prinzip heisst das aber nichts anders als das, was ich schon oben erklärt habe: die Periode der Signale stimmt nicht mit der überein, die man erwarten würde, wenn das Signal aus der unmittelbaren Nähe von Jupiter stammen würde. Bis man genau was, was hier passiert, muss man wohl noch ein bisschen forschen. Vermutlich hat man die Interaktion zwischen Jupiters Magnetosphären mit seinen Monden noch nicht ausreichend verstanden und wenn man die besser versteht, dann wird man auch dieses Rätsel lösen können.

Und auch wenn natürlich wieder heftig spekuliert wird (z.B. hier oder vermutlich auch bald hier in den Kommentaren) ist es äußerst unwahrscheinlich, dass wir hier den Botschaften von Aliens lauschen. An diesen Signalen ist nichts, dass diesen Schluß nahelegen würde. Periodische Radiosignale schickt uns Jupiter jede Menge – und nun kennen wir eines mehr. Eine natürliche Erklärung ist absolut wahrscheinlich. Das macht die Sache nicht weniger spannend; wir wissen ja schon aus der Vergangenheit das sich vermeintliche Aliens als äußerst spannende Wissenschaft herausstellen können.

Ach ja – ihr wollt doch sicher hören, wie Jupiters „Radioprogramm“ so klingt? So:


Panchenko, M., Rucker, H., Kaiser, M., St. Cyr, O., Bougeret, J., Goetz, K., & Bale, S. (2010). New periodicity in Jovian decametric radio emission Geophysical Research Letters, 37 (5) DOI: 10.1029/2010GL042488

18 Gedanken zu „Radio Jupiter sendet Mysteriöses“
  1. @reindeb: Ich weiß nicht, warum du mich gleich zweimal unter zwei verschiedenen Namen per Mail dazu auffordern musstest hierüber was zu schreiben. Einmal hätte schon gereicht. (Ich hab außerdem eh schon heute Morgen angefangen, daran zu arbeiten. Das Thema ist so oder so interessant; auch ohne UFO-Bezug).

  2. Ich nehme mal an, es ist unwahrscheinlich, dass da noch ein kleinerer Mond rumoxidiert, den man bisher übersehen hat. Aber den Plasmaschlauch, den Rucker erwähnt hat, sollte man sich wohl noch mal genauer ansehen.

    Außerdem ist die Antenne von Radio Jupiter kaputt, das rauscht total 🙂

  3. „…die Periode der Signale stimmt nicht mit der überein, die man erwarten würde, wenn das Signal aus der unmittelbaren Nähe von Jupiter stammen würde.“!!!!
    Daraus folgt: die Radioquelle befindet sich nicht in unmittelbarer Nähe des Jupiters!

    Könnte die neu entdeckte Radioquelle nicht auch Planet X sein?
    Da von den Jupitermonden außer Io kein anderer Radiowellen aussendet und die Jupitermonde bereits alle bekannt sind, kann eigentlich nur ein neues Objekt aus den Tiefen des Alls hinzugekommen sein. Schließlich hat man die dritte Radioquelle ja vorher nicht gemessen.

    Womöglich handelt es sich um ein Ojekt, das von außen in unser Sonnensystem gekommen ist und welches geradewegs in das innere Sonnensystem unterwegs ist. Laut diversen Prophezeiungen werden die zukünftigen apokalyptischen Ereignisse ja durch ein Objekt aus dem All ausgelöst, das der Erde sehr nahe kommt. Und dieses Objekt soll keineswegs riesengroß oder gar ein brauner Zwerg sondern kleiner als der Erdmond sein.

    Womöglich wurde DER ZERSTÖRER soeben entdeckt…

  4. Könntest du die Ironie bitte etwas deutlicher kennzeichnen? Das klingt mir ein bissl zu echt. Man muß damit rechnen, daß es Leute gibt, die solchen Schmarrn ernst meinen (und nehmen).

  5. Dekameterwellen: ja. Aber im Zentimeterbereich ? Warum ist der im Diagramm angegebene Frequenzbereich 0-15 MHz ? Das würde nicht auf Zentimeterwellen hindeuten, sondern auf Kurzwelle, also einen Bereich bis herunter zu 20 Meter Wellenlänge. Bei 5 MHz wären es bereits 60 Meter… hmm…

  6. Was denn, bisher nur vier Kommentare? Bin erstaunt. 😉

    Jupiters Radioprogramm klingt übrigens EXAKT so wie das, was man hört, wenn man in unmittelbarer Nähe (also im Funkschatten) eines Fernsehturms wohnt und verzweifelt versucht, einen Sender reinzukriegen …

  7. @RobertW: Genau lesen – da steht „Zehnmeterbereich“ nicht „Zentimeterbereich“ 😉

    @Helmut: Meinst du das ernst? Falls ja: wenn sich da ein Planet so nah an Jupiter rumtreibt, dann hätten wir das längst gemerkt. Der wär a) zu sehen und hätte b) alle Jupitermonde durcheinandergebracht (und c) vermutlich längst mit Jupiter kollidiert)

  8. @RobertW:
    15 MHz entsprechen rund 20m Wellenlänge, das kommt schon hin – es sind Deka– (*10), nicht Dezimeter (/10) gemeint. Wobei aber diese Einheit im normalen Sprachgebrauch doch eher ungebräuchlich ist.

  9. @Florian: Tut mir leid, dass die Mail doppelt angekommen ist. Das lag am Remailer. Wird nicht wieder vorkommen.

    Auf jeden Fall Danke für Deinen Bericht darüber! Bezug zu UFOs habe ich bei diesem Thema auch nicht hergestellt oder herstellen wollen ;-).

  10. Es war mir schon etwas laenger bekannt, dass Jupiter im 20m Band sendet.
    Zufaellig ist das ein Amateurband. Und ich habe keine Kurzwellenanlage, mit der ich versuchen koennte, etwas zu empfangen. Bei 20m oeffnet sich ja das Radiofenster.

    Ist der Empfang mit Amateurmitteln innerhalb der Atmosphaere, also unter dem Ionosphaerendeckel moeglich?
    Vielleicht hat hier ja wer Erfahrungswerte.

    Pete

  11. @Pete: Das ist wohl in der Tat möglich! Habe es noch nicht ausprobiert, aber klingt ganz spannend. Von 14 – 38 Mhz mit einer Dipol-Antenne und zur passenden Zeit (es gibt Vorhersagen für die Stürme auf Jupiter, z.B. mit dem Programm Radio-Jupiter Pro), wenn ein bestimmter Längengrad zur Erde gewandt ist. Mehr leicht verständliche Infos gibt’s z.B. hier hier: https://www.radiosky.com/rjcentral.html

  12. sie kommen! 🙂
    kann es nicht sein,dass einfach 2 monde nah beieinander waren und sich ihre singale vermischt haben? irgendwas plausibles wird es schon sein 😉

  13. Also, wenn es nahe am Wert für Io liegt, aber nicht Io ist, dann ist es doch klar: TMA-2. Ein großer, schwarzer Monolith, der – anders als von Clarke beschrieben – doch regelmäßige Signale aussendet. Vielleicht möchte er uns sagen, daß wir mittlerweile schon 2010 haben und seinen Kollegen TMA-1 auf dem Mond immer noch nicht gefunden haben, kein bemanntes Raumschiff ihn 2001 besucht hat und auch 2010 noch keines auf dem Weg zu ihm ist…

  14. @Florian

    Ok – Wörter wie „sub-korotiert“ sollte man in der Öffentlichkeitsarbeit besser vermeiden

    Jupp, denn sonst wird bei SPON und Konsorten „Subkopuliert“ daraus 😉

    Ansonsten ist das ja wohl ein glasklarer Beweis, dass Die(TM) versuchen, mit uns Kontakt aufzunehmen.

  15. Ist ein wenig spät: „Bis man genau _was_, was hier passiert, muss man wohl noch ein bisschen forschen.“ im vorletzten Absatz.
    Ansonsten spannende Sache.

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