2006 hat die Internationale Astronomische Union (IAU) offiziell festgelegt, welche Eigenschaften ein Himmelskörper erfüllen muss, damit er als Planet gilt. Pluto erfüllte diese Definition nicht und wird seither nur mehr als Zwerplanet bezeichnet.
Aus wissenschaftlicher Sicht war diese Entscheidung absolut richtig – aber die Öffentlichkeit war davon nicht sehr begeistert.
Vor allem die amerikanische Öffentlichkeit nicht – war Pluto doch der einzige Planet, der von einem Amerikaner (Clyde Tombaugh) entdeckt worden war!
Besonders im Bundesstaat New Mexiko war man mit der Entscheidung der IAU nicht glücklich – immerhin hat Tombaugh hier sehr lange gelebt und gearbeitet. Die Republikanerin Demokratin Joni Marie Gutierrez scheint Pluto besonders gern zu haben. Sie hat den 70. Jahrestag der Entdeckung (Pluto wurde am 18. Februar 1930 gefunden) genutzt, um diesen Tag per Gesetz zum „Pluto is a Planet in New Mexico Day“ auszurufen.
Naja… prinzipiell ist es ja schön, wenn die Menschen sich so sehr für Astronomie interessieren. Aber erstens mal ist es zweifelhaft, ob Gutierrez wirklich so viel an Pluto liegt oder ob es nicht doch nur Populismus ist. Und zweitens ist es immer kritisch, wenn versucht wird, wissenschaftliche Ergebnisse auf politischem Weg zu widerrufen.
Die Astronomen haben Pluto ja nicht deswegen den Planetenstatus aberkannt, weil sie den Menschen damit auf die Nerven gehen wollten! Für diese Entscheidung gibt es konkrete, wissenschaftliche Gründe.
Man hat im Laufe der Zeit einfach immer mehr über die Region herausgefunden, in der sich Pluto befindet: der Kuipergürtel. Der war 1930, als Pluto gefunden war, noch völlig unbekannt. Und seit einiger Zeit wissen wir eben, dass sich Pluto gemeinsam mit vielen anderen ähnlichen Objekten in einem großen Asteroidengürtel befindet – und Pluto ist dort noch nicht mal der größte Asteroid! Auch seine Bahn und seine sonstigen Eigenschaften passen viel besser zu einem Asteroiden als zu einem Planeten. Und soll man einen Asteroiden fälschlicherweise als Planeten bezeichnen, nur weil man es früher halt nicht besser gewusst hat?
Hier habe ich die ganze Geschichte um Pluto etwas genauer geschrieben – und wer es ganz genau wissen will, kann dieses Buch lesen (oder dieses hier).
Und nur weil Pluto nicht mehr „Planet“ heisst, ist er deswegen ja auf einmal nicht uninteressant geworden. Ganz im Gegenteil! Pluto gehört immer noch zu den faszinierensten Objekten im Sonnensystem – was auch die aktuellen Forschungsergebnisse zeigen.
Aber die Versuchung, die Emotionen der Menschen für ein bisschen Politik zu nutzen, ist wohl zu groß. Auch der Geburtsstaat von Clyde Tombaugh – Illinois – hat letztes Jahr Pluto per Gesetz wieder zum Planeten erklärt.
Naja – ich halte es hier ganz mit Randall Munroe von xkcd:
Hier gibt es übrigens noch ein Interview mit Frau Gutierrez:
Was sagt sie da?
And I understand that some of the people that actually voted to downgrade it…profited from it, which just seems…unethical.
Wie soll man das verstehen? Wer hat davon profitiert, dass Pluto kein Planet mehr ist? Wie? Finanziell? Beruflich? Soll das ein Verschwörungstheorie sein? Meint sie Neil Degrasse Tyson, der über die Pluto-Geschichte ein Buch geschrieben hat?
Wie auch immer. Pluto ist KEIN Planet – und das völlig zu Recht!
Ich war auch traurig …
my very eager mother just served us nine pies … und nu? die pies sind wech, die neue ooch …
übrig bleibt nur
my very eager mother just served us nothing … 🙁
Dafür gibt’s auf deutsch doch wieder einen schönen Merksatz: Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unsere Nichtplaneten. 🙂
@Stargazer
Hey danke, der ist wirlich gut 🙂
Mann Mann, da ist eine ganze Klasse an Objekten jetzt nach Pluto benannt, das ist doch viel cooler der Herr der Plutoiden zu sein als nur der kümmerlicher Häufchenplanet ganz am Rand 🙂
„Aus wissenschaftlicher Sicht war diese Entscheidung absolut richtig“
„Für diese Entscheidung gibt es konkrete, wissenschaftliche Gründe.“
Aus wissenschaflicher Sicht ist es meines erachtens vollkommen irrelevant, Pluto nicht als Planet zu deklarieren. Vernünftig war es dennoch. Trotzdem was Planet ist und was nicht ist letzlich willkürlich angesetzt, da man auch andere Definitionsrichtlinien setzten kann, die ebenso vernünftig Scheinen. Man könnte auch sagen:
– Planeten müssen rund sein
– Sie dürfen nicht gasförmig sein
– Planeten dürfen keine Trabanden sein
Möglicherweise belege ich das Wort Wissenschaft aber einfach nur mit einer anderen Färbung.
@Reset: „Möglicherweise belege ich das Wort Wissenschaft aber einfach nur mit einer anderen Färbung“
Ich meinte damit, dass es wissenschaftlich gesehen absurd war, ein Objekt wie Pluto als Planet zu bezeichnen; eines wie Eris aber als Asteroid. Das war völlig inkonsistent. Das die Definition von „Planet“ immer etwas willkürliches haben wird, ist klar.
Neil Degrasse Tyson hat da mal einen guten Vorschlag gemacht: anstatt absolute Kategorien wie „Planet“ „Asteroid“, „Brauner Zwerg“, „Stern“ usw zu haben, wäre es vielleicht sinnvoller, ein offenes Klassifizierungssystem wie in der Biologie zu verwenden, mit Spezies, Gattungen, Arten usw. Ich weiß aber nicht, ob das auch irgendwann mal konkret ausgearbeitet worden ist.
@Jörg: „das ist doch viel cooler der Herr der Plutoiden zu sein als nur der kümmerlicher Häufchenplanet ganz am Rand „
Naja – das mit den Plutoiden ist auch wieder so ne Sache. Diese Klasse ist mMn völlig unnötig. Dazu gehören ja alle Zwergplaneten, die weiter von der Sonne weg sind als Neptun. Da wir heute mit ziemlicher Sicherheit wissen, dass es außer Ceres keine Zwergplaneten innerhalb der Neptunbahn gibt, sind die Plutoiden sowieso mit den Zwergplaneten (minus Ceres) identisch. Und Pluto ist zwar Namensgeber – aber nicht das größte Objekt der Plutoiden. Das ist momentan Eris. Und dann ist das auch noch so bescheuert formuliert. „Plutoids are celestial bodies in orbit around the Sun at a distance greater than that of Neptune (…)“. Plutos Bahn liegt aber nun teilweise innerhalb der von Neptun – d.h. Pluto ist immer wieder mal kein Plutoid.
Diese Definition war mMn ne ziemlich bescheuerte Aktion – und soweit ich weiß, hat man die damals auch nur deswegen eingeführt, damit Pluto noch irgendwas außergewöhnliches ist und die Amerikaner Ruhe geben und sich nicht mehr so aufregen, dass Pluto kein Planet mehr ist…
ich dachte immer, Pluto sei der Hund von Micky
Ich fand und finde die Geschichte mit der Umbenennung reichlich albern, verfrüht und anthropozentrisch:
Geändert hat sich ja nicht der Kenntnisstand über Pluto – der blieb ja im wesentlichen gleich. Wir wissen nur, dass
– unser Sonnensystem haufenweise pluto-ähnliche Objekte hat, die teils größer sind, und
– der Übergang zu Kometen, Planetoiden und ähnlichem astronomischen Kleinvieh bestenfalls fließend ist.
Nur findet sich keine wirklich saubere Grenze zu den Planeten andererseits oder gar zwischen Planeten und Sternen zu finden: Im Grunde ist das eine kontinuierliche Skala; sprachphilosophisch gesehen sind die Begriffe nicht scharf abgegrenzt oder genauer, sie entsprechen keinen „natürlichen Arten“. Ob man jupiterähnliche und erdähnliche Planeten zusammenfassen und Zwergplaneten zum Kroppzeuchs rechnen, oder lieber in Gasriesen, dann Zwerg- und erdähnliche Planeten und zuletzt „unrundes Kroppzeuchs“ aufspalten will – es ist eine Frage der Bequemlichkeit. (Frei nach Grönemeyer muss man ja auch noch ergänzen: „Wann ist ein Mond ein Mond?“)
Mir scheint, die Bequemlichkeit, Schulbücher nicht laufend updaten zu müssen, und die Eitelkeit, unseren Planeten nicht in einer Unmenge anderer untergehen zu sehen, waren da ausschlaggebender als tiefschürfende wissenschaftliche Erkenntnisse. 🙂
weiß jemand ob es da vor 150 auch so „draumen“ gab als man ceres und co, den plantenstatus nahm und sie in schnöde asteroiden/planetoiden umwandelte.
da gabs ja auch mal ne zeit als das sonnensystem dutzende planten hatte.
wäre interessant obs damals ähnliche argumente gab, wie bei pluto
Müsste da nicht 80. statt 70. Jahrestag stehen?
Ganz en passant:
1.) Ist die Dame vielleicht in einer anderen Partei?
2.) Definitonen sollten nüchtern auf ihren Nutzen hin geprüft werden, der Vortrag hätte etwas substanzieller ausfallen können. Bei „Emo“ entsteht leicht Misstrauen.
3.) Ein Nutzen der Neueinordnung geht aus dem Artikel nicht unmittelbar hervor.
4.) Das neu hinzugebaute Kriterium „Hat seine Umlaufbahn leergefegt“, welches die Statusänderung ermöglicht hat, ist so zu sagen technisch problematisch.
U.a. stellt sich die Frage, ob denn alle anderen Planeten des Sonnensystems lieb vor der Haustüre gekehrt haben und wie mit massereichen Exoplaneten umzugehen ist, die hier ebenfalls failen.
Was die Dame gemeint haben könnte mit dem „Profitieren“ könnte der innenpolitische Zank sein, der die Staaten hierzu seit längerem beglückt. Vgl. u.a. auch: https://en.wikipedia.org/wiki/Hayden_Planetarium
WB
Den Beitrag kann man auch zum Anlass nehmen, wieder mal die Frage zu stellen, nach welchen Kriterien, die Astrologen festlegen, welcher Himmelskörper etwas bewirken und welcher nicht.
Herr Termin, übernehmen Sie!
mfg georg
„And I understand that some of the people that actually voted to downgrade it…profited from it, which just seems…unethical.“
Ich gestehe, ich war es. Nachdem ich bei einer meiner Planetenwanderungen meinen kleinen Pluto verloren hatte, der war so klein, dass er aus meiner Hand gefallen ist und auf dem Kiesweg nicht mehr zu finden war, hatte ich bei der IAU angerufen und ihnen mein Leid geklagt. Der nette Astronom am Telefon versprach mir zu helfen und sie da, Pluto ist kein Planet mehr und ich brauche seitdem kein Plutomodell mehr.
Das war jetzt nur ein Spaß.
Seit ich Astronomiekurse gebe und das Sonnensystem bespreche weise ich immer auf die Sonderstellung des Pluto hin und habe vor 2006 schon die Meinung vertreten, dass Pluto eigentlich kein Planet ist. Denn er paßt weder zu den erdähnlichen Planeten noch zu den Gasriesen und seine Bahn erinnert eher an die Bahn eines Kometen. Und die Entdeckung von weiteren Objekte im Bereich des Pluto hat doch gezeigt, dass es hinter dem Neptun quasi einen zweiten Asteroidengürtel gibt. Daher war ich nicht unglücklich, dass sie die Astronomen der IAU endlich meiner Meinung angeschlossen haben. 🙂
Und eine vernünftige Planetendefinition war doch schon lange überfällig.
Ein Klassifizierungssystem „wie in der Biologie“ würde leider auch nicht weiterhelfen, da diese oftmals auch reichlich willkürlich ist. Das fängt schon bei der Definition an, wo man von Unterarten oder voneinander getrennten Arten sprechen kann. Das würde das Pluto-Problem daher kaum lösen.
Bei dieser ganzen Diskussion drängt sich mir eine Frage auf, die wohl nur am Rande mit dem Thema zu tun hat: Ab welcher Größe (Gravitation) „schafft“ es ein Himmelskörper die Kugelform oder Geoidform einzunehmen? Und welche anderen Kriterien greifen hier? Denn der rund 1200 km große Charon hat offenbar Kugelform, die doppelt so große Haumea ist aber unregelmäßig geformt. Ich denke, dass sich auch Beispiele bei den Monden der großen Planeten finden lassen.
Andreas
@Andreas P.: „Nur findet sich keine wirklich saubere Grenze zu den Planeten andererseits oder gar zwischen Planeten und Sternen zu finden“
Naja – bei Planeten und Sternen ist die Sache schon einigermaßen klar (Kernfusion).
@Christian: „weiß jemand ob es da vor 150 auch so „draumen“ gab als man ceres und co, den plantenstatus nahm und sie in schnöde asteroiden/planetoiden umwandelte.“
Also von konkreten Dramen weiß ich nichts. Streiterein gabs aber schon. Besonders die neue Bezeichnung hat vielen nicht gefallen: „Asteroiden“. Die hat übrigens Herschel eingeführt; vermutlich deshalb, weil er der einzige sein wollte, der einen echten „Planeten“ entdeckt hatte 😉
@AndreasP: „Denn der rund 1200 km große Charon hat offenbar Kugelform, die doppelt so große Haumea ist aber unregelmäßig geformt.“
Über Haumea und seine Form (und warum er trotzdem die Kriterien erfüllt) habe ich hier geschrieben: https://www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2008/09/haumea-der-funfte-zwergplanet.php
@Florian: Danke! Ich bin erst vor 14 Tagen auf diese Seite gestoßen und hab‘ mich noch nicht zu den älteren Artikeln durchgearbeitet.
Andreas
@Florian Freistetter:
Wenn Sie schon nicht antworten wollen, dann aber bitte im Artikel die Parteizugehörigkeit von Joni Marie Gutierrez korrigieren.
Frau Joni Marie Gutierrez ist in der demokratischen Partei.
@Webbaer: Sorry – ich hab nicht gewusst, das sie Fragen gestellt haben. Können sie die vielleicht nochmal stellen, diesmal mit nem „?“ am Schluß, damitich sehe, wann ich was habe, auf das ich antworten soll?
Yo, danke. Die direkte Frage haben Sie nun erkannt, blieben noch die anderen im Text „versteckten“ Fragen bzw. Positionen, auf die regaiert werden darf.
@Webbaer: Meine Güte: Wenn sie was wissen wollen, fragen sie direkt!. Oder lesen sie auch die verlinkten Artikel, vielleicht hilft das. Aber ich hab nicht immer die Zeit, jeden einzelnen Kommentar auf versteckte Fragewünsche zu analysieren.
Hallo! Naja, mag schon sinnvoll sein, Pluto nicht mehr als Planeten zu klassifizieren. Aber als Öffentlichkeitsarbeiter in Sachen Astronomie kann ich festhalten: hilfreich war das wahrlich nicht. Es kam nicht als Erkenntnisgewinn sondern als überflüssige Diskussion rüber. Es wird schon so sein, dass die Profiastronomen diese Unterscheidung zwingend brauchen und dann ist das wissenschaftlich auch nicht zu beanstanden. In Sachen „Planetensystemen“ ist sowieso noch nicht das letzte Wort gesprochen, da lernen wir ja erst noch. Ein Gutes kann ich der Reklassifizierung jedoch abgewinnen: dadurch habe ich tatsächlich schon alle Planeten in einer Nacht beobachtet 😉
Sagt mal, sind alle Planeten nicht eigentlich nur trabanten des zentralgestirns?
@Kristin: Wenn du damit meinst, das Planeten einen Stern umkreisen, dann ja. Aber so ein Stern wird von allem möglichen Kram umkreist. Und nicht alles davon ist ein Planet.
@Stern, Planet: Ich denke an Braune Zwerge. Die Temperatur und der Druck im Inneren reichen für die Fusion schwerer Wasserstoffisotope, aber nicht für die üblichen Wasserstoffkerne (i. e. die einfachen Protonen).
Braune Zwerge fusionieren daher in der Anfangsphase, bis eben die Deuteriumkonzentration zu niedrig liegt. Mutieren sie dann von Sternen zu Planeten? Oder passiert das bei einer bestimmten Grenze – mindestens eine Fusion pro Jahr? Wird die Erde, auf der ja nun auch Fusionen passieren, plötzlich zum Stern? (Hej, wir SIND ein Teil der Erde, wenn auch ein komplexer und ziemlich eigenartiger!) Oder zählen nur Sterne mit H-H-Fusionen? Was machen wir mit Heliumbrennern?
– Ich freue mich jedenfalls drauf, wenn sich in der Öffentlichkeit rumspricht, dass die Erde nicht einen, sondern sieben Monde hat. Oder eben doch nur einen, aber Mars keinen. Oder die Erde einen, und Mars zwei, aber die Erde möglicherweise bald doch mehrere, wenn einer der sechs, die keine sind, der Erde etwas näher kommt…
Es bleibt albern, da mehr als willkürliche Grenzziehungen zwecks mehr oder weniger bequemer Verständigung zu sehen. (Das ist in der Biologie nicht groß anders – etwa bei den „Reptilien“, die nur traditionell zusammengefasst werden – auch wenn sie untereinander weniger verwandt sind als einige von ihnen mit den Vögeln (nach dem „letzter gemeinsamer Vorfahr“-Kriterium).)
@Andreas P.: Naja – die IAU-Definition befasst sich hauptsächlich mit der Untergrenze (das sie die Obergrenzen nicht inkludiert haben, ist auch zu recht oft kritisiert worden). Aber oben sind die Verhältnisse schon klar. Ein Stern kann dauerhaft (=~Milliarden Jahre) Energie erzeugen. D.h. er betritt irgendwann die Hauptreihe im H-R Diagramm. Ein brauner Zwerg kann zwar ein wenig fusionieren – aber nicht dauerhaft. Und ein Planet fusioniert gar nix (auch nicht die Erde). Da es hier um einen physikalischen Prozess geht, kann man auch klar die Massen angeben, die die Grenzen darstellen. Die Obergrenze für Planeten liegt daher bei ~13 Jupitermassen.