Heute morgen hat mich wie üblich das Radio geweckt. SWR2 brachte gerade einen Kommentar zum Rücktritt der Bischöfin Margot Käßmann. Und einen Überblick über die Meldungen, die dazu heute in den Zeitungen stehen.
Normalerweise bleib ich ja gern noch ein bisschen im Bett liegen und hör einfach ein bisschen zu. Diesmal war ich dafür aber zu verärgert. Ich kann absolut nicht verstehen, warum man Frau Käßmann nun auf einmal überall so toll findet. Sie ist völlig besoffen Auto gefahren. Das ist keine bewundernswerte Leistung!
BILD-Kommentator Ernst Elitz meint sogar:
„Margot Käßmann verdient mehr als Respekt, sie verdient unsere Achtung.“
Er meint außerdem, ihr Rücktritt macht sie zum Vorbild.“
Im Spiegel wird heute die Chefin der Grünen, Claudia Roth so zitiert:
„Die Entscheidung von Bischöfin Käßmann verdient Respekt. Sie beweist ihre große persönliche Integrität.“
Und auch die CDU-Abgeordnete Maria Flachsbart spricht Käßmann ihren „ausdrücklichen Respekt“ aus.
Und der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel meint:
„Der Rücktritt zeigt, dass sie Verantwortung ohne Wenn und Aber übernimmt. Dafür hat sie meinen Respekt.“
„Verantwortung ohne Wenn und Aber“? Ja? Wo war denn die große Verantwortung, als Frau Käßmann mit 1,5 Promille ins Auto gestiegen ist?
Margot Käßmann kann froh sein, dass sie nur von ihren kirchlichen Ämter zurücktreten musste. Genauso wäre es möglich gewesen, dass sie sich nun Gedanken darüber machen muss, wie es sich damit lebt, einen Menschen umgebracht zu haben!
Im Jahr 2008 sind in Deutschland sind 18215 Unfälle unter Alkoholeinfluß aufgetreten; dabei sind 428 Menschen getötet worden und 6374 wurden schwer verletzt! In Österreich sind 53 Menschen gestorben. Alkohol ist einer der größten Risikofaktoren im Strassenverkehr (der sowieso schon gefährlich genug ist!). Und vor allem: sämtliche Toten die bei solchen Unfällen sterben wären absolut vermeidbar gewesen! Es ist ganz einfach: wenn man hinter dem Steuer sitzt, hat man nüchtern zu sein!
Das ist eine ganz simple und leicht zu befolgende Regel. Wenn man was trinken möchte, dann fährt man danach nicht mehr mit dem Auto. Und wenn man mit dem Auto fährt, dann hat man gefälligst keinen Alkohol zu trinken! Diese Regelung einzuhalten sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Wer sich betrunken hinters Steuer setzt, nimmt dabei in Kauf, dass dadurch andere Menschen schwer verletzt oder getötet werden! Wer das tut, verdient keinen Resepekt, ist kein Vorbild und zeigt auch keine Verantwortung!
Ja, aber immerhin übernimmt Frau Käßmann Verantwortung für ihr Handeln – im Gegensatz zu vielen anderen Politikern bzw. „Vorbildern“ die in ähnlichen Fällen sicher anders handeln würden bzw. gehandelt haben. So argumentieren zumindest viele derjenigen, die die Bischöfin toll finden.
Aber dem kann ich trotzdem nicht zustimmen! „Die anderen sind aber noch viel schlimmer!“ war noch nie ein gutes Argument für irgendwas. Das eine so verantwortungslose Person wie Käßmann ihr hohes Kirchenamt nun nicht mehr guten Gewissens ausführen kann und deswegen zurücktreten muss, ist kein Schritt, der „Bewunderung“ verdient. Das ist einfach die logische Folge der Tatsache, dass sie besoffen Auto gefahren ist.
Und (bevor jemand mit diesem Argument ankommt): natürlich ist niemand perfekt und jeder Mensch macht Fehler – obwohl es fast schon verharmlosend ist, bei Fahren unter Alkoholeinfluss nur von einem „Fehler“ zu sprechen. Und wenn Frau Käßmann nun die Konsequenzen aus ihrem „Fehler“ zieht dann ist das in Ordnung. Aber deswegen muss man sie doch bitte nicht toll finden!
Würde man auch „Respekt“ vor Bischöfin Käßmann haben, wenn sie bei ihrer Fahrt unter Alkoholeinfluß einen Menschen verletzt oder getötet hätte? Würde man sie für ihren Rücktritt loben und ihre Entscheidung als „verantwortungsbewusst“ und sie selbst als „Vorbild“ hinstellen? Nein? Warum nicht? Denn dass es keinen Unfall mit Todesfolge gegeben hat, ist reines Glück…
Was verstehe ich hier bei den Äußerungen der Medien und Menschen nicht? Warum wird Frau Käßmann von allen toll gefunden? Nur der latente Respekt vor dem religiösen Hochamt kanns ja wohl nicht sein? Stehe ich mit meiner Meinung wirklich so alleine da? Wie auch immer – ich habe jedenfalls keinen Respekt vor Menschen, die besoffen Auto fahren!
@Florian Freistetter
Wer mit 1.5 Promille noch ein Auto halbwegs ordentlich durch die Staßen bewegen kann, muß da voll im Training stehen. So gesehen ist zu vermuten, dass das nicht ihre erste Alkoholfahrt war. Das absolut indiskutabel. Ihr Rücktrit verdient nicht unsere Achtung, sondern ihr Fehlverhalten unsere Verachtung. Auch wenn das hart klingen mag, wer nach soviel Alkoholgenuß sich ans Steuer setzt, ist nach meiner Meinung
ein potentieller Mörder, zumindesten nimmt er den Totschlag billigend in Kauf.
Das ist in einem so hohen Kirchenamt ja wohl das letzte, was einem passiern dürfte.
*unterschreib*
Ich glaube, gelegentliche Alkoholexzesse werden – sofern sie keine Züge von Alkoholismus tragen – im öffentlichen Diskurs tendenziell wohlwollend betrachtet, weil damit oft merkwürdige Assoziationen von bewahrtem Rebellentum und „Rock’n’roll“ einhergehen. Dass die meisten Erwachsenen in ihrem Leben irgendwann schonmal irgendwas dämliches unter Alkoholeinfluss getan haben dürften (wenn auch in den meisten Fällen hoffentlich nichts SO dämliches), steigert die Bereitschaft noch, auch Amt- und Würdenträgern sowas eher zu verzeihen – zumindest einmal, und unter der Voraussetzung, dass die Sache glimpflich abging.
@Florian Freistetter
Ja, so ist das. In Kärnten will man einen, der sich im Suff mit dem Auto in ins Jenseits befördert hat, sogar „Heilig sprechen“. https://heiligerhaider.wordpress.com/
große Lobeshymnen würde ich auch nicht gerade anstimmen, aber die Geschichte etwas weiter aufmachen würde ich gern: Es geht darum, welche Fehler welche Wiedergutmachung erfordern und ob manche Fehler nicht wiedergutzumachen sind. Menschlich gesagt: Was können wir verzeihen und was ist dafür notwendig. Im Grunde verzeihen wir sogar Mord, dafür notwendig ist: ein paar Jahrzehnte im Knast und die Hoffnung auf Resozialisierung.
Auch ich halte betrunken zu Fahren für einen sehr schweren Fehler, aber auch dieser Fehler ist zu verzeihen. Was auch immer es dafür braucht: ein Rücktritt ist ein guter Anfang. Wäre es zu schlimmeren Folgen gekommen, wäre es Wiedergutmachung schwieriger.
Lebenslängliche Verachtung und Strafe ist jedenfalls übertrieben.
@JanM: „Dass die meisten Erwachsenen in ihrem Leben irgendwann schonmal irgendwas dämliches unter Alkoholeinfluss getan haben dürften“
Ich hab mich auch schon auf Parties peinlich aufgeführt, weil ich betrunken war. Aber das ist doch was vollkommen anderes, als betrunken Auto zu fahren! Das würde ich nicht unbedingt als „irgendwas dämliches“ bezeichnen…
@Florian Freistetter: Vollste Zustimmung zum Artikel. Kein Respekt für solch verantwortungslose Handlungen wie Alkohol-Fahrten.
@miesepeter3: Ich befürchte auch ein größeres Alkoholproblem bei der Frau. Immerhin ist durch den Rücktritt jetzt mit dem Druck auf die Person, der ja vorher auch schon existiert hat, ein möglicher Grund für ein Alkoholproblem weggefallen.
In einer Zeit, wo allerhand Politiker / Würdenträger in dubioseste Geschäfte und Skandale verwickelt sind, und anstelle von Rücktritten und persönlichen Konsequenzen bloßes Ignorieren und Aussitzen als Konsequenz genügt (schau einfach nach Österreich), zeigt Käßmann immerhin, dass sie Eier in der Hose hat.
@Jörg W.: „Auch ich halte betrunken zu Fahren für einen sehr schweren Fehler, aber auch dieser Fehler ist zu verzeihen. Lebenslängliche Verachtung und Strafe ist jedenfalls übertrieben.“
Das hab ich ja auch nicht gefordert; das wäre absurd. Und natürlich kann/soll man Fehler verzeihen. Aber ich sehe absolut keinen Grund, warum man Frau Käßmann nun als neue Lichtgestalt darstellen muss, nur weil sie besoffen Auto gefahren ist und danach das offensichtliche getan hat.
@Florian: Ich will das nicht entschuldigen oder verharmlosen! Ich glaube halt, dass solche Mechanismen in der öffentlichen Wahrnehmung der Grund dafür sind, dass sie jetzt nicht auf offener Flamme geröstet wird: Es gibt eine gewisse Bereitschaft, gefährdendes (oder halt einfach nur dummes) Verhalten anderer eher zu verzeihen, wenn der-/diejenige dabei unter Alkoholeinfluss stand. Logisch oder berechtigt finde ich das auch nicht.
Also erstmal sind Alkofahrten ein Verbrechen und werden daher ja auch bestraft. Dass es ein Fehler war, der vermutlich schonmal vorher vorgekommen ist, ist denke ich wahrscheinlich! Der Rücktritt ist nach so etwas die einzige Konsequenz! Dennoch: Nicht viele Menschen sind bereit persönlich unangenehme Konsequenzen ohne externen Druck zu akzeptieren.
Ich denke für Charakterstärke verdient sie Respekt, für die Fahrt nicht im geringsten.
Die allg Respektbekundungen auf die Fahrt als solche zu Mappen ist ja mal total unwissenschaftlich! Also sorry aber wenn ihr zu nem Paper schreibt: Die Messung ist zwar falsch aber für die theoretische Herleitung zolle ich Respekt, würdet ihr mich auch zerpflücken, wenn ich daraus mache: Doofe ScienceBlogs Community respektiert falsche Messung!
Sehe ich genau wie Du, Florian.
Man weiß ja auch nicht genau, wie es zu der ganzen Situation gekommen ist. Deswegen will ich mir gar kein zu großes Vorurteil machen. Ich habe auch viele Dinge gemacht auf die ich nicht stolz bin.
Was ich bei Frau Käßmann gut finde (und ich denke deswegen sind die Medien so gnädig zu ihr) ist, dass ihre Reue über die Sache sehr ehrlich zu sein scheint.
Es gab schon so viele Politiker, die sich ähnliche Faux-pas geleistet haben und sich dann noch wunderten, dass sie kritisiert wurden. Sie mussten zum Teil gezwungen werden aufzuhören.
Frau Käßmann dagegen scheint mit ihrer Schuld nicht im Reinen zu sein und zieht daher die Konsequenzen.
Ich sage jetzt auch nicht, dass wir sie dafür respektieren müssen (wie immer übertreiben die Medien es), aber es ist ein guter Zug von ihr.
Ich freue mich schon auf dem Tag, an dem erstmals Politiker zurücktreten müssen, weil sie in ihrem Amtseid deutlich gemacht haben, daß sie wohl an Gespenster glauben.
@Christoph: „Die allg Respektbekundungen auf die Fahrt als solche zu Mappen ist ja mal total unwissenschaftlich!“
Du wirst es nicht glauben, aber ich bin nicht nur Wissenschaftler sondern auch ein Mensch mit Meinung. Und außerdem „mappe“ ich nicht die Respektsbekundungen auf die Alkofahrt. Aber sie beziehen sich alle auf die Person Margot Käßmann. Und die hat eben nicht nur ihren Rücktritt bekanntgegeben – sondern auch mit ihrer Alkofahrt den Tod von Menschen in Kauf genommen. Das sie deswegen zurücktritt ist die logische Konsequenz eines verantwortungslosen Handelns. Das verdient weder Respekt noch Bewunderung (auch dann nicht wenn, wenn andere das nicht tun).
@Florian: Den Respekt, der Frau Käßmann nun von vielen Seiten bekundet wird, erhält sie sicher nicht für ihre Alkoholfahrt, die unheimlich unverantwortlich und vor allem irrsinnig dämlich gewesen ist und die viele – mich eingeschlossen – schwer erschüttert hat. Den Respekt zollt man ihr vornehmlich für ihre Leistung im Amt und vermutlich auch – auch wenn kaum jemand es ausspricht – für die schlichte Tatsache, dass es für sie ein Leichtes gewesen wäre, sich dieser Konsequenz zu entziehen. Viele Stimmen inner- und außerhalb der Kirche haben sie schließlich ausdrücklich zum Verbleib im Amt aufgefordert. In dieser Situation hätten sich viele dieser letzten Konsequenz entzogen – man denke nur an Otto Wiesheu, der mit 1,75 Promille einen Verkehrsunfall mit Todesfolge verursachte und trotzdem sein Amt als bayerischer Landesverkehrsminister (ausgerechnet) antrat.
Was im übrigen Deine Frage beantwortet, ob man ihr auch im Falle eines Unfalls noch Respekt zollen würde – Wiesheu hat als Anerkennung für seine politische Arbeit u.a. das Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesregierung erhalten und sitzt heute im Hochschulrat der TU München…
@Christian: „und vermutlich auch – auch wenn kaum jemand es ausspricht – für die schlichte Tatsache, dass es für sie ein Leichtes gewesen wäre, sich dieser Konsequenz zu entziehen.“
Aber sowas verdient doch nicht wirklich Respekt, oder?
Das wäre so ähnlich, als würde ich vom Einkaufen kommen und man sagt mir: „Respekt! Du hast nichts geklaut und alles bezahlt! Toll gemacht!“. Wie ich schon sagte: der Rücktritt ist eine logische Konsequenz ihre unverantwortlichen Alkofahrt. Ich seh da nichts, was man respektieren müsste.
„man denke nur an Otto Wiesheu, der mit 1,75 Promille einen Verkehrsunfall mit Todesfolge verursachte und trotzdem sein Amt als bayerischer Landesverkehrsminister (ausgerechnet) antrat.“
Ja – aber nur weil andere skrupeloser waren macht das Käßmann immer noch nicht bewundernswert. Ehrlich – ich sehe nichts an der ganzen Geschichte von Alkofahrt und Rücktritt, für das man sie bewundern oder respektieren müsste.
„Wiesheu hat als Anerkennung für seine politische Arbeit u.a. das Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesregierung erhalten und sitzt heute im Hochschulrat der TU München…“
Das machts aber irgendwie auch nicht besser… Sondern zeigt leider nur, dass die Gesellschaft Fahren unter Alkoholeinfluss immer noch verharmlost. Leider…
ich habe vor käßmann respekt, weil sie die konsequenzen zieht.
von ihren katholischen kollegen kann man das nicht behaupten.
käßmann ist nicht mit dem besoffen fahren, sondern mit dem dafür geradestehen in der tat kein regelfall. gerade zur zeit erlebe ich auf einer kleinen internet-plattform, wie sich deren betreiber unter umgehung der wahrheit spendengelder erschleicht. so eine haltung ist wohl eher das heutzutage normale. vielleicht auch, weil von der kath. kirche vorgelebt.
Naja … die Verharmlosung geht doch wesentlich weiter: die generelle Akzeptanz von Alkoholrausch und alkoholinduziertem Selbstmord auf Raten beispielsweise.
Man stelle sich vor, die Dame hätte sich im Vollrausch auf den Marktplatz gestellt und mit einer geladenen Maschinenpistole herumhantiert. Ein Auto hat ebensoviel Tötungspotential. Gibt es also einen sachlichen Unterschied zwischen beiden Trunkenheitstätigkeiten?
Mag sein, dass ein guter Christ das verzeihen kann, entschuldigen kann ich das nicht, was da vorgefallen ist.
@Christian:
Über ihre Arbeit wird ja auch hier nicht geurteilt. Bill Clinton hat auch „Ehebruch“ begangen in seiner Amtszeit, was aber nichts daran ändert, dass er ein guter Präsident war – für us-amerikanische Verhältnisse. Aber im Allgemeinen ist Ehebruch noch immer ein Minivergehen verglichen mit Alkohol am Steuer.
Ich bin zwar kein Deutscher – EinsteinNewtonHawkings sei Dank – aber wie ich gehört habe, dass sie zurücktritt habe ich mir gedacht, dass es sich so gehört. Hätte sie Ehebruch begangen (keine Ahnung, ob sie verheiratet ist, oder ob das bei Evangelisten überhaupt erlaubt ist), wäre sie vermutlich rausgeworfen worden. Immerhin gibt es ein Gebot „Du sollst nicht ehebrechen“, aber keins „Don’t drink and drive“. Hier hätte ich es nicht verstanden, denn solange dieser Ehebruch ihre Arbeit nicht beeinflussen würde, gäbs ja kein Problem. Alkohol kann es jederzeit. Und wenn man sich mit 1,5 hinters Steuer setzt, ist der Schluss nahe, dass es auch öfters zu 1+ kommt, auch wenn nicht am Steuer (aber vielleicht in der Arbeit). Von daher: Respekt für ihre gute Arbeit (was auch immer tolles man als Bischof machen kann, ich weiß es nicht), aber die muss jetzt nicht im Zuge des unverzeihlichen Fehlverhaltens breitgeredet werden und quasi als Entschuldigung herhalten.
In ihrem Nachruf sollte man es verwenden allenfalls.
Ach ja. Ein besoffener Clinton in der Arbeit und aktiv im Straßenverkehr hätte meiner Meinung nach auch abtreten müssen 😉
Respekt verdient jedenfalls das Kunststück, rechtzeitig (und anders als andere) zu sehen, dass sie die respektheischende Rolle, in die sie gewählt wurde, ehrlicherweise nicht weiter ausfüllen kann und aus dem Abgang ein potentiell kulturförderndes Ereignis zu machen.
Ich würde gern (und prinzipiell ja vollkommen zu zu recht) harte Worte über das Fahren unter Alkoholeinfluß fallen lassen, aber aus persönlichen Gründen steht mir das nicht zu.
@Ulrich:
Juhu, Krümelkacken!!!
„Evangelisten“ sind die vier Schreiberlinge namens Markus, Johannes, Lukas und … äh… Lothar? *g*
Was du meinst, sind „Protestanten“. Aber laß mal, es passiert Eingeborenen hierzulande auch ständig, daß man sich damit verhaspelt.
Ich hab ja keine Ahnung was so eine Ober-Spezial-Bischöfin verdient, aber für ein Taxi nach der Zeche sollte es wohl reichen…
@Florian Freistätter
„Im Jahr 2008 sind in Deutschland sind 18215 Unfälle unter Alkoholeinfluß aufgetreten“
Zwei „sind“ sind ein „sind“ zuviel.
@Ulrich:
Sowas mag es in der katholischen Kirche geben, bei den „Evangelisten“ bzw. in der evangelischen Kirche aber nicht. Natürlich ist es evangelischen Geistlichen gestattet zu heiraten, und auch dann, wenn eine solche Ehe in die Brüche geht, wird niemand „rausgeworfen“. So wurde ja beispielsweise Frau Käßmann trotz ihrer Scheidung zur EKD-Ratsvorsitzenden gewählt.
Ich finde ja, dass man über solche Dinge nicht spekulieren muss/sollte (zumal nach ihrem Rücktritt), aber es läge durchaus auch die Vermutung nahe, dass sie aufgrund ihrer nicht allzulang zurückliegenden Chemotherapie und ihres demzufolge geringen Gewichts keineswegs ein generelles Alkoholproblem haben muss, um auf 1,5 Promille zu kommen. Die Vermutung, sie wäre auch im Dienst betrunken gewesen, ist reine Spekulation. Letztendlich spielt es im übrigen weder für die Beurteilung ihrer Person noch für die Ausübung ihres Amtes eine Rolle, ob sie auf einer privaten Feier Alkohol konsumiert. Der Fehler sind ja nicht die 1,5 Promille sondern die Tatsache, dass sie nicht genug gesunden Menschenverstand bewiesen hat, um sich in diesem Zustand nicht mehr hinters Steuer zu setzen.
Tja, vielleicht hätten Sie es lieber gehabt, wenn Frau Käßmann, wie sonst in der deutschen Öffentlichkeit üblich, tage- und wochenlang dementiert, relativiert und gelogen hätte.
Aber da es sich ja um eine Kirchenvertreterin handelt, kommt bei manchem Atheisten derzeit ja offenbar der Schaum hoch, und dann heißt es nur noch: blind drauf los hauen, egal, was oder wen man trifft.
„Margot Käßmann kann froh sein, dass sie nur von ihren kirchlichen Ämter zurücktreten musste“. So weit ich weiß, wird gegen Frau Käßmann ermittelt oder soll ermittelt werden. Es drohen Geld- oder Haftstrafe. Sie muss also nicht „nur ihre kirchlichen Ämter abgeben“.
„Das ist eine ganz simple und leicht zu befolgende Regel. Wenn man was trinken möchte, dann fährt man danach nicht mehr mit dem Auto.“
Es ist gut und sinnvoll, dass Sie das hier in aller Deutlichkeit in Ihrem Weblog sagen.
Frau Käßmann hat sich falsch verhalten – gelinde gesagt. Für jemanden in ihrer Position (von wegen Vorbildfunktion etc.) hat sie die einzig richtige Entscheidung getroffen: sie ist von ihren Ämtern zurückgetreten. So weit so gut. Was mir persönlich sauer aufstößt ist, dass dieses einzig richtige Verhalten so sporadisch ausgeübt wird, dass es einen effektheischenden Seltenheitswert besitzt. Die Halbwertszeit medialer Schlagzeiten ist mittlerweile so kurz, dass vermutlich in einem halben Jahr kein Hahn mehr nach der Alkoholfahrt Frau Käßmanns krähen würde. Viele der Personen in Politik und Wirtschaft halten in ähnlichen Fällen einige Monate lang den Ball etwas flacher und sobald der Rummel sich gelegt hat, machen sie weiter wie bisher.
Für mich ist sie sowieso unglaubwürdig. Es ist Fastenzeit und die Dame fährt besoffen mit ihrem Lover spazieren fahren. Das ist ja mehr als lächerlich. „Wasser predigen, Wein trinken.“
@Florian
Ich lese deinen Blog ja sehr gerne, aber beim Thema „Alkohol am Steuer“ lässt du dich wohl sehr vom persönlichen Wertebild leiten anstatt es objektiv zu betrachten.
Sicher, mit 1,5 Promille Auto zu fahren ist schwer fahrlässig. Vor allem weil 1,5 Promille wirklich sehr sehr hoch ist. Manch anderer kann bei so einem Wert nicht mal mehr richtig gehen. Als Mensch, der in der Öffentlichkeit steht und Vorbild sein will, sollte man nach so einer Aktion seinen Hut nehmen. Das hat sie ja nun getan. Ihre Pflicht wäre es m.E.n. aber nicht gewesen, es sei denn, sie hat im volltrunkenen Zustand in der Dienstzeit den Kirchenbus gesteuert. Muss jeder Mensch, der bei einer Alkokontrolle seinen Führerschein verliert, auch gleich seinen Beruf aufgeben? Gelten für Geistliche schärfere Regeln? Wenn ja, warum?
Und zur selektiven Kriminalisierung der Alkolenker: Ja, Alkohol am Steuer ist nicht ok. Aber man sollte sachlich und nicht dogmatisch darüber diskutieren. Der Statistik zu Folge ist also rund jeder 10te Verkehrstote bzw. Verletzte einem Verkehrsunfall mit Alkoholfolge zuzuschreiben.
Was sagt diese Statistik nun aus? Wie wurde sie erstellt? Nach welchen Kriterien wird zugeordnet?
Interessant wäre die Frage: „Wieviele dieser Toten/Verletzten wären ohne Alkohol nicht passiert?“ Wirklich 100%?
Das wage ich zu bezweifeln. Sobald bei einem Unfall bei einem der Beteiligten Aklohol im Spiel ist, wird als Unfallursache automatisch Alkohol zugeordnet, auch wenn es in Wirklichkeit Glatteis oder sonst was war.
Aus welchen Gründen passieren im Übrigen die anderen 9 der 10 Verkehrstoten, bei denen kein Alkohol nachgewiesen wurde?
Überhöhte Geschwindigkeit? Zu geringer Sicherheitsabstand? Sekundenschlaf wegen Übermüdung? Fahrfehler? Unkonzentriertheit? Technische Mängel am Fahrzeug?
Wäre interessant, denn diese Dinge sind immerhin für 9 Mal ,mehr Tote und Verletzte verantwortlich. Vielleicht könnte man an anderer Stelle mit weniger Aufwand mehr Sicherheit erzielen?
Was leiten wir daraus ab? Muss ein Bischof auch zurücktreten wenn man ihm nachweist, dass er mal die Vorrangregel verletzt hat? Oder weil seine Winterreifen nicht mehr genug Profil haben? Auch dadurch hätte jemand sterben können. Wer kann eine klare Grenze setzen, wo die Fahrlässigkeit beginnt?
Ich finde in Ordnung, dass Käßmann zurückgetreten ist und würde ihr dafür nicht unbedingt meinen Respekt bekunden. Aber sie derart zu verteufeln, ist mir auch etwas zu extrem.
@JuBa: ein halbes Jahr? Ich würde eher sagen, nicht mal länger als zwei Wochen. Die eingeleiteten Ermittlungen sowie deren Ergebnisse werden es allenfalls noch auf die letzte Seite schaffen…
@Ulli
Die Evangelische Kirche sieht es nicht so eng, mit dem Fasten. Martin Luther selbst sprach sich sogar dagegen aus. Und außerdem ist nicht der Zeitpunkt des Trinkens, oder dass Frau Käßmann überhaupt Alkohol getrunken hat, hier von Belang (wir leben in einem freien Land und Alkoholkonsum ist legal), sondern die Tatsache dass sie stark alkoholisiert Auto gefahren ist.
Vor zwei Jahren hat eine gute Freundin von mir durch ein stumpfes Bauchtrauma ihr ungeborenes Kind verloren. Nach einem Abort durfte das arme Würmchen noch mehrere Tage auf der Intensivstation um sein Leben kämpfen. Ursache war ein Autounfall, der dadurch ausgelöst wurde, daß ein ***** meinte, sich nach ein paar Schluck Alkohol zu viel ins Auto setzen zu müssen.
Das Frau Käßmann nach einer Alkoholfahrt die einzig logische Konsequenz ergreift ist mMn. nicht besonders achtenswert. Hätte sie die Konsequenz nicht ergriffen, wäre es vielmehr verachtenswert gewesen.
Und wie miesepeter3 ja richtig geschrieben hat, sind 1.54‰ kein Pappenstill und lassen eindeutig eine Alkoholgewöhnung vermuten bis hin zum Alkoholismus. Sollte so einer vorliegen, so wäre der Rücktritt schon aus Selbstschutz der richtige Schritt gewesen.
Hier mal ne kleine Liste, wie sich 1-2‰ im Körper auswirken:
Quelle: https://www.lukasedt-city.com/www.voirausch.info/faq/auswirkungen.htm
Und wer bei solchen Auswirkungen nur durch das überfahren einer roten Ampel auffällt, während der sonstige Fahrstil eher unauffällig gewesen zu sein scheint..
– Verwirrtheit, Sprechstörungen
– Orientierungsstörungen
Alkofahrten sind immer noch ein ziemliches Kavaliersdelikt.
Ich kann hier Kistenweise Beispiele nennen:
Einer meiner früheren Chefs hat auch mal ne „Abkürzung“ quer durch den Wald genommen weil er die Straße nicht mehr getroffen hat. Er hat sich am nächsten Tag über das Gebüsch am Auto gewundert und das ganze dann langsam rekonstruiert. Hat er als lustigen Schwank bei irgendeinem Umtrunk erzählt von dem er dann mit dem Auto heimfuhr.
In meinem Geburtsort sind Amtmann und Vizebürgermeister schwere Alkoholiker die durchaus mit dem Auto unterwegs sind.
Bei einem Feuerwehrfest kam mal der örtliche Gendarmeriekommandant zu mir und wollte einen heben. Meinen Einwand: „Bin mit dem Auto da“ hat er lapidar mit „Keine Angst, heute steht nirgends eine Streife“ beantwortet.
Ich behaupte jetzt mal, obige Anekdoten sind nicht ungewöhlich. Ich könnte noch ein paar aufzählen. Wenn man von einer solchen Gesellschaftshaltung ausgeht, erscheinen die Aussagen nicht mehr so merkwürdig. Jeder tut es, manche werden erwischt und wenn sie dann tatsächlich Konsequenzen draus ziehen und sich nicht rauswinden, zollt man ihnen Hochachtung.
Irgendwie fühle ich mich nach dem Gedankengang jetzt schmutzig. Ich hoffe mal, ich betrachte das ganze zu zynisch aber ich befürchte, diese Geisteshaltung wird man nur schwerlich aus der Gesellschaft herausbekommen.
@ Helmut
Die Grenzen sind zumindest für Alkohol festgelegt. 1,5 Promille sind kein Kavaliersdelikt, weil man ab 1,1 Promille bereits als absolut Fahruntüchtig gilt. Die Unfallwahrscheinlichkeit bei diesen Promillezahlen ist dann bereits um das 16-fache gestiegen. Wer dann noch ein 2 – 2,5 Tonnen schweres Geschoss bewegt, gefährdet andere Menschen weit über das erträgliche Maß. Kann ja jeder mal zum Spass ausrechnen, was so ein Phaeton schon bei 50 km/h mit einem Fußgänger, einem Fahrradfahrer oder auch einen Kleinwagen so anstellt. Ich kann also bei Florian hier ohne jeglichen Vorbehalt unterschreiben.
@Adromir:
Generell kann ich Deinem letzten Kommentar zustimmen. Ich möchte aber anmerken, dass abgesehen von der moralischen Verurteilung, die ja wohl bei einer Kirchenfrau auch stattfinden muss/kann/sollte (?), Frau Käßmann keine Personen verletzt oder getötet hat. Und sie muss nach unserer Rechtsprechung nicht für etwas geradestehen, was eventuell passieren hätte können.
War es denn ihr verdienst, daß kein Mensch zu schaden kam? Nein, es war Glück. Glück, daß sie aus dem Verkehr gezogen wurde, bevor etwas passierte. Das ist keine persönliche Leistung der Frau.
Aber mir ging es vielmehr darum aufzuzeigen, daß dies eben kein Kavaliersdelikt ist, sondern eine waschechte Straftat (§316 StGB) die leider viel zu oft eben nicht so glimpflich abläuft.
@Adromir:
Ich finde auch nicht unbedingt, dass es eine besondere Leistung ist, für seine Fehler gerade zu stehen und stimme Dir da natürlich zu. Ich fand auch das Beispiel von Florian mit dem Bezahlen im Laden gut. Trotzdem finde ich den Rücktritt in unserer politischen und gesellschaftlichen Kultur mutig, konsequent und gut; da sich bisher die Personen, die in der Öffentlichkeit stehen, meist mit einem eisernen Festklammern an ihrem Sessel hervorgetan haben. Ich halte es ein gutes Zeichen und hoffe, dass sich dadurch die Praxis in dieser Hinsicht weiter ändert.
Allerdings haben die Fakten (die Dinge, die tatsächlich passiert sind) weder mit dem Verdienst von Frau Kläßmann noch mit dem Verdienst derer, die nicht überfahren wurden zu tun. Unser Recht funktioniert eben nicht nach Minority Report und ich bin sogar der Meinung, dass wir auch nicht in diesem Sinne moralisch urteilen sollten, d.h. ich würde mich auch hüten, jemanden moralisch etc. für etwas zu verurteilen, was passieren hätte können, aber nicht passiert ist. Das ändert jedoch nichts an dem Tatbestand, dass sie alkoholisiert gefahren ist und dass dies nicht erlaubt ist und sie es hätte besser wissen müssen.
@Andrea N.D.
niemand muß für etwas geradestehen, was eventuell passieren könnte. Wenn jemand genug getrunken hat, wiegt er 5 Zentner und ist 3 m groß, d.h. alkoholbedingte Selbstüberschätzung. Das weiß inzwischen ein Jeder und ein Autofahrer s o l l t e
das wissen. Mit diesem Wissen überhaupt auf die Idee zu kommen, mehr als ein Glas Alkohol zu trinken, wenn man mit dem Auto da ist, halte ich schon für verwerflich. Vor Gericht heißt sowas „eventuelle Folgen billigend in Kauf nehmen“. Dafür wird man nicht bestraft, aber es verschärft die Strafe für das, was real passiert ist, wenn was passiert ist. Und das ist gut so. Als Bischöfin ist sie eben nicht nur leitende Angestellte eines Großkonzerns, sondern hat freiwillig eine mit dieser Position untrennbare Vorbildfunktion übernommen. Wenn sie diese Funktion auf so eindrucksvolle Art und Weise verletzt, ist ein Rücktrit von dieser Funktion die einzige moralische Konsequenz.
Das ist was anderes, als bei einem Dorfvorsteher des Dorfes Kleinixbach.
Bei den Scienceblogs generell geht mir vor allem auf den Keks, dass es nicht wenige Autoren zu geben scheint, die ihre Religionsverarbeitungsphase noch nicht hinter sich zu haben scheinen.
Religion ist aber auch dumm und vor allem, ja ja, UNWISSENSCHAFTLICH.
So auch hier: Mich beschleicht der Verdacht, nicht die Fahrt unter Alkoholeinfluss, nicht der Rücktritt und auch nicht die Respektbekundungen in der Presse sind der eigentliche Stein des Anstoßes, sondern das Amt der Frau Käßmann in Verbindung mit dem Wörtchen „Respekt“.
Insgesamt bin ich schwer beeindruckt über die Regelkonformität des Autors und der meisten Kommentatoren: Da machen sich offenbar einige die Hose mit der Kneifzange zu, weil es entsprechende DIN-Normen so verlangen…
Und nein: Weder will ich Fahrten unter Alkoholeinfluss verharmlosen noch als „Kavaliersdelikt“ hinstellen.
Die „Argumente“ die hier vorgebracht werden, sind teilweise so militant, dogmatisch und auf anekdotischer Evidenz basierend, dass mich das Ganze eher an ein Esoterikforum erinnert. Als Skeptiker finde ich traurig, wie schnell grundsätzlich skeptisch eingestellte Menschen ihre Objektivität verlieren, sobald es um ein emotional besetztes Thema geht.
@Helmut E: Dann zeigen sie doch mal auf, was ein rationaler Umgang mit dem Thema wäre? Plattitüden wälzen ist es nämlich auch nicht!
in zeiten von dienstwagenaffären, steuerhinterziehung, aufdeckung missbrauch im großen stil ist das einstehen für einen fehler leider schon eine respektable leistung.
der respekt für frau käßmann hat eine 2. seite. die verachtung für alle, die nicht so viel arsch in der hose haben und aus ihrem amt gejagt werden müssen.
@Helmut E.
Es könnte daran liegen, dass es sich bei den Diskutanten um Menschen handelt. Und die schlagen nun mal emotional recht schnell über die Stränge.
Ich empfinde es aber auch so, dass der Tonfall ein bisschen zu aufgebracht daherkommt. Ich fände es auch besser, wenn sich die Skeptiker ein wenig zügeln würden. Es ist besser für deren(unsere) Glaubwürdigkeit.
Viel interessanter fände ich es, darüber zu diskutieren, ob man sich als denkender und gleichzeitig gläubiger Mensch nicht automatisch in Widersprüche verstrickt, die man nie im Leben wird lösen können. Da ist der Griff zur Flasche doch nur allzu verständlich, oder?
@Adromir
Ich dachte, das hätte ich bereits ein paar Postings weiter oben getan. Scroll mal hoch.
Die Art und Weise, wie der Tatbestand „Alkohol am Steuer“ hier diskutiert wird, ist für mich sehr fragwürdig. Bald kommt noch jemand und fordert den Scheiterhaufen für Frau Käßmann.
@miesepeter3:
„Dafür wird man nicht bestraft, aber es verschärft die Strafe für das, was real passiert ist, wenn was passiert ist. Und das ist gut so.“
Eben. Wenn es aber nicht real passiert, wird auch die Strafe nicht verschärft.
Der zweite Teil Deines Kommentars wirft die auch schon angesprochene Frage auf, ob „kirchliche“ Persönlichkeiten in Vorbildfunktion noch gesondert schärfer beurteilt oder härter bestraft werden sollten. Dazu habe ich momentan keine Meinung. Ich finde jedoch an der Diskussion interessant, dass es hier Vielen wert ist, das „Nicht-Verdienst“ der Bischöfin anzuprangern, aber nur wenige gegen die Missbrauchsfälle bei den Katholen aufschrieen. Im Gegensatz zu Frau Käßmanns Fahrt sind hier sehr viele Personen für ihr ganzes Leben gezeichnet, von den Suizidfällen ganz zu schweigen. Ich finde, dass die Diskussion mittlerweile in keinem Verhältnis mehr zu den Fakten steht.
@radiccio:
„der respekt für frau käßmann hat eine 2. seite. die verachtung für alle, die nicht so viel arsch in der hose haben und aus ihrem amt gejagt werden müssen.“
Ja klar, aber das ist nicht ihr „Verdienst“, dass sie sich als einzige ehrlich den Konsequenzen stellt. Es sollte die Pflicht von jedem/r sein.
@cydonia
Der „Griff zur Flasche “ ist reine Spekulation oder hast Du Belege für die Behauptung? Die Widersprüche habe ich schon einige Male versucht bei Christian Reinboth abzufragen, da die Kombination gläubiger Wissenschaftler in meinen Augen erklärungsbedürftig erscheint. Leider gibts da nur immer Schweigen.
Es wird sie wahrscheinlich nicht wundern, aber genau das kann ich auch über ihre Ausführungen zu dem Thema sagen. Denn
Gilt natürlich nicht für sie. Nur die Personen, die die zu ihnen konträre Haltung einnehmen lassen sich von ihrem persönlichen Weltbild leiten. Sie sehen alles natürlich komplett rational? Solche Aussagen werden schnell zum Bumerang..
Das ist doch echt Blödsinn. Was soll diese Unterstellung? Keiner Verurteilt Frau Käßmann über ein besonderes Maß hinaus. Es sind aber nun einige Leute der Meinung (inklusive mir), daß der Rücktritt von Frau Käßmann keine besondere Leistung gewesen ist, sondern die einzig mögliche Konsequenz, die sie aus ihrem Handeln ziehen konnte.
@Helmut
Gut, beschränken wir uns auf Fakten:
1) Jemand ist illegal mit 1,5 Promille unterwegs
2) Damit macht sie sich zu einem potentiellen Mörder (18000 pro Jahr)
3) In ihrem Amt ist Unmäßigkeit als Sünde definiert
4) Ein oberstes Gebot ihres Amtes ist nicht zu töten
Auf Grund von Punkt 3 und 4 hat sie ihr Amt zurückgelegt. Das ist eine logische Konsequenz. Das sollte man erwarten. Wäre sie ein Wirt würde keiner einen Rücktritt fordern.
Auf Grund von Punkt 1 und 2 wird sie strafrechtlich verfolgt wie jedermann.
Ich sehe auch keinen Grund, warum ich hier besonderen Respekt entgegenbringen sollte. Ich würde dieselbe Meinung bei jedem Politiker haben dessen Ressort massiv gegen Alkohol am Steuer spricht. Die Religion ist hier nur sekundär.
Was ist daran jetzt nicht objektiv ?
@Andrea:
Naja, „nur Schweigen“ gibt es da auch nicht. Wenn ich mal richtig Zeit und Muße habe, schreibe ich Dir dazu mal eine längere E-Mail, zumindest habe ich mir das schon seit einer Weile vorgekommen. Kurz gesagt: Der Widerspruch, den Du in der Kombination siehst, macht mir deshalb eher wenig zu schaffen, weil ich den Glauben auch als „Glauben“ begreife und zwischen dem, was ich wissen kann, und dem, was ich eben nicht wissen kann, unterscheide. Ich vermute, Deinen Überlegungen liegt grundsätzlich ein negativ besetztes, fundamentalistisches Glaubensbild zugrunde – inklusive 6.000 Jahre alter Erde und Verteufelung der Evolutionslehre. Dies enspricht – zumindest meiner Erfahrung nach – in keinster Weise dem Glauben, wie er z.B. in der evangelischen Kirche gelebt wird, und der nicht jeden Satz der Bibel wörtlich begreift und somit mit wissenschaftlichen Erkenntnissen entspannt umgehen kann.
Wir sollten hier aber vielleicht kein „Nebenschlachtfeld“ aufmachen – eventuell lässt sich das ja in einem neuen Thread mal ausführlich diskutieren. Mit dem Rücktritt von Frau Käßmann hat diese Frage ja eigentlich nichts zu tun, ich wollte den Vorwurf nur nicht ganz unkommentiert stehenlassen… 🙂
@Andrea N.D.
„kirchliche“ Persönlichkeiten in Vorbildfunktion noch gesondert schärfer beurteilt oder härter bestraft werden sollten. “
schärfer beurteilt : ja, von den Menschen, nicht vom Gericht
jede Religionsgemeinschaft behauptet von sich, ein Vorbild für den Rest der Menschheit zu sein, dann sollen ihre Repräsentanten auch so handeln.
härter bestraft : nein, nicht vom Gericht, aber konsequentes Handeln ist keine
(Selbst-)Bestrafung.
Ich bilde mir ein, ein halbwegs toleranter Mensch zu sein und versuche auch, das in meinem Leben umzusetzen. Von mir aus könnte die Dame der Welt größte Dildosammlung haben oder ihre Katze nur mit Kaviar füttern. Das wäre mir egal, das ist ihre Privatsache. Aber wenn sie durch ihr Handeln Menschenleben gefährdet, so halte ich das mit ihrem Amt für unvereinbar.
Die Mißbrauchsfälle bei den Katholen sind schlimm, stehen hier aber nicht zur Debatte. Ich kann mein Vergehen nicht mit den Vergehen anderer relativieren.
Der hat fünf umgebracht, ich nur drei ist keine anständige Ausrede.
Ich finde, das Thema wird viel zu sehr aufgebauscht, damit die Presse wieder ihr „Skandälchen“ hat. Mit sowas verkauft sich das eigene Blättchen eben besser. Was ist denn passiert? Die Vertreterin einer gesellschaftlich anerkannten Sekte ist besoffen Auto gefahren. Das das nicht akzeptabel ist, steht außer Frage. Nur ist das eben gleichermaßen unakzeptabel für alle, ob sie sich nun dem Wahn hingeben, ein gesellschaftliches Vorbild zu sein oder nicht.
Sie wurde erwischt und erhält (zumindest nehme ich das an) die hierfür vorgesehene Strafe. Damit müßte der Fall doch für alle, die in ihr nicht die Vertreterin der eigenen Gruppe oder sonst eine besondere Idealfigur sehen, der Fall erledigt sein. Der ganze Quatsch mit Vorbild usw. geht mir komplett am A**** vorbei. Ich habe in der Tante nie ein Vorbild gesehen, also kann sie ihre Vorbildfunktion nicht verlieren. Im Gegenteil hat sie recht deutlich gezeigt, dass sie auch nicht besser als andere Menschen ist und Fehler macht, die, und da wollen wir doch mal ehrlich sein, vermutlich fast jeder schon mal gemacht hat. Für mich persönlich war/ist das keine Überraschung. Nur frage ich mich, warum bei ihr andere Konsequenzen gefordert werden (sollten) als bei jeder x-beliebigen Person?
Wenn „Otto Normalverbraucher“ bei einer Alkoholfahrt erwischt wird, dann fordert ja auch keiner, dass er zusätzlich zur Strafe seinen Job verliert oder als Vorstand des örtlichen Karnevals- oder Trachtenvereins zurücktreten soll.
Und wenn sie meint, Sie wird Ihren eigenen Ansprüchen nicht mehr gerecht, dann tritt Sie eben zurück oder macht sonstwas, um das zu demonstrieren, was solls. Wenn ihre Anhänger das fordern, weil sie in ihr eine Überfigur gesehen haben und dieses Bild nur Risse bekommen hat, dann ernten sie höchstens etwas Mitleid für ihre Dummheit.
Sehr geehrter Herr Freistetter, sehr geehrte Blog-Teilnehmer,
traurig stimmt mich hier die sehr emotional kundgetanen Meinungen.
->Margot Käßmann kann froh … von ihren kirchlichen Ämter zurücktreten
Nun, dem ist nicht so, das gibt erstmal ein Strafverfahren, Führerscheinentzug und Geld kost’s extra, Strafrechtlich eine klare Geschichte. Das dies eine dämliche und auch unnötige, grob fahrlässige Aktion war, steht auf einem anderen Blatt.
Daß sie direkt von Ihrem Amt zurücktritt, ist zumindest konsequent, etwas, was man bei den meisten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens nicht vorfindet.
Der Respekt, den man Ihr entgegenbringt, dürfte sich darin begründen, daß Sie sich öffentlich durchaus mit dem ein oder anderen angelegt hat, dies dürfte auch der Grund für die Schlagzeilen sein….
Generell sollte man auch bedenken, daß die Bewertung des angetrunkenen führens eines Fahrzeuges sich auf eine moralische Schiene bezieht, und dies daher von jedem verschieden gewichtet wird. Wir alle sorgen mit unserem Lebensstil durchaus jeden Tag für das ableben diverser Menschen, darüber reflektieren wir aber nicht, eigenartig.
@Miesepeter 3:
„Die Mißbrauchsfälle bei den Katholen sind schlimm, stehen hier aber nicht zur Debatte. Ich kann mein Vergehen nicht mit den Vergehen anderer relativieren.
Der hat fünf umgebracht, ich nur drei ist keine anständige Ausrede.“
Genau diese Reaktion wollte ich nicht provozieren, ich bin ja nicht blöd. Interessanterweise haben in den letzten Tagen beispielsweise wenige SB-Kollegen (Florian?) empörende Artikel über den Missbrauch gebracht; dafür gibts „Kein Respekt für Alkolenker“. Darauf wollte ich hinweisen.
@Andrea N.D.
Ja, habe ich. Die 1,54 Promille. Du wirst ja wohl kaum behaupten wollen, es habe ihr jemand den Alkohol mit der Zahnpasta untergejubelt, oder?
Ich meinte nicht, dass sie Alkoholikerin ist. Eine solche Unterstellung geht mir auch zu weit.
Welche Schwierigkeiten manche PastorInnen oder Priester mit ihrer Rolle haben wird deutlich, wenn man sich die Untersuchung von Daniel C. Dennett ansieht, die gerade läuft. Es geht um Geistliche, die nicht mehr glauben, und trotzdem in ihrem Beruf bleiben. Die Interviews sind hochinteressant, ich habe gerade aber keine Links, und bitte meine werten Mitdiskutanten darum, welche zu suchen.
@Florian
„Was verstehe ich hier bei den Äußerungen der Medien und Menschen nicht? Warum wird Frau Käßmann von allen toll gefunden? Nur der latente Respekt vor dem religiösen Hochamt kanns ja wohl nicht sein?“
Leider größten Teils scheinbar doch… wie man so liest hatte die Dame wohl (für eine Frau) keine unwichtige Rolle in der evang. Kirche. Primär gehts hier also darum, dass eine Frau, ihr „schwer erkämpftes“ hohes Amt „nur“ aufgrund moralischer Werte aufgibt. Ob es sich dabei um eine moralische Notwendigkeit handelt interessiert leider (noch) die Wenigsten…
Die Frage die sich mir dabei jedoch stellt: Was wäre die Alternative zu den Respektbekundungen? Sollte man (als öffentliche Person) einfach gar keine Interviews zum Thema abgeben oder der Dame nochmal verbal eins drauf geben für die Dinge, die hätten passieren können? Bitte, wem wäre damit geholfen? Der Gerechtigkeit, der Moral? Ich denke nicht! Im Gegenteil, ich finde es gut, dass man ihre Entscheidung ihr Amt niederzulegen positiv auslegt, denn nur so, kann man meiner Meinung nach die öffentliche Akzeptanz gegenüber „Alkolenkern“ abmildern, ohne dabei eine Trotzreaktion bei anderen Tätern zu provozieren.
Dass diverse öffentliche Personen grad mal wieder mit Worten, wie Respekt und Hochachtung etc. um sich werfen, schiebe ich mal auf die gern praktizierte mediale Übertreibung.
@Christian Reinboth:
Vielen Dank, das klingt sehr interessant (klare Unterscheidung Glauben – Wissen; und nein, ich trenne in diesem Fall Glaube von Institution/Kirche/Religion, habe also keine Probleme mit fundamentalistischen Weltbildern; diese werden nur zu gerne in Diskussionen ausgepackt, weil sie so schön angreifbar sind); ich würde mich sehr über weitere Erläuterungen an anderer Stelle freuen.
@Cydonia:
Auch Dir danke für den Hinweis, klingt spannend.
@Florian: natürlich ist es keine Glanzleistung, besoffen zu fahren, und es sollte völlig normal sein, die Verantwortung zu übernehmen. Ist es aber offenbar nicht, wie die allfälligen Eiertänze der Politiker (als was anderes sehe ich auch die Käßmann nicht) zeigen, wenn’s um Zurücktreten geht. Egal, ob das notorische «Ehrenwort», die infam angemaßte Opferrolle oder einfach das Weitermachen-als-ob-nix-gewesen sei (z.B. in Bayern gern genommen) … so gesehen, verdient es durchaus Achtung, ohne lange Umschweife einfach mal aus gegebenem Grund zurückzutreten.
@Andrea N.D.
„Interessanterweise haben in den letzten Tagen beispielsweise wenige SB-Kollegen (Florian?) empörende Artikel über den Missbrauch gebracht; dafür gibts „Kein Respekt für Alkolenker“. Darauf wollte ich hinweisen.“
Entschuldigung, hatte ich so nicht verstanden. Damit haben Sie natürlich recht.
Aber auch das ist seine Entscheidung, er kann sich aufregen, worüber er will.
@ Andrea N.D.
„Ich finde jedoch an der Diskussion interessant, dass es hier Vielen wert ist, das „Nicht-Verdienst“ der Bischöfin anzuprangern, aber nur wenige gegen die Missbrauchsfälle bei den Katholen aufschrieen. Im Gegensatz zu Frau Käßmanns Fahrt sind hier sehr viele Personen für ihr ganzes Leben gezeichnet, von den Suizidfällen ganz zu schweigen. Ich finde, dass die Diskussion mittlerweile in keinem Verhältnis mehr zu den Fakten steht.“
Die Missbrauchsfälle bei der katholischen Kirche sind aber nunmal nicht Thema dieses einen speziellen Blogs, darüber kann man sich an vielen anderen Stellen im Netz und anderswo auslassen. Das hier anzubringen ist unsachlich und bringt eine Diskussion zum Thema Alkoholfahrten nicht voran.
Mir ist nicht aufgefallen, dass hier irgendjemand jetzt einen Scheiterhaufen für Frau Käßmann fordert. Das ist und war sicher auch niemals Florians Anliegen, als er seinen Artikel geschrieben hat. Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass er sich darüber aufregt, dass jemand mit Respektsbekundungen überschüttet wird, der einfach nur die Konsequenzen aus seinem verantwortungslosen Verhalten gezogen hat. Es ist wirklich traurig genug, dass dies heutzutage als eine besondere Leistung hingestellt wird.
Fakt ist doch, eine Person X – die ein Amt bekleidet, das schon von sich aus mit einer hohen Moral und somit entsprechender Öffentlichkeitswirksamkeit einhergeht – hat eine Straftat begangen. Gegen Person X wird ermittelt (werden…). Person X sieht die Verantwortungslosigkeit ihres Handelns ein und trifft insbesondere vor dem Hintergrund der besonderen moralischen Verpflichtung ihres Amtes die Entscheidung selbiges nicht mehr länger vobildhaft ausfüllen zu können. Das ist eine völlig logische Kausalkette.
Dass es viele Personen XYZ gibt, die ein öffentlichkeitswirksames Amt mit hoher Verantwortung bekleiden und die sich bei einer Straftat erwischen ließen und die eben erwähnte logische Kausalkette nicht bis zu Ende gehen, ist eigentlich völlig irrelevant.
Frau Käßmann hat als Person X das Einzig Richtige getan – das ist kein Grund Lobeshymnen auf sie anzustimmen, auch nicht, wenn sich andere in ähnlichen Situationen entsprechend falsch verhalten haben.
Aber zum allgemeinen Tenor hier: Ich würde auch nicht so weit gehen wollen, über ihren generellen Alkoholkonsum zu spekulieren oder auf der anderen Seite den Kommentatoren hier vorwerfen, sie wären mal wieder dogmatisch und das alles hängt nur damit zusammen, dass es einen religiösen Hintergrund gibt…
Und @cydonia:
„Viel interessanter fände ich es, darüber zu diskutieren, ob man sich als denkender und gleichzeitig gläubiger Mensch nicht automatisch in Widersprüche verstrickt, die man nie im Leben wird lösen können. Da ist der Griff zur Flasche doch nur allzu verständlich, oder?“
Ich finde nicht, dass so ein Gedanke hierher gehört oder passt. Generell finde ich die Aussage „Saufen gegen die innere Zerrissenheit als denkender Gläubiger“ schon etwas seltsam – schon allein, weil das auf eine gewisse Art und Weise impliziert, dass Gläubige niemals denken. Ich nehme mal an, Du meinstest damit den Widerspruch des religiösen Wissenschaftlers? Aber auch da ist es doch ein bisschen fragwürdig, den „Griff zur Flasche“ als verständlich hinzustellen.
komische aussagen…
menschen die solche sätze sagen hat man wohl mächtig ins gehirn geschissen… „persönliche intergrität“, „veratwortung ohne wenn und aber übernimmt“. na klasse…
jetzt wo man sie erwischt hat. hätte man sie nicht erwischt, wäre sie auch von ihren amt zurückgetreten, wenn sie morgens nach ihren rausch aufgewacht wäre ? wäre sie da auch so konsequent ? hätte sie da auch freiwillig genau so ihre persönliche intergrität gezeigt ?
ich finde das schon richtig dass Florian das verhalten der frau hier im blog anprangert…
@Evil Dude
Ein Trachtenverein sagt auch nicht dass Unmäßigkeit und versuchter Mord was ganz böses sind und stellt sich als oberster Hüter der Moral hin. Wenn eine Institution sich als oberstes Sprachrohr von Moral gibt, dann wird sie unglaubwürdig wenn die Angestellten gegen die eigenen Vorgaben eklatant verstoßen.
Hätte die Dame im nüchternen Zustand jemand übefahren und wäre unschuldig, würde keiner den Rücktritt fordern.
Es ‚passiert‘ auch nicht, dass man alkoholisiert fährt ! Es kann passieren das Halteverbotsschild zu übersehen, oder einen Radfahrer der zu schnell kommt, oder eine gelbe Ampel usw.
Aber wenn ich alkoholisiert fahre, dann setze ich zwei unabhängige Aktionen:
1) Alkohol trinken
2) Auto in Betrieb nehmen
Sowas kann nicht ZUFÄLLIG passieren aber viel Leid verursachen ! Unterhalte dich mal mit Opfern die noch reden können. Es geht ja nicht nur um Tote sonden auch um z.B: Querschnittsgelähmte (ich kenn zufällig eine).
Würdest du die gleiche Meinung haben, wenn die Frau eine Pistole kauft (Alkohol trinkt) und dann Amok läuft (Auto fährt) und glüklicherweise niemanden trifft ?
Bei all dem Leid welches dieser Frau (glaubt man den Berichten) widerfahren ist, darf man trotzdem eine kriminelle Handlung nicht tolerieren.
Denk mal: 18000 Menschen, meist unschuldig, sind tot ! Die vielen Invaliden gar nicht mitgerechnet. Sicher es gäbe das auch ohne, aber lange nicht so viele.
Auch wenn ich Fahren unter Alkohol wahrlich nicht gut heiße, so empfinde ich eine Gleichsetzung mit Mord auch nicht für sonderlich sinnvoll. Denn zwischen der in Kauf genommenen und der absichtlichen und gezielten Tötung eines Menschen liegen doch noch einige Welten.
Wobei man natürlich über einen Dolus eventualis diskutieren könnte..
@Andrea N. D.: „Interessanterweise haben in den letzten Tagen beispielsweise wenige SB-Kollegen (Florian?) empörende Artikel über den Missbrauch gebracht; dafür gibts „Kein Respekt für Alkolenker“. Darauf wollte ich hinweisen.“
Naja ein Blog oder eine Blogplattform ist ja keine Tageszeitung. Warum sollte Florian über etwas berichten, worüber sowieso alle traditionellen Medien schreiben? Ich habe diese Erwartungshaltung jedenfalls nicht. Sein Post hier ist ja wohl aus seiner subjektiven Verwunderung über die mediale „Seeligsprechung“ von Frau Käßmann entstanden. Das finde ich schon gerechtfertigt.
Ich selber habe irgendwie keine Meinung dazu, ist ja nicht mehr meine Kirche. Von mir aus hätte sie auch im Amt bleiben können. Ich finde es nur gut, dass die Polizei solche Autofahrer aus dem Verkehr zieht und es den Polizisten egal war, mit wem sie es zu tun hatten. Das ist nämlich auch nicht selbstverständlich.
@rita k.
Dieser Teil betrifft mich nicht, an wen war er gerichtet?
„Mir ist nicht aufgefallen, dass hier irgendjemand jetzt einen Scheiterhaufen für Frau Käßmann fordert. Das ist und war sicher auch niemals Florians Anliegen, als er seinen Artikel geschrieben hat. Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass er sich darüber aufregt, dass jemand mit Respektsbekundungen überschüttet wird, der einfach nur die Konsequenzen aus seinem verantwortungslosen Verhalten gezogen hat. Es ist wirklich traurig genug, dass dies heutzutage als eine besondere Leistung hingestellt wird.
Fakt ist doch, eine Person X – die ein Amt bekleidet, das schon von sich aus mit einer hohen Moral und somit entsprechender Öffentlichkeitswirksamkeit einhergeht – hat eine Straftat begangen. Gegen Person X wird ermittelt (werden…). Person X sieht die Verantwortungslosigkeit ihres Handelns ein und trifft insbesondere vor dem Hintergrund der besonderen moralischen Verpflichtung ihres Amtes die Entscheidung selbiges nicht mehr länger vobildhaft ausfüllen zu können. Das ist eine völlig logische Kausalkette.
Dass es viele Personen XYZ gibt, die ein öffentlichkeitswirksames Amt mit hoher Verantwortung bekleiden und die sich bei einer Straftat erwischen ließen und die eben erwähnte logische Kausalkette nicht bis zu Ende gehen, ist eigentlich völlig irrelevant.
Frau Käßmann hat als Person X das Einzig Richtige getan – das ist kein Grund Lobeshymnen auf sie anzustimmen, auch nicht, wenn sich andere in ähnlichen Situationen entsprechend falsch verhalten haben. “
@miesepeter 3, stefan, teilweise rita k. und auch florian:
Ihr habt selbstverständlich recht; mit dieser Anmerkung bin ich übers Ziel hinausgeschossen.
@ronny:
Mich würde interessieren, wo die 18.000 Toten herkommen. Deutschland? Österreich? Pro Jahr? Die Zahl erscheint mir extrem hoch.
https://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Presse/pm/2009/05/PD09__194__46241,templateId=renderPrint.psml
@Ronny
„Damit macht sie sich zu einem potentiellen Mörder“
Bitte informieren Sie sich über den Unterschied zwischen „Mord“ und „Totschlag“ bzw „Fahrlässige Tötung“. Ein Totschlag wird nur dann zum Mord wenn es sich um eine gezielte(berechnete, vorbereitete) Tötung aus niederen Motiven handelt. Ein Tötungsdelikt im Vollrausch ist z.B. kein Mord, weil die Urteilsfähigkeit des Täters zum Zeitpunkt der Tat nicht gegeben ist.
@Ronny
Ich sehe in der EKD nichts anderes als in einem Trachtenverein. Es mag ja sein, dass die versuchen, sich selbst moralisch zu überhöhen weil sie sich einreden (können), sie würden eine „höhere Macht“ vertreten. Nur sehe ich das nicht so und kann deshalb keine Veranlassung erkennen, diese Tat anders zu bewerten, als wenn jemand anders sie begangen hätte.
Und ob ich von Margot Käsmann angefahren werde, oder von Otto Wieheu, Xaver Gselzbrod oder Lieschen Müller das spielt imho keine Rolle. Da kann ich in Ihrer Argumentation wenig Sinn erkennen.
Die „Problematik“ ist grundsätzlich bekannt, deshalb ist fahren unter Alkoholeinfluss mit mehr als 0,4 Promille ja verboten (Meiner Meinung nach wären 0,0 Promille sogar besser, dann weiß jeder woran er ist und das unsägliche an die Promillegrenze herantrinken, dass massenweise praktiziert wird hätte ein Ende). Ich will das weder verharmlosen noch rechtfertigen, obwohl ich gestehen muss, dass ich mich in meiner „Jugend“ gelegentlich darüber hinwegesetzt habe, was ich nachhinein völlig unverständlich finde. Natürlich wußte ich da, was ich tue, sie wußte es auch und auch jeder andere, der das macht. Wenn man nicht gerade durch die Alkoholsucht schon völlig unzurechnungsfähig ist, dann kann imho da keiner mildernde Umstände für sich beanspruchen weil er betrunken war. Ich würde das in dem Fall nicht einmal einem Suchtkranken zubilligen. Ihre Vergleiche finde ich etwas an den Haaren herbeigezogen, denn mir geht es darum, warum man Käsmann’s Handlungen anders bewerten sollte als die von jedem anderen Bürger. Dafür sehe ich in diesem Fall keine Veranlassung.
@nihil jie
„….hätte man sie nicht erwischt, wäre sie auch von ihren amt zurückgetreten, wenn sie morgens nach ihren rausch aufgewacht wäre ? wäre sie da auch so konsequent ? hätte sie da auch freiwillig genau so ihre persönliche intergrität gezeigt ?“
Wir leben aber nicht im Konjunktiv… 😉
Also das wären imho für sie schon berechtigte Fragen, wenn sie sich in ihrer Rolle als „Vertreterin“ einer „höheren Macht“ ernst nehmen will. Denn die moralischen Ansprüche, die sie vermeintlich an sich hat, wären pure Heuchelei, wenn sie nur gelten, wenn sie erwischt wird.
Ich kann nur nicht nachvollziehen, warum das für jemand anders, der die Rolle, in der sie und/oder ihre Anhänger sie sehen, als reine „Wahnvorstellung“ ansieht, eine Bedeutung hat. Wenn man nicht daran glaubt, dass sie eine besondere Stellung hat, gibt es meiner Meinung nach keine Veranlassung, besonders hohe Ansprüche an ihre Moral zu stellen. Ich fordere von mir ja auch nicht, meinen Job aufzugeben nur weil ich mal mit mehr als dem zulässigen Wert in’s Auto gestiegen bin.
Wenn ich nicht daran glaube, dass die Evangelen was anderes sind als jede andere „Sekte“, warum sollte ich dann höhere Ansprüche an die „Moral“ ihrer Vertreter haben?
@Andrea
sorry, habe vergessen ein @Helmut vor den Absatz zu setzen 😉 Das gilt aber speziell nur für die Sache mit dem Scheiterhaufen – der Rest ist (auch) allgemein für alle, die denken, es gehe hier darum, Frau Käßmann zu diskreditieren. Denn das stimmt ja eigentlich nicht, es geht darum, dass man nicht in frenetischen Jubel ausbrechen muss, wenn eine beliebige Person etwas völlig logisches tut – und damit ist der Rücktritt gemeint, nicht die Fahrt mit über anderthalb Promille intus…
@Evil Dude
„Ich fordere von mir ja auch nicht, meinen Job aufzugeben nur weil ich mal mit mehr als dem zulässigen Wert in’s Auto gestiegen bin.“
Ja, aber ich nehme mal an, dein Job hat auch nichts damit zu tun, anderen Menschen christliche Werte und Moral (wie „Du sollst nicht töten“ oder Übermaß ist eine Sünde) näher zu bringen. Mit „Liebe Deinen Nächsten“ ist sicher nicht gemeint „Setz Dich sturzbesoffen ins Auto und versuche, niemanden über den Haufen zu fahren“.
Drehen wir Deine Frage doch nochmal um: Würdest Du von einem Drogenbeauftragten einer öffentlichen Einrichtung verlangen, dass er von sich aus kündigt, weil man ihn beim Dealen erwischt hat? Oder von einem Sozialarbeiter, der vielleicht Kinder missbraucht hat? Oder sollte man einen Richter seines Amtes entheben, der sich nachweislich hat bestechen lassen?
Bei dem Rücktritt allgemein geht es nicht darum, dass Frau Käßmann für viele Nicht-Gläubige sowieso keine Relevanz in Sachen Vorbildfunktion hat – sondern dass sie mit ihrem Verhalten gegen die moralischen Vorstellungen ihres eigenen Vereins verstoßen hat und somit in ihrer Rolle als Vorbild gegenüber ihren Schäfchen nicht mehr glaubhaft sein würde.
Stimme voll und ganz zu!!!
@rita.k
Das sind keine christlichen Werte! Der Wert „Du sollst nicht töten“ gilt für die meisten menschlichen Gesellschaften allgemein. Und für die Erkenntnis, dass Übermaß nicht gut ist brauche ich auch weder das Christentum noch eine andere Ideologie. Auch Menschen in nicht christlichen Ländern lieben ihren Nächsten, nicht immer, aber auch nicht seltener als in christlichen Ländern.
Wenn sich das, was Frau Käßmann vertritt, auf diese international bekannten Binsenweisheiten beschränkt, sehe ich auch nicht ein, warum man sie jetzt so scharf angreift.
Nochmal, das sind nicht die moralischen Vorstellungen ihres Vereins, sondern ein kleiner Teil dessen, was Menschen unter sinnvollem Verhalten verstehen.
Wieviele Menschen brauchen denn eine Bischöfin als Vorbild, damit sie ihren Nachbarn nicht erschlagen, oder ihre Kinder lieben? Es ist doch für einen selbst denkenden Menschen vollkommen schnurzpiepe ob sie zurücktritt oder bleibt.
Trotzdem nochmal zurück zum Anlass des Threads: Irritierend ist, dass man sich in den Scienceblogs darüber aufregt, dass einer evangelischen Funktionärin Respektebzeugungen – unangebrachterweise – entegengebracht werden.
Ich frage mich mal unauffällig, ob dieses Thema auch dann einen Thread wert gewesen wäre, wenn es der Bildungminister des Saarlandes oder Minigolf-Profi Hans Heinrich Hinterwald gewesen wäre – gut ich schränke ein: wäre es kein kirchlicher Funtkionär gewesen, wären die Medien vermutlich gar nicht auf die idee gekommen, ihren Respekt zu lob-huddeln.
Was will ich damit sagen? Auf der Meta-Eben regt sich Florian eigentlich nur darüber auf, dass die Medien beim Thema Kirche in diesem Falle eine rosarote Brille aufhaben.
Dies könnte mit dem Thema Religion / Kirche an sich zu tun haben – jedenfalls ist das mein Eindruck.
@Benjamin B.
manche täte das sicherlich nicht schlecht sein eigenes tun und handeln mal aus der konjunktivistischen perspektive zu betrachten… *gg
@knorke
Wie gesagt, ich denke, das liegt nebst Kirche AUCH daran, dass Sie eine FRAU ist.
@nihil jie
Indeed!
Bringt aber in diesem Fall (und auch sonst meistens) nichts, wenn man das erst hinterher und für andere tut 😉
@cydonia
Ja, aber es ist die christliche Kirche, die insbesondere diese Werte, die – wie ich Dir durchaus zustimme – eigentlich allgemeingültig sind oder zumindest sein sollten, predigt. Da liegt der Knackpunkt nicht im Religiösen, sondern eben einfach darin, dass sie nicht mehr in ihrem Amt glaubhaft wäre, würde es sie nach ihrem Fehlverhalten weiter ausüben…
@rita.k
Gut, das interessiert mich jetzt aber wirklich.
Sie wäre nicht mehr glaubhaft in ihrem Amt…. Was wären denn die Konsequenzen für die Gläubigen? Richten die Gläubigen denn ihr Leben nach den Vorgaben der Vorsitzenden?
Ist(war) Frau Käßmann also eine moralische Instanz, die sagt wo es langgeht, und die Gläubigen folgen ihr?
Treffen die Gläubigen denn keine eigenen unabhängigen Entscheidungen? Und wenn sie das tun, wozu brauchen sie dann eine Instanz?
Die Fragen sind wirklich ernst gemeint. Mir ist es nun mal sehr fremd an jemanden oder etwas zu glauben.
Mal eineFrage an alle, die meinen, dass Frau Käßmann zwingend zurücktreten musste:
Was wäre mit einem Wissenschaftler (höchster Wert doch wohl, keine Daten zu fälschen), der beim Lügen erwischt wird? Oder eines Meineids überführt? Oder der echten Datenfälschung? Wäre dann auch ein Zurücktreten von allen wissenschaftlichen Ämtern erforderlich? Selbst die DFG sieht meines Wissens bei Datenfälschung nur eine Antragssperre auf Zeit vor. Wie seht Ihr das?
@MartinB
Sie hat ja nicht mal Daten gefälscht. Sie hat einfach mehr getrunken, als sie durfte. Klarer Verstoß gegen das Gesetz, was das Autofahren anbelangt.
Brauchen die Gläubigen ihrer Kirche eine Art Heilige, zu der sie aufschauen können?
Ich verstehs einfach nicht.
Und einen Grund, sie für den Rücktritt zu bewundern, kann ich auch nicht erkennen.
…ganz meine Meinung und mich hat dieses Gesülze gestern auch genervt. Um den Rücktritt kam sie sowieso nicht herum, weil ihr das ohnehin mal aufs Butterbrot geschmiert geworden wäre. Ich seh da also keine besonders edle Tat darin.
Nun, der Rücktritt von Frau Käßmann war unausweichlich, da Anspruch und Wirklichkeit einfach zu weit auseinander liegen:
https://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/?em_cnt=2347566 Mal ganz von anderen Dingen abgesehen.
Positiv sehe ich weiterhin an, dass sie ihren Enschluss recht rasch und vor allem ohne billige Ausreden getroffen hat. Die billigen Ausreden hat jetzt Jemand anders übernommen, in allerfeinster Mixa-Manier:
https://www.aliceschwarzer.de/
Andererseits, wer ist schon Alice Schwarzer
@Helmut E. „aber beim Thema „Alkohol am Steuer“ lässt du dich wohl sehr vom persönlichen Wertebild leiten anstatt es objektiv zu betrachten.“
Was gibt es hier für ein „persönliches Wertbild“? Alkohol am Steuer ist gefährlich. Wer fährt, hat nicht zu trinken. Was soll daran nicht objektiv sein. Suchst du wirklich Gründe dafür, warum alkoholisiertes Autofahren in Ordnung ist??
Das es auch andere Sachen gibt, die gefährlich sind bestreitet ja niemand.
@Alle: Ja – ich weiß, es ist ungewöhnlich das eine Person des öffentlichen Lebens in einem wichtigen Amt die sich falsch verhalten hat die Konsequenzen daraus zieht. Das sollten viel mehr machen – Kandidaten für einen Rücktritt gibts in Deutschland genug. Aber trotzdem: Käßmanns Rücktritt ist eine KONSEQUENZ ihre Alkofahrt. Wenn sie nun diese selbstverständliche Aktion auch tatsächlich durchzieht, dann verdient sie dafür keinen Respekt – sondern die anderen, die das NICHT machen verdienen Verachtung. Auch wenn es nicht üblich ist, dass Politiker et al die Konsequenzen ihres Handelns tragen sollte man das doch nicht zum Standard erheben!
@Betram, Thorstena und die anderen, die hier eine atheistische Kampagne am Werk sehen: das ist Unsinn! Frau Käßmanns Beruf hat nur insofern einen Einfluss auf die ganze Sache als dass sie für viele Menschen ein moralisches Vorbild darstellen soll. Ob sie jetzt Bischöfin ist oder Politikerin ist da relativ egal.
Es geht mir auch nicht darum, jetzt auf Frau Käßmann einzudreschen (und schon gar nicht fordere ich Scheiterhaufen o.ä.). Sie wird die Strafe bekommen, die die deutschen Gesetze vorsehen. Ich habe nur die vielen Respektsbekundungen kritisiert.
Und man muß auch nicht unbedingt über den sonstigen Alkoholkonsum von Frau Käßmann spekulieren. Das gehört nicht hier her.
@Andrea N.D.„Interessanterweise haben in den letzten Tagen beispielsweise wenige SB-Kollegen (Florian?) empörende Artikel über den Missbrauch gebracht; dafür gibts „Kein Respekt für Alkolenker“
Mißbrauch in der katholischen Kirche ist natürlich um nichts weniger verwerflich. Aber ich kann nicht über alles schreiben, sorry. Und beide Themen haben auch nicht wirklich was miteinander zu tun. Wenn ich über etwas nicht berichte, heisst nicht unbedingt, dass ich das harmlos finde oder sonstwas…
@knorke: „Auf der Meta-Eben regt sich Florian eigentlich nur darüber auf, dass die Medien beim Thema Kirche in diesem Falle eine rosarote Brille aufhaben.“
Schön das du weißt, was ich auf der „Meta-Ebene“ sagen will…
@rita
Zunächst mal weise ich darauf hin, dass ich nichts davon halte, dass die „Christlichen Sekten“ die Deutungshoheit für „Werte und Moral“ shanghaien. Die haben und imho die „Aufklärer“ gebracht und das zu einer Zeit, als die „Christen“ sich noch mit einer überwiegenden Mehrheit im finstersten Mittelalter befunden haben. Einige der Anhänger und „Würdenträger“ sind ja heute noch nicht in der „Neuzeit“ angekommen, aber das ist ein anderes Thema. Ansonsten denke ich, dass ich genausowenig als Sündenbock für die „Moral“ anderer herzuhalten habe wie sie.
Geschenkt! Das behauptet schließlich auch niemand!
Das sind imho auch wieder recht untaugliche Beispiele aus mehreren Gründen. Zunächst einmal handelt es sich hier um Straftaten, ebenso wie Fahren mit mehr als 1,1 Promille. Dafür sind im StGB entsprechende Strafen vorgesehen. Das hat mit Sitte und Moral zunächst mal gar nichts zu tun. Dass es für bestimmte Berufe spezielle Regelungen gibt hat imho ganz andere Gründe. Der Drogenbeauftragte wird, so weit ich unser Rechtssystem kenne, nicht anders bestraft, als jeder andere. Er wird auch nicht aufgrund des Strafrechts aus seiner Stellung entfernt, sondern weil man der Meinung ist, dass er denen, denen er eigentlich helfen sollte, schadet. Das geschieht im Zweifel dann auf privatrechtlichem Weg durch den Arbeitgeber und nicht durch den Staat.
Ebenso müssen z. B. bei Kindesmißbrauch die Kinder davor geschützt werden, dass weiterer Mißbrauch ermöglicht wird. Die andere große „christliche Sekte“ ist (hoffentlich) gerade dabei, das zu lernen. Ebenso verhält es sich bei Richtern. Bei Bestechlichkeit ist dies sogar strafrechtlich geregelt.
Bei Vertretern der staatlichen Gewalt liegt der Fall ohnehin etwas anders, denn man hat ja (inzwischen) die Wahl, ob man den Wahnvorstellungen der Sektenführer Folge leisten will oder nicht. Wenn das jemand freiwillig tut und möglicherweise „enttäuscht“ wird sage ich da nur „Selbst schuld!“ Bei Vertretern der Staatsgewalt hat man diese Wahl nicht, daher muß man hier auch besondere Maßstäbe anlegen um die Bürger eines Staates zu schützen. Das heißt für mich, dass man solchen Personen die Ausführung des Berufes deswegen untersagen kann oder muß, nicht wegen der Moral. Wenn man sich sicher sein könnte, dass das Fehlverhalten nicht wieder vorkommt, könnte man davon absehen, dies zu tun. Im StGB sind afaik zwar besondere Regelungen für Vertreter der Straatsgewalt vorgesehen, jedoch keine für „moralisch höherstehende“ Personen wie z. B. Anführer oder Vertreter christlicher Sekten.
In der Tat! Nur was juckt mich das? Wieso können die ihre Streitigkeiten nicht regeln, ohne die Allgemeinheit zu belästigen? Wieso nehme die sich selbst nicht ernst? Ich hatte irgendwie im Hinterkopf, die würden Vergebung lehren?
Was ist das nur für eine blöde Frage, ob man sie dafür loben soll, dass sie zurücktritt? Der Wahnvorstellung, sie wäre eine moralische Instanz (nicht nur für ihre Anhänger) folgt imho nur die weitere Wahnvorstellung, sie würde deswegen besonderen Kriterien unterliegen. Die Frau ist meiner Meinung nach nichts weiter als Repräsentantin einer Psycho-Sekte und ich finde nicht, dass sie besonderen Kriterien unterliegt, nur weil es sich um eine von großen Teilen der Gesellschaft akzeptierte Sekte handelt. Wenn sie der Chef der TM-Anhänger wäre, würde sich keine Sau darum scheren, dass sie besoffen gefahren ist. Das ganze Theater gibt es imho nur aus „Sensationsgeilheit“ und Heuchelei.
Auch die Frage, ob man sie bewundern soll wegen ihrer Haltung ist meiner Meinung nach völlig daneben. Wenn sie jetzt von allen Seiten Unterstützung dafür bekommen hätte, dass man bemerkt hat, dass sie auch „nur“ ein ganz normaler Mensch ist, der Fehler macht, wäre sie dann auch zurückgetreten? Ich wage mal sie Prognose, dann hätte sie dieses Vergehen „problemlos“ mit ihrer „herausragenden Stellung“ vereinbaren können ebenso als ob sie gar nicht erwischt worden wäre. Bestenfalls dann würde sich vielleicht die Frage stellen, ob man sie wegen ihres Rücktritts bewundern soll. Mir persönlich wäre selbst das noch völlig wurscht!
@Florian
Bei aller Zustimmung erlaube ich mir die kleine Einschränkung: Solange das Fehlverhalten nichts oder kaum etwas mit dem Amt (der bestechliche Richter wurde ja schon erwähnt) zu tun hat, ist m.E. ein Rücktritt ggf. Geschmackssache (ja, ja, ich kann jetzt auch jede Menge Fälle konstruieren, bei denen er trotzdem zwingend ist.) In öffentlichen Ämtern ist die Grenze sicherlich viel enger als in sonstigen Bereichen. Ein Beamter wird z.B. aus dem Dienst entfernt, wenn er sich eine Bewährungsstrafe, egal wofür, von mehr als 12 (??) Monaten ‚einfängt‘, etwas, was ein nicht öffentlicher Arbeitgeber noch nicht einmal erfahren muss.
Als Person der Öffentlichkeit und einer recht spez. Institution hat sich Frau Käßmann viellfach sehr weit aus dem Fenster gelehnt, s. z.B. die obigen Ansprüche ans Autofahren. Daher war ihr Rücktritt unausweichlich.
Auf der anderen Seite bin ich nicht der Meinung, dass z.B. Althaus wg. des Skiunfalls, bei dem bekanntlich in der Tat jemand getötet wurde, hätte zurücktreten müssen. Er wurde, auch nach dt. Recht, völlig ’normal‘ verknackt, aber es war eben ein Unfall. Ein Unfall, der sicherlich hätte vermieden werden können, aber die Schuld (Schuldprinzip! Nulla poena sine culpa.) wurde vom Gericht als nicht übermäßig, oder wie man es auch ausdrücken möchte, betrachtet. Falls er mit 1,54 o/oo abgefahren wäre, hätte das Ganze bestimmt anders ausgesehen. Und, vor solchen Unfällen ist niemand gefeit; vor Unfällen mit Blut im Alkohol schon, jedenfalls jeder, dessen IQ den einer Amöbe überschreitet. Und wenn dann noch hohe moralische Ansprüche an ‚die Gesellschaft‘ (TM) dazu kommen…
Mir pers. stoßen die Relativierungen ala Mixa und nützlicher Idioten als besonders übel auf. Die hat Käßmann vermieden, dass Typen wie Alice Schwarzer auf den Zug springen, dafür kann sie m.E. nichts.
Ich verstehe an der ganzen Sache nicht warum darum so ein Wirbel gemacht wird. Als ich das von Anfang an im Radio hörte dachte ich mir:
Hä? Ok, auch Kirchenmenschen können saufen.
Als ich dann hörte das sie deshalb zurücktrat dache ich mir:
Warum?!
Natürlich ist Alkohol am Steuer einfach Scheiße, aber der trara der darum gemacht wird nur weil sie eine Person aus der Öffentlichkeit ist, der ist einfach übertrieben.
Soll sie Strafe zahlen, Punkte für bekommen, ein zeitweiliges Fahrverbot, ein Idiotentest… ist mir alles recht, aber warum zur Hölle verliert sie deshalb ihre Arbeit? Dieser Fehltritt von Alkohol am Steuer sollte ihre Arbeit nicht berühren. Ansonsten bin ich einfach dafür sie wie inen ganz normalen Menschen zu behandeln:
Kein blabla von Respekt gehört ihr wegen irgendwas gezollt. Sie ist Bürger dieses Landes wie Heinz Müller auch, also soll man es bitte auch nicht anders behandeln.
Der Grund für den WUnsch nach egalitärer Behandlung ist auch einfach: Jeder Mensch ist gleich. Der Job den Sie ausübt ist auch nichts anders als ein KFZ Mechaniker macht… interessiert mich persönlich zumindest genau so. Daher kann ich persönlich auch keinen Rücktritt wegen sowas gut finden.
@S.S.T.: „olange das Fehlverhalten nichts oder kaum etwas mit dem Amt (der bestechliche Richter wurde ja schon erwähnt) zu tun hat, ist m.E. ein Rücktritt ggf. Geschmackssache (ja, ja, ich kann jetzt auch jede Menge Fälle konstruieren, bei denen er trotzdem zwingend ist.)“
Ja das ist klar – so seh ichs ja auch. Stimme dir auch bei Althaus zu.
Für das Fahren unter Alkoholeinfluss kriegt die frau von mir keinen Respekt.
Für ihren Rücktritt kriegt sie leichte Anerkennung… normalerweise kleben solche Persönlichkeiten ja am Sessel, egal was sie anstellen.
Ganz sicher aber meinen Respekt hat sie für ihr Werk in der evangelischen Kirche, für ihre Offenheit auch im Bezug auf eigene Fehler und ihre Art aufzutreten.
Ich finds schade, dass diese sympathischste Bischöfin von allen deutschen Bischöfen jetzt weg ist.
Ich finde Frau Käßmanns Entscheidung zurückzutreten angemessen.
Wahrscheinlich ist es sogar vorteilhaft für sie, weil sie, wenn der Rummel sich gelegt hat, nicht mehr im Blick der Öffentlichkeit steht. Böse Zungen könnten nun sagen… „Dann säuft es sich leichter“… Aber ich bin ja nicht böse. 😉
Ein Glück das ihr während der Rauschfahrt keiner über den Weg gelaufen ist.
Eine Stimme der Vernunft hat sich selber zum Schweigen gebracht. Eine Tragödie!
@Thorstena:
„Religion ist aber auch dumm und vor allem, ja ja, UNWISSENSCHAFTLICH.“
Falsch. Nicht Religion. Religion ist der Glaube an etwas, das Wertevorstellungen normativ beeinflusst (auch wenn es keine allgemeine Defintion des Wortes gibt).
Die Kirche ist es. Sie verkauft ihren Glauben als Wissen. Das ist unwissenschaftlich – eigentlich moralisch verwerflich. Aber nur so am Rand.
Die Tatsache, dass diese Frau einer Kirche angehört ist mir z.B. sowas von egal. Würde das gleiche sagen, wenn sie Direktorin einer Schule wäre oder Wissenschaftsministerin.
ich bin Hartz-4-Empfänger, bin besoffen Auto gefahren und erwischt worden. Um die Konsequenz zu ziehen, wollte ich als Hartz-4-Empfänger von meinem Amt zurücktreten.
Das hat niemanden interessiert. Und das Amt hab ich immer noch.
Es beruhigt mich, dass es noch einige Menschen in unserer Gesellschaft gibt, die Alkohol am Steuer ebenfalls nicht als Kavaliersdelikt betrachten!
Ich persönlich habe zwei geliebte Menschen verloren, weil irgendein unverantworlicher Hirntoter meinte, noch Autofahren zu können, obwohl ihm der Alkohol bereits die Synapsen zerstört hatte.
Frau Käßmann ist bei ROT über eine Ampel gefahren, – es hätte auch genau so gut einen Unschuldigen beim Queren der Fahrbahn erwischen können.
Für Alkohol am Steuer gibt es keine Entschuldigung. Es ist de facto unverantwortlich und unverzeihlich.
Wir rechtfertigen mit dem Grundsatz “ … wir sind doch alle bloß Menschen“ seit Anbeginn der Zeit Greultaten, Missbrauch, Unzucht an Minderjährigen, Respektlosigkeit und Totschlag; aber, um es mal im religiösen Kontext zu formulieren,
Gott hat uns schließlich ein Gehirn gegeben, um in JEDEM Moment verantwortungsbewusst handeln zu können.
Also bei allem Verständnis dafür, dass ihnen das Thema persönlich vermutlich sehr nahe geht, das
ist nichts weiter als absoluter Bullshit. Wer ist wir? Ich rechtfertige nichts von alldem! Ich sehe hier auch sonst keinen der das tut! Nichtsdestotrotz werden solche „Fehler“ gemacht wie der, besoffen Auto zu fahren, warum auch immer. Das solche „Fehler“ unverzeihlich sind, weil eigentlich jeder weiß, dass es erstens unnötig ist und eben auch solche fatalen Folgen haben kann stellt meiner Meinung nach auch keiner in Frage. Von den anderen Dingen will ich mal gar nicht erst anfangen!
VORSICHT: Der Rest des Beitrags könnte ihre religiösen Gefühle verletzen! Weiterlesen auf eigene Gefahr!
Das ist nur noch hanebüchener Blödsinn! Gott, der senile alte Trottel, hat uns also ein Gehirn gegeben, mit dem wir in JEDEM Moment verantwortungsbewußt handeln können, es aber so beschissen gemacht, dass wir das trotzdem nicht hinkriegen?
Ich sollte doch religiös werden, dann könnte ich ihm für jeden Fehler, den ich mache, die Schuld geben! Eigentlich eine prima Sache, nur habe ich etwas Bedenken, wenn ich mein Hirn am Eingang abgeben soll!
Wirklich beeindruckend hätte ich gefunden, wenn Frau Käßmann bei ihrer alkoholisierten Autofahrt NICHT erwischt worden wäre und TROTZDEM zurück getreten wäre. Schließlich sollte die Unvereinbarkeit mit dem eigenen Gewissen nach einem solchen Fehltritt und nicht die Öffentlichwerdung desselben die Moralität der eigenen Handlungen bestimmen, wenn ich denn einen so hohen Anspruch habe.
Man stelle sich vor, sie wäre am Morgen nach dieser Fahrt vor die Presse getreten, hätte ihr Fehlverhalten und gleichzeitig ihren Rücktritt erklärt, obwohl niemand von dieser Fahrt etwas gewusst hat. Wie wären wohl die Reaktionen ausgefallen?
@koz
Also wenn sich jemand zudröhnt und dann Auto fährt ist das für mich gleichwertig wie wenn sich jemand eine Knarre kauft und wild herumschießt. Okay, Mord braucht noch ein Motiv, also nennen wir es Totschlag. Ist in meinen Augen auch nicht besser.
Und die Tatsache, dass Alkohol ’strafmildernd‘ wirkt ist in meine Auchen sowieso Schwachsinn. Wenn sich jemand im Rausch nicht unter Kontrolle hat, dann soll er sich nicht besaufen. Was kann das Opfer dafür, dass der arme Besoffene ja nicht wusste was er tat.
@Evil Dude
Ich denke, dass ich deine Denkweise nachvollziehen kann. Du bist eben der Meinung, dass der Beruf keinen Einfluss auf die Strafe haben sollte. Seh ich auch so. Aber es ging ja darum, dass sie für das Ganze auch noch gelobt wurde und das stieß auf Unverständnis.
Das wäre so wie wenn ein Polizist Amok läuft, niemand erschießt daraufhin vom Dienst zurücktritt und von allen dann für seine Weitsicht gelobt wird ? Naja.
0.0 sind schwer zu überprüfen. Wennst einen Apfel isst oder eine Cola drinkst kannst du bis zu 0.2 Promille haben auch ohne Alkohol.
@all
Lasst die Finger vom Alkohol wenn ihr mit dem Auto unterwegs seid. Und immer daran denken: es ist eure Entscheidung ! auch wenn die anderen lachen.
@Andrea
die 18000 Toten waren ein Fehler meinerseits, sorry, es waren 18000 Unfälle, aber weltweit wird schon stimmen.
@Florian:
Genau das gleiche was du in deinem Artikel ansprichst, habe ich gestern auch gesagt. Absolute Zustimmung. Auch, dass in den Medien nicht sonderlich viele bis gar keine kritischen Stimmen wie z.B. von entsprechenden Polizeistellen oder dem ADAC usw. zu hören sind, die alkoholisiertes Fahren nochmals verurteilen und entsprechende Gründe liefern hat mir wieder mal gezeigt, dass die Kirche (egal welche) doch noch immer einen zu hohen Stellenwert in Deutschland hat.
Die Reaktion wäre völlig anders gewesen, wenn es eine Person einer nicht-religiösen Organisation gewesen wäre. Typisch…aber was regen wir uns auf. Als hätten wir nicht gewusst, dass genau so eine Reaktion kommt. Ist doch immer das selbe.
Ich als katholischer Atheist habe mit Frau Kaesmann keine Probleme. Im Gegenteil. Es freut mich, dass jetzt nicht nur katholische CSU Politiker dran sind, sondern es endlich auch im so harten Protestatismus, was zu vergeben gibt. Sie haette aber ruhig einen Schritt weitergehen sollen und wie ein gestandener Katholik die Sache einfach aussitzen sollen. In ein paar Wochen waere es schon der Schnaps von gestern gewesen.
Und ausserdem sei zu ihrer Entschuldigung angegeben, dass Sie letztes Jahr keinen Tropfen angeruehrt hat:
https://www.spiegel.de/sport/achilles/0,1518,613327,00.html
Und alle die hier den ersten Stein schmeissen, denen sei die protestantische Hoelle gewiss!
Ein Politiker kann nach 4 Jahren die Quittung kassieren, wenn er nach so einer Tat nicht zurücktritt. Ich kenne das Prozedere der Protestantischen Glaubenskongregation oder wie die Loge dort heißt nicht – Fakt ist, daß sie in ihrer eigenen Mischpoke umstritten war (Afghanistankritik – da meinen ja viele, der Kreuzzug soll weitergehen), und es jetzt, nach dem Vorfall, schwer gehabt hätte.
Und als Zampano der Mutter Kirche hat sie nicht viel, auf daß sie sich stützen kann: Ihre Reden, ihre Kontakte, ihre Ausbildung, ihre Vorbildfunktion.
Mit beschädigter Vorbildfunktion läßt sich eine Frau Käßmann nun mal schlechter verkaufen, als eine tadellose Frau Käßmann. Das ist ein Marketinghemmnis erster Güte, und sie macht es ihrer Organisation leichter, wenn sie zurücktritt. Als brave Kirchensoldatin tut sie einfach, was das beste für Mutter Kirche ist – sie dafür zu bewundern, besonders zu achten oder ihr Respekt zu zollen, das sind so Heuchelformeln, die ihrem Nachfolger gut zu Gesicht stehen, um den Vorfall zu einer persönlichen Angelegenheit zu machen, und von der Frage der öffentlichen Wirkung abzulenken.
Die Presse sollte das Feld des Geschehens ausleuchten, und nicht kriechlerisch vorwegfühlen, in wessen After man wohlig warm weiterdämmern kann. Das ist peinlich aber bezeichnend für die dt. Presse, die lieber mitfühlt als zu denken zu versuchen.
Ihr Verein dagegen müßte ja offiziell der Meinung sein, daß sie am Tag des jüngsten Gerichts ihrer gerechten Strafe zugeführt wird.
Ja, es ist schon sehr verwunderlich, wie die Medien, hier insbesondere die BILD Frau Käßmann ins rechte Licht drücken will. Das gleiche hat die Bild ja damals bei Herrn Althoff gemacht, der durch sein unverantwortliches Skifahren eine Mutter auf dem Gewissen hat. Naja, wer weiß, vielleicht hat die BILD die Frau Kaßmann ja unter „Exklusivvertrag“ genommen, um demnächst über ihr Leben und dem Alkoholmissbrauch zu berichten.
Frau Käßmann hat selber noch vor einiger Zeit vom mangelnden Verantowrtungsbewusstsein von Autofahrern gesprochen, die unter Einfluss von Alkohol oder Drogen mit dem Auto unterwegs sind.
Ich kann mich noch daran erinnern, dass ein Verkehrsminister (ich meine von NRW) zurücktreten musste, weil er wegen seiner zu schnellen Fahrweise geblitzt wurde und somit für das Amt des Verkehrsministers nicht mehr tragbar war!! Der Mann wurde übrigens von der BILD nieder gemacht!
Wer bei rd. 15 Promille nur deswegen erwischt wird, weil er/sie eine rote Ampel überfahren hat und dann noch bis nach Hause „problemlos“ weiterfährt, der hat mit großer Wahrscheinlichkeit ein Problem damit!
Der Rücktritt ist aus meiner Sicht nicht „achtenwert“ und zeugt auch nicht von „Charakterstärke“, sonder ist aus meiner Sicht eher der Weg, unnötigen weiteren Fragen zuum Alkohol aus dem Weg zu gehen!
In diesem Sinne….
@S.S.T.
Grundsätzlich stimme ich dir zu. Mit der Bewertung von Althaus liegst du, meiner Meinung nach, völlig daneben.
Althaus ist mit hoher Geschwindigkeit regelwidrig in die „Gegenfahrbahn“ eingebogen und hat zu diesem Zweck einen Schutzzaun umfahren, der genau dies verhindern sollte. Wäre das in Deutschland passiert, wäre er vorbestraft und hätte kein öffentliches Amt ausüben dürfen. Nur, weil die Tat im Ausland stattfand, zählt die Verurteilung nach deutschem Recht nicht.
mfg georg
Mir ist aufgefallen, dass viele Kommentatoren offenbar den irgendwie mit der christlichen Religion begründeten Anspruch an Christen stellen, auf gar keinen Fall gegen Gebote zu verstoßen, sonstige Sünden zu begehen oder auch nur Fehler zu machen. Dies wäre schließlich der eigene Anspruch des Christentums und wer dem nicht genügt, kann kein guter Christ sein und schon gleich gar kein Vorbild, weshalb durch sündigende Christen der ganze „moralische Instanz“-Kram unterminiert würde, falls er überhaupt irgendwie legitimiert wäre.
Das ist ein Irrtum. Die christliche Lehre besagt nicht „nur wer frei von Sünde ist, ist ein guter Christ“, sondern „Wer frei von Sünde ist, werfe den ersten Stein“. Kernsatz des Christentums ist nicht „Du sollst nicht sündigen“, sondern „Alle Menschen sind Sünder. Sieh das ein, kehre um und versuche nach bester Möglichkeit, Sünden zu vermeiden. Passiert das trotzdem, ist es am Besten, zu bereuen, zu büßen und nach Kräften das Unrecht wieder gutzumachen.“
Warum blühte zu Luthers Zeiten der Ablasshandel? Nicht weil die Kirche den Menschen predigte, dass sie auf gar keinen Fall sündigen dürfen, um in den Himmel zu kommen, sondern dass jeder Sünder in den Himmel kommt, solange er seine Sünden erkennt, bereut, seine Ersparnisse opfert, um den „Schaden“ wiedergutzumachen.
Es geht bei den Geboten und anderen Vorschriften des Christentums, aus denen sich alle möglichen Sünden ableiten lassen, in erster Linie darum, den Gläubigen klar zu machen, dass und wann sie sündigen, damit sie das natürlich möglichst vermeiden (wie bei jedem Regelkatalog), aber auch und besonders, damit sie wissen, was sie bereuen müssen und wovon sie Erlösung benötigen (das ist wohl relativ einzigartig, gibt es das Konzept sonst noch irgendwo?).
Die Vorbildwirkung/Glaubwürdigkeit Käßmanns und der christlichen Kirchen hat nach der christlichen Lehre viel weniger gelitten als von vielen hier angenommen (da gelehrt wird, dass ohnehin alle Menschen Sünder sind, nicht dass Christen keine Fehler machen) und ist gleichzeitig in viel stärkerem Maße durch die mit der christlichen Lehre absolut konsistenten Konsequenz gestiegen (Lehre: Sündigen ist Mist, aber nicht mehr ganz so schlimm, wenn du bereust und büßt. Lass‘ es aber besser trotzdem sein.), da eben nicht die Glaubensgrundsätze in dem Moment ignoriert wurden, wo sie unangenehm werden.
Das aber nur als Hintergrundinfo, die vielleicht nicht jedem völlig bewusst ist. Selbstverständlich ändert auch das mit der christlichen Lehre vollständig kongruente Verhalten nichts daran, dass es keine bemerkenswerte, Respekt abnötigende Leistung ist, seiner eigenen Lehre entsprechend zu handeln.
@georg
Das ist so nicht richtig, denn:
Althaus gilt also auch in Dt. als vorbestraft. Dass er schuld an dem Tod der Frau hat, ist unstrittig, sonst wäre er auch nicht verurteilt worden. Auf die Höhe der Schuld ist das Gericht m.E. im Rahmen der gängigen Rechtsprechung angemessen eingegangen.
@S.S.T.
Meine juristische Bewertung ist vielleicht nicht ganz zutreffend.
Mir kam es auch mehr auf die Tatsache an, dass er mit hoher Geschwindigkeit regelwidrig in die Gegenfahrbahn eingefahren ist. Das war kein Unfall aus Versehen, gegen den keiner gefeit ist. Das war nicht einfach nur eine riskante Fahrweise, sondern dazu noch regelwidrig. Fahren mit Alkohol erhöht das Unfallrisiko, fahren in Gegenrichtung aber auch.
Ein Unfall aus Unaufmerksamkeit, hätte ihn, glaube ich, nicht den Job gekostet.
mfg georg
@Christian W.
Ich stimme dir zu, aber folgt man deiner Argumentation dann hat sie ja korrekt gehandelt. Sie hat gesündigt und als Buße das Amt abgegeben.
Wobei man aber bei aller Diskussion hier nicht vergessen darf, dass die Frau unter schwerem psychischen Stress gestanden sein muss (Scheidung, Krankheit usw.).
Das kann schon zu Fehlhandlungen führen und ich denke das sehen viele hier auch ein. Es ging aber ja primär darum, dass das jetzige Lob für eine angemessene Reaktion seltsam erscheint.
Hmm, da hätte ich wohl gestern Abend doch noch mal in den Blog reinschauen sollen…
Ok, dann also der Reihe nach.
Erstmal möchte ich klarstellen, dass ich nichts gegen Frau Käßmann habe und mich die ganze Angelegenheit als Atheistin sowieso eigentlich nur peripher tangiert, wenn überhaupt.
Ich stimme aber Florians Artikel uneingeschränkt zu. Das geht gegen die Medienvertreter und andere, die sie jetzt über den grünen Klee hinaus loben und ihren Rücktritt als Fehler sehen, das alles bedauern und es schade schade schade finden.
Ist es vielleicht auch – Frau Käßmann war sicher eine sehr fähige Bischöfin, die nicht nur ihren Hintern auf den bequemen Amtsstuhl gebettet hat und die gerade auch durch ihre Menschlichkeit und Fehlbarkeit aus den ansonsten so unantastbaren und verstaubten Talaren hervorgestochen hat (Scheidung, Krebserkrankung etc. – aber darauf will ich jetzt mal nicht näher eingehen).
Übrigens hat niemand in der Kirche oder sonst wo ihren Rücktritt verlangt – ganz im Gegenteil, sie hat von überallher Rückendeckung erhalten und ihr wurde die Entscheidung selbst überlassen, aber mit dem eindeutigen Signal „Wir stehen hinter Dir, egal, wie Du Dich entscheidest.“ (Dazu hat übrigens die taz gestern mehrere sehr interessante Beiträge geschrieben)
Frau Käßmann hat also keinem Druck von außen nachgeben müssen, sondern ganz bewusst persönlich die Konsequenzen aus ihrer Alkoholfahrt gezogen weil sie sich vermutlich selbst als nicht mehr glaubwürdig empfunden hat. Das kann ich absolut nachvollziehen.
Wie will sie sich denn je wieder auf eine Kanzel stellen und von Vorbildfunktion predigen, wenn sie selbst keine reine Weste mehr hat? Man stelle sich mal Frau Käßmann bei einer Trauerrede zum Begräbnis eines Menschen vor, der unschuldig durch einen Unfall, den ein betrunkener Autofahrer verursacht hat, gestorben ist. (Klar, krasses Beispiel).
Besser als Stefan W. könnte ich es auch nicht sagen:
„Mit beschädigter Vorbildfunktion läßt sich eine Frau Käßmann nun mal schlechter verkaufen, als eine tadellose Frau Käßmann. Das ist ein Marketinghemmnis erster Güte, und sie macht es ihrer Organisation leichter, wenn sie zurücktritt. Als brave Kirchensoldatin tut sie einfach, was das beste für Mutter Kirche ist – sie dafür zu bewundern, besonders zu achten oder ihr Respekt zu zollen, das sind so Heuchelformeln, die ihrem Nachfolger gut zu Gesicht stehen, um den Vorfall zu einer persönlichen Angelegenheit zu machen, und von der Frage der öffentlichen Wirkung abzulenken.“
@Evil Dude
Ich versteh schon, was Du meinst und wir sind größtenteils auch der selben Meinung.
Aber ich glaube, Du übersiehst vielleicht, dass sie von sich aus zurückgetreten ist, während das niemand von ihr explizit verlangt hat. Nur weil Dir die „Regeln“ oder besser gesagt Vorstellungen der christlichen Sekte Schnurz sind, heißt das nicht, dass sie für andere nicht eine entscheidende Bedeutung haben – insbesondere auch für Frau Käßmann selbst. Sie ist so konsequent, sich selbst aus einem Amt zurückzuziehen, dass sie ihrer Ansicht nach nicht mehr glaubhaft ausführen kann. Das ist in Ordnung – oder nicht? Mit „als Sündebock für andere herzuhalten“ hat das also nichts zu tun. Sie zieht Konsequenzen aus ihrem Verhalten – prima, aber das allein rechtfertigt nicht den Medienhype darum.
Wenn Dir die Beispiele nicht gefallen, die ich oben angeführt habe, dann versuche ich es mal mit einem anderen: Sagen wir, es gibt einen fiktiven Verein, der sich vielleicht um die Angehörigen von Alkoholopfern (seien es Trinker oder unschuldig durch Alkohol-Trinkende zu Tode Gekommene) kümmert. Sagen wir, der Verein hat einen Vorsitzenden der öffentlich die Meinung vertritt Alkohol am Steuer ist schrecklich und verwerflich und rücksichtslos etc. Sagen wir, der Vorsitzende wird eines Nachts dabei erwischt, wie er volltrunken sein Auto in den Graben gefahren hat. Zu dumm, das Ganze – aber ist der dann als Vorsitzender dieses speziellen Vereins noch tragbar?
Und zuletzt – wenn Dir das Ganze hier als Thema an sich völlig schnurz ist und dich die Angelegenheiten der EKD gar nicht jucken, warum machst Du Dir dann die Mühe, hier so lange Texte zu schreiben? 😉
Es stimmt ja auch, dass die Kirche Vergebung predigt,
Christian W hat das ja weiter oben schon so schön zusammengefasst: „Alle Menschen sind Sünder. Sieh das ein, kehre um und versuche nach bester Möglichkeit, Sünden zu vermeiden. Passiert das trotzdem, ist es am Besten, zu bereuen, zu büßen und nach Kräften das Unrecht wieder gutzumachen.“
Vielleicht sieht es Frau Käßmann ja als ihre persönliche Buße an, von ihren Ämtern zurück zu treten? Wie sollte sie das sonst büßen? In der evangelischen Kirche gibt es nun mal keine Beichte und keine Absolution – 30 Vaterunser für eine überfahrene rote Ampel und noch mal 50 für die 1,54 Promille? Bissel albern fände ich das schon. Der Rücktritt ist konsequent und meiner Ansicht nach gerechtfertigt – zumal es Frau Käßmanns eigener Wille ist und sie niemand zwingt. Das respektiere ich, aber breche deshalb nicht in frenetischen Jubel aus.
Und zu guter Letzt:
@cydonia
„Gut, das interessiert mich jetzt aber wirklich.
Sie wäre nicht mehr glaubhaft in ihrem Amt…. Was wären denn die Konsequenzen für die Gläubigen? Richten die Gläubigen denn ihr Leben nach den Vorgaben der Vorsitzenden?
Ist(war) Frau Käßmann also eine moralische Instanz, die sagt wo es langgeht, und die Gläubigen folgen ihr?
Treffen die Gläubigen denn keine eigenen unabhängigen Entscheidungen? Und wenn sie das tun, wozu brauchen sie dann eine Instanz?
Die Fragen sind wirklich ernst gemeint. Mir ist es nun mal sehr fremd an jemanden oder etwas zu glauben.“
Nur weil es Dir fremd ist, heißt es nicht, dass es den etwa 25 Millionen deutschen Protestanten fremd ist, in der Vorsitzenden ihrer Landeskirche eine Art Vorbild zu sehen.
Ich hoffe, ich lehne mich jetzt nicht zu weit aus dem Fenster, aber ich war immer der Ansicht, dass Gläubige sich an den entsprechenden Moralvorstellungen und Glaubenssätzen ihrer Kirche orientieren (egal, wie allgemeingültig diese auch immer sein mögen). Das heißt nicht, dass sie ihr Leben nach den Vorgaben der Vorsitzenden der EKD leben und ihr blind überallhin folgen. Das gabs mal irgendwann, als die Kirche noch nicht reformiert war – so mit Kreuzzügen und den Hexenprozessen, aber das gehört nicht hierher.
Nichtsdestotrotz hat ein Vorsitzender nun mal eine Vorbildfunktion –egal in welcher Organisation er den Vorsitz hat. Besoffen Auto zu fahren passt aber nun mal leider nicht zu dieser Rolle als Vorbild. Auch wenn es da die Vergebung und Buße und so weiter gibt – Frau Käßmann ist offenbar selbst der Ansicht, dass es in ihrer Position ausreicht, sich öffentlich zu entschuldigen, um dann im Amtssessel kleben zu bleiben. Finde ich so in Ordnung, wie ich oben schon beschrieben habe.
Ein Vorstandsvorsitzender, der dick Kohle eines Unternehmens einstreicht aus dem Mitarbeiter aus wirtschaftlichen Gründen entlassen werden ist auch kein gutes Vorbild und nicht glaubwürdig für die, die vielleicht gerade entlassen worden sind… Da geht es um die Diskrepanz zwischen dem, was moralisch als richtig und gut verstanden wird und dem Handeln einer Person. Wenn das zu weit voneinander abweicht, ist man nicht mehr glaubwürdig in seinen Handlungen und kann nicht mehr als „gutes Beispiel“ herangezogen werden. Aber gerade als Vorsitzender einer Organisation ist es eben nicht wirklich förderlich für die Organisation als Ganzes, wenn man Mist baut und eben kein gutes Beispiel abgibt.
So, zufrieden? 😉
ups, da fehlt ein „nicht“ in einem Satz:
So soll er heißen:
Frau Käßmann ist offenbar selbst der Ansicht, dass es in ihrer Position nicht ausreicht, sich öffentlich zu entschuldigen, um dann im Amtssessel kleben zu bleiben
@georg
Althaus hat sich in meinen Augen höchst dumm verhalten, m.E. insofern, dass er sich überschätzt und die Situation unterschätzt hat und dafür wurde er zu Recht bestraft. Bedauerlicherweise sind diese Unter- und Überschätzungen recht menschliche Erscheinungen, angefangen bei solchen Nebensächlichkeit wie einem PC-Problem: Fachmann, ‚das habe ich im Handumdrehen im Griff‘, Stunden später… Bei anderen Situationen können Menschen zu Schaden kommen, aber diese Situationen unterscheiden sich nicht grundsätzlich. Mir selber sind auch eine Reihe von Fehleinschätzungen im Straßenverkehr unterlaufen, glücklicherweise ohne Blechschäden oder schlimmeren Folgen. Ich versuche auch, Fehleinschätzungen anderer, soweit es geht, vorher zu sehen.
Nur, im Gegensatz zu Althaus-Skivandalismus (oder wie auch immer) ist zugedröhnt am Steuer in meinen Augen keine Fehleinschätzung mehr (es sei denn, man ist wirklich Alkoholiker, dann fährt man in der Tat mit einem gewissen Level sogar besser), und auf gar keinen Fall für einen halbwegs erfahrenen Führerscheinbesitzer.
Mein Punkt ist, nicht jeder, der ein öffentliches Amt bekleidet, muss bei jedem Fehlverhalten (oder noch schlimmer, bei jeder Fehleinschätzung) zurücktreten. Sofern jedoch Fehlverhalten und Amt/Anspruch (aktuell Röder in Hamburg) kollidieren, ist der Rücktritt i.d.R. angebracht, eben wie bei Frau Käßmann.
@S.S.T.
Mit deinem Punkt gehe ich konform.
Was mich bei Althaus noch besonders geärgert hatte, war sein selbstgerechter Umgang mit dem Thema.
mfg georg
https://nixzen.wordpress.com/2010/02/26/margot-kasmann-und-die-roten-ampeln/
@georg: und dass er das Thema eiskalt für den Wahlkampf ausnutzte. Während seine politischen Gegner seinen schwerverletzten Zustand nicht ausnutzten, gab er direkt vom Krankenbett der Bild Wahlkampf-Interviews.
So sind halt die Kreationisten (ist Mixa auch einer?)
Übrigens hat Dieter Casavecchia Thuringiae mW nicht einfach „die Situation falsch eingeschätzt“, sondern einen klaren Regelverstoß begangen.
Nein, da sind schon Welten zwischen der Herangehensweise der beiden Herren und der Dame.
das unterschreib ich…
@Florian
Bitte sei doch etwas nachsichtiger mit einer hilflosen, armen Frau, die als solche doch nur ein Opfer der Gesellschaft ist. Denn wenn ein Richter schon so meint, kann es nur richtig sein:
https://de.wikipedia.org/wiki/Ulrich_Vultejus
Sorry wenn ich den ein paar Tage alten Kommentarthread nochmal aufmache, aber:
Man beachte mal den Kommentar von Alice Schwarzer, die meinte „Einem Mann hätte man das verziehen“ und den Rücktritt als falsch erachtete. Der Respekt gilt eben nicht der Trunkenheitsfahrt, sondern der Reaktion darauf. Wenn die normal wäre gäbe es keine MPU. Sie hat einen Fehler gemacht, sie SIEHT DAS AUCH EIN, und zieht die entsprechenden Konsequenzen. Und das eben OHNE das es zu einem Todesfall gekommen ist. Das ist vermutlich mehr als 99,999% der anderen Trunkenheitsfahrer tun.
Im Übrigen, Florian, finde ich die Argumentation mit der Anzahl der Toten durch Alkohol im Straßenverkehr, insbesondere in Kombination mit der Aussage es sei Glück gewesen, dass nichts passiert sei, nicht besonders gelungen. Wenn ich schon von Glück, sprich von Wahrscheinlichkeiten, rede, muss die Anzahl der Toten mit der Anzahl der Trunkenheitsfahren in Perspektive gesetzt werden. Nicht dass ich Alkohol im Straßenverkehr schönreden möchte, aber gerade als Wissenschaftler sollte man bei Vorwürfen Laien gegenüber eine solidere Basis haben. Alkohol ist eine wichtige Ursache von Verkehrstoten und eine leicht vermeidbare, das heisst aber nicht, dass in einem Einzelfall die Wahrscheinlichkeit besonders hoch ist, dass etwas passiert. Risiko charakterisiert sich auch durch die Expositionswahrscheinlichkeit, und DIE ist leider verboten hoch.
Gerade WEIL Kässmann aber eben einsieht, dass die Trunkenheitsfahrt ein Fehler war sehe ich auch nicht, wie man aus Respekt für Einsicht einen Respekt für eine Trunkenheitsfahrt konstruieren will.
Kommentar in der Saarbrücker Zeitung: Frau Käßmann sei „im Hier und Jetzt geerdet“.
Ich schließe mich dem allerersten, ganz oben stehenden Kommentar von miesepeter voll und ganz an. Käßmann hat es lediglich verstanden, einen geschickten Schachzug zu machen und die Medien auf ihre Seite zu ziehen. Auf einmal wird sie als tapfere Frau hingestellt und es wird von der Tat als solches abgelenkt. Wenn ein Kinderficker freiwillig von seinem Priesteramt zurücktritt, wird der doch auch nicht als Held gefeiert. Wer sich als Hohewächter der Moral ausgibt, muss bei Fehlverhalten mit umso drakonischerer moralischer Verurteilung rechnen. So einfach ist das. Promillefahrer sind natürlich noch lange keine Kinderficker, aber es hätte jemand zu Tode kommen können, was nicht weniger schrecklich ist. Dass die gute Frau mit 1,5 Promille noch einen PKW steuert, sehe ich als Hinweis dafür, dass sie womöglich ein Alkoholproblem hat.
Ich denke, hier sollte man differenzieren. Der Artikelschreiber würfelt hier Ausgangspunkt und Resultat durcheinander. Selbstverständlich gebührt niemandem Respekt dafür, dass er besoffen Auto fährt. Was die BILD-Zeitung sowie andere Medien jedoch meinen, ist die klare, uneingeschränkte Konsequenz, mit der Käßmann auf ihren Fehler reagiert hat. Käßmann selbst hat zu keinem Zeitpunkt versucht, ihre Tat zu rechtfertigen oder herunterszuspielen. Sie will weder Verständnis, noch Mitleid. Ganz im Gegenteil, sie weiß dass es dafür keine Entschuldigung gibt und dass sie dafür geradestehen muss. Für diese uneingeschränkte Aufrichtigkeit verdient sie durchaus Respekt, wie ich finde. Sie gibt dadurch nämlich auch ein Signal an unsere Gesellschaft, die allzu oft von Eitelkeiten, Korruption und Verschleierungstaktiken durchzogen ist. Mal im Ernst: Wie oft erleben wir, dass jemand so ein Rückgrat beweist? DIe Nachrichten sind jedes Jahr voll von ranghohen Steuerbetrügern, korrputen Amtsinhabern, Schmiergeldaffären, etc. Und was ist fast immer das Ende vom Lied? Dass diese Leute eine Geld- oder Bewährungsstrafe bekommen, ihre ergaunerten Millionen aber längst schon auf dunkle Konten verschoben haben. Und keiner, wirklich keiner von diesen Hunden zeigt jemals Reue. Ich finde, dass eine derart aufrichtige Reue wie von Käßmann Respekt verdient. Es ist besser, froh darüber zu sein, dass nichts passiert ist und sie erwischt wurde, als dass man immer herbeizitiert, was hätte passieren können. Es ist nicht passiert, und das ist gut so. Halten wir uns an das, was ist.
Ich denke das muss man im Kontext „Otto Wiesheu“ betrachten. Der ist1983 betrunken mit dem Auto gefahren und hat dabei jemanden überfahren. Besonders pikant war, dass das Opfer ein Jude war, der ein KZ überlebt hat. Ist Otto Wiesheu zurückgetreten? Natürlich nicht.
Das Verhalten von Frau Käßmann war vernünftig. Sie hat erkannt, dass sie einen Fehler gemacht hat, und daraus Konsequenzen gezogen. Das ist mehr als so manch anderer gemacht hat.
Ich habe den Eindruck, dass sich das ganze Lob über Margot Käßmann nur auf ihre öffentliche Seite, ihr „Image“ bezieht. Sie selbst scheint mir eher eine Mogelpackung zu sein, ungeachtet ihrer theologischen Leistungen.
Sie sagt sie habe „einen Fehler gemacht“. Was meint sie damit: erwischt worden zu sein? Anhand der bekannten Promillezahl liegt es nahe, dass sie schon länger erhebliche Alkoholmengen zu sich nimmt und (wahrscheinlich) auch alkoholisiert gefahren ist. Sie selbst sagt nichts darüber, soweit ich weiß. Oder glauben alle wirklich, dass das ihre erste Alkoholfahrt war? Wieso kann sie etwas, dass sie offenbar schon länger macht auf einmal nicht mehr mit ihrer Integrität vereinbaren? Ich denke, weil es nun alle wissen! Und das ist nicht Aufrichtigkeit, sondern Heuchelei.
Ihren Rücktritt finde ich nicht stark, sondern verantwortungslos und schwach. Vorbildlich wäre gewesen zu sagen: Ich bin eine gute Bischhöfin und habe als solche eine große Verantwortung. Daher erlaube ich einer menschlichen Schwäche (Alkohol) nicht, das zu zerstören. Ich übernehme Verantwortung (wie jeder andere Mensch auch Verantwortung für seine menschlichen Schwächen übernehmen muss) und mache ggf. eine Therapie und setzte meine Tätigkeit fort. Sie aber gibt auf. Das ist nicht bewundernswert, sondern normal (im negativen Sinne).
Menschen lieben das Sentiment „großer Gesten“, schauen aber nie, was wirklich dahinter steckt.
was irgendjemand glaubt oder spekuliert, tut hier gar nichs zur sache. für käßmann gilt wie für jeden anderen die unschuldsvermutung.
„was irgendjemand glaubt oder spekuliert, tut hier gar nichs zur sache. für käßmann gilt wie für jeden anderen die unschuldsvermutung.“
Ich finde, dass diese Frage, ob dies ihre erste Alkoholfahrt war, wie beschrieben von erheblicher Bedeutung, was die Beurteilung dieser Angelegenheit angeht. Frau Käßmann schweigt leider dazu. Es ist auch schade, dass sich kein Interviewer traut, diese Frage zu stellen. 1,5 Promille sind jedenfalls ein strenges Indiz und keine bloße Spekulation.
Aktuell 2011-2012 wird ja die Diskussion um Respekt und Vorbild ziemlich gepuscht wegen Wulff, Politiker als Vorbilder, Politiker als ungeeignete Vorbilder usw. Bei Käsmann fand ich, dass es hier gar nicht darum gehen kann ob Vorbild oder nicht, oder respekt oder nicht. Sie hat einen Fehler gemacht, klar zugegeben und Konsequenz getragen. In Ordnung. Jede(r), aber wirklicj jede(r) hat Recht auf 2te Chance. Das ganze danach mit ihr ging mir aber viel zu sehr richtung Personenkult und Beweihräuchern. Da liegt vielleicht eher das Problem. Fand diese jetzt wieder aktuellen Fragen unlängst auch in einem neueren Buch pro und ktr. behandelt ( Holger Ludwig Riemer Vorbilder 2011 ) Die Diskussion wird hoffentlich lebendig weiter gehen. Niemand braucht Personenkult. Dirk.