Heute um 13:47 MEZ wird ein Asteroid fast mit der Erde zusammenstoßen. Sein Abstand wird nur 130000 Kilometer betragen. Das ist nur ein Drittel der Entfernung zwischen Erde und Mond!
Aber wir müssen trotzdem keine Angst haben. Er kommt uns nur nahe, trifft uns aber nicht. Und er ist klein – nur 10 Meter groß. Wenn er mit der Erde kollidieren würde, käme er wahrscheinlich nichtmal bis zum Boden.
So sieht der kleine Kerl aus (nicht sehr spektakulär):
Hier ist noch ein neueres Bild bei dem mehrer Aufnahmen kombiniert wurden (daher auch die in Linien angordneten Objekte):
Die Bahn des Objekts mit dem Namen 2010 AL30 ist sehr interessant. Die große Halbachse der Asteroidenbahn beträgt ziemlich genau eine astronomische Einheit – der selbe Wert wie der der Erde. Das, und seine geringe Größe könnte darauf hindeuten, dass es sich um ein künstliches Objekt handelt. Also irgendein Teil einer Rakete oder eines Satelliten.
Der Astronom Alan Harris meint dazu aber:
Unlikely to be artificial, it’s orbit doesn’t resemble any useful spacecraft trajectory, and its encounter velocity with the Earth is not unusually low, around 9.5 km/sec „v_infinity“. Perfectly ordinary Earth-crossing orbit.
Seine Bahn passt also nicht zu irgendetwas von dem man wüsste, das man es hochgeschoßen hat und die Geschwindigkeit ist zu klein für ein künstliches Objekt. Harris hält es für einen ganz normalen Erdbahnkreuzer.
Anders sieht das Michael Khan der in seinem Blog Go for Launch die Bahn des Objekts näher betrachtet:
Man sieht gut, dass die Bahn des Asteroiden (in rot) nicht nur die Erdbahn kreuzt sondern auch die der Venus. Das ist eigentlich normal bei erdnahen Objekten. Sie kommen ständig den inneren Planeten nahe und werden quasi von einem zum anderen geschubst (ich habe das hier mal genauer erklärt). Michael Khan meint allerdings, dass es sich dabei um die Fregat Oberstufe einer Sojus-Rakete handeln könnte – und zwar der Rakete, mit der damals die ESA-Mission Venus Express gestartet wurde.
Mal sehen – es gibt sicher jede Menge Astronomen, die heute 2010 AL30 beobachten. Morgen werden wir wohl genauer wissen um was es sich handelt.
Der Astronom Andrea Boattini hat ebenfalls eine interessante Anmerkung gemacht:
Since this object is almost on an impact trajectory, this is a great example of how much warning time we have for an object with H = 27.0
Er meint, dieser Fall wäre ein gutes Beispiel für die Vorwarnzeit die wir bei einem echten Einschlag von einem Objekt dieser Größenordnung hätten. Und wie groß wäre die? Nicht groß – 2010 AL30 wurde erst am Montag entdeckt!
Solche kleinen Objekte sind tatsächlich sehr knifflig zu finden. Die findet man meistens wirklich erst, wenn sie der Erde schon sehr nahe sind. Das ist in diesem Fall auch nicht allzu schlimm. Objekte dieser Größe können uns im Allgemeinen nicht gefährlich werden. Sie verglühen in der Atmosphäre und hinterlassen höchstens eine coole Lichtshow.
Aber die Vorwarnzeit ist eine sehr wichtige Größe. Denn wenn das Objekt ein bisschen größer wäre, dann könnte es schon unangenehm für uns werden. Auch wenn nicht gleich die ganze Menschheit drauf geht – lokale Zerstörungen können solche kleineren Asteroiden durchaus anrichten! Und hier wäre dann die Vorwarnzeit nicht dramatisch länger. Eine lange Vorwarnzeit ist aber die einzige Chance für uns, irgendwelche Maßnahmen treffen zu können. Deswegen ist es wichtig, den Himmel immer im Blick zu haben und große Durchmusterungsprogramme mit guten Teleskopen laufen zu lassen. Doch für sowas wird leider viel zu wenig Geld ausgegeben.
Aber vielleicht inspiriert ja dieser „Streifschuß“ ein paar der verantwortlichen Organisatione, hier doch wieder ein bisschen mehr zu investieren…
Apropos Streifschuß. Das gilt natürlich nur für kosmische Skalen. Aus Sicht von uns Erdbewohnern ist 2010AL30 doch sehr weit entfernt. Diese maßstabsgetreue Grafik zeigt das sehr schön (anklicken zum Vergrößern):
„nur 10 groß“
schätze du meinst er hat einen Durchmesser von 10m ??
Also wenn das Teil wirklich eine alte Raketenstufe ist, dann wäre es fast besser, wenn sie verglühen würde. Ein Stück Weltraumschrott weniger.
Hier gibt es eine Animation, die den Vorbeiflug aus Sicht des Asteroiden zeigt:
https://www.dangl.at/2010/2010_al30/2010_al30.htm
Florian, ich ahne, was Du meins mit „dreimal näher als der Mond“.
Dreimal so weit entfernt, da kann ich mir etwas unter vorstellen, eben „3 mal“ irgendetwas. Aber was ist dreimal näher?
Ich find die Formulierung „dreimal so nah wie der Mond“ übrigens ziemlich doof – im von Tricklabor verlinkten Artikel ist das besser gemacht: „ein Drittel der Entfernung Erde-Mond“.
Oh man.. mein letzter Kommentar war auch schon ne Haarspalterei -.- Ich glaub ich brauch Urlaub.
@JS, AlteWeser: Danke für die Hinweise. Aber ist „dreimal näher“ wirklich falsch? Kann gut sein – ich überleg grad, ob ich das schonmal woanders gehört habe 😉 Ich habs auf jeden Fall mal korrigiert.
Mist!
Hab ich wieder vergessen den Tarnmechanismus einzuschalten….
Gruß
Oli
Ähm, Andrea (Boattini) ist übrigens ein italienischer Männername… 🙂
@Gondlir: Ups – danke für den Hinweis. Hätte mir eigentlich auffallen sollen…
Solange du nicht plötzlich Ludmila als „Herr Carone“ ansprichst …. *g*
@Bullet
Das würde ihm aber nuuur mit rosaroter Brille passieren… 😀
hähä ^^
Die Aussage von Dr. Harris ist so zu verstehen, dass es kein Objekt sein kann, das aus einer hochexzentrischen Bahn um die Erde in eine heliozentrische Bahn mit einer Periode von etwa einem Jahr „übergegangen ist. Das wurde zwar auch schon beobachtet, kann aber hier nicht der Fall sein. Dr. Harris hat in seine Überlegungen aber nicht den Effekt eines dichten Planetenvorbeiflugs einbezogen. Das sollte man aber nicht außen vor lassen, den das ist hier wesentlich.
Ich habe mittlerweile festgestellt, dass nicht nur die beobachtete Bahn von 2010 AL30, wenn man sie in der Zeit zurückrechnet, zu einer Begegnung mit Venus im Frühjar 2006 un der Erde Ende 2005 führt. Allein das wäre schon bemerkenswert, weil es sehr gut zu Start und Ankunft der Sonde Venus Express passt.
Ich habe aber auch noch ein weiteres Indiz gefunden: Wenn man die Parameter der Ankunft von Venus Express an der Venus nimmt und schaut, was passiert wäre, wenn kein Einschuss in die Bahn um die Venus erfolgt wäre – mit anderen Worten, wenn man schaut, was mit der auf fast derselben Bahn fliegenden Oberstufe der Startrakete passiert sein muss – dann sieht man Erstaunliches:
Wenn man die Ankunft so zielt, dass sie knapp über dem Nordpol der Venus liegt – genau dies wurde bei Venus Express gemacht! – und dann weiterrechnet, ergibt sich nach der Venus-Begegnung eine Bahnperiode von genau einem Jahr, ein Aphel von etwas über 1.3 AE und ein Perihel von knapp unter 1 AE … exakt die jetzigen Bahnparameter von 2010 AL30!
Und das alles zusammengenommen erscheint mir doch des Zufalls etwas zuviel.
@Michael Khan: Danke für die Information. Das ist ja wirklich sehr interessant. Bin schon gespannt auf die Ergbnisse – gibts schon Beobachtungsdaten vom Vorbeiflug?
Genau – gibt es schon Beobachtungsdaten? Florian, mach da bitte einen Artikel draus, wenn es „Fotos“ oder bessere Erkenntniss über AL30 gibt, ja? Ich erinner mich höchstens noch ein weiteres Mal daran, hier in die Kommentare zu schauen.. hmm.. vielleicht sollte ich mich mal richtig registrieren oder so *umguck*
Och schade !
Und ich hab mir nichts gewünscht …
(lach)
Ich versteh kein englisch
@lucy: Die Welt wird nicht untergehen und es kommt auch kein gefährlicher Asteroid. Der Artikel hier ist außerdem über 2 Jahre alt.