Bald ist Weihnachten und da gibts Geschenke. Passend dazu gibts im Moment überall Geschenke-Tipps. Im physikBlog beispielsweise feiert man schon „nerdige Weihnachten“ und hat jede Menge Ideen, wie man Physiker am besten beschenkt.
Bei mir wird es nicht ganz so extravagant. Ich bleibe bei Büchern. Bücher sind eigentlich immer gut und sie haben einen großen Vorteil: bevor man sie verschenkt kann man sie selber lesen 😉
Ich habe ein paar schöne Bücher zum selber lesen und/oder verschenken ausgesucht und möchte die hier kurz vorstellen.
Die Entdeckung des Lichts
Ralf Bönt hat eigentlich Physik studiert. Dann wurde er zum Schriftsteller. Allerdings schreibt er keine Science-Fiction oder Sachbücher, wie man vielleicht erwarten würde. Bönt schreibt „echte“ Literatur. So richtig mit Anspruch und so 😉
Dieses Jahr war er sogar beim renommierten Ingeborg-Bachmannpreis nominiert und hat dort mit seinem Text Der Fotoeffekt den Kelag-Preis gewonnen. Darin geht es um Michael Faraday und Heinrich Hertz; alles erzählt aus der Sicht eines Phonons. Die Jury verwechselte das allerdings mit einem Photon woraufhin Bönt spontan ein bisschen Physiknachhilfe gab 😉
Und nun hat er einen kompletten Roman über Physik veröffentlicht; mit Michael Faraday und Albert Einstein in den Hauptrollen!
„Die Entdeckung des Lichts“ beschreibt die Geschichte von Michael Faraday und wie er vom Buchdrucker-Lehrling zum gefeierten Wissenschaftler wurde. Dabei geht Bönt als ehemaliger Physiker natürlich auch auf die wissenschaftlichen Leistungen und Entdeckungen von Faraday ein – durchaus detailliert!
Der Roman hat die eine oder andere Länge – ist aber insgesamt gesehen dann doch wieder spannend. Es macht Spaß, mitzuerleben, wie Faraday den Geheimnissen des Elektromagnetismus langsam auf die Spur kommt. Etwas seltsam ist der Part mit Albert Einstein – der scheint nicht so wirklich hineinzupassen. Eigentlich dreht sich das ganze Buch nur um Faraday; Einstein taucht nur in ein paar Kapitel auf. Es wäre besser gewesen, Bönt hätte Einstein hier ganz weggelassen oder aber Einsteins Leben genauso ausführlich abgehandelt wie das von Faraday.
Trotzdem: Das Buch kann ich nur empfehlen. Es ist nicht nur gute Literatur sondern auch gute Literatur über Wissenschaft. Und sowas ist sehr selten!
Den Himmel lesen lernen
Weiter geht es mit einem Sachbuch. Emily Winterburn (wunderbarer Name!) ist Wissenschaftshistorikerin, hat aber auch Physik studiert. Sie war Kuratorin am Königlichen Observatorium in Greenwich, London und baut im Moment gerade ein Museum für Wissenschaftsgeschichte an der Universität Leeds auf. Und sie schreibt Bücher.
Vor kurzem ist ihr „Stargazer’s Guide“ auf deutsch erschienen. „Den Himmel lesen lernen„ ist allerdings kein Handbuch für Amateur- und Hobbyastronomen; auch wenn der Titel das vermuten lässt. Oder besser gesagt: es ist viel mehr als nur ein reines Handbuch.
Winterburn erklärt den Himmel – und das wirklich in jeder Hinsicht.
Sie stellt – geordnet nach Jahreszeiten – die Sternbilder und wichtigsten Objekte am Himmel vor. Aber dort wo ein normales Beobachtungshandbuch endet, fängt Winterburns Buch erst an!
Bei jedem Sternbild werden die dahinterstehenden Mythen erklärt; oder – im Falle der Sternbilder der Südhalbkugel – deren historische Entstehungsgeschichte. Gleichzeitig erklärt Winterburn auch die wichtigsten astronomischen Grundlagen.
So erfährt man im Kapitel über die „Bären“ am Himmel nicht nur alle mythologischen Referenzen sondern gleich auch alles wissenswerte über Doppelsterne (mit Alkor und Mizar befindet sich ein sehr prominenter Doppelstern im großen Wagen).
Dazu gibt es auch immer wieder allgemeine Informationen über die Geschichte der Astronomie. Jetzt weiß ich zum Beispiel, dass das Monument in London auch als Zenitfernrohr benutzt wurde!
Dieses Buch ist wirklich ein ideales Geschenk! Vorwissen ist hier nicht nötig (es schadet aber auch nicht). Laien bekommen einen faszinierenden Einblick in die Geschichten, die sich am Himmel abspielen und lernen gleichzeitig auch die Grundlagen der Astronomie kennen. Professionelle und Amateurastronomen werden ebenfalls ihren Spaß an dem Buch und den vielen kleinen Geschichten haben und auch Kindern und Jugendlichen die an den Sternen interessiert sind, kann das Buch Spaß machen.
Strata
Zum Abschluß noch etwas „leichte“ Literatur. So gut wie jeder meiner Leser wird wohl Terry Pratchett kennen.
Pratchett schreibt Bücher über die „Scheibenwelt“ und ist damit weltberühmt geworden. Er schreibt aber auch andere Sachen und vor allem hat er nicht immer lustige Fantasy geschrieben.
Angefangen hat Pratchett nämlich als Science-Fiction Autor. 1976 erschien sein Roman „The dark side of the sun“ und 1981 wurde „Strata
“ veröffentlicht. Bei beiden Werken handelt es sich um klassische, ernsthafte Science-Fiction – aber man erkennt schon die typischen Elemente der späteren Welt von Terry Pratchett.
Ganz besonders ist das bei „Strata“ der Fall. Die Geschichte wurde stark von Larry Nivens „Ringwelt beeinflusst – nur das in diesem Fall keine ringförmige Welt der Schauplatz sondern – eine scheibenförmige 😉
Diese frühe Scheibenwelt hat aber nichts mit der Scheibwelt aus Pratchetts späteren Romanen zu tun. Es gibt keine große Schildkröte, keine Elefanten und keine Magie. Die Scheibenwelt in „Strata“ wurde gebaut. Komplett mit Sternenhimmel und kleinen Planeten, die durch die Luft sausen 😉
Wer die Konstrokteure dieser Welt sind und warum sie das getan haben – darum geht es in Strata. Die Geschichte ist spannend, originell (auch wenn viele Parallelen zur Ringwelt bestehen) – und das Ende wirft einen ganz neuen Blick auf die Kreationismus/Intelligent Design-Debatte 😉
Auch wenn es sich um eines der ganz frühen Werke von Pratchett handelt, ist es nicht weniger spannend und fesselnd als seine aktuellen Bücher! Ich kann „Strata“ (und auch „The dark side of the sun“) nur empfehlen (auch der Tod hat dort übrigens seinen ersten Auftritt…)
Wer noch mehr Anregungen sucht, der kann ja mal in der ScienceBooks-Abteilung vorbei schauen. Dort finden sich sämtliche Rezensionen der ScienceBlogger.
Und wer selbst ein paar schöne Ideen für gute Buchgeschenke hat, der kann die natürlich gerne in den Kommentaren kund tun!
Ich werde den neuen Pratchett ( Unseen Academics) verschenken. Geht diesmal aber wohl um Fußball.
Zum zweiten werd ich Stanislaw Lems Sternentagebücher unter den Baum legen. Zählt für mich zu meinen Lieblingsbüchern.( Wenn auch nicht ganz so verrückt wie Pratchett)
Die alten Pratchetts gibt es natürlich auch schon übersetzt, falls das lieber ist: =»Strata und =»Die dunkle Seite der Sonne.
Es lohnt sich immer, mal bei Jokers.de vorbeizuschauen.
Ein schoenes Angebot fuer den Sterngucker ist eine drehbare Sternkarte von 38cm Durchmesser aus dem Kosmos-Verlag.
Allgemein haben sie im Moment ein recht grosses Angebot im astronomischen Themenkreis.
Pete
Vielen Dank auch für den Hinweis auf das neue Pratchett-Buch!
ff
Jetzt wollte ich auch einen tollen Tip loswerden, aber das Büchlein ist gar nicht mehr so einfach zu bekommen. Es handelt sich um „Das Echo des Urknalls“ von Dennis Overbye und ist eine der schönsten Dokumentationen zur Entwicklung der Kosmologie seit Edwin Hubbles Entdeckung bis Ende der 80er Jahre. Hier findet man fast alle großen Namen die in dieser Zeit in der Kosmologie ihren Beitrag geleistet haben, mit vielen kleinen Auszügen aus ihren Biografien. Zentrale Person dabei ist Alan Sandage, der das Erbe von Hubble antrat, die Hubblekonstante genauer zu bestimmen, und sich gegen die Steady State Theorie Vertreter wie De Vaucouleurs durchzusetzen.
Wer es irgendwo im Antiquariat findet , zuschlagen. Es liest sich fast von selbst.