Der Himmel ist voller Sterne. Und wenn man ein Teleskop benutzt, sieht man noch viel mehr davon; außerdem noch Planeten, Galaxien, Asteroiden, …
So weit, so gut – die Astronomen haben aber trotzdem noch ein Problem: all diese Objekte sind so weit weg, dass sie bis auf wenige Ausnahmen nur als helle Punkte erscheinen. Nur wenige Himmelskörper sind uns nahe genug, um Details erkennen zu lassen und nur zu wenigen Objekten konnten wir Sonden schicken, die tolle Aufnahmen machen.
Das gilt ganz besonders für die Asteroiden. Von den erdnahen Asteroiden und denen im Hauptgürtel zwischen Mars und Jupiter konnten immerhin ein paar näher untersucht und abgebildet werden.
Aber noch viel mehr Asteroiden als im Hauptgürtel gibt es im weiter entfernten Kuipergürtel. Und über deren Aussehen wissen wir sehr wenig. Bis jetzt…
Bisherige Aufnahmen der Asteroiden im Kuipergürtel sehen zum Beispiel so aus:
Das ist der Asteroid Quaoar, aufgenommen mit dem Hubble-Teleskop. Auch Pluto kann damit nicht wirklich detailliert fotografiert werden:
Aber immerhin zeigt diese Hubble-Aufnahme schon ein wenig Details. Das gelang jetzt auch bei einem anderen großen Kuipergürtel-Objekt: dem Zwergplaneten Haumea.
Pedro Lacerda von der Queens University in Belfast hat in seinem Artikel „The Dark Red Spot on KBO Haumea“ nun neue Beobachtungsergebnisse veröffentlicht.
Die Beobachtungen erfolgten mit einem 2,2 Meter-Teleskop auf Hawaii. Das ist zwar eigentlich immer noch deutlich zu klein, um Oberflächendetails auf Haumea direkt zu sehen – aber trotzdem fand Lacerda etwas interessantes heraus.
Er benutzte das Teleskop, um die Helligkeit von Haumea zu messen und zu untersuchen, wie sich die Helligkeit im Laufe der Zeit ändert. Der Zwergplanet rotiert sehr schnell und hat daher keine runde sondern eher eine ellipsoide Form (Bild: NASA):
Wenn so ein Objekt rotiert, dann sieht man als Beobachter von der Erde aus immer einen anderen Querschnitt, je nachdem, ob man gerade die breite oder schmale Seite betrachtet. Dementsprechend ändert sich auch die Helligkeit periodisch.
Man kann gut ausrechnen, wie sich die Helligkeit von Haumea ändern sollte, wenn der Zwergplanet überall auf seiner Oberfläche gleich hell wäre. Lacerda fand aber nun Abweichungen von dieser theoretischen Lichtkurve: das bedeutet, dass es auf Haumea eine „Fleck“ geben muss; also eine Region, die dunkler ist als der Rest der Oberfläche. Die Berechnungen haben dieses Bild ergeben:
Das Bild zeigt die Position des „Flecks“. Man weiß allerdings nicht, wie groß er ist. Er könnte so groß sein, wie das schwarze Gebiet in der Grafik – dann müsste er aber sehr dunkel sein. Oder er ist heller; dann muss er aber auch größer sein (angezeigt durch den grauen bzw. hellgrauen Bereich).
Eigentlich sollte Haumea eher bläulich leuchten (allein das ist schon ungewöhnlich, da die meisten Kuipergürtel-Objekte eher rötliches Licht reflektieren) da man annimmt, dass er hauptsächlich von Wassereis bedeckt ist. Der Fleck dagegen ist deutlich röter als der Rest der Oberfläche. Lacerda nimmt an, dass es sich hier entweder um einen Krater handelt, der bei einem Zusammenstoß von Haumea und einem anderen Kuipergürtel-Asteroid entstand. Dabei könnte das rötlich reflektierende Material auf Haumea gelangt sein. Oder aber die vereiste Oberfläche von Haumea hat Risse – wie z.B. der Eismond Europa des Jupiter oder der Saturnmond Enceladus – aus denen dunkleres Material von weiter unten an die Oberfläche dringt.
Um klassische Geografie handelt es sich dabei mit einiger Sicherheit allerdings nicht. Große Berge oder Täler hätte sich in der Lichtkurve anders geäußert.
Lacerda selbst schreibt aber am Ende des Artikels, dass es sich auch um etwas völlig anderes handeln könnte. Ohne weitere Beobachtungen von Haumea lässt sich im Moment keine definitive Aussage machen. Der Kuipergürtel bleibt also weiter spannend…