Ich habe jetzt schon längere Zeit nichts mehr aus der Astronomia Nova von Kepler gepostet. Das liegt nicht daran, dass ich aufgehört habe, im Buch zu lesen. Aber ich überlege schon seit einiger Zeit, ob mein ursprüngliches Konzept, die Lektüre des Buches bloggend zu begleiten, noch funktioniert.

Eigentlich wollte ich ja alles lesen und die einzelnen Kapitel hier in kurzen Blogbeiträgen zusammenfassen. Je länger ich aber mit der Astronomia Nova zu tun habe, desto unpraktischer erscheint mir das.

Man darf nicht vergessen, dass es sich um ein 400 Jahre altes Buch handelt. Damals stand die Astronomie (und eigentlich die komplette moderne Wissenschaft) noch ganz am Anfang. Die Astronomia Nova hat nur wenig mit modernen wissenschaftlichen Texten gemein. Die Fachbegriffe, die Art der Argumentation, die Beschreibung der astronomischen Phänomene: all das würde man heute ganz anders beschreiben. Hinzu kommt die etwas „archaische“ Sprache. So lautet der Titel des 4. Kapitels beispielsweise:

„Über die unvollkommene Gleichwertigkeit zwischen dem doppelten Epizykel auf dem Konzenter beziehungsweise dem Exzenterepizykel und dem Ausgleichskreis beim Exzenter“.

Da muss man schon ein bisschen drüber nachdenken, bis man das aufgedröselt hat 😉 Und so liest sich mehr oder weniger der ganze Text. Würde ich das alles so für mein Blog zusammenfassen, dass es auch jemand versteht, der kein Fachmann für Himmelsmechanik ist, dann wäre das unverhältnismäßig viel Arbeit. Vor allem, weil die Astronomia Nova zwar ein sehr interessantes Buch ist – aber doch nicht jedes einzelne Kapitel so bedeutungsvoll ist, dass ich es unbedingt erläutern müsste. Würde ich mich wirklich daran machen, eine komplette, allgemeinverständliche Version der Astronomia Nova zu bloggen, dann würde ich vermutlich zu sonst nichts mehr kommen.

Deswegen habe ich mich dazu entschieden, mein ursprüngliches Vorhaben aufzugeben. Ich werde die Astronomia Nova natürlich weiter lesen – aber nicht mehr jedes Kapitel hier präsentieren. Ich werde die interessanten und wichtigen Stellen; diejenigen, die die wirklich revolutionären Erkenntnisse darstellen, hier blogtechnis verarbeiten – aber das „Beiwerk“ ein bisschen unter den Tisch fallen lassen. Ich hoffe, diese Entscheidung ist verständlich…


Bisherige Artikel zur Astronomia Nova: Die Einleitung (1), Die Einleitung (2), Die Einleitung (3), Kapitel 1 bis 3

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4 Gedanken zu „Johannes Kepler: Astronomie Nova – Kapitel 4“
  1. Ist verständlich, die Entscheidung…

    Aber mein Physiklehrer hat solche länglichen Kapitel- und Zwischenüberschriften auch noch zustande gebracht, das ist kein Alleinstellungsmerkmal des 17. Jahrhunderts. 🙂

  2. Deswegen habe ich mich dazu entschieden, mein ursprüngliches Vorhaben aufzugeben. Ich werde die Astronomia Nova natürlich weiter lesen – aber nicht mehr jedes Kapitel hier präsentieren. Ich werde die interessanten und wichtigen Stellen; diejenigen, die die wirklich revolutionären Erkenntnisse darstellen, hier blogtechnis verarbeiten – aber das „Beiwerk“ ein bisschen unter den Tisch fallen lassen. Ich hoffe, diese Entscheidung ist verständlich…

    Na aber selbstverfreilich ist das verständlich. Ehrlich gesagt, ich habe jetzt erst dein gesamtes Vorhaben richtig verstanden. Bisher dachte ich eigentlich, dass du dich ohnehin „nur“ auf die heute (noch) relevanten und/oder besonders interessanten Aspekte – wie etwa Keplers Umgang mit den Autoritäten in den bereits beschriebenen einleitenden Kapiteln oder die wichtigsten neuen Resultate für die damalige Zeit – beschränkst. Gewissermaßen wissenschaftliches nitpicking, ohne die sinnentstellende Bedeutung. 😉

    Mir haben die bisherigen AN-Artikel jdf. riesig gefallen, weil informativ und sogar ein bißchen spannend, und es ist offensichtlich, wieviel Arbeit sie gekostet haben. Selbst wenn du gar nicht mehr zu einer Fortsetzung kommen würdest, das bisher „erschienene“ zur AN ist schon bemerkenswert und wird (zmd. von mir) sehr geschätzt.

    Grüße
    Christian W

    post scriptum: Könnte man Himmelfahrt nicht irgendwie auch ein bißchen als einen astronomischen Feiertag betrachten, wenigstens nominell? 😉

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