Die Bücher von Dan Brown… Irgendwie sie sind ziemlich gut. Irgendwie sind sie aber auch großer Mist. Vielleicht sollte ich das genauer erklären.
Vor einigen Jahren habe ich zum ersten Mal „The Da Vinci Code“ (dt. „Das Sakrileg“) gelesen und gleich danach „Angels and Demons“ (dt. „Illuminati“). Beide Bücher habe ich in kürzester Zeit ausgelesen; sie waren wirklich extrem spannend.
Wenn man mal über die etwas seltsamen „Theorien“ hinwegsieht, die den beiden Büchern zugrunde liegen, sind es sehr spannende Geschichten. Typische Bestseller eben. Wenn man allerdings genauer hinsieht, dann merkt man, dass sich die Bücher sehr ähnlich sind. Beide Mal ist der Hauptperson eine weibliche Heldin zur Seite gestellt; beide Male stellt sich der „gute“ Nebencharakter später als der eigentliche Böse heraus; während der offensichtlich böse Charakter in Wirklichkeit der Gute war – usw. Ganz schlimm war es, als ich dann auch noch „Digital Fortress“ (dt. „Diabolus“) gelesen habe. Da konnte ich schon fast von Anfang an sagen, wie die Handlung laufen wird. Man musste nur das Schema der anderen beiden Bücher anwenden.
Ich gehöre auch zu den Leuten, die Bücher gerne mehrmals lesen (manche Bücher von Terry Pratchett habe ich sicher schon zwanzigmal gelesen). Einem guten Buch schadet das auch nicht. Oft gewinnt es sogar noch, weil man sich nun weniger auf die Handlung und mehr auf die Form konzentrieren kann und sieht, wie der Autor eigentlich die Geschichte aufgebaut hat und die Stimmung erzeugt (Leo Perutz ist hier ein Paradebeispiel – die Bücher werden hier beim mehrmaligen Lesen immer besser).
Bei Dan Brown sollte man eine nochmalige Lektüre lieber unterlassen. Seine Bücher werden wirklich nur von der Handlung getragen. Ist da die Spannung weg, merkt man erst, wie schlecht und plump die Bücher eigentlich geschrieben sind. Ich habe es nicht geschafft, eines der Bücher nochmals bis zum Ende zu lesen.
Mit dementsprechend gemischten Gefühlen bin ich heute Nachmittag ins Kino gegangen, um mir die Verfilmung von „Angels and Demons“ anzusehen.
In dem Film geht es ja wie im Buch darum, dass der Vatikan von einem unbekannten Terroristen unter Druck gesetzt wird: Irgendwo hat er eine Antimaterie-Bombe versteckt, die den Kirchenstaat platt machen wird. Vorher hat er noch vier Kardinäle entführt, die er ebenfalls umbringen will. Das ist besonders unpassend, weil gerade ein neuer Papst gewählt werden soll und diese 4 die aussichtsreichsten Kandidaten waren. Da sich der Unbekannte als Angehöriger des Geheimbundes der Illuminaten ausgibt, wird der Symbolologe (was für ein bescheuertes Wort!) Robert Langdon eingeflogen, der ein Experte für die Illuminaten ist. Außerdem ist da noch eine italienische Physikern, die am Teilchenbeschleuniger LHC des CERN die Antimaterie produziert hat, die dann von den „Illuminati“ geklaut wurde. Gemeinsam mit Langdon sucht sie nun in Rom nach der Spur der Illuminaten um die Zerstörung des Vatikans aufzuhalten.
Tja – eine typische Dan-Brown-Geschichte… Abgesehen davon, dass am LHC eigentlich gar keine Antimaterie hergestellt werden soll, gibt es gleich zu Beginn des Filmes ein paar tolle Aufnahmen von dort (wenn sie denn wirklich dort gemacht wurden). Da sieht man wieder mal, was für eine beeindruckende Maschine der LHC ist. Dass, wie im Film gezeigt, bei einer einzigen Teilchenkollision innerhalb von ner halben Minute gleich ein paar Gramm Antimaterie erzeugt werden können, ist natürlich Unsinn.
Der Rest des Films hält sich stark an die Vorlage des Buches (allerdings mit einigen wichtigen Änderungen – z.B. der religionshassende CERN-Direktor im Rollstuhl wurde komplett rausgestrichen; seine Rolle übernahm der Kommandant der Schweizer Garde). Es ist schönes, Action-Popcorn-Kino. Zwar wird fast jedes Mal, wenn die Antimaterie ins Spiel kommt, irgendein Unsinn geredet („Achtung! Das ist eine äußerst brennbare Substanz!“) – aber das fällt kaum auf.
Etwas stärker thematisiert wird der Gegensatz zwischen Religion und Wissenschaft. Die Illuminati werden hier als fanatische Wissenschaftler dargestellt, die die Kirche zerstören wollen und die Kardinale auf den „Altären der Wissenschaft“ opfern. Immer wieder wird auf den Konflikt zwischen Wissen und Glauben hingewiesen und er stellt sich schließlich auch als Motivation des Drahtziehers der Anschläge heraus: er wollte nicht, dass die Wissenschaft die Macht Gottes beschränkt (oder so irgendwie). Natürlich macht sich die Physikerin, die die Antimaterie erzeugt hat, am Schluß auch noch Vorwürfe, dass sie sowas überhaupt erforscht hat.
Aber ich denke nicht, dass dieser Film geeignet ist, das komplexe Thema „Wissenschaft vs. Religion“ zu diskutieren. „Illuminati“ ist Action-Kino und ebensowenig tiefgründig wie das Buch. Ich hab mich amüsiert (wenn auch nicht so gut wie beim Star-Trek Film) – und das ist ja immerhin schon etwas. So wie beim Buch habe ich aber auch beim Film nicht das Bedürfnis, ihn ein zweites Mal zu sehen.
P.S. Kann mir jemand sage, warum der Synchronsprecher von Tom Hanks in diesem Film so extrem nuschelt? Oder hab ich nur empfindliche Ohren?
Ich habe damals (TM) auch irgendwann mal alle Dan-Brown-Bücher gelesen. Alle? Naja, jedenfalls 5 Stück.
Und ich habe keine Ahnung mehr, worum es ging… Aber ist es auch schon wirklich etwas her… Einzig von Meteor weiß ich noch, was darin passiert… Das Buch gefiel mir auch am besten.
Lustigerweise sind Dan-Brown-Bücher glaube ich so gut, in welcher Reihenfolge man sie liest. Liest man zuerst Illuminati, dann ist das Buch tendenziell etwas besser als die anderen (allerdings sind hier Relativkoordinaten gefragt; besser als schlecht…).
Den Film plane ich trotzdem anzusehen, eben weil die Bücher schon wie Drehbücher geschrieben sind, auf alle lyrischen Tricks verzichtet wurde, sondern einfach nur Actionszenen beschrieben wurden. Mal schauen, wie’s mir gefallen wird.
(Und das mit dieser immergleichen Struktur trifft übrigens in gewisserweise auch auf Frank Schätzing zu, dessen Stoff allerdings vieeel besser ist – und der auch viel besser schreibt.)
@Andi: Brown hat doch nur 4 Bücher geschrieben? Ja, „Deception Point“ (Meteor) hab ich gar nicht erwähnt. Das ist nett – weicht auch ein bisschen von der Struktur der anderen Bücher ab. Von Schätzing hab ich nur den Schwarm gelesen. Das andere sind ja eher „normale“ Krimis, oder? Die sind nicht so wirklich mein Ding…
DEN muß ich mir merken!
Ansonsten klingt deine Beschreibung der Bücher von Dan Brown so wie ich „Der Schwarm“ empfunden habe. Äußerst spannend beim ersten Lesen, aber beim zweiten Mal … na ja, trotzdem sehr gutes Buch.
Ich werd aber für Dan Brown nicht von meinem hohen Roß (Das Foucault’sche Pendel) hinabsteigen, dass lese ich mit großem Genuß gerne auch ein fünftes oder sechstes Mal 😉
@Christian: Also den Schwarm hab ich beim zweiten und dritten Mal genauso gerne wieder gelesen als wie beim ersten Mal. Aber das Foucaultsche Pendel ist natürlich wieder eine andere Liga…
Brown bedient halt den Markt der leichten Unterhaltungsliteratur (Das kann dann auch von denjenigen verstanden werden, die sich die eigene VT ein wenig aufpeppen wollen ;). So eine Art literarisches Fastfood, gut für einen Imbiß, ne [Nachmit]Tag, aber mehr auch nicht. Ganz klar die Sorte Bücher, die ich mir leihe, nicht kaufe.
/Schätzing/ Hmm, normale Krimis – ein wenig Mittelalter (Tod und Teufel), ein wenig HiTec (Lautlos), ein wenig Kulinaria (Mordshunger)… ‚Die dunkle Seite‘ hat mir am besten gefallen, ohne Schnickschnack, aber schön verworren.
Jepp, wurden sie. Kann ich als Scienceblog Genf-Korrespondenz bestätigen. Zumindest wurde hier gefilmt. Ganz Genf war aus dem Häuschen: Tom Hanks hier! Soviel Aufregung gab es nicht mehr seit Cloney hier war für Syriana.
(Ich werde diesen Celibrity-Kult nie verstehen, muss wohl das Alter sein).
Vielleicht, damit nicht so auffällt dass er noch 100 andere Schauspieler synchronisert 🙂
Natürlich sind die abstrusen Geschichten nicht ernst zu nehmen, aber das erwarten wir ja nicht, Sosehr wir vielleicht auch z.B. Indiana Jones lieben, jeder von uns weiß, daß „wirkliche“ Archäologie anders aussieht.
Die Frage ist: Wie viele unserer Mitmenschen glauben wirklich an derartige Verschwörungstheorien ? und nehmen das Buch und den Film ernst ???
Auch Leute wie von Däniken haben ihre Anhänger, abgesehen davon könnte auch die Mondlandung eine NASA Lüge sein ?? und so weiter -…..
Ui, Dan Brown…mit seinem Erzählstil kann ich nun leider überhaupt nichts anfangen. Den „The Da Vinci Code“ habe ich gerade mal zehn Seiten oder so ausgehalten, bevor ich das Buch weglegen musste (zum Glück nur ausgeliehen, hehe). „Angels and Demons“ hab ich zwar bis zum Ende durchgekaut, aber ich finde, es war die ganze Aufregung nicht wert. Lese lieber Clive Barker 😉
Aber wie schon hier gesagt, wenn’s für Unterhaltung sorgt und man den Inhalt nicht allzu ernst nimmt, geht’s ja. Dummerweise gibt’s Leute, die das wirklich glauben (O_o)
@erich egerman: „Die Frage ist: Wie viele unserer Mitmenschen glauben wirklich an derartige Verschwörungstheorien ? und nehmen das Buch und den Film ernst ???“
Tja – einer auf jeden Fall. Name auf Verlangen entfernt hat jetzt noch mehr Angst vorm LHC weil er nun den Plan durchschaut hat: dort wird (ungeachtet aller physikalischen Schwierigkeiten) böse Antimaterie hergestellt! (Wahrscheinlich für irgendwelche sinistren Zwecke der kaltherzigen Wissenschaftler)
Du meine Güte, Name auf Verlangen entfernt : das war nur ein Fihilm. Ehrlich.
(und „Christel von der Post“ auch – das mit der Jungfrau stimmte nicht, alles frei erfunden, bei der Post arbeiten auch Schützen 😉
Ah, wieder so eine retrospektive Vorhersage – aber warum heißt es denn in der Astrologie <φ mal Daumen> statt wie sonst <π mal Daumen>? Warum nimmt man das Geburtsdatum der Schauspieler statt das der Protagonisten? Fragen über Fragen…
Naja, für lange Flüge oder Zugfahrten ist Dan Brown ganz nett, aber mehr auch nicht. Naja und ich werde mir heute abend auch „Sakrileg“ antun. Und dass es das Maschinengewehr der Astrologie natürlich gaaaaanz toll findet, dass Austria einen „Wissenschaftsminister“ hat, der Wissenschaft nicht erkennen würde, wenn sie ihn in den Allerwertesten beisst, ist ja auch klar. Aber warum sich die Herren am CERN vor den Karren eines solchen Films spannen lassen, der deratig unwissenschaftlich ist werde ich wohl in 100 Jahren nicht verstehen.
Die Nuschelei hat ziemlich genervt. Ich vermute der Synchronsprecher hat neuerdings eine Prothese oder sowas.
Am Schlimmsten fand ich, dass der deutlich religionskritische Aspekt des Buches im Film einer peinlichen Anbiederung an den Monotheismus gewichen ist.
Religion und Wissenschaft seien nicht nur vereinbar, sondern bedürften einander, hörte man da die Personifizierung der Integrität (Armin Mueller-Stahl) sagen.
Und Tom Hanks alias Robert Langdon darf feststellen, dass ihm „die Gabe“ des Glaubens an übernatürliche Männer „bisher“(!) verwehrt blieb.
Dazu kann ich nur sagen, dass mir die Gabe zur Ignoranz von Fakten bisher verwehrt blieb.
Film und Buch kamen vom Reißbrett. Dem fielen dann auch Zwischentöne und Chancen für Tiefe zum Opfer.
Spannend wars trotzdem … meistens.
Popcornkino für Möchtegernbildungbürger.
Wenn nur diese Nuschelei nicht gewesen wäre …
Was mich während des ganzen Anhörens (ich habs mir als Hörbuch während einer langen Autofahrt angetan) furchtbar aufgeregt hat, ist eine ganz simple Frage:
warum zur Hölle baue ich mobile Schutzcontainer, die etwas gaaaaanz ganz gefährliches enthalten, die Stromversorgung brauchen und denen nieeeee die Batterie ausgehen darf weil dann etwas Fürchterbarschreckliches passieren wird… und baue kein Akkuladegerät dazu dass ich mitnehmen kann wenn ich auf der Suche nach so einem Ding bin?!
Von den Würgekrämpfen die ich bei diversen Dia- und Monologen bekommen habe mal ganz abgesehen fand ich das Buch ehrlich gesagt schrecklich… Jetzt weiß ich zumindestens dass ich auch die anderen nicht versuchen muss, wenn die genau so sind 😉
Bei den meisten Romanverfilmungen wird darum gebangt, ob der spezifische Zauber des Buchs erhalten bleibt oder gehofft, daß ihm gar neue Nuancen abgewonnen werden können. Das ist bei Dan Brown umgekehrt, wie die cinema bemerkt: “Ron Howard ist es lediglich gelungen, eine haarsträubende Story von ihren kuriosesten und blödsinnigsten Wendungen zu befreien.” Wie schon beim Vorgänger (bzw. Nachfolger) “Sakrileg / Da Vinci Code” kann der Film nichts an Browns mit durchsichtigen Geschichts- und Wissenschaftsfakes zugekleisterter Ahnungslosigkeit ändern.
Es geht im Film wie schon im Buch nicht um die Illuminaten.
https://www.classless.org/2009/05/17/illuminati-angels-demons/
Seltsam, bei Homöopathie und den ganzen Unsinn denk ich mir immer, dass ich früher auch an den Weihnachtsmann geglaubt habe, aber Dan Brown Romane oder andere Bestseller Filme gehen gar nicht.
Naja, ich hab’s nicht durch den Film geschafft. War echt zu nervig. Verschwörungstheoretiker gibt’s im Alltag ja schon genug. Ich habe abgeschaltet, als Tom Hanks auf das Verschwörungsgeblubber des alten Engländers am Krückstock (Namen vergessen, aber der hat auch Magneto in den X-Men Filmen gespielt) antwortet: „Aber das sind doch nur Theorien.“ AAAARRRRRGGGGGGG!
Mal dusselig gefragt: Die behautpen ja auch dämlich, Antimaterie sei „das Gotteilchen“ – Antmaterie ist doch nicht nur ein spezielles Teilchen, oder? Ich nahm bisher an, das wäre genau wie bei Materie, nur mit umgekehrter Ladung… oder liege da ich falsch?
@Jörg R: Kann es sein, das der Synchronsprecher gewechselt wurde? Der klang wirklich seltsam
zum Schwarm: Das Buch war toll bis zur Hälfte – danach hat es rapider an Nährwert verloren. Bei dem Umfang hätte die 1. Hälfte als Buch auch schon gut gereicht.
@Kathy: Du sprichts mir aus der Seele. – Bis auf den zweiten Absatz.
Ich hatte zuerst übrigens Sakrileg gelesen und fand das saugut – auch, weil die Rätselei mir da irgendwie spannender vorkam als in Illuminati. Die Filme waren beide gleich Mittelgut-Halbsehenswert.
@ Florian: Bin grade mal deinem Link zu unser aller lieblings Möchtegern-Advocatus-Diaboli Name auf Verlangen entfernt gefolgt. Irre ich mich, oder nimmt dessen Geschwurbel zu, wenn er hier kommentiert? Den Quark auf seiner Seite habe ich fast vollständig lesen können ohne ein Stechen hinter der Stirn und ein nervöses Zucken über den Augenbrauen zu kriegen. – ich mach’s aber trotzdem nicht so schnell nochmal.
@knorke: Ja, das Higgs-Boson („Gottestteilchen“) ist keine Antimaterie.
„Warum nuschelt der Synchronsprecher eigentlich?“
Das hat auch die Bild den Synchronsprecher gefragt „Warum lispeln Sie eigentlich im Film?“ Antwort darauf: „Mit dem Alter wird man halt älter. Manche bekommen graue Haare, bei mir ändert sich die Stimme… Aber als lispeln würde ich es nicht abtun“, so der ungefähre Wortlaut.
Ist mir auch aufgefallen, wobei ich in manchen Szenen wiederum das Gefühl hatte, dass er es nicht tut.
unabhängig davon, ob er lispelt oder nicht. die stimme von elsholtz ist lange nicht mehr die, die sie mal war!
Hab heute auch den Film gesehen. War irgendwie nicht so spannend wie das Buch oder wie Sakrileg (der Film). Das mit dem Lispeln ist mir auch negativ aufgefallen, weil es manchmal vorkommt und manchmal nicht.
Leider kam ich 10 min zu spät zum Film (dem Internetkinoprogramm kann man auch nicht mehr trauen) und hab deshalb die Cern-Szenen verpasst. Das ärgert mich.