Im Januar habe ich schon einmal darüber berichtet, dass der österreichische Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung FWF (das österreichische Gegenstück zur Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG), der zuständig für die Förderung der Grundlagenforschung ist, aus Geldmangel vorerst keine Projekte mehr fördern kann.

Nun hat es die österreichische Regierung leider immer noch nicht geschafft, ein Budget für 2009 vorzulegen – und deswegen gibt es auch immer noch kein Geld für den FWF. Der musste nun auch die Vergabesitzung absagen, die für März angesetzt war. Das bedeutet, dass frühestens im Mai die nächsten Projektförderungen genehmigt werden können – vorausgesetzt, bis dahin bekommt der FWF Geld.

Das bedeutet also, dass in Österreich ein halbes Jahr lang keine neuen Projekte genehmigt werden können! Wer mit der Situation an den österreichischen Universitäten vertraut ist, weiß, was das bedeutet. Der FWF ist eine der wichtigsten Geldquellen und einer der wichtigsten Arbeitgeber für Doktoranden und junge Wissenschaftler. Die wissen nun überhaupt nicht mehr, wie sie ihre Zukunft planen sollen.

Kritik an der österreichischen Regierung kommt von allen Seiten. Die Mikrobiologin Renee Schroeder meint, „die Vertrauensbasis wäre auf einen
Schlag zerstört“
und sieht die Aufbauarbeit bei der Förderung junger Wissenschaftler in Gefahr. Auch Konrad Liessmann, Philosoph an der Universität Wien, sieht die Karrieren junger Wissenschaftler in Gefahr. Besonders für Geisteswissenschaftler stellt der FWF oft die einzige Möglichkeit dar, ihrer Forschungsarbeit nachzugehen. Kurt Grunewald, Bildungsprecher der Grünen, sieht die Schuld an der Situation hauptsächlich bei Vizekanzler und Finanzminister Josef Pröll von der ÖVP. Dadurch, dass er die Budgetrede so lange aufschiebt, blockiere er „zentrale Entscheidungen für die Zukunft von ForscherInnen und ihrer
Arbeit, obwohl die Budgetverhandlungen längst abgeschlossen sind
“ – er inszeniere sich auf Kosten der Forschung.

Ich selbst weiß schon gar nicht mehr, warum ich mich über die österreichische Forschungspolitik aufrege. Irgendwie ist es am Ende immer das gleiche: die Politiker schwingen weiter große Reden darüber, wie Österreich „Weltklasse“ in der Forschung wird oder wie man Österreich international zu einem Frontrunner machenkann. Aber wenn es darum geht, das dann auch irgendwie umzusetzen, interessiert es auf einmal niemanden mehr. Und wenn mal richtig viel Geld ausgegeben wird, dann nur für die absurde „Elite Uni“ (Institute of Science and Technology (IST) Austria), die in einem niederösterreichischen Dorf aus dem Boden gestampft wird – auch der Onkel des Vizekanzlers und „Landeskaiser“ Erwin Pröll (Landeshauptmann von Niederösterreich) möchte ja gerne was zum Angeben haben.

Naja – ich hoffe, meine Freunde und Kollegen von der Sternwarte Wien stehen diese Zeit irgendwie durch. Das Doktoranden und auch PostDocs vom Arbeitslosengeld oder von Sozialhilfe leben ist ja nichts Neues – das ging vielen meiner Kollegen so. Und vielleicht kann sich ja der Finanzminister doch irgendwann nochmal dazu durchringen, der Forschung ein bisschen Geld zu geben…

3 Gedanken zu „Immer noch kein Geld für Österreichs Forscher“
  1. Hier müssen Sie hineinschauen.

    https://www.inter-uni.net/index.html

    Auf der WEB-Site prangen die Logos von vom Land Steiermark, der Stadt Graz, dem Bundesministerium für Wissenschaft und Kunst und noch so eine Komplementäre Angelegenheit. Das kostet Sie ihr Stipendium.
    Und die Donau Uni Krems bietet ähnliches!
    Wehren Sie sich gegen den Ressourcenklau!

  2. Es ist natürlich immer problematisch, auf einen einzelnen Geldgeber angewiesen zu sein, und noch dazu auf einen hochverschuldeten notorischen Wendehals wie Vater Staat. Vielleicht ist die aktuelle Misere ja ein Anreiz für die eine oder andere Hochschule, ihre Finanzierung stärker in die eigene Hand zu nehmen, dann wäre zumindest etwas gewonnen.

  3. @Shin: Das passiert ja auch. Das Problem ist, dass der FWF für die Förderung der Grundlagenforschung zuständig ist. Und das ist genau der Bereich, wo es sehr schwer ist, Geldgeber z.B. aus der Industrie & Wirtschaft zu überzeugen…

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