2009 ist ja nicht nur das Internationale Jahr der Astronomie sondern auch das Internationale Darwin-Jahr. Viel Wissenschaft also und überall gibt es viele entsprechende Angebote. Daneben sollte man aber auch die „Standard“-Möglichkeiten nicht vergessen, die immer vorhanden sind, wenn man sich über Wissenschaft informieren möchte.
Ich habe mir daher vorgenommen, in diesem Jahr möglichst viele Museen und ähnliche Einrichtungen zu besuchen. Und da ich es für besonders wichtig halte, auch Kinder schon möglichst früh in Kontakt mit der Wissenschaft zu bringen, werde ich bei meinen Besuchen speziell darauf achten, was die einzelnen Einrichtungen für Kinder zu bieten haben. Wann immer es möglich ist, werde ich die Museen also gemeinsam mit meinem „Testkind“ (4,5 Jahre alt) besuchen 😉
Das Optische Museum in Jena
Den Anfang habe ich letzte Woche im optischen Museum in Jena gemacht. Optik ist ja durch Carl Zeiss und Otto Schott (und deren Firmen) in Jena sehr präsent. Diese Präsenz spiegelt sich in der Größe des optischen Museum allerdings nur bedingt wieder. Auf einem und zwei halben Stockwerken erfährt man dann aber doch einiges über die Geschichte der Optik und die Entwicklung und Funktionsweise der verschiedensten Instrumente.
Sehr interessant ist z.B. die Ausstellung über Brillen – von den allerersten Sehhilfen bis zu den modernen Produkten bekommt man hier anhand vieler Ausstellungsstücke einen guten Überblick. Für kleine Kinder ist dieser Teil des Museums eher weniger interessant. Das gilt auch für die historische Abteilung, in der die Entstehung und Entwicklung der Firmen Zeiss und Schott dargestellt wird.
Dann schon lieber in die augenoptische Abteilung: neben der Vielzahl an Meßinstrumenten, die ein Augenarzt so braucht und brauchte, hat man hier auch die Möglichkeit, seine Augen selbst zu überprüfen. An 5 Stationen kann man im Selbstversuch testen, wie sich Fehlsichtigkeit auswirkt und wie sie korrigiert werden kann. Allerdings haben auch hier eher nur die größeren Kinder was davon – jüngere Besucher sind zu klein für die Geräte.
Richtig interessant wird es aber, wenn es um die Unterhaltung geht. 2 Räume sind den Vorläufern des Kinos gewidmet und beschäftigen sich mit der Camera Obscura, Dioramen, Stereoskopen u.ä. Hier gibt es jede Menge Anschauungsmaterial; in den Wänden neben den Ausstellungsstücken finden sich immer wieder Gucklöcher, die die verschiedensten Dioramen zeigen – das finden die Kinder immer sehr spannend 😉
Als Astronom interessiert mich natürlich die Ausstellung über Teleskope besonders. Von den ersten Teleskopen bis hin zu (einigermaßen) modernen Geräten kann man hier die Entwicklung verfolgen. 4 kleine Teleskope sind so montiert, dass man selbst durchsehen kann – zu betrachten gibt es allerdings nur ein großes Bild an der gegenüberliegenden Wand. Trotzdem macht es Spaß, und wer nicht damit rechnet ist meist überrascht, dass das Bild im Teleskop auf dem Kopf steht:
Neben Teleskopen sind natürlich Mikroskope die wichtigsten optischen Instrumente. Auch hier gibt es jede Menge Ausstellungsstücke und Exponate aus verschiedenen Zeiten, durch die man selbst sehen kann.
Ein besonderes Highlight ist die „Spiegelkiste“ auf dem Weg in den ersten Stock. Dieser komplett verspiegelte Kasten mit Guckloch demonstriert eindrucksvoll den Blick in die Unendlichkeit (rechts).
Im ersten Stock selbst gibt es dann nur noch einen weiteren Ausstellungsraum, der sich mit Astronomie und der Geschichte der Planetarien beschäftigt. Hier hat man als Kind vermutlich am meisten Spaß. In diesem abgedunkelten Raum gibt es haufenweise Knöpfe, mit denen sich die Ausstellungsstücke aktivieren lassen. Da leuchtet dann ein Regenbogen auf, ein Planetenmodell beginnt sich zu drehen, eine Sonnenfinsternis findet statt, …
Der Keller bietet dann noch eine Ausstellung über Holographien und eine rekonstruierte Werkstatt, in der man sehen kann, wie früher bei Carl Zeiss Linsen geschliffen und optische Geräte hergestellt wurden. Im letzten Raum kann man dann wieder selbst experimentieren: mit verschiedenen Lampen lässt sich die Mischung von Farben anschaulich erleben; ein beleuchtetes Becken zeigt, wie sich Wellen ausbreiten und was passiert, wenn sie aufeinandertreffen und ein kleiner Wasserfall erzeugt einen echten Regenbogen.
Alles in allem kann ich einen Besuch im optischen Museum auf jeden Fall empfehlen. Auch wenn es nicht groß ist, ist es auf jeden Fall interessant. Auch Kinder kann man ruhig dorthin mitnehmen. Es gibt zwar durchaus Museen, die interaktiver und kindgerechter sind – aber langweilen werden sie sich im optischen Museum trotzdem nicht!
Außerdem bietet das Museum in den Ferien spezielle Führungen für Kinder an; und auch Lehrer können mit Schulklassen aller Altersstufen Führungen machen. Und sogar Kindergeburtstage lassen sich dort feiern (mit einer „Museumsrallye“ – ich glaube, dass müssen wir nochmal extra ausprobieren, das klingt interessant).
Wo kriegt man denn ein Testkind her? Gibt’s die bei Sigma Aldrich? Und waws sagt die Ethikkommission zu solchen Versuchen? 😉
Wenn sich die Gelegenheit ergibt, geh ins Dynamikum in Pirmasens: https://www.wissenschaft-online.de/artikel/951846
@Fischer: „Testkinder“ entstehen auf die übliche Art und Weise 😉 Und dieses Testkind wird nicht ausgeliehen, da musst dir schon selbst eines zulegen 😉
Das Dynamikum klingt gut – mal schauen, wann ich mal nach Pirmasens komme…
Das ist witzig: erst gestern hab ich drüber nachgedacht ob es wohl eine Liste mit empfehlenswerten Museen für Kinder gibt….
Das ist sehr interessant und wäre etwas für meine beiden sechsjährigen „Testkinder“, immer wieder versuchen sie ihre Mama zu testen. Nein Spass beiseite, wäre Jena nicht etwas weit von Süddeutschland entfernt würde ich mit meinen beiden Jungs sehr gerne so ein Museum besuchen. Zumal sie, Dank ihrem Papa, sehr an der Raumfahrt interessiert sind.
@Natalie: Mal schauen, wenn sich die Gelegenheit ergibt, dann werd ich auch Museen anderswo in Deutschland besuchen 😉
Das Dresdner Hygienemuseum ist auch auffallend nichtlangweilig für Testkinder https://www.dhmd.de/neu/index.php?id=21
https://www.dhmd.de/neu/index.php?id=662
Nicht besonders groß und nichts zum Selbstprobieren dabei, aber Anfassen erlaubt für raumfahrtverrückte Kids : Apollo and Beyond in Speyer.
https://www.technik-museum.de/buran/
Genau weiß ich es nicht, aber seit dem Ende der Allunionsausstellung (Moskau) und Abbau der Raumfahrthalle gibt es m.E. sonst nichts ähnliches. (Bis auf den Nachbau der Mir im Europapark und dem Armageddonmobil *hust* in Eurodisney – aber das gilt nicht 😉
@GeMa: Das Hygienemuseum in Dresden klingt gut – und ist auch nicht allzu weit von Jena entfernt. Das sollte machbar sein 😉
Übrigens: in der Metropole Morgenröthe-Rautenkranz gibt es die Deutsche Raumfahrtausstellung. Ich war zwar noch nicht dort; steht aber auch auf meiner Liste…
Ah, alles klar Morgenröte-Rautenkranz – wenn man es erst mal nachliest, fällt es einem ja direkt wieder ein :-). Sigmund Jähn.
Sieht aber interessant aus, das wäre ein netter Wochenendausflug. Ist ja auch eine schöne Gegend dort um Falkenberg und Klingenthal, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt.
Gestern haben wir uns im Planetarium Mannheim 3 Vorstellungen durchverlustiert. Wäre auch mal ein allgemeiner Tipp für Eltern, die in der Nähe sind.
In Jena scheint es sogar ein richtiges Programm zu geben. Mannheim ist eher so lala. Nicht wirklich groß, die Programmauswahl.
Die Vorstellung für ca. 4 jährige Testkinder ist sicher nett, sie sollten sich aber besser vorher ausschliesslich für Benjamin Blümchen interessiert haben. (Unnötige Fehler fallen andernfalls selbst den lieben Kleinen schon auf.) Ansonsten ist es kein Problem, – die Sache mit dem Klapperstorch muß man ja auch irgendwann mal notgedrungen gerade biegen ;-). Leider viel zu viel Kinderbuchbilder an die Kuppel geworfen und zuwenig (kaum) Animationen, erst recht nicht, wo es sich gerade anbietet – die Vorstellung über die Mondphasen und wie das funktioniert, müssen sich die Kids anschließend leider immer noch selber zurechtlegen. Für die Vorstellung „Reise zum Mond“ und die Frage, wer oder was für die Mondphasen verantwortlich ist, eine echt schwache Kür.
Die Vorstellung für die Gruppe ab 6 ist aber empfehlenswert, dort steckt man interessierte 4 Jährige besser auch mit rein ;-). Und nein, die Rakete der Apollomission hieß nicht Apollo und das erste Gerät, was auf dem Mond landete war Lunachod und Pluto ist kein Planet. (Fällt aber auch nur infizierten Kids auf ;-). Kann man als Haarspalterei bezeichnen, sollte aber nicht vorkommen, wenn unter „Mitarbeit“ zu dem Event die Sternwarte Bochum aufgeführt wird https://www.wdr.de/themen/wissen/astronomie/blick_ins_all/raumfahrt/060817.jhtml
Protest „stimmt das überhaupt?“ gab es auch zum Mars. Zuerst wird vorgezeigt, dass die Polkappen aus Eis bestehen – 5 Sätze weiter : es gibt kein Wasser auf dem Mars. Was ist dann Eis? fragt sich Kind. Sowas muß einfach nicht sein.
Interessierte Erst-bis Zweitklässler gehören aber locker in (eine) die Erwachsenenvorstellung rein (jedenfalls diese hier in Mannheim und es stört auch keinen dort). Empfohlen zwar ab 10, ich sehe aber wirklich keine Schwierigkeiten. Ganz im Gegenteil, die Erklärungen sind wirklich sehr sehr gut verständlich.
Als nächstes müssen wir ins Technikmuseum Mannheim – dummerweise haben wir dort geparkt (Planetarium ist gleich daneben).
Gefunden bei Lichtecho https://lichtecho.blogspot.com/ eine kurze Vorstellung der aktuellen Mannheimer Vorstellung ;-).
Hallo,
habe mir jetzt noch diverse Fotos angeschaut. Sieht ja wirklich gut aus. Werde das auch mal mit der Familie für nächsten Frühling einplanen. Im Winter ist es irgendwie so .. kalt 😉
Bye, Sarah