Mein Google-Alert hat mir heute zwei interessante Artikel über Homöopathie bzw. Alternativmedizin geliefert. In beiden geht es um Abstimmungen.

Abstimmung in der Schweiz

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In der Schweiz gibt es eine „Volksinitiative: Ja zur Komplementärmedizin“ Die forden z.B. eine Berufsanerkennung für nichtärztliche Therapeuten und die Aufnahme von anthroposophischer Medizin, Homöopathie, Neuraltherapie, Pflanzenheilkunde (Phytotherapie) und traditioneller chinesischer Medizin (TCM) in die Grundverfassung. Ausserdem forden sie die Lehre von Homöopathie und Co an den Universitäten und die Einrichtung von Professuren für die verschiedenen pseudomedizinischen Disziplinen (insgesamt 11 Professuren). Die Alternativmedizin soll auch in den Krankenhäusern angewandt werden.

Die Forderungen der Initiative wurden ursprünglich von den Politikern abgelehnt. Der Ständerat Rolf Büttiker von der FDP hatte dann einen Gegenvorschlag eingereicht bei dem nur das Wort „umfassend“ aus dem vorgeschlagenen Gesetzestext für einen Verfassungsartikel gestrichen wurde der nun so lautete:

„Artikel 118a (neu) Komplementärmedizin
„Bund und Kantone sorgen im Rahmen ihrer Zuständigkeiten für die Berücksichtigung der Komplementärmedizin.“

Dieser Vorschlag wurde vom Ständerat angenommen. Am Mittwoch hat nun auch der Nationalrat mit 95 zu 60 Stimmen diesen Vorschlag angenommen. Dagegen gestimmt hatten SVP und Teile der FDP; dafür war die SP. Jean-François Steiert von der SP hat z.B. erklärt, dass komplementärmedizinische
Therapien wirksamer sind und weniger kosteten als schulmedizinische
Behandlungen. Vielleicht sollte man dem Mann mal die Lektüre von „Trick or Treatment„von Ernst & Singh ans Herz legen – er würde wahrscheinlich überrascht sein!

Der Bundesrat hatte allerdings empfohlen diesen Vorschlag abzulehnen. „Politisch
sei es nicht akzeptabel, aus taktischen Gründen mit einem direkten
Gegenvorschlag den Initianten entgegenzugehen“ meinte der Innenminister
Pascal Couchepin. Man sollte lieber eine Volksabstimmung zu diesem Thema durchführen.

Ich kenne mich mit dem politischen System der Schweiz leider nicht gut genug aus um beurteilen zu können, wie wahrscheinlich es nun ist, dass dieser neue Artikel tatsächlich in die Verfassung aufgenommen wird. Aber es wäre jedenfalls begrüßenswert, wenn die Verfassung der Schweiz auch weiterhin frei von Worten wie „Komplementärmedizin“ ist.

Wissenschaft ist eben nunmal nichts, worüber man abstimmen kann! Sie beschreibt die Realität und die kümmert sich nicht darum, was die Menschen gerne hätten.

Abstimmung in Köthen

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Nicht nur in der Schweiz wird über Homöopathie abgestimmt. Auch im Stadtrat von Köthen in Sachsen-Anhalt wurde dieses Thema kürzlich behandelt. Diese Meldung aus der Mitteldeutschen Zeitung hat mich zuerst mal ein wenig verwirrt.

„Zur Sitzung des Hauptausschusses war festgelegt worden, den
Etat der Homöopathie und Wissenschaftsservice GmbH um 20 000 Euro zu
kürzen. „Mit dieser Kürzung hätten wir die
Homöopathie zu Grabe getragen“, meinte [Oberbürgermeister] Zander während eines
Pressegespräches. Nunmehr bezuschusst die Stadt die Homöopathie mit 92
000 Euro.“

Warum hat Köthen eine „Homöopathie und Wissenschaftsservice GmbH“? Und warum bekommen die 92 000 Euro Zuschuß? Und dann noch dieser Satz von Oberbürgermeister Zander:

„Die Homöopathie ist eine wichtige Säule der Köthener Stadtentwicklung.“

Also ich hab ja schon viel über Homöopathie gehört – aber positive Einflüsse auf die Stadtentwicklung waren selbst mir neu. Aber ein bisschen Recherche brachte dann Licht ins Dunkel. Auf der Homepage der Stadt Köthen ist folgendes zu lesen:

„Den Grundstein dafür, dass Köthen in der Welt mit der Homöopathie verbunden wird, legte Dr. Samuel Hahnemann,
mit seinem Umzug von Leipzig nach Köthen (Anhalt). Die erstmalige
Erlaubnis eines deutschen Landesherren zur Herstellung und
Verabreichung seiner homöopathischen Mittel, sowie der Schutz des
Herzogs vor Anfeindungen der Schulmediziner erlaubten Hahnemann hier
weitgehend uneingeschränktes Forschen, Publizieren und Praktizieren.“

Der große Hahnemann, der Erfinder der Homöopathie selbst hat in Köthen gewirkt. Und daraus versucht die Stadt offensichtlich Kapital zu schlagen:

„In der Stadt Köthen (Anhalt), die die Homöopathie als ein Element ihrer Stadtentwicklung fördert, wirken neben dem DZVhÄ ebenso die Homöopathie-Stiftung des DZVhÄ, das Europäische Institut für Homöopathie (InHom), die Europäische Bibliothek für Homöopathie Köthen, der Hahnemann-Lutze-Verein Köthen (Anhalt) e.V. und die Homöopathie- und Wissenschaftsservice Köthen GmbH.“

Diese Stadt scheint wirklich voll und ganz auf Homöopathie ausgerichtet zu sein. Es wird ein „Köthener Homöopathiesommer“ veranstaltet, es gibt Vorträge, Sommerkurse, Ausstellungen, Museen usw.

Klingt nicht unbedingt so, als würde ich dort gerne Urlaub machen. Andererseits brauche ich von Jena aus mit dem Zug nur zwei Stunden bis dorthin. Vielleicht sollte ich mir diese Homöopathie-Hochburg doch mal ansehen.


Ähnliche Artikel: Homöopathie-Propaganda für Kinder, Homöopathie, Placebos und Quantenunsinn, Homöopathie am LKH Klagenfurt, Homöopathie auf dem Prüfstand, Homöopathie-Propaganda in der Qualitätszeitung, Medikamente aus Hundekot, Erste deutsche Homöopathie-Professur ins Leben gerufen

25 Gedanken zu „Abstimmen über Homöopathie“
  1. Kurz gesagt, der grösste Teil der Stimmenden in der Schweiz haben keine Ahnung von diesem Thema und halten „Komplementär“Medizin““ (Doppel Scare Quotes dafür) für wirksam.

    Ich prognostiziere einen Ja-Anteil von über 60%, es sei denn die Unis und ETHs und Schulmediziner würden eine wirksame Informationskampagen starten. (Also eben nicht.)

  2. Ich würde auch auf eine Zustimmung zu dieser Initiative tippen, insbesondere nachdem die Parlamente ihr mit dem wachsweichen Gegenvorschlag ja quasi ihren Segen gegeben haben.
    Viele Stimmbürger werden wohl an ihre Hausmittelchen denken und sich sagen, dass der neue Verfassungsartikel ja nicht schaden kann.

    In der Schweiz kann man übrigens über *alles* abstimmen, die Frage ob Volkswille über Völker- und Menschenrecht geht, ist hier ein ganz heisses Eisen. 😉

  3. Also wenn die öffentliche Meinung ähnlich ist wie in Österreich oder Deutschland dann würde so eine Abstimmung sicher positiv für die Homöopathie ausgehen.
    Aber wie ich schon im Artikel geschrieben habe: über Wissenschaft kann man nicht abstimmen! Was kommt dann als nächstes? Stimmen wir ab, ob Pi nicht besser gleich 3 sein sollte (Dann rechnet es sich doch einfacher, oder?). Oder schaffen wir diese verwirrende Quantentheorie ab! Da kennt sich doch eh kein normaler Mensch mehr damit aus…
    Die Mehrheit hat nicht immer Recht und Abstimmungen sind nicht immer das optimalste Mittel. Hier sollten die Politiker eigentlich soweit sein, einmal für Vernunft einzutreten und nicht immer nur der Mehrheit hinterherlaufen. Die Mehrheit hätte es ja auch sicher gerne, wenn alle Steuern abgeschafft werden. Das geht aber leider auch nicht 😉 Und wenn die Mehrheit meint, sie würde sich lieber mit pseudomedizinischen Therapien „behandeln“ lassen, dann müssten die Politiker besser darauf schauen, dass man diesen Leuten erklärt, warum das bescheuert ist…

  4. Du rennst bei mir offene Türen ein, es läge an den Politikern, die Initiative sachlich richtig einzuordnen und abzulehnen. Das haben sie aber bislang leider nicht getan.

    Off-topic zu „am liebsten würden alle die Steuern komplett abschaffen“: Dem ist offensichtlich nicht so, über Steuersenkungen und ähnliches wird in der Schweiz nämlich bisweilen auch abgestimmt. Da gibt es allerdings in der Regel eine breite öffentliche Debatte über die Vor- und Nachteile der jeweiligen Entscheidung, auf die ich bei der Homöopathie-Initiative gespannt bin.
    Zum Thema Abstimmung über Wissenschaft: Die helvetische forschende Uni-Genetik stand auch schon mal kurz vor dem Aus. Wenn 1998 die Gen-Schutz-Initiative (sic) angenommen worden wäre, hätte es wohl einen Massenexodus von Molekularbiologen (und Pharmafirmen) gegeben. Das hat die Diskussion um das Thema damals verhindert.

  5. Es passt zwar nicht 100prozentig zum Thema, aber ich möchte an dieser Stelle trotzdem gern zum Ausdruck bringen, dass ich den Kampf gegen diese pseudowissenschaftliche Scharlatanerie für mehr als wichtig erachte.
    Leider gibt es nicht wenige, die selbst zwar nichts von diesem ganzen Alternativmedizinkram halten, es dennoch aber nicht für nötig befinden, andere von dem Glauben daran abzubringen. Man hört dann häufig die Begründung, dass man den Leuten ihren Glauben doch lassen solle, denn es schade ja niemandem. Wie ich aus eigener Erfahrung weiß, ist dies leider absolut unzutreffend.
    Ich arbeitete im Rahmen meines Zivildienstes auf der Intensivstation einer Uniklinik und habe dort gesehen, wie ein Mann im mittleren Alter sein blindes Vertrauen in die so genannte „Alternativmedizin“ mit dem Leben bezahlte. Er hatte eine Lungenentzündung und ging erst dann zu einem richtigen Arzt als es schon zu spät war.
    Bleibt zu hoffen, dass u.a. dieses Blog einen Beitrag dazu leistet, dass endlich die Vernunft wieder Oberhand gewinnt.
    Dir, Florian, möchte ich noch sagen, dass ich Deine Beiträge – egal zu welchem Themengebiet – ausgezeichnet finde!

  6. Es liegt wohl in der menschlichen Natur auf Veränderungen oder Unbekanntes, skeptisch und zöglerlich zu reagieren. So ist wohl allen bekannt, dass sich durchbrechende Wahrheiten in der Wissenschaftsgeschichte der Erde von oft zuvor verpöhnten und verrückt dargestellt wordenen Personen bekannt gegeben wurden. Zu jeder These wird in windeseile eine Gegenthese aufgestellt – und das ist auch gut so. Denn dies fördert meines erachtens weitere Ansätze in der Diskussion und ist für wiederum deren Fortschritte essenziell.

    Dennoch appelliere ich an jeden Teilnehmer dieser Internetplattform, sich über die eigene Meinung bewusst zu sein, ohne dabei eine Gegenthese, die manchmal an die grenze unserer MOMENTANEN wissenschaftlichen Vorstellung stößt, kategorisch abzulehenen – das hätte uns, als nach Wissen strebende Wesen, in unserer Geschichte nicht auf unseren jetzigen Kenntnisstand gebracht.

    Wissenschaft heißt in meinen Augen nicht, Dinge zu verpöhnen, die über die Überzeugungkraft hinausgehen, sondern seinen Horizont in allen richtungen offen zu halten und seine eigene Überzeugung zu bekräftigen.
    Ich denke sogar das stützen auf Berichten generell ist der heutigen Zeit ein waghalsiges unterfangen, wird doch immer mehr Leuten bewusst, was letzendlich, am Ende dieser langen Kette, hinter Berichterstattung stecken kann: Wohlstand und Macht, das ganz im Sinne der Evolution, das überleben des eigenen Genmaterials, das in uns allen steckt. Die Leute hören, was sie horen wollen, für die Wahrheit bleibt Zeit wenn sie da ist – aber das wird zu Weltpolitisch…

    Für Menschen wie auch Wissenschaftler wird es immer schwer sein, das nicht greifbare, oder das „unfassbare“ im wahrsten Worte, zu akzeptieren. Wohl daher baut er riesige Pyramiden, etabliert eine Gläubigkeit, die bis heute in den verschiedensten Variationen in der gesamten Welt vertreten ist, oder baut eben einen riesigen Teilchenbeschleuniger, der diese oder andere Fragen klären soll.
    Und wenn manche Mönche durch reine Willenkraft – eine intensivierte Form des Glaubens – „unmögliche“ Aktionen durchführen, möchte ich gerne mal eine Formel für dieses Naturphänomen sehen. Und ich denke in vielerlei hinsicht, stimmt dies im Thema der Homöophatie überein. Eine Wirkung über die menschliche Psyche.

    Ich selbst studiere im Sinne der Wissenschaft, wurde oftmals durch Homöophathie behandelt und habe Erfolge wie auch Misserfolge in dieser Hinsicht miterleben müssen. Genauso, wie auch in der Allgemeinmedizin, der Forschung, und der Wissenschaft generell.

    Ich sage nicht seid FÜR die Homöopathie, und ich sage nicht seid DAGEGEN. Ich sage sie hat genauso ein Recht wie alles andere in der Wissenschaft auf Anerkennung und Interesse, und keine Eiseitige Berichterstattung.

    Ihr wisst, dass wir längst nicht alles wissen, und schon Morgen könnte der Ausgelachte über euch lachen. Lasst euren Horizont offen.

    P. S.

  7. @MeineMeinung

    Zitat: Ihr wisst, dass wir längst nicht alles wissen, und schon Morgen könnte der Ausgelachte über euch lachen. Lasst euren Horizont offen.

    „Doch die Menschen, die sich auf dem Planeten entwickelt haben, glauben in ihrem Herzen, dass es so etwas wie Götter gibt. Sie glauben an magischen, kosmischen Zweck und daran, dass sich Chancen von eins zu einer Million in neun von zehn Fällen bewahrheiten. Sie suchen Geschichten in der Welt, die ihnen die Welt bedauerlicherweise nicht erzählen kann.“ (Pratchett, Darwin und die Götter der Scheibenwelt, S. 10)

    Zitat: „So ist wohl allen bekannt, dass sich durchbrechende Wahrheiten in der Wissenschaftsgeschichte der Erde von oft zuvor verpöhnten und verrückt dargestellt wordenen Personen bekannt gegeben wurden. “

    Homöopathie existiert seit 200 Jahren und reflektiert den Wissenstand dieser Epoche, ohne irgendeine Weiterentwicklung vollzogen zu haben.
    Da ist nichts neu und innovativ. Fast alles, was heute Wissenschaftsmedizin ausmacht, ist später entwickelt und erforscht worden.
    Und genau diese Erkenntnisse identifizieren die Homoöpathie als Apotheose der Ahnungslosigkeit.

    Die Behauptung, der Widerstand gegenüber der Homöopathie wäre der Widerstand des Establishments gegen die Überdentellerrandgucker, ist geschichtsignorante Polemik. Denn die Homöopathie hat es in 200 Jahren eben nicht geschafft, eine einzige ihrer Behauptungen zu beweisen.
    Die Theorie hat schlichtweg versagt, sie ist – ganz einfach – falsch.

  8. @MeineMeinung: Pianoman hat im Prinzip schon alles wesentliche gesagt. Diese Verteidigung der Homöopathie ist nicht neu. So etwas bekommt man von allen Pseudowissenschaftlern zu hören. „Auch Einstein hat man am Anfang nicht geglaubt“. „Auch Galileo wurde als Ketzer bezeichnet“. usw. Der Unterschied zur Homöopathie ist ganz einfach: Einstein und Galileo hatten recht – und sie hatten gut ausgearbeitete Theorien die überprüfbare Vorhersagen machten. Also wurden sie überprüft und es stellte sich heraus das sie recht hatten.
    Die Homöopathie hat nichts, was einer wissenschaftlichen Theorie auch nur nahe kommt. Vor 200 Jahren hat Hahnemann ein paar Prinzipien aufgestellt – und an die hält man sich heute noch sklavisch. Dort, wo die Homöopathie überprüfbare Aussagen macht, wurde sie wiederlegt. Dort, wo ein Ansatz einer Theorie besteht, wurde gezeigt das sie den Naturgesetzen widerspricht. Dort, wo die Homöopathie scheinbar funktioniert, wurde erklärt warum das so ist und warum das nichts mit Globuli et al. zu tun hat.
    Die Wissenschaft muss sich nicht mehr mit der Homöopathie beschäftigen. Das Homöopathie nicht funktioniert ist nachgewiesen. Da gibt es nichts mehr zu erforschen. Es gibt auch keine Revolution oder Paradigmenwechsel abzuwarten.
    Ich sehe auch keinen Sinn darin „meine Horizonte offen zu lassen“. Wo liegt der Sinn darin, an etwas zu glauben was erwiesenermassen falsch ist? Das können dann höchstens Wunschvorstellungen sein. Aber die Natur schert sich eben nunmal nicht darum, was wir Menschen uns wünschen…

  9. Es gibt jedoch auch alternativ-medizinische Verfahren, die offensichtlich doch irgendwie zu funktionieren scheinen. Der traditionellen chinesischen Medizin mit ihrer Akupunktur zum Beispiel jegliche Wirkungskraft abzusprechen halte ich dagegen auch für ignorant.

    Und auch Menschen, denen durch homöopathische Mittel geholfen wurde, gibt es. Ob es hierbei lediglich Placebo-Effekte sind oder was auch immer vermag ich natürlich auch nicht zu sagen.

    Ich bin kein Fachmann, aber wenn ich die neueren Erkenntnisse der Gehirnforschung richtig deute, dann kann DIE Realität nicht mehr einfach so als das vorausgesetzt werden, was man selbst wahrnimmt. Was der Mensch wahrnimmt, ist lediglich ein Konstrukt des Gehirns.

    Naja, ich glaube ich verrenne mich hier ein bisschen. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass es a) alternative Heilmethoden gibt, die sehr wohl funktionieren, obwohl sie mit unserer herkömmlichen Wissenschaft (noch) nicht erklärt werden können, und b) dass sich gerade bei Heilmethoden und dem menschlichen Körper ein richtig/falsch-Denken vielleicht doch zu einfach ist.

    Selber gehe ich trotzdem lieber zu einem Arzt der Schulmedizin wenn ich krank bin.

    Danke fürs Lesen

  10. @ Homöopathie, Astrologie etc.
    Je mehr Kommentare von Homöopathie- Astrologie- Esoterik- etc. Verteidigern ich in letzter Zeit lese, desto mehr habe ich den Eindruck, dass diese Menschen meist – bewusst oder unbewusst- einen kleinen Denkfehler machen:
    „Die Wirksamkeit von Homöopathie, Astrologie und Esoterik ist mit naturwissenschaftlichen Methoden nicht nachweisbar“ – Das anzuerkennen sind die meisten sogar bereit. Allerdings verdrängen sie dabei, dass man das auch anders formulieren kann:
    „Die Nicht-Wirksamkeit von Homöopathie, Astrologie und Esoterik ist mit naturwissenschaftlichen Methoden nachweisbar
    Der erste Satz würde Aussagen über Homöopathie, wie „(man soll) eine Gegenthese, die manchmal an die grenze unserer MOMENTANEN wissenschaftlichen Vorstellung stößt (nicht ablehnen)“ noch zulassen – die zweite Formulierung aber eben nicht.
    Ich denke, man sollte vor allem deutlich machen, dass eben auch die Nicht-Wirksamkeit nachweisbar ist. Leider hört man viel zu oft nur, dass die Wiksamkeit nicht nachweisbar ist, im schlimmsten Fall noch mit dem Zusatz „es ist also letztendlich eine Frage des Glaubens“ (wie z.B. im Fazit der Galileo Mystery Sendung über Astrologie)

  11. @Paul: „Ich wollte nur darauf hinweisen, dass es a) alternative Heilmethoden gibt, die sehr wohl funktionieren, obwohl sie mit unserer herkömmlichen Wissenschaft (noch) nicht erklärt werden können, und b) dass sich gerade bei Heilmethoden und dem menschlichen Körper ein richtig/falsch-Denken vielleicht doch zu einfach ist.“

    Ob eine Therapie wirksam ist oder nicht lässt sich völlig unabhängig von einer vorhandenen wissenschaftlichen Erklärung herausfinden. Dazu braucht es nur eine randomisierte Doppelblindstudie. Das wurde für viele „alternative“ Therapien gemacht – so gut wie immer mit negativen Ergebnis (ich empfehle nochmal das im Artikel verlinkte Buch – Trick or Treatment – da sind all diese Studien einfach erklärt und gut zusammengefasst). Bei der Homöopathie konnte keine Wirkung nachgewiesen werden. Bei Akkupunktur eventuell schon (das ist noch nicht ganz sicher). Aber selbst dort hat die Wirkung nichts mit dem TCM-Voodoo von Meridianen und Chi zu tun. Es ist völlig egal, wo man die Nadeln reinsticht…

    Der Satz „Na wenns hilft ist es doch egal, obs ein Placebo ist oder nicht“ hab ich auch schon oft gehört. Ich kann ihm trotzdem nicht zustimmen. Klar, wenn ich meinen Schnupfen mit Globulis „heilen“ kann ist das toll. Aber wenn weiterhin alle so tun, als könnte man mit Homöopathie wirklich heilen, dann glauben das die Menschen natürlich auch. Und gehen auch mit ernsten Krankheiten zum Arzt und verweigern vernünftige Therapien die vielleicht sogar lebenswichtig für sie sind. Das ganze wird gesteigert durch Homöopathen, die ihren Patienten z.B. erklären, Schutzimpfungen wären nutzlos bzw. gefährlich oder die gleich behaupten, sie könnten auch Krankheiten wie AIDS oder Krebs heilen!
    Homöopathie ist wirkungslos. Das sollte man den Leuten auch ganz klar so sagen. Es kann nie zielführend sein, falsche Erkenntnisse zu verteidigen bzw. den Leuten etwas vorzulügen. Das führt auf lange Sicht immer ins Verderben.

  12. Suuuupiiiiiii….
    Lasst uns doch über den 2. Hauptsatz der Thermodynamik abstimmen. Und „schwups“ sind unsere Energiesorgen gelöst. Denn wenn nur genügend Menschen dagegen stimmen, dann werden Perptua Mobile möglich und alle sind glücklich und zufrieden.

    @Meine Meinung
    Ja, auch Einstein und Planck wurden am Anfag verlacht, aber schon sehr schnell hat man erkannt, dass testbare Voraussagen mehr Wert sind als Meinungen. Und verlacht zu werden heisst auch nicht notwendigerweise, dass man Recht hat.

  13. /scherz on
    Da ist man mal ein Wochenende nicht am Computer und schon fängt der fleissige Astronome an über Schweizer Politik zu schreiben. Tz tz tz. Dich kann man wirklich nicht aleine lassen, Florian…
    /scherz off

    Zuerst die gute Nachricht: Grundsätzlich werden Volksnitiativen in der Schweiz nur selten angenommen. Nun aber die Schlechte: Gegenvorschläge schon. Gerade auch das Einlenken der einen zuerst dem Vorhaben gegenüber skeptisch gestimmten Kammer, lässt ungutes ahnen was das Stimmung in der Bevölkerung betrifft.

    Die ganze Debatte ist wohl im Zusammenhang zu sehen, dass solche Leistungen von der Liste gestrichen wurden, die einem die Bezahlung durch die Versicherung garantierte. Volksinitiativen können nur auf Verfassungsebene eingereicht werden, darum ist diese voll von Regelungen die da eigentlich nicht hingehören. Es erstaunt mich, dass der Gegenvorschlag ebenfalls auf Verfassungsniveau angesetzt wurde.

    Die Forderung dass „die Lehre von Homöopathie und Co an den Universitäten und die Einrichtung von Professuren für die verschiedenen pseudomedizinischen Disziplinen (insgesamt 11 Professuren)“ eingeführt werden soll, ist wohl nicht mehr als das: Eine Forderung und ich glaube nicht, dass dies aus dem Verfassungsartikel abgeleitet werden kann (und noch weniger, dass es dann auch getan wird). Mir stehen trotzdem die Haare zu berge.

    Eine Hoffnung bleibt natürlich noch: Die Versicherungen werden sich es hoffentlich grundsätzlich überlegen, ob sie eine solche relativ offene Formulierung mit schwer absehbaren Konsequenzen für den Leistungskatalog, wirklich riskieren wollen. Die könnten wenigstens etwas Geld in einen Abstimmungskampf einschiessen.

    Dank deinem Eintrag bin ich aber auf den Bericht gestossen, der das ganze ausgelöst hat und wo man zum Schluss kam, dass viele dieser Methoden ‚wirksam‘ seien. Angeblich wissenschaftliche Resultate die so der Intuition entgegenstehen sind natürlich interessant. Zudem ist dieser Bericht anscheinend von dubiosen Ereignissen umrankt (abgesagte Sitzungen, unglückliche Review Boards). Ich werde mir den mal anschauen, irgendwas ist da Faul in der Confederatio Helvetica. Vielleicht demnächst wieder Schweizer Politik auch auf zoon politikon 😉

  14. Ich würde gern verstehen, wie Ärzte Hochschulmedizin praktizieren und gleichzeitig an die Wirksamkeit (mehr als Placebo) glauben können.

  15. Auha, das ist mein Kommentar restlos schiefgegangen. Also neuer Versuch:

    Ich würde gern verstehen, wie Ärzte Hochschulmedizin praktizieren und gleichzeitig an die Wirksamkeit der Homöopathie (mehr als Placebo) glauben können.

    Sorry

  16. Laangweilig. Gibt ’s nichts neues von Hubble oder dem Mars Rover? 😉

    Hab hier in letzter Zeit mehr über die Schweiz, Österreich und Homöopathie gelernt, als über Astronomie…

  17. @Patrick:
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    Alles Wissenschaft, ohne Pseudo.

  18. Man kann über den Nutzen von ein paar Globulis für nen zehner diskutieren. Sinnvoll ist es nicht, denn die meisten Leute bezahlen das freiwillig aus ihrer eigenen Tasche. Geht die anderen also nichts an.

    Aber wer bezahlt eigentlich den Unsinn dass z.B. Herr Freistetter über Planeten nachdenkt, die sich evtl. Lichtjahre von uns entfernt um einen heißen Gasball drehen.
    Sollten wir mal ein System wie in der Schweiz bekommen, wäre ich für einen Volksentscheid, der eine Steuerverschwendung für so einen sinnlosen Dreck beendet.

  19. Ouh, der nächste Kommentar eines armen verwirrten Schäfchens. Armer armer Daniel. Normale Leute würden Themen, die sie nicht verstehen, „uninteressant“ nennen. Du aber nennst Themen, die du zwar nicht verstehst, aber dank deines Nichtverstehens gemäß des Dunning-Kruger-Effektes (danke danke danke, Ludmila) glaubst bewerten zu können, „Unsinn“ und „sinnlos“. Und statt diejenigen, die ihre Zeit damit verbringen, in endlos langen Datensätzen langweiligen Müll auf solch mühsame Art und Weise zusammenzukehren, daß man vielleicht doch die Nadel der Information im Heuhaufen des Rauschens findet, zu fragen, warum sie sich die Mühe machen und was dabei maximal an Wissen herausspringen kann, um dann zu entscheiden, ob sich dieser Aufwand lohnt, haust du zuallererst eine Pauschalisierung raus, die deine Inkompetenz noch in die entfernteren Winkel des Blogs schreit. Haste toll gemacht.
    Nur mal so als Denkanstoß: wenn sich jemand damit beschäftigt, Daten über extrasolare Planeten zu sammeln und zu verarbeiten, dann kostet das Geld. Viel Geld. Geld hat die äußerst ärgerliche Eigenschaft, nur begrenzt vorhanden zu sein. Es gibt bestimmt Projekte, die wegen des Planetensuchprojektes weniger bis gar kein Geld aus dem großen Topf bekommen. Dennoch scheinen die Geldverteiler der Meinung zu sein, daß dieses Geld dafür gut angelegt ist. Könnte es vielleicht einen Grund dafür geben?
    Sollten wir mal ein System wie in der Schweiz bekommen, wäre ich für einen Volksentscheid, der die BILD-Zeitung verbietet und dafür sorgt, daß Bildung wieder etwas zählt. Das führt dann hoffentlich dazu, daß ich solche Kommentare wie deinen hier nicht mehr lesen muß.

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