Die höchst erfolgreiche Raumsonde Cassini treibt sich immer noch im Saturnsystem herum. Im Moment ist sie gerade in der Nähe des Saturnmondes Enceladus. Und zwar wirklich in der Nähe! Vor kurzem hat sich Cassini dem Mond bis auf 50 Kilometer genähert und tolle Aufnahmen gemacht.
Aber warum sind die Wissenschaftler so an diesem Mond interessiert? Das hat mit einer früheren Entdeckung von Cassini und den Saturringen zu tun. Die Ringe des Saturn kennt vermutlich jedes Kind – und sie sind auch eine enorm beeindruckende Erscheinung. Das, was man von den meisten Bildern kennt ist allerdings nur ein kleiner Teil des gesamten Ringsystems von Saturn. Außerhalb dieser „prominenten“ Ringe findet man noch weitere – die sind allerdings nicht so dicht und schlechter sichtbar. Der absolut größte Ring (der größte überhaupt in unserem Sonnensystem) ist der sogenannte E-Ring. Der ist immerhin knapp 300000 km breit und besteht aus mikroskopisch kleinen Staub und Eisteilchen.
Wissenschaftler haben schon länger nach der Quelle dieser Ringteilchen gesucht – denn durch irgendeinen Mechanismus müssen immer wieder neue Teilchen „nachproduziert“ werden um die beobachtete Menge erklären zu können. Der Saturnmond Enceladus befindet sich nun fast mitten im E-Ring und in seiner Nähe kann man eine sehr hohe Konzentration an Ringteilchen messen. Es schien also naheliegend, dass der Mond in irgendeiner Verbindung mit dem E-Ring steht.
Cassini hat die Oberfläche von Enceladus schon bei einem früheren Besuch untersucht. An der Oberfläche des Mondes fand man große Spalten in der den Mond bedeckenden Eisschicht. Als man dann auch noch die Temperatur der Oberfläche gemessen hat, ergab sich folgendes Bild:
Credit: NASA/JPL/GSFC/Space Science Institute
Genau in den Spalten war die Temperatur höher als in ihrer Umgebung! Das deutet auf ein sehr interessantes Phänomen hin: auf Enceladus scheint es Eisvulkane zu geben. Genauso wie auf der Erde flüssiges Gestein in Vulkanen an die Oberfläche tritt scheint bei Enceladus (der hauptsächlich aus Eis besteht) flüssiges Eis (also Wasser) an die Oberfläche zu treten. Durch diesen Kryovulkanismus werden jede Menge kleine Eisteilchen von der Oberfläche des Mondes in den Weltraum geschleudert. In späteren Analysen konnte dann gezeigt werden, dass diese Eisvulkane auf Enceladus tatsächlich die hauptsächliche Quelle der Teilchen des E-Rings darstellen.
Bei der aktuellen Annäherung an Enceladus geht es nun darum, diesen Prozess genauer untersuchen zu können. Die ersten Bilder wurden mittlerweile schon veröffentlicht und zeigen die Oberfläche von Enceladus in einer enormen Auflösung:
Die Auflösung bei dieser Aufnahme beträgt nur 18 Meter/Pixel! Mehr Aufnahmen kann man auf der Cassini-Homepage betrachten. Die Datenauswertung wird wohl noch einige Zeit auf sich warten lassen – wir werden aber sicherlich neue Einblicke in die faszinierenden Vorgänge in Saturns Ringsystem gewinnen!
Nachtrag: Wer mehr über das Thema erfahren möchte: hier gibt es das Video eines Vortrags von mir in dem ich – hoffentlich allgemeinverständlich – über Cassini, Eisvulkane und die Saturnringe spreche.
Sind die Temperaturen in K? Ist ja schweinekalt da oben. Eigentlich verwunderlich, dass das Wasser überhaupt bis zur Oberfläche kommt. Ob es da sowas wie Plattentektonik mit Eis gibt?
Ja, die Temperaturen sind in Kelvin angegeben. Die genaue Energiequelle die zum Aufschmelzen des Eises unter der Oberfläche führt ist auch noch unbekannt. Vermutlich trägt Gezeitenreibung dazu bei; eventuell auch natürliche Radioaktivität. Aber die würden eigentlich nicht ausreichend Energie erzeugen. Eventuell gibt es dort noch bisher nicht nachgewiesene Chemikalien die den Schmelzpunkt herabsetzen.
Das heißt aber auch, dass die Ringe irgendwann weg sein werden, weil der Vulkan kann ja nur so lange eis ausspucken, wie er eis hat (logischerweise 😉 ).
Wenn also sein Eis verbraucht ist, wird der Ring nicht mehr nachproduziert und verschwindet, richtig?
@Andylee: Ja du hast recht. Die Saturringe sind generell nur ein temporäres Phänomen