Der Stern für dieses Wochenende ist Castor – einer der Hauptsterne im Sternbild Zwilling. Betrachtet man diesen Stern mit freiem Auge am Himmel dann erscheint er erstens sehr hell (und mit einer scheinbaren Helligkeit von 1,5 Magnituden gehört er zu den hellsten am Nordhimmel) und zweitens als Einzelstern. Das ist er aber nicht – in Wirklichkeit ist Castor ein seltenes Sechsfachsternsystem! Und man findet dort wirklich alle Arten von Doppel/Mehrfachsternen, die es so gibt.
Betrachtet man Castor mit einem Teleskop, erkennt man drei einzelne Sterne (siehe Bild rechts unten): Castor A, Castor B und YY Geminorum. Aber auch diese 3 „Sterne“ sind in Wirklichkeit Doppelsterne. Bei ihnen handelt es sich um sogenannte spektroskopische Doppelsterne. Das sind Sterne, die so eng umeinanderkreisen, dass sie auch mit den besten Teleskopen nicht (kaum) aufgelöst werden können. Man kann aber aus der Untersuchung der Spektrallinien feststellen, dass es sich um Doppelsterne handeln muss.
Die beiden Sterne, aus denen sich YY Geminorum zusammensetzt sind Rote Zwerge. Das sind sehr kleine Sterne mit einer Masse die zwischen etwa 5 und 55 Prozent der Sonnenmasse liegen kann. Das besondere an diesen beiden roten Zwergen ist, dass sie sg. Bedeckungsveränderliche sind. Das bedeutet, dass von der Erde aus gesehen in regelmäßigen Abständen einer der beiden Sterne den anderen verdeckt. Betrachtet man das Licht dieses Sterns (bzw. eigentlich Sternpaars) dann erkennt man periodische Helligkeitsschwankungen. Je nachdem, welcher der beiden Sterne gerade den anderen verdeckt bzw. je nachdem ob gerade eine Bedeckung stattfindet oder nicht sehen wir von der Erde aus mehr oder weniger Licht. Aus solchen Lichtkurven lassen sich viele Informationen über die Sterne (Masse, Radius, …) ableiten. Darum sind sie für die Stellarastronomie auch sehr wichtig. Die Leute, die den Himmel nach Exoplaneten absuchen haben für Bedeckungsveränderliche allerdings meist wenig übrig. Denn nach extrasolaren Planeten sucht man auch oft mit Hilfe von stellaren Lichtkurven – und probiert Sterne zu finden, deren Licht periodisch von einem ihn umkreisenden Planeten verdunkelt wird. Solche Lichtkurven kann man leicht mit der eines Bedeckungsveränderlichen verwechseln…
Es wäre interessant, falls man auch um einen der Sterne des Castor-Systems mal einen Planeten finden würde. Interessant vor allem mal aus dynamischer Sicht… aber wenn man sich vorstellt, wie es wäre in einem Sechsfachsternsystem zu leben, hat das auch einen gewissen Reiz 😉
Ich bin übrigens zur Zeit gerade in Hamburg – deswegen gibt es wieder nur einen Beitrag aus meinem altem Blog. Sonntag abend bin ich wieder zurück – dann kann ich auch auf eventuelle Kommentare antworten.