Jena ist die Stadt der Wissenschaft 2008. Ausserdem feiert die Universität ihr 450jähriges Jubiläum. Dementsprechen reichhaltig ist auch das wissenschaftliche Programm in diesem Jahr.

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Jena ist eine Universitätsstadt. Das bedeutet nicht einfach nur, dass es in Jena eine Universität gibt. Die Friedrich-Schiller-Universität Jena (und auch die Fachhochschule Jena) prägt die Stadt enorm. Jena ist eine relativ kleine Stadt (mit etwa hundertausend Einwohner) und knapp ein Viertel der Einwohner sind Studenten. Ich lebe nun schon seit mehr als 3 Jahren in Jena und fand es immer sehr angenehm dass Bildung, Forschung und Universität hier so eine große Rolle spielen.
Dieses Jahr feiert die Universität ihr 450jähriges Jubiläum; zusätzlich ist Jena die Stadt der Wissenschaft 2008. Das heisst, das die Uni dieses Jahr besonders viele Aktionen veranstaltet. Ich möchte hier mal einen kleinen Überblick über die diversen Angebote geben:

  • Heute findet ein Festakt zum Uni-Jubiläum statt. Das Ganze beginnt um 14:30 mit einem Festumzug deutscher und ausländischer Uni-Rektoren (in historischer Tracht). In diesen Tagen findet in Jena nämlich auch ein Treffen der Coimbra-Gruppe statt und jede Menge Vertreter ausländischer Unis sind in der Stadt. Am Abend gibts noch ein großes Campusfest. Und wer keine Zeit mehr hat, vorbeizukommen, der kann sich die ganze Veranstaltung im.
  • Von 19. bis 23. Mai findet die Woche der Physikalisch-Astronomischen Fakultät (auch alle anderen Fakultäten präsentieren sich bis Juli jeweils eine Woche lang) statt. Die Woche beginnt mit einer öffentlichen Tagungen zum Thema „Das Licht und die Wissenschaft zum Universum„. Dort gibt es interessante Vorträge zu verschiedensten Themen (die Himmelscheibe von Nebra, Schwarze Löcher, Gravitationswellen, Exoplaneten, Dunkle Energie, etc) und allgemeine Diskussionen dazu. Am 20. Mai findet die Ehrenpromotion des Nobelpreisträgers für Physik 2000 – Herbert Krömer – statt, der auch einen Vortrag zum Thema „Von der Forschung zu den Anwendungen: Determinismus oder Opportunismus?“ hält. Am Einstein-Tag für Schulen (21. Mai) erfährt man viel über Kosmologie und den Urknall und am 23. Mai gibt es eine große Experimentalshow von Prof. Paul Seidel: „Physikalische Experimente aus den letzten 450 Jahren“.
  • Die Universität veranstaltet auch einige interessante Ringvorlesungen; u.a. zu den Themen: „Die Entwicklung der Naturwissenschaften an der Universität Jena“ oder „Die Rolle der Universität in Wirtschaft und Gesellschaft – Regionale und europäische Perspektiven“.
  • Am 25. Mai hält Friedrich Schiller einen Vortrag zum Thema: „Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte“. Na ja, Schiller hält den Vortrag natürlich nicht wirklich – aber seine Antrittsvorlesung an der Uni Jena aus dem Jahr 1789 wird ungekürzt vorgetragen.
  • Am 31. Mai ist Tag der offenen Tür bei Carl-Zeiss Jena. Diese Firma hat Jena entscheidend geprägt und auch einen nicht unwichtigen Einfluß auf die Entwicklung der Astronomie in Jena gehabt.
  • Am 3. Juni hält Pier Luigi Luisi von der Universität Rom einen Vortrag über “ Questions about the origin of life on Earth. What science has to say“.
  • Am 12. Juni wird in Dornburg im Rahmen des Jahressymposiums des Instituts für Energiewirtschaftsrecht Jena über „Energieeffizienz durch dezentrale Energieversorgung?“ diskutiert.
  • Am 18. Juni gibt es einen öffentlichen Vortrag über „Mikroorganismen: Freund oder Feind?“

Das war jetzt nur ein kleiner Ausschnitt des gesamten Programs (Das Programheft hat 140 Seiten!) – ich werde später sicher nochmal mehr darüber schreiben. Vielleicht hat ja nun jemand Lust bekommen, Jena (das aus sonst eine sehr schöne, nette Stadt ist) einen Besuch abzustatten. Ich würde mich freuen!

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5 Gedanken zu „Jena: Stadt der Wissenschaft 2008“
  1. Die Kunde von den grossen Festivitäten in Jena sind sogar bis zu mir hier in der Schweiz durchgedrungen. Und dass Herbert Krömer mit dem Hut eines Ehrendoktors geschmückt wird, ist wohl auch deshalb gerechtfertigt, da der Nobelpreisträger meines Wissens in Thüringen geboren wurde. Das reichhaltige Programm macht wirklich Appetit, wieder mal nach Jena zu fahren, aber eben …

    Gestatte dem beobachtenden Astronomen doch auch noch einen kleinen Tadel, lieber Florian: Dass sich die Astronomen-Stadt Jena ausgerechnet auch noch mit potenten Sky-Beamern schmücken muss, wie das obenstehende Foto zeigt, kommt wohl nicht nur mir ziemlich schräg rein. Immerhin liegen wir wegen diesen lästigen Dingern mit Discos und Party-Veranstaltern in Dauerfede …

  2. @Markus: Ja, Prof. Kroemer hat sogar in Jena studiert.

    zu den Beamern: das war nur für eine Nacht. Das war die Auftaktveranstaltung zu den Festivitäten. Da wurden alle wissenschaftsrelevanten Gebäude in Jena mit Lichtinstallationen bestrahlt und die wichtigsten Gebäude per Laserstrahl vom Jena-Tower aus miteinander verbunden. War ein Riesenspektakel und sehr schön anzuschauen (hier gibts mehr Infos). Und für einen Abend kann man sowas auch als Astronom tolerieren 😉

  3. Ja sicher, ich bin auch für Toleranz.

    Und trotzdem sind solche Lichtaktionen das falsche Zeichen: Im Herbst 06 kam in Zürich ein entfesselter Lichtkünstler auf die glorreiche Idee, die Urania-Sternwarte auszuleuchten. Von solchen Sauglattismen ist es dann für einfachere Gemüter, wie sie beispielsweise in der Politik weit verbreitet sind, nur ein kleiner Schritt zum massiven Missbrauch, etwa in dem zur Tourismusförderung ganze Bergflanken mit ausgeleuchteten Werbebotschaften und Bergspitzen gleich permanent mit Scheinwerfern aangestrahlt werden.

  4. Ja, da stimme ich dir zu. Übertreiben darf man das natürlich nicht. Aber in Jena (jetzt im benachtbarten Tautenburg) beschäftigt man sich zumindest schonmal wissenschaftlich mit der Lichtverschmutzung. Es gibt dort Messstationen zur Messung der Helligkeit des Nachthimmels und ein paar andere Projekte. Zumindestens hier gäbe es genug „Gegenwehr“ bei eventuell geplanten Dauerbeleuchtungen…

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