Von den knapp über 800 extrasolaren Planeten wurde die große Mehrheit nur indirekt entdeckt. Das bedeutet, dass Teleskope kein Bild aufgenommen haben, auf dem der Planet zu sehen ist, sondern andere Methoden benutzt haben, um seine Existenz zu schließen. Es gibt zwar einige wenige direkte Beobachtungen von Exoplaneten (hier, hier oder hier zum Beispiel). Aber es bleibt eine knifflige Angelegenheit, den im Vergleich zu seinem Stern leuchtet ein Planet nur sehr schwach. Das Problem ist allerdings nicht so sehr die geringe Helligkeit des Planeten, sondern der Kontrast. Der Stern überstrahlt einfach alles in seiner Nähe. Exoplaneten direkt sehen zu wollen, ist in etwa so, als wolle man ein Glühwürmchen sehen, dass direkt vor einem gewaltigen Flutlichtscheinwerfer sitzt. Und zwar aus ein paar Dutzend Kilometern Entfernung.

Wenn Exoplaneten schon so schwer zu sehen sind, wie schwer wäre es dann, wenn man extrasolare Monde direkt beobachten möchte? Es wäre vielleicht sogar leichter, meinen Mary Anne Peters und Edwin L. Turner von der Uni Princeton.

Bis jetzt haben wir extrasolare Monde noch nicht einmal indirekt entdeckt. Natürlich machen sich die Wissenschaftler trotzdem Gedanken darüber – zum Beispiel, ob man auf solchen Monden leben könnte. Aber gesehen haben wir noch keinen. Das könnte aber eventuell sogar leichter sein, als man bisher dachte. Peters und Turner haben sich angesehen, wie sich die Gezeitenkräfte auf die Monde und deren Sichtbarkeit auswirken.

Nehmen wir zum Beispiel den Jupitermond Io als Beispiel. Der befindet sich fünfmal so weit von der Sonne entfernt wie unsere Erde und dort ist es schon ziemlich kühl (Jupiters Oberflächentemperatur liegt bei knapp -150 Grad Celsius). Sein Mond Io ist ihm aber recht nahe; er ist ungefähr so weit von ihm entfernt wie die Erde von unserem Mond. Zwischen Erde und Mond wirken Gezeitenkräfte. Genauso ist es natürlich auch bei Jupiter und Io. Jupiter ist allerdings 300 Mal massereicher als die Erde (Io selbst entspricht in seiner Größe ungefähr dem Erdmond). Darum sind auch die Gezeitenkräfte die Jupiter auf Io ausübt, viel größer. Die Bahn von Io um Jupiter ist nicht kreisförmig, sondern leicht elliptisch. Deswegen ändert sich während eines Umlaufs ständig die Stärke der Gezeitenkraft, die auf Io wirkt. Bei uns auf der Erde sorgen die Gezeitenkräfte des Mondes im wesentlichen nur dafür, dass das Wasser der Ozeane ein wenig angehoben wird. Jupiters Gezeitenkräfte dagegen kneten den komplette Io durch und heizen ihn auf. So sehr, dass man auf ihm aktive Vulkane findet!

Ausbruch des Vulkans Pele auf Io (Bild: NASA / JPL / USGS)

Wenn Monde einen großen Planeten umkreisen, dann können die Gezeitenkräfte sie unter den richtigen Umständen enorm aufheizen. In ihrer Arbeit zeigen Peters und Turner, dass Io, würde er den Neptun umkreisen, heller wäre als Neptun selbst (natürlich muss man hier nicht nur das normale Licht betrachten, sondern auch die Infrarotstrahlung der Himmelskörper). Wäre Io so schwer und dicht wie die Erde, dann wäre er das hellste Objekt im äußeren Sonnensystem und sogar noch heller als Jupiter selbst.

Wie hell ein Exomond tatsächlich ist, hängt natürlich von vielen Faktoren ab. Dem Abstand zum Planeten, der Masse des Planeten, der Bahn des Mondes, der Zusammensetzung des Mondes, und so weiter. Peters und Turner berechnen in ihrer Arbeit die Helligkeit verschiedener möglicher Kombinationen und kommen zu dem Schluss, dass wir durchaus in der Lage wären, Exomonde direkt zu sehen. Wäre Io so massereich wie die Erde, dann könnte man ihn noch aus 16 Lichtjahren Entfernung sehen, vorausgesetzt man hat ein Teleskop wie das James Webb Space Teleskop. Das haben wir leider noch nicht gebaut, aber wenn wir optimistisch bleiben und davon ausgehen, dass es doch irgendwann mal fertig gestellt wird, dann stehen die Chancen gut, Exomonde direkt zu beobachten. Mit ein wenig Glück könnten wir aber auch mit den aktuellen Instrumenten Monde sehen. Peters und Turner spekulieren sogar, ob uns das vielleicht schon gelungen ist. Es geht um diesen Planeten hier:

Bild: NASA/ESA

Das ist der Stern Fomalhaut. Er ist von einer großen Scheibe aus Staub umgehen und mitten drin hat man 2008 einen Planeten gefunden, der direkt beobachtet werden konnte. Peters und Turner meinen nun, dass es sich bei diesem Bild vielleicht nicht um einen Planeten, sondern einen Mond handelt! Oder wahrscheinlicher um das Licht von Planet und Mond. Seit der Entdeckung im Jahr 2008 haben Nachfolgebeobachtungen nicht immer die Ergebnisse geliefert, die man sich erwartet hatte. Man sah zum Beispiel weniger Infrarotstrahlung, als da eigentlich sein sollte und der Planet bewegte sich nicht ganz so, wie erwartet. Dafür gibt es natürlich viele mögliche Erklärungen (zum Beispiel die Existenz weiterer Planeten; Staubwolken im System, etc). Aber es wäre auch möglich, dass der Planet von einem großen Mond umkreist wird. Wenn Planet und Mond sich gegenseitig bedecken, kann das genau zu den Variationen führen, die man gesehen hat. Die Beobachtungsdaten würden zumindest zu den Modellen von Peters und Turner passen.

Am Ende ihres Artikels schreiben die beiden Astronomen:

„It is therefore plausible that a habitable (in the sense of possessing liquid water on its surface) exomoon can be imaged long before it will be possible to do so for a habitable (in the same sense) exoplanet.“

Das klingt vielversprechend. Aber es wird wohl trotzdem noch ein wenig dauern. Aber wer weiß – vielleicht finden wir den ersten Exomond schon morgen!

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17 Gedanken zu „Kann man extrasolare Monde sehen?“
  1. Etwas off topic…

    Florian, weil du vom Mond Io geschrieben hast, der elliptischen Bahn, den Gezeitenkräften. Da ist meine Gedankenkette weitergegangen mit „warmer“ Mond, ist Leben möglich, hat sich Leben entwickelt, wie lange dauert so eine Entwicklung — halt! Da kommt die Gretchenfrage auf: Wie lange bleibt denn so eine Mondbahn so elliptisch, dass ein solcher Mond warm genug bleibt um in irgendeiner Form Leben zu entwickeln? Sollten doch schon ein paar Milliönchen von Jahren sein, oder nicht?

  2. @Florian:
    Aber hat denn eine solche Mondbahn nicht auch eine Variabilität der Exzentrizität, wie sie zum Beispiel Erd- und Venusbahn wegen ihrer gegenseitigen Abhängigkeit haben? Du hattest da mal einen Artikel geschrieben, in dem du darstelltest, wie eine wachsende Exzentrizität der Erdbahn die der Venusbahn verringert und vice-versa. Ist das bei Moden von Riesenplaneten anders?

  3. Hmm, mein Gedankengang war mehr in die Richtung: Die Erwärmung des Trabanten kommt doch aus der Bahn- und Rotationsenergie. Diese ist naturgemäß endlich. Der Verlust von Rotationsenergie führt langfristig zu einer gebundenen Rotation. Ist es dann nicht ebenso anzunehmen, dass eine elliptische Bahn durch Energieverlust kreisförmiger wird?

    Alderamin: Ja, okay. Bei Io. Das ändert aber nur insoferen etwas, als dass die vorhandene Gesamtenergie größer ist.

    1. @Wurgl: “ Ist es dann nicht ebenso anzunehmen, dass eine elliptische Bahn durch Energieverlust kreisförmiger wird?“

      Naja, das dauert aber dann länger, als die Sonne leben wird…

      @Alderamin: Die Energie kommt schon von Jupiter – die anderen Monde sorgen nur dafür, dass die Bahn elliptisch ist und die Energie wirken kann.

  4. @Wurgl

    Ich weiß nicht, wie’s bei Io ist, aber da der Erdmond die Erde prograd umkreist und das langsamer tut, als sie sich um sich selbst dreht, bezieht er laufend Energie aus der Erdrotation und entfernt sich von der Erde. Es hat ihn zwar selbst in gebundene Rotation gezwungen, aber die Erde wird niemals in einer solchen enden (jedenfalls nicht in der Zeit, in der die Sonne noch kein roter Riese geworden ist). Geschweige denn ein jupitergroßer Planet mit der mehrhundertfachen Erdmasse.

  5. @wolf:
    Start des JWST nächstes Jahr??
    Das wäre der Hammer. Nein, WENN alles optimal läuft und es keinerlei Verzögerungen mehr gibt startet JWST im Jahr 2018.

  6. @Wolf

    Na ja, das Projekt war ja mal für 2013 geplant, aber dann wurde es mal eben 6mal so teuer wie geplant und einiges lief aus dem Ruder… Wir können froh sein, wenn’s überhaupt gestartet wird, es war schon mal auf der Kippe. Dafür sind jetzt ein paar andere Projekt über’n Jordan gegangen, z.B. Jupiter Icy Moons, LISA, Terrestrial Planet Finder und dergleichen.

  7. @JWST:
    Vielleicht war das mit 2013 ja nur ein Tippfehler in dem „planet-wissen“-Artikel.
    Weil sonst wäre das schon sehr schlecht recherchiert.
    2008 hoffte man noch 2013 starten zu können. Doch schon 2009 war klar dass es frühestens 2014 wird. Anfang 2011 wurde der Termin auf frühestens 2016 verschoben und Mitte 2011 auf frühestens 2018.
    1997 hoffte man noch im Jahr 2007 zu starten….

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