Das ist die Transkription einer Folge meines Sternengeschichten-Podcasts. Die Folge gibt es auch als MP3-Download und YouTube-Video. Und den ganzen Podcast findet ihr auch bei Spotify.
Mehr Informationen: [Podcast-Feed][iTunes][Bitlove][Facebook] [Twitter]
Über Bewertungen und Kommentare freue ich mich auf allen Kanälen.
—————————————————————————————
Sternengeschichten Folge 380: Das Tunguska-Ereignis
Am 30. Juni 1908 muss es ziemlich spektakulär gewesen sein in Sibirien. Sergei Semenov, ein Bauer in der Region war damals dort und was er zu sagen hat, klingt dramatisch:
„Ich saß morgens auf der Veranda meines Hauses in der Handelsstation Vanavara als der Himmel im Norden plötzlich entzwei brach. Der ganze nördliche Himmel hoch über den Wäldern schien in Flammen zu stehen. In diesem Moment fühlte ich eine große Hitze so als ob mein Hemd zu brennen angefangen hatte. Ich wollte mein Hemd ausziehen und es von mir werfen aber in diesem Moment gab es einen großen Knall am Himmel und ein enormes Donnern war zu hören. Ich wurde etwa 7 Meter weit von meiner Veranda weg zu Boden geworfen und war für einen Moment bewußtlos. Nach dem großen Knall folgte ein Geräusch das so klang als würden Steine vom Himmel fallen oder Kanonen abgefeuert. Die Erde bebte und als ich auf dem Boden lag schütze ich meinen Kopf aus Angst das ich von Steinen getroffen werde.“
Rentierhirten gab es damals auch in der sibirischen Taiga und sie taten das, was Rentierhirten eben so tun. Bis am 30. Juni 1908 auf einmal alles gar nicht mehr so war wie sonst:
„Früh am Morgen als noch alle im Zelt schliefen wurde es plötzlich mitsamt den Menschen in die Luft geblasen. Einige wurden bewußtlos. Als sie wieder zu sich kamen, hörten sie großen Lärm und sahen den Wald um sich herum zerstört und brennend. Der Boden bebte und ein enorm langes Grollen war zu hören. Die gesamte Umgebung war voller Rauch und Nebel von brennenden und fallenden Bäumen. Der Lärm hörte irgendwann auf und auch der Wind ebte ab. Viele Rentiere waren geflohen oder gestorben.“
Es ist als etwas passiert. Aber was? Es war auf jeden Fall etwas, was nicht nur Bauern und Rentierhirten in Sibirien bemerkt hatten. Auch noch ein paar hundert Kilometer entfernt von diesen beiden speziellen Augen- bzw. Ohrenzeugen haben Menschen von lautem Lärm und hellem Licht berichtet. Und selbst mehr als 6000 Kilometer weit weg, in Jena, schlugen die Seismographen aus und zeigten, dass da im fernen Sibirien etwas passiert sein musste.
Es war schwer herauszufinden, was da los war. Die Region ist mehr als nur abgeschieden; selbst heute noch und damals noch viel mehr. Aus den Berichten der Zeugen konnte man einigermaßen rekonstruieren wo das ominöse „etwas“ stattgefunden hatte. Was auch immer passiert war, hatte ungefähr 65 Kilometer vom Dorf Wanawara entfernt stattgefunden. Also mitten in der sibirischen Wildnis. Bis auf ein paar Rentierhirten war dort wirklich niemand und es war schwierig, dorthin zu gelangen. Erst 1927, also knapp 20 Jahre später, konnte der russische Mineraloge Leonid Alexejewitsch Kulik eine Expedition ausrüsten und sich in die abgelegene Region in der Nähe des Flusses der „Steinigen Tunguska“ aufmachen können. Was er dort sah, war immer noch dramatisch. Unzählige umgestürzte Bäume. Man schätzt, dass circa 60 Millionen Bäume auf einer Fläche von 2000 Quadratkilometern entwurzelt und umgeknickt wurden.
Kulik war vor allem auf der Suche nach einem Krater. Er war der Meinung, dass damals ein Objekt aus dem Weltall, ein Komet oder ein Asteroid auf der Erde eingeschlagen ist. Das würde die Druckwelle erklären die die Augenzeugen beschrieben haben; das würde die Messungen der Seismographen erklären; den Lärm und die Hitze. Das würde auch die umgefallenen Bäume erklären und es müsste einen Einschlagskrater geben. Der war aber nirgends zu finden. Im Jahr 1929 flog das deutsche Luftschiff „Graf Zeppelin“ einmal um die Erde herum und dabei auch über fragliche Region in Sibirien. Man suchte nach einem Krater – fand aber nichts. Kulik selbst sorgte 1937 und 1938 dafür, dass die Tunguska-Region von Flugzeugen aus fotografiert wurde – aber mehr als die umgefallenen Bäume waren auch dort nicht zu sehen.
Dieser nicht vorhandene Krater ist auch der Grund, weswegen man heute offiziell immer noch vom „Tunguska-Ereignis“ spricht und nicht vom „Tunguska-Einschlag“. Der Einschlag eines Objekts aus dem Weltall ist immer noch die beste und wahrscheinlichste Möglichkeit zu erklären, was damals in Sibirien passiert ist. Wir wissen dass immer wieder Himmelskörper auf der Erde einschlagen. Wir sehen die Krater der großen Einschläge der Vergangenheit und wir können Nacht für Nacht die kleinen Objekte am Himmel als „Sternschnuppen“ verglühen sehen, die es nicht bis zum Erdboden schaffen.
Als mögliche Einschlagskörper kommen Kometen und Asteroiden in Frage. In diesem Fall wäre ein Komet aber eher unwahrscheinlich. Sie bestehen zu einem großen Teil aus Eis und anderen gefrorenen Materialien und würden beim Flug durch die Erdatmosphäre auseinanderbrechen. Nur ein sehr großer Komet würde es bis zum Boden schaffen; dort aber dann auch extreme Zerstörung anrichten. Beim Tunguska-Ereignis waren die Folgen dramatisch, aber lokal begrenzt; es muss sich also um ein kleineres Objekt handeln und es ist unwahrscheinlich, dass ein kleiner Komet auf der Erde einschlägt und so tief in die Atmosphäre eindringt. Viel wahrscheinlicher ist ein Asteroid und zwar einer aus Gestein. Wir wissen heute, dass kleine Asteroiden auch nicht bis zum Erdboden durchkommen weil sie vorher auseinanderbrechen. Schäden anrichten können sie aber trotzdem.
Das hat man zum Beispiel im Jahr 2013 gesehen, als – ebenfalls in Russland – über der Stadt Tscheljabinsk ein circa 20 Meter großer Asteroid explodierte. Ein Krater am Boden ist nicht entstanden, dafür aber eine enorme Druckwelle die in der ganzen Stadt für große Schäden gesorgt hat. So ein Ereignis nennt man „Airburst“ und man kann sich jetzt fragen, warum so ein Asteroid überhaupt explodiert. Die Dinger sind ja aus Gestein, Eis und Metall – aber nicht aus Sprengstoff! Das hat mit der Oberfläche und der Reibung zu tun. Wenn ein Asteroid durch die Erdatmosphäre fliegt, wird er durch die Reibung mit der Luft aufgeheizt. Je mehr Oberfläche vorhanden ist die sich an der Luft reiben kann, desto höher die Temperatur und desto stärker wird der Asteroid abgebremst. Durch die Reibung kann und wird er auch irgendwann auseinanderbrechen. Statt einem großen Objekt hat man nun also mehrere kleinere Objekte die durch die Atmosphäre sausen. Und zusammengenommen haben die Bruchstücke eine größere Oberfläche als der ursprüngliche Asteroid. Wenn der Asteroid also auseinander bricht, verstärkt sich die Erhitzung durch die Reibung schlagartig enorm. Die Bruchstücke explodieren regelrecht und genau das erzeugt eine Druck- und Hitzewelle die sich in alle Richtungen; also auch in Richtung Erdboden ausbreitet.
Die Druckwelle würde – so wie beobachtet – die Bäume umstürzen lassen ohne dabei einen Krater zu hinterlassen. Man müsste aber trotzdem kleinste Bruchstücke finden. Im Fall von Tscheljabinsk hat man das getan; in Tunguska konnten bis heute keine physischen Spuren des Einschlagskörpers gefunden werden. Zumindest keine die unumstritten sind. 1978 sammelte der ukrainische Wissenschaftler Mykola Kovalyukh Gesteinsproben die 2013 analysiert wurden. Sie sehen genau so wie das, was man sich von einem eisenhaltigen Gesteinsmeteoriten erwarten würde. Aber es ist nicht zu 100 Prozent sicher dass die Proben wirklich aus dem Jahr 1908 stammen und einige Metalle die man in Meteoriten in großen Mengen finden müsste sind dort nur spärlich vertreten.
Aber die Region ist auch heute noch extrem unzugänglich und da niemand genau weiß, wo der Asteroid explodiert ist, ist es enorm aufwendig ein so großes Gebiet nach winzigen Gesteinsspuren zu untersuchen die aus dem Weltall stammen könnten. Deswegen gibt es immer noch einige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die andere Ursachen für das Tunguska-Ereignis in Betracht ziehen. Zum Beispiel die Explosion von enorm großen Mengen Erdgas, die aus Rissen im Boden ausgetreten sind und sich entzündet haben. Das würde die Druckwelle ebenfalls erklären, aber nicht die weit sichtbaren Leuchterscheinungen und die von den Zeugen gespürte Hitze. Erdgas würde nicht so hell brennen und auch keine so starke Wärmestrahlung aussenden dass man sie noch fast 100 Kilometer weit entfernt spüren kann.
Manche vermuten auch eine vulkanische Eruption als Ursache und zwar einen Ausbruch, der entsteht wenn sich unterhalb der Erdkruste ein massiver Gasdruck aufbaut. Dann könnte der Boden tatsächlich regelrecht explodieren. Tatsächlich befindet sich die Tunguska-Region in einer Gegend in der vulkanische Aktivität beobachtet werden kann. Einen Ausbruch der ein Ereignis wie Tunguska erklären könnte wurde aber noch nie irgendwie zweifelsfrei beobachtet.
Der Einschlag eines Asteroiden ist immer noch die wahrscheinlichste Möglichkeit. Die Daten deuten auf ein Objekt hin, das 30 bis 80 Meter groß war, aus Gestein und in 5 bis 14 Kilometer Höhe über dem Boden explodiert ist. Und ich bin ziemlich sicher dass wir das früher oder später auch einwandfrei bestätigen können wenn entsprechende Gesteinsproben untersucht worden sind. Da die Ursache des Ereignisses aber so lange ungeklärt geblieben ist, haben sich gerade um Tunguska auch einige eher unkonventionelle Hypothesen gebildet. Obwohl das fast schon zu seriös klingt, denn eigentlich handelt es sich nicht um wissenschaftlich ernsthafte Theorien sondern mehr oder weniger um reine Fantasie oder kompletten Unsinn. Ein außerirdisches Raumschiff soll dort abgestürzt sein oder eine Maschine des Physikers Nikola Tesla soll die Energie aus den USA quasi nach Sibirien „geschossen“ haben. In der Science-Fiction und Fantasy kann man immer wieder auf das Tunguska-Ereignis treffen. Und die Spekulationen werden vermutlich auch dann nicht aufhören, wenn wir irgendwann zweifelsfrei den Einschlag eines Asteroiden als Ursache identifiziert haben.
Was die Sache aber nicht weniger spektakulär macht. Tunguska zeigt uns, dass die Erde nicht allein im Weltall herum fliegt. Wäre der Asteroid ein paar Stunden früher oder später auf die Erde getroffen, dann wäre er nicht über der sibirischen Taiga explodiert – sondern über Mitteleuropa oder Nordamerika. Und anstatt jeder Menge Bäume wären es vielleicht Häuser gewesen, die umgefallen wären. Man muss jetzt keine akute Angst vor Asteroideneinschlägen haben. Sie kommen selten vor; vor allem die, die wirklich groß und gefährlich sind. Aber komplett ignorieren sollte man sie auch nicht und es ist gut zu wissen, dass die Astronomie dieses Thema weiterhin erforscht und sich Gedanken darüber macht, wie man diese Art von Katastrophen verhindern kann.
So ein Zufall. Ich lese gerade „Die Astronauten“ von Lem. 😉
wunderhübsch :•)
Erinnert ziemlich an „Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde“…
Nun, ein paar Stunden früher oder später wäre die Erde ein paar 100.000 km woanders gewesen, da hätte dieser Asteroid die Erde gar nicht getroffen.
@Lehmann: Super!
____________________________________________-
Gibt es tatsächlich noch jemand, der nicht weiß, daß das Außerirdische waren?
@Fluffy
Falls das wider Erwarten kein Poe gewesen sein sollte: Ich weiß das beispielsweise nicht. Und mir ist auch nicht klar, wie das irgendjemand sonst wissen sollte.
(Außer vielleicht besagte Außerirdische in den letzten Momenten ihres Lebens…)
zu Spritkopf
7. März 2020
(Außer vielleicht besagte Außerirdische in den letzten Momenten ihres Lebens…)
-> Selbst Schlingensief wusste über Tunguska irgendwas“ (hab mir nichts davon angesehen) zu berichten – bevor er starb, wie man „wissen“ kann.
@demolog:
Darf ich das mal zusammenfassen?
Du „weißt“ also, dass ein Künstler (den ich, nebenbei gesagt, sehr schätze) „irgendwas“ wusste. Du weißt aber nicht was. Aber hältst das für ein Argument.
Das müsste jetzt eigentlich selbst dir klar sein, wie lächerlich die Aussage ist.
Lesekompetenz, demolog, Lesekompetenz.
Worum ging es denn in Fluffys Post und in meiner Antwort? Darum, ob jemand wissen kann, dass der Verursacher des Tunguska-Ereignisses ein Raumschiff mit Außerirdischen war. Nicht darum, ob irgendjemand irgendetwas über das Tunguska-Ereignis weiß (und sei es nur, dass es stattfand).
Lesen Sie sich nochmal die beiden Kommentare gründlich durch – sie sind ja nicht so lang – und schlafen eine Nacht drüber. Vielleicht geht es Ihnen dann ebenfalls auf.
Solch eine Ermahnung in schriftlicher Form zu bringen, ist aber schon ein wenig absurd…
@rolak
Leider habe ich demologs Telefonnummer nicht. 😉
@ PDP10
26. März 2020 #8
„zu berichten wusste“. Mitteilen. Was er wusste, weiß ich nicht.
Und wieso ist das lächerlich?
Mindestens ist es doch lächerlich, das du meine Aussage verfälscht wiedergibst.
@ Spritkopf
27. März 2020 #9
Sachrtagenkompetenz, Spritkopf, Sachfragenkompetenz:
Wem interessiert schon, worum es bei diesen albernen Banalitäten ging.
Viel interessanter ist, wieso man nicht erkennen will, was da in Sibirien stattfand.
Wieso die offizielle Version noch ist, dass die Explosion durch Reibung an der Atmosphäre ausgelösst wurde.
Was, wenn man sich das genauer durchdenkt (nach den eher wenigen sicheren Informationen, die es gibt), nicht mal die halbe Wahrheit ist.
Das war in Tunguska eine/mehrere nukleare Explosionen, die durch eine besonderne, zufällig dazu hinreichende Zusammensetzung des Objektes und Einflüssen in der Atmosphäre stattfand.
Und auch Schlingensief wird sich wohl genau das dabei gedacht haben. Un dsiche rnicht, das da Ausserirdische aus dem Raumschiff irgendwas getan haben… was natürlich fantastisch wäre. Aber wohl nicht stattfand.
@demolog
Dann klären Sie uns doch mal auf, wieso man das nicht erkennen will. (Paranoider Verschwörungsquark in 3, 2, 1…).
Die Frage zu beantworten, wie denn wohl eine Atombombe im Jahr 1908 in den Luftraum oberhalb Sibiriens gelangt sein soll, sehen Sie sicherlich als unterhalb Ihrer Würde an. Oder – wenn es keine Atombombe war – was sonst die „nukleare Explosion“ hervorgerufen haben soll.
Schon klar. Sie wissen nichts über Schlingensiefs Film, wie Sie weiter oben selber zugeben. Schon gar nicht wissen Sie, dass er gar nichts mit dem Tunguska-Ereignis zu tun hatte. Aber dennoch sind Sie sich sicher, dass Schlingensief über Tunguska genau der gleichen Meinung war wie Sie.
Ich zitiere mal PDP10: „Das müsste jetzt eigentlich selbst dir klar sein, wie lächerlich die Aussage ist.“ Anscheinend wohl nicht.
Spritkopf
30. März 2020
Zitat:
Die Frage zu beantworten, wie denn wohl eine Atombombe im Jahr 1908 in den Luftraum oberhalb Sibiriens gelangt sein soll, sehen Sie sicherlich als unterhalb Ihrer Würde an. Oder – wenn es keine Atombombe war – was sonst die “nukleare Explosion” hervorgerufen haben soll.
-> Das steht doch im Kommentar, den sie direkt vor dieser abschätzigen Feststellung noch zitiert haben.
Ein Objekt aus dem All… mit zu einer atomaren Kettenreaktion hinreichenden Zusammensetzung. die unter dem EInfluß der Bedingungen der Erdmagnetfelder und/oder der Erdatmosphäre zur exponentiellen Kettenreaktion angeregt wird. Eine „natürliche“ Atombombe.
Das war irgendwann eine Art Erkenntnis der Wissenschaften, die sich mit den Auswirkungen dieses Ereignisss befasst haben: Das radioaktive Elemente in entsprechender Zusammensetzung zu einer bisher unbekannten Explosionskraft gebracht werden können. Schlicht die ursprüngliche Inspiration zur Atombombe, wie wir sie heute kennen.
Der Grundgedanke ist nämlich unleugbar der, das ein Objekt, wie diese auf die Erde fallenden Gesteins- oder Eismatsch-Brocken, nicht einfach so von Aussen nach Innen wegbrennen, sondern, wie im Falle des Tunguska-Vorfalls, von Innen explodieren / verdampfen. Und zwar schlagartig – im extremsten Sinne dieses Wortes.
Und worüber kann man sich schon angesichts des Tunguska-Vorfalls gedanken machen? Über unberührte, fast menschenleere Natur, fernab der Zivilisation… oder eben über das demonstrativ geheimnisvolle Ereignis am Himmel über der steinigen Tunguska in Sibirien. Sonst fiele mir (und sicher auch nicht dem Schlingensief) aus dem Stand sicher nichts ein, was man im Theater (oder Film-Kunst) mit dem Thema Tunguska so alles „auf-/verarbeiten“ kann.
Film und Theater sind traditionel immer mit einer sozialen oder zivilisatorischen Idee verbunden, in der man Wirklichkeiten nachspielt, neu zusammensetzt oder anders kontextiert. Theaterleute sind keine Dokumentationsfilmer, die, wie es heute üblich ist, Natur beobachten und „schön“ anschaulich machen wollen.
Obwohl Schlingensiefs Werk durchaus etwas „dokumentarisches“ haben wird, ist er kein „ästhet“ in diesem Sinne und ist auch kein Doku-Spezialist.
Und wie ich das sehe, ist das Werk von Schlingensief (Tunguska – die Kisten sind da) praktisch nur eine andere Erzählversion des Höhlengleichnisses von Platon. Und, siehe da, wer die Zusammenhänge kennt, dem entgeht auch nicht, wieso das mit radioaktiven Elementen zu tun hat. Nicht direkt, aber eben, wenn man Detail-Szenerien in ihren größeren Kontext stellt, dann ist es unausweichlich, irgendwann auch Metalle als Faktoren mit dem Schein des Seins in der Welt zu verbinden.
Ich bin mir jetzt (und war es nie) sicher, wer auf Schatten an der Wand schaut. Ihr oder ich. Oder sind wirs immernoch alle zusammen?
Und „Film als Neurose“ als die zusammenfassende Trilogie des Werksinnes weisst auch darauf hin, was die Auswirkungen von Tunguska waren: eine kollektive Massenpsychose auf der gesamten Nordhalbkugel dieser Erde. Aufgrund des Fallouts dieses Vorfalls.
Was sich also Schlingensief dabei gedacht hat, ist mir durchaus präsent. Meine Wand, auf die ich schaue, ist vielleicht nicht ganz so „beschattet“, wie ihre…offenbar.
Oder übersehe ich da noch etwas? Ich bin ja wirklich offen für mir unbekannte Details.
@Spritkopf:
Nun ja. Wir haben demolog jetzt immerhin eins voraus.
Wir wissen jetzt was das irgendwas war, dass Christoph Schlingensief wusste. Nämlich nichts. (Danke für den Link übrigens.)
Aber insgesamt ist demolog uns da natürlich immer noch Lichtjahre voraus.
Wir beide sind halt keine Experten darin – und werden es mangels Wissen und Talent wohl auch nicht mehr – hanebüchenen Unsinn irgendwo rein zu schreiben.
@demolog
Anscheinend haben Sie nicht die leiseste Ahnung, wie eine Atombombe aufgebaut ist und was nötig ist, damit sie explodiert. Wundert mich nicht.
Schwachsinn! Die Entdeckung, dass man sowas wie eine Atombombe bauen konnte, hatte rein nichts mit dem Tunguska-Ereignis zu tun, sondern allein mit dem theoretischen Vorwissen über Kernspaltung, welches man bis dahin gesammelt hatte.
Sie sind dermaßen abgekoppelt von der Realität, dass Sie offenbar glauben, Sie dürften selbst die haarsträubendsten Lügen erfinden, um Ihre bekloppten Hirngespinste zu stützen.
Es ist bekanntes Wissen und Florian hat ausführlich genug erklärt, unter welchen Umständen ein simples „Wegbrennen“ zu einer Explosion wird: Wenn der Asteroid auseinanderbricht und sich seine Oberfläche schlagartig vervielfacht. OK, nicht ausführlich genug für Sie. Ist aber kein Problem des Artikels, sondern allein das des Lesers (Sie).
Nicht näher eingehen werde ich auf Ihren aus den Fingern gesogenen Quatsch, um die angebliche Gleichartigkeit Ihrer und Schlingensiefs Gedanken zum Tunguska-Ereignis zu beweisen.
@PDP10
Müssjöh demolog hat ja nun schon einen gewissen Bekanntheitsgrad dafür erlangt, sich seine eigenen Realitäten zurechtzuschustern. Es erstaunt nur immer wieder, wie bereitwillig er andere (und nicht zuletzt sich selbst) mit aus dem Stegreif erfundenen Behauptungen zu bescheißen versucht, um seinen abstrusen Parallelwelten doch noch ein bißchen Glaubwürdigkeit zu verleihen.
Zitat:
Es ist bekanntes Wissen und Florian hat ausführlich genug erklärt, unter welchen Umständen ein simples “Wegbrennen” zu einer Explosion wird: Wenn der Asteroid auseinanderbricht und sich seine Oberfläche schlagartig vervielfacht. …
-> Und Freistetter hat auch erwähnt, das Menschen verbrante Haut nach dem Vorfall hatten.
Kaum denkbar, das dies nur von einem nur kurz brennenden Ball am Himmel in 500 Kilometer Entfernung ausgelösst werden können soll.
@demolog
An welcher Stelle hat er was davon geschrieben, dass Menschen in 500 km Entfernung vom Explosionsort ihre Haut verbrannt wurde? Sehen Sie, schon wieder erfinden Sie Dinge, die keinen Bezug zur Realität haben. Gibt Ihnen das eigentlich nicht zu denken? (Nein, tut es nicht. Wissen wir.)
Ganz davon abgesehen, dass eine Atombombe ebenfalls ein „nur kurz brennender Ball“ ist.
@ Spritkopf
5. April 2020 #19
Vanavara ist nuzr 80 Kilometer entfernt. Keine Ahnung, weiso ich 500 Kilometer annahm. Die damalige Abgelegenheit der Tunguska hat mich wohl dazu verleitet.
Laut dieser Quelle:
https://en.wikipedia.org/wiki/Vanavara_(rural_locality)
wurde Vanavara erst 1932 gegründet und könnte demnach 1908 keine Handelsstation gewesen sein.
Insofern wäre vielleicht auch die Zitierung im Beitrag zweifelhaft, weil damals keine Zivilisation, wie heute dort existierte.
Und ja, es war nur das Hemd, das plötzlich heiss wurde… wie das Zitat lautet.
Was nichts daran ändert. Es gab eine plötzlich auftretene Strahlung. Und ob die aussschliesslich Wärmestrahlung war, ist zweifelhaft.
Wo?
Übrigens heißt es höflichkeitshalber „Herr Freistetter“ oder einfach „Florian“.
Und das schließt du woraus? Quellen?
Und komm jetzt nicht mit Christof Schlingensief….
@ PDP10
5. April 2020
„Übrigens heißt es höflichkeitshalber “Herr Freistetter” oder einfach “Florian”
-> Ja, genau, machen sie mir Vorschriften, wie ich formal Ansprache zu halten habe. Vielleicht tut das Freistetter selbstz, falls er sich beschädigt fühlte.
Ansonsten gehen sie doch mal mit gutem Beispiel vorran! Und wirken nicht so „unhöflich“ und rabiat, wie es sonst immer rüberkommt.Tatsächlich macht de rTon die Musik…die auf den Ton folgt.
Das wissen sie, weswegen sie tönen, damit es zurückschallt, wie man es braucht, um jemanden zu diskreditieren.
Ich bin ein Nachfahre vom damaligen Kulik.
@Steve Kulik
Und ich bin der Nachfahre meines Vorfahren. 🙂