Das ist die Transkription einer Folge meines Sternengeschichten-Podcasts. Die Folge gibt es auch als MP3-Download und YouTube-Video. Und den ganzen Podcast findet ihr auch bei Spotify.
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Sternengeschichten Folge 645: Das Wassermannzeitalter
„This is the dawning of the Age of Aquarius“. Diese Textzeile aus einem Lied des bekannten Musicals „Hair“ haben vermutlich die meisten schon mal gehört. Genau so wie den Begriff „Wassermannzeitalter“, die deutsche Übersetzung von „Age of Aquarius“. Und man muss nicht sonderlich viel Ahnung haben, um zu erkennen, dass es dabei um Astrologie geht, immerhin heißt es ja auch im Text des Liedes zum Beispiel „wenn der Mond im siebten Haus steht und Jupiter sich an Mars ausrichtet, dann wird Friede die Planeten leiten“. Und keine Sorge – ich werde hier jetzt keine Podcastfolge über ein Hippie-Musical aus dem Jahr 1968 machen. Aber die Sache mit dem Wassermannzeitalter taucht auch außerhalb der Musiktheater immer wieder auf und hat, trotz der Astrologie, einen wissenschaftlichen Hintergrund.
Wenn wir wissen wollen, was es mit dem Wassermannzeitalter auf sich hat, müssen wir zuerst klären, was der Frühlingspunkt ist. Den Begriff habe ich schon in diversen Folgen immer wieder erwähnt, weil es sich um ein durchaus grundlegendes Konzept in der Astronomie handelt. Stellen wir uns dazu die Erde vor. Die Erdkugel hat einen Äquator und wir können uns vorstellen, dass wir diesen Äquator auf den Himmel projizieren. Dann läuft, parallel zum Äquator der Erde eine Linie einmal rund um den Himmel und diese Linie ist der Himmelsäquator. Er teilt den Himmel in einen nördlichen und einen südlichen Bereich und das ist es auch, was gemeint ist, wenn man zum Beispiel sagt, dass Cassiopeia oder der große Bär Sternbilder am Nordhimmel sind oder das Kreuz des Südens sich am Südhimmel befindet.
Wir wissen außerdem, dass sich die Erde um die Sonne bewegt. Von der Erde aus betrachtet erscheint es uns aber natürlich so, als würde sich die Sonne bewegen und die Erde stillstehen. Und mit „Bewegung der Sonne“ meine ich jetzt nicht, dass die Sonne morgens über dem Horizont aufgeht, bis Mittags am Himmel immer weiter nach oben wandert und dann am Abend wieder hinter dem Horizont verschwindet. Diese scheinbare Bewegung ist das Resultat der Tatsache, dass sich die Erde einmal pro Tag um ihre Achse dreht. Es geht um etwas anderes: Wir können zwar keine Sterne sehen, wenn die Sonne am Himmel steht, aber sie sind natürlich trotzdem da. Stellen wir uns jetzt vor, wir messen jeden Tag die Position der Sonne am Himmel, immer zum selben Zeitpunkt, zum Beispiel genau zu Mittag. Würden wir diese Position in einen Karte des Himmels eintragen, dann würden wir merken, dass sich die Sterne im Hintergrund im Laufe der Zeit langsam verändern. Das ist auch logisch, weil sich der Blickwinkel verändert, unter dem wir die Sonne betrachten. Stellen wir uns vor, wir machen einen Spaziergang, einmal um ein kleines Dorf rundherum. In der Mitte des Dorfes steht eine Kirche, das ist die Sonne. Wir selbst sind die Erde und so wie die Erde sich um die Sonne bewegt, bewegen wir uns einmal rund um das Dorf mit dem Kirchturm. Wenn wir alle paar Minuten Rast machen und zum Kirchturm schauen, werden wir bemerken, dass sich der Hintergrund ändert, weil sich unsere Position geändert hat. Genau so ändern sich die Sterne, die wir im Hintergrund der Sonne sehen könnten, wenn wir sie jeden Tag beobachten.
Das ist alles noch recht einfach zu verstehen, sowohl beim Spaziergang als auch bei der Sonne. Und wenn wir jetzt eine Linie in unsere Sternkarte zeichnen, die die scheinbare Position der Sonne im Laufe eines Jahres vor dem Hintergrund der Sterne angibt, dann ist das die sogenannte „Ekliptik“. Sie läuft, wie der Himmelsäquator, einmal um den ganzen Himmel rundherum. Die Eklitik zeigt uns die scheinbare Bahn der Sonne an, die sie in einem Jahr zurück legt, beziehungsweise ist die auf den Himmel projizierte Bahnebene, in der sich die Erde um die Sonne bewegt.
Wenn wir das alles machen, also einmal die Ekliptik in die Karte einzeichnen und dann auch noch den Himmelsäquator, dann werden wir merken, dass beide Linien nicht übereinstimmen. Das würden sie nur dann tun, wenn die Erdachse exakt senkrecht auf die Ebene der Erdbahn steht. Das tut sie aber nicht: Die Rotationsachse der Erde ist um gut 23,5 Grad aus der Senkrechten gekippt. Und deswegen ist auch der Himmelsäquator um genau diese 23,5 Grad gegenüber der Ekliptik gekippt. Und DAS bedeutet: Es gibt nur zwei Punkte, in denen sich diese beiden Kreise schneiden. Diese beiden Punkte sind etwas besonderes.
Erinnern wir uns: Die Ekliptik gibt uns die scheinbare Position der Sonne am Himmel der Erde an. Eine Hälfte des Jahres bewegt sich die Sonne in dem Teil der Ekliptik, der sich über der Linie des Himmelsäquators befindet; in der anderen Hälfte des Jahres auf dem Teil, der unter dem Himmelsäquator verläuft. Wenn wir die Sonne über dem Himmelsäquator sehen, dann ist sie auch lange zu sehen; die Tage dauern lange; länger als die Nacht und wir haben Sommer. Im anderen Fall ist es umgekehrt und es ist Winter. Aber wenn sich die Sonne genau in den Schnittpunkten zwischen Himmelsäquator und Ekliptik befindet, dann sind Tag und Nacht exakt gleich lang. Diese beiden Tagen im Jahr, wo das passiert, markieren den Anfang des Frühlings und den Anfang des Herbst. Und den einen Punkt, wo die Sonne von unterhalb des Himmelsäquators kommt, nennen wir den Frühlingspunkt, weil es der Tag ist, an dem der astronomische Frühling beginnt. Diesen Punkt haben wir in der Astronomie außerdem als Nullpunkt eines der wichtigen Himmelskoordinatensystem gewählt. Wir brauchen da ja Koordinaten, die unabhängig von der Bewegung und der Rotation der Erde sind, ansonsten würden sich die Koordinaten der Sterne andauernd verändern. Also definiert man ein Koordinatensystem, das sich mit der Erde mitbewegt und der Frühlingspunkt ist da ein super Nullpunkt.
Nur dass der Frühlingspunkt nicht wirklich ein Nullpunkt ist. Wo genau sich der Frühlingspunkt befindet, hängt davon ab, in welche Richtung die Erdachse zeigt. Die ist zwar immer um genau 23,5 Grad aus der Senkrechten geneigt, beziehungsweise verändert sich dieser Wert nur wenig. Aber die Richtung am Himmel in die die geneigte Achse zeigt, ist nicht fix. Das hat schon der griechische Gelehrte Hipparch vor mehr als 2000 Jahren festgestellt, als er alte Koordinatenangaben von Sternen aus der Zeit der Babylonier mit seinen eigenen, neueren Messungen verglichen hat. Heute wissen wir, dass er recht gehabt hat: Die Erdachse dreht sich: Der Punkt auf den sie am Himmel zeigt, verändert sich im Lauf der Zeit. Aktuell zeigt die Erdachse mit ihrem nördlichen Ende fast genau in Richtung des Polarsterns. Aber in der Vergangenheit hat sie anderswo hin gezeigt und in Zukunft wird sie anderswohin zeigen. Der Punkt auf den sie zeigt, beschreibt einen kleinen Kreis am Himmel. Und wenn man jetzt eine gute Vorstellungskraft hat – oder sich entsprechende Bilder im Internet ansieht – kann man erkennen, was das für Auswirkungen hat. Wenn sich die Ausrichtung der Erdachse verändert, verändert sich auch der Ort, an dem die Ekliptik und der Himmelsäquator einander schneiden. Oder anders gesagt: Während der Punkt an den die Erdachse am Himmel zeigt einen kompletten Kreis durchläuft, läuft auch der Frühlingspunkt einmal um den ganzen Himmel herum.
Wie gesagt: Das ist alles echte Astronomie; das wissen wir seit der Zeit von Hipparch; wir wissen heute auch, warum die Erdachse das macht (das liegt daran, dass die Erde keine exakte Kugelform hat und an der Anziehungskraft des Mondes) und wir wissen, dass es circa 25.800 Jahre lang dauert, bis der Frühlingspunkt einmal um den Himmel gelaufen ist. Wir müssen das berücksichtigen, wenn wir Positionsangaben in der Astronomie machen und ältere Koordinatenangaben entsprechend umrechnen, wenn wir sie mit aktuellen Daten vergleichen. Mit Astrologie hat das alles noch nichts zu tun.
Die kommt erst ins Spiel, wenn man sich ansieht, wo am Himmel der Frühlingspunkt zu bestimmten Zeiten zu sehen ist. Wenn wir zum Beispiel nachsehen, wo sich Himmelsäquator und Ekliptik zur Zeit schneiden, dann tun sie das dort, wo wir auch das Sternbild der Fische sehen können. Früher, in der Antike, war das aber nicht so. Damals hat sich der Frühlingspunkt im Sternbild des Widders befunden. Anders gesagt: Wenn heute der Frühling (auf der Nordhalbkugel) beginnt, sehen wir die Sonne vor dem Hintergrund der Sterne, die das Sternbild Fische bilden; damals war zur selben Zeit im Hintergrund das Sternbild des Widders zu sehen. Und in Zukunft wird sich der Hintergrund natürlich wieder ändern; ich habe ja gerade vorhin erklärt, dass der Frühlingspunkt einmal in 25.800 Jahren um den ganzen Himmel herum läuft. Das nächste Sternbild, in dem wir den Frühlingspunkt beobachten werden könne, ist das des Wassermanns.
Und DAS ist es, was die Astrologie mit diesen Zeitaltern meint. Das Wassermannzeitalter beginnt, wenn der Frühlingspunkt das Sternbild der Fische verlässt und ins Sternbild des Wassermanns eintritt. Und was passiert dann? Nichts natürlich – aber Astrologie und Esoterik haben natürlich jede Menge obskure Vorstellungen. Das Zeitalter der Fische sagen sie zum Beispiel, hat begonnen, als sich das Christentum vor gut 2000 Jahren etabliert hat; immerhin ist ja der Fisch auch das Zeichen der Christen. Das Wassermannzeitalter wird dann einen neuen radikalen Wandel des menschlichen Denkens bringen; Materialismus wird enden, alles wird spiritueller, freier, und so weiter. Das Zeitalter des Monotheismus ist vorbei, der Mensch wird wieder im Mittelpunkt stehen, aber in seiner spirituellen-göttlichen Form. Und so weiter – man kann da jede Menge Interpretationen finden. Und wann ist es so weit?
Tja – das ist das Problem. Das lässt sich nicht sagen. Denn dafür müssten sich alle einig darüber sein, wo die Grenzen der Sternbilder am Himmel liegen. Nimmt man die von der Astronomie offiziell definierten Grenzen, dann wird das Wassermannzeitalter irgendwann um das Jahr 2600 beginnen. Das findet die Astrologie aber doof, die hat ja sowieso ihre eigenen Sternbilder, die nichts mit den realen Sternbildern zu tun haben. Und je nachdem, welcher astrologischen Schule man anhängt, kann man das Wassermannzeitalter schon früher oder später beginnen lassen. Vielleicht kommt es Mitte des 22. Jahrhunderts. Vielleicht erst 2200 oder überhaupt erst im Jahr 3600. Oder vielleicht hat es auch schon längst begonnen. Je nachdem, wo man fragt, hat es nämlich schon 2008, 1997, 1962, 1950 oder 1900 begonnen.
Wie gesagt: Aus astronomischer Sicht ist es nicht weiter bemerkenswert, wenn sich die Position des Frühlingspunktes verschiebt. Das ist normal, das macht der Frühlingspunkt seit es die Erde gibt. Die Erde bewegt sich um die Sonne, die Erdachse bewegt sich und deswegen sehen wir immer einen anderen Sternenhintergrund, wenn wir am Himmel in Richtung Frühlingspunkt schauen. Dass wir irgendwann angefangen haben, diese zufällig verteilten Hintergrundsternen zu Figure zu ordnen, ist wieder eine ganz andere Sache. Der Frühlingspunkt kann nichts dafür, dass er mal vor dieser und mal vor jener Figur zu sehen ist.
Wenn man die echten Sternbilder ansieht, durch die die Sonne wandert, dann müsste unser Tierkreis eigentlich 13 Sternbilder haben und nicht 12, weil die Sonne auch durch das Sternbild Schlangenträger wandert.
Außerdem sind die Sternbilder in der Ekliptik nicht alle gleich lang. Z.B. braucht die Sonne deutlich kürzer, um die kleinen Sternbilder Widder und Skorpion zu durchlaufen, als bei großen Sternbildern wie z.B. Fische, Stier und Löwe.
Die Astrologie berücksichtigt weder das 13. Sternbild Schlangenträger, noch berücksichtigt sie die unterschiedliche Länge der Tierkreis-Sternbilder.
Auch die Verschiebung des Frühlingspunktes berücksichtigt die Astronomie nicht!
Viele Leute hätten eigentlich ein anderes Sternzeichen, weil die Sonne zum Zeitpunkt ihrer Geburt in einem anderen Sternbild stand. Alles hat sich um etwa 1 Zeichen nach vorne verschoben.
Das heißt z.B.:
Viele, die laut Astrologie „Fische“ wären, sind eigentlich Wassermann.
Viele Astrologie-„Widder“ sind eigentlich Fische; viele „Stiere“ sind eigentlich Widder, usw.
Aber warum sollte es für ein Horoskop für einen heutzutage lebenden Menschen wichtig sein, wo die Sonne vor über 2000 Jahren stand?
Die Menschen heutzutage sind ja weder Babylonier noch antike Grieche oder Römer.
Und andere Kulturkreise haben wieder völlig andere Sternbilder, z.B. die Sternbilder in China, Vietnam usw., wo es in der Astrologie nicht nach Monaten geht, sondern danach, in welchem Mondjahr jemand geboren ist (z.B. Jahr des Tigers, des Hasen/der Katze, der Schlange, des Schweins, der Ratte, des Pferdes, der Ziege/des Schafes, des Affens, des Drachens usw.).
Das zeigt mal wieder ganz klar, dass Astrologie reine Esoterik ist und nichts mit Wissenschaft zu tun hat.
Wohl wahr. Doch wer mir anhand der Sterne vorhersagen will, was morgen kommt, der muss es vielleicht auch nicht so genau mit der Physik nehmen. Ich denke, die Astrologie spielt eine ganz andere Rolle. Sie ist nicht totzukriegen, weil sie das Bedürfnis der Menschen nach einer besseren Welt widerspiegelt. So falsch ist das nicht. „Hair“ etwa richtet sich gegen Krieg und Schablonen der Gesellschaft. Eine positive Grundeinstellung ist relevant auch für unsere Gesundheit. Ja, Scharlatane sind ein Übel. Doch die Bedürfnisse und Träume der Menschen sind es nicht.
Man kann hier anderer Meinung sein. Aber immerhin war eines der Genies der Menschen, Isaac Newton Alchemist, auch mit klar „seltsamen“ Vorstellungen. Ich frage mich, was in 100, 200 Jahren zu verschiedenen Interpretationen der Quantenphysik gesagt wird oder was geschieht, wenn die Relativitätstheorie ergänzt werden muss. Immerhin erwähnte Einstein „Gott“ nicht nur in „Gott würfelt nicht“.
Ich selbst liebe Mathematik (auch wenn ich nicht vorgebe, mich da in allen Punkten oder meinetwegen überhaupt auszukennen). Diese Mathematik legt mir nahe, dass Kooperation mächtiger ist als Konfrontation. Esoteriker dürften sich irren, keine Frage(!) und es gibt Welche, die die Leichtgläubigkeit der Menschen übel ausnutzen. Doch deshalb sind Menschen, die irgend etwas glauben nicht dumm. Ich glaube auch, dass die Welt Mathematik ist.
Bitte ein wenig Verständnis und Toleranz und ein wenig weniger Überheblichkeit gegenüber Andersdenkenden. Auch dann wenn sie meiner Meinung nach irren.
Natürlich sollte man gegenüber Andersdenkenden tolerant sein. Manche hängen einer bestimmten Religion an, andere glauben an Esoterik.
Solange dabei niemand zu Schaden kommt, kann man das akzeptieren. In den allgemeinen Menschenrechten steht nicht umsonst die Freiheit der Weltanschauung und des religiösen Glaubens.
Wo man aber eine Grenze ziehen muss, ist bei esoterischen Glaubenssätzen und Verschwörungsmythen, die für die Gläubigen selbst, für deren Angehörige bzw. für Andersdenkende gefährlich werden können.
Da gibt’s z.B. Leute, die eine Art Chlorbleiche trinken oder diese ihren Kindern verabreichen, weil sie glauben, dass dies alle möglichen Krankheiten heilen könnte bzw. gegen eingebildete Parasiten helfen würde.
Oder Impfgegner, die ihre Kinder z.B. an Masern sterben lassen, anstatt die Kinder durch eine Masern-Impfung zu schützen.
Andere religiöse Sekten missbrauchen Kinder und Jugendliche körperlich bzw. psychisch.
Manche lehnen Blutspenden ab und lassen bei einem Unfall ihr eigenes Kind verbluten, obwohl eine Blutspende das Leben dieses Kindes gerettet hätte.
Weit verbreitet sind leider auch Scharlatane, die als angebliche „Energie-“ oder „Quanten-Heiler“ vielen Menschen große Geldsummen aus der Tasche ziehen.
„Energetische Amulette“, die online für viel Geld verkauft werden, können sogar gefährlich sein: Kürzlich mussten Behörden Anhänger aus dem Verkehr ziehen, weil diese so radioaktiv waren, dass Grenzwerte überschritten wurden. Dies würde die Gesundheit der Träger gefährden.
Auch Angehörige können gefährdet sein. Z.B.: Eine Frau hatte die Vorsorgevollmacht für ihren Ehemann, der einen Schlaganfall hatte und danach nicht mehr richtig sprechen und schreiben konnte. Als dieser Krebs bekam, hatte er eine Heilungschance von fast 100% mit normalen Therapien.
Aber seine Frau glaubte nur einem Heilpraktiker und war Anhängerin von esoterischen, vollkommen nutzlosen Heilmethoden. Sie lehnte die „schulmedizinische Behandlung“ komplett ab (der etwa 50-jährige Mann war sonst in gutem Zustand, er hätte z.B. eine Strahlentherapie bzw. Chemotherapie gut verkraftet).
Aber Krebs kann man eben nicht einfach so esoterisch z.B. nur „homöopathisch heilen“ oder mit „germanischer Medizin“ komplett wegbekommen. Also ist der Mann elendig an Krebs gestorben, weil seine Frau normale Krebstherapien und sogar Schmerzmittel für ihren Mann ablehnte.
Noch gefährlicher sind esoterische Verschwörungsmythen, die sich gegen bestimmte Gruppen richten. Erst kürzlich las ich einen Zeitungsartikel, in dem ein Attentäter, der Juden getötet hatte, vor Gericht schilderte, dass er antisemitische Verschwörungsmythen (Juden würden angeblich Kinder opfern etc.) für wahr hält. Viele Verschwörungs-Ideologien richten sich gegen Minderheiten, z.B. religiöse bzw. ethnische, Sexuelle/Gender-Minderheiten, z.B. gegen: Juden, bestimmte christliche o. muslimische, alevitische, hinduistische, buddhistische etc. Gruppen, gegen LGBTQ-Menschen
oder auch gegen ganz bestimmte Ethnien oder allgemein gegen Schwarze Menschen, Indigene, People of Colour.
Selbst im deutschsprachigen Raum scheinen Rasse-Ideologien immer noch verbreitet zu sein. Z.B. traf ich im Studium einen jungen Mann, der an der Waldorf-Schule gelernt hatte, dass es eine „überlegene weiße Rasse“ gäbe und das „Juden und Neger minderwertige Rassen“ seien. Solche Rasse-Theorien sind schon seit vielen Jahrzehnten von Biologie, Medizin und Psychologie wissenschaftlich widerlegt worden. Es sollte eine strengere Schulaufsicht geben, damit auch an privaten Schulen Lehrkräfte nicht solche gefährlichen Ideologien verbreiten können.
Rassismus und Antisemitismus sind ja keine kleinen Probleme: Seit 1990 sind in Deutschland viele hundert Menschen aus rassistischen oder antisemitischen Motiven ermordet worden.
Unsere Toleranz muss also dort eine Grenze haben, wo Menschen das Leben oder die Gesundheit von unbeteiligten Menschen gefährden.
Albert Einstein glaubte übrigens gar nicht an einen Gott. Er hat den Begriff „Gott“ nur als Synonym genutzt. Er hätte z.B. genausogut sagen können: „Die Natur würfelt nicht.“
Albert Einstein war ja aufgrund der Machtübernahme der Nazis in Deutschland in die USA emigriert. Dort hat er sich geäußert, dass er nicht an einen Gott glaubt und auch nie an einen Gott geglaubt hat.
Einstein sagte: Wenn es etwas gibt, was man bei ihm in irgendeiner Form „religiös“ nennen könnte, dann ist das seine unbegrenzte Bewunderung der Struktur der Welt, welche durch die Wissenschaften enthüllt werden kann.
Nach den Äußerungen, dass er nicht an Gott glaubt, wurde Einstein in den USA von vielen stark angefeindet, vor allem von Christen. Viele forderten Einstein auf, dass er doch wieder nach Europa ziehen sollte. Man unterstellte Einstein auch Sympathien für den Kommunismus und für die Sowjetunion (deren offizielle politische Doktrin atheistisch war).
Albert Einstein lehnte es auch trotz jüdischer Vorfahren ab, eine politische Funktion in Israel zu übernehmen oder nach Israel zu ziehen.
Albert Einstein selbst sah sich auch nicht als Jude. Als Erwachsener besuchte er keine Gottesdienste und hielt sich auch nicht an irgendwelche religiösen Gesetze oder Gebote und Verbote.
Dank für die ausführliche Antwort. Ich kann, will und muss jedem einzelnen Punkt nur zustimmen.
Dennoch sind das alles Einzelfälle. Ich könnte nun genau so viele entgegengesetzte Fälle beschreiben. Die Mathematik lehrt, dass man nicht von noch so vielen Beobachtungen eines Sachverhalts auf die Allgemeinheit schließen kann.
Fakt ist jedenfalls, dass z.B die alten Babylonier Mathematiker und Astronomen, also durchaus Wissenschaftler waren. Doch sie glaubten auch „allen möglichen Quatsch“. Naturvölker, wie die Aborigines, sind sehr mythisch, haben aber weder Anteil an der Klimakatastrophe, noch an den Kriegen dieser Welt. Ein heutiger Wissenschaftler, etwa Astronom oder Mathematiker würde in ihrer Welt keine 5 Tage überleben. Wie werden wir morgen betrachtet?
Es ist auffällig, dass einige Atheisten (nicht alle! Nicht immer!) regelrecht zu Hasstriaden aufrufen, nur weil jemand etwas glaubt, ohne zu wissen, was ihr Opfer wirklich glaubt. Es ist eben ihr Glaube, dass Glaube böse ist und das Wissenschaft Wahrheit sei. Über Wahrheit aber werde ich irgendwann ein sehr rationales Buch schreiben…
Jeder Mensch glaubt irgend etwas. Denn unsere Erkenntnis ist grundsätzlich beschränkt. Rational zu sein bedeutet fair zu sein. Es bedeutet, zu wissen, dass man nicht weiß.
Aber gut, gegen die Dinge, die du exemplarisch beschreibst, müssen wir alle vorgehen, mit Objektivität und wer weiß, vielleicht manchmal mit der Liebe zur Welt und den Menschen.