Ich habe mein Studium der Astronomie an der Universität im Jahr 1995 begonnen. Im Jahr 2000 habe ich das Diplomstudium beendet; 2004 war ich dann auch mit dem Doktorat fertig. Ich habe gern studiert; im Gespräch mit anderen Studierenden aber immer wieder festgestellt, dass die Dinge in der Astronomie anders laufen als bei anderen Studien. Und im Gespräch mit Menschen, die heute studieren muss ich nicht nur feststellen, wie alt ich in der Zwischenzeit geworden bin, sondern auch, dass ein Studium heute ganz anders läuft. Sowas wie „Moodle“ gab es damals nicht; vor den Bologna-Reformen war das Studium überhaupt noch sehr viel freier. Man hatte viele Möglichkeiten, die Vorlesungen zu wählen – heute scheint der Studienplan deutlich starrer zu sein.
So oder so: Ich werde immer wieder gefragt, ob man denn Astronomie studieren soll? Was man dafür können muss? Und ob man dann auch einen Job bekommt? Auch meine Podcast-Kollegin Ruth kriegt bei ihrer Arbeit solche Fragen gestellt. Deswegen haben wir uns gedacht, dass das doch ein gutes Thema für eine Folge des „Das Universum“-Podcast wäre und haben genau so eine Folge aufgenommen.
Da Ruths Studium nicht weniger lange her ist als meines, haben wir uns vorerst darauf beschränkt, über unsere Dissertationen zu reden. Wie kommt man überhaupt an ein passendes Thema (Spoiler: Da ist deutlich mehr Zufall involviert als man denken würde)? Warum entscheidet man sich überhaupt für so ein Studium? Auch hier ist viel Zufall involviert: Ich hab mich von einem Thema inspirieren lassen, dessen Vertiefung eigentlich ein ganz anderes Studium nötig gehabt hätte. Ruths Entscheidung für die Astronomie war dagegen überraschenderweise architektonisch inspiriert. Und natürlich reden wir auch über die Job-Frage: Wer ein Studium sucht, mit dem man schnell viel Geld verdient, ist mit der Astronomie eher schlecht beraten. Aber weder Ruth, noch ich, noch sonst wer von denen die mit uns studiert haben, sitzt heute auf der Straße. Alle haben einen Job, den sie gerne machen – auch wenn der nicht immer in der astronomischen Forschung stattfindet. Was aber viel wichtiger ist: Wir haben das studiert, was wir gerne studiert haben. Wir unsere Zeit mit dem verbracht, was uns wirklich fasziniert hat. Und dabei jede Menge Dinge gelernt! Fähigkeiten, die uns zu unseren Jobs verholfen haben – und das alles ohne den Frust, Lebenszeit mit etwas verschwendet zu haben. Wer nur wegen des Geldes studiert, hat danach vielleicht Geld. Aber insgeheim vielleicht auch immer das Gefühl, nicht das zu machen, was man eigentlich machen wollte.
Obwohl es auch dann noch nicht zu spät ist. In einer neuen Kurz-Rubrik unseres Podcasts rede ich ab jetzt regelmäßig mit meiner Freundin. Die studiert nämlich gerade Astronomie und ist deswegen eine wesentlich bessere Ansprechpartnerin für konkrete Fragen zum Ablauf des aktuellen Studiums als Ruth oder ich es sind. Und sie hat sich erst spät zu einem Astronomiestudium entschieden (ich hatte damit übrigens nichts zu tun): Nämlich erst nachdem sie etwas komplett anderes studiert und jahrelang in einem komplett anderen Job gearbeitet hatte. Wie das so läuft, wenn man nicht gleich nach der Schule in ein Astronomiestudium einsteigt; wo hier die Schwierigkeiten liegen und warum es trotzdem cool ist: Das werde ich ab jetzt in jeder Folge mit Evi besprechen. Vielleicht inspiriert das ja den einen oder die andere, es doch noch einmal zu probieren. Es ist nie zu spät, sich seine Wünschen zu erfüllen!
Ihr könnt die Folge hier hören oder überall dort, wo ihr sonst Podcasts hört. Ihr könnt uns natürlich auch Fragen zur Astronomie stellen (Fragen über das Studium leiten wir gerne an Evi weiter). Und wenn ihr selbst gerade Astronomie studiert, freuen wir uns über euer Feedback. Vor allem auch, wenn ihr nicht in Österreich studiert (Österreich ist ja eines der wenigen Länder, in der Astronomie noch ein eigenes Studienfach ist und nicht Teil des Physik-Studiums).
Und wenn ihr den Podcast unterstützen wollt, findet ihr hier die entsprechenden Möglichkeiten.
Ich habe 1981 -1984 Elektrotechnik auf Diplom studiert und das hat auch für mich getaugt. Das war damals an der Bundeswehr-Uni in München und dieses Studium war in etwa so verschult wie so manches Bachelor-Studium heute. Auf Grund günstiger Winde kann ich in diesem Jahr mit 60 aus dem Berufsleben hinaus segeln, will ab dem WS 21/22 Bachelor Physik (Vertiefungsrichtung Kern/Teilchen/Astro) an der TU München studieren und das soweit möglich mit Astro-Inhalten aufblasen, so dass es dem Curriculum Bachelor Physik + Astro der LMU entspricht (aber ich will unbedingt an die TU 😉 ) . Klar, es bleibt ein Physikstudium – Module wie Beobachtende Astronomie und Instrumente gibt es dort nicht. Im Master will ich mich dann ganz auf Astrophysik konzentrieren, und die Flexibilität und Auswahl besteht dort dann auch, zumal die einschlägigen MP-Institute auf dem Garchinger Campus sind. Was danach kommt, schaumermal.
Astronomie an der Uni Wien wäre für mich natürlich auch superattraktiv, aber da ich familiär eingebunden bin, müssten wir komplett nach Wien umziehen, und das geht derzeit nicht…
@Harald
Wundervoller Plan! Ein tolles Studium wünsche ich!
Ich habe „normale“ Physik studiert und fand und finde das Gebiet superspannend (wenn auch nicht 100% alles), und Astronomie ist auf jeden Fall ganz besonders interessant.
der Begriff „verschult“ hat mich an meine Vergangenheit erinnert.
war damals BA (Berufsakademie). wer das kennt weiss nun welches Bundesland.
nennt sich heute Duale Hochschule.
dadurch, dass ein Vertrag mit dem Ausbildungsbetrieb besteht ist natürlich volle Anwesenheitspflicht im theretoschen teil an der Hochschule. dafür gibt es durchgängig monatliche Entlohnung.
diese Zangsordnung durch Anwesenheit aller Studenten und damit identische Kurse ist für mich positiv in erinnerung.
wer individuelle Freiheit wünscht darf sowas dann nicht machen.
Natürlich gibt es dann nur Studiengänge die durch Arbeitsgeber auch angeboten und unterstützt werden. also Technik wie Maschinenbau oder Wirtschaft und Informationsverarbeitung sowie natürlich Sozialberufe.
Forschung fehlt da komplett.
Ich habe 1974-1984 mathematische Physik studiert. Danach habe ich 35 Jahre an einer Volkshochschule gearbeitet! Ein Mathe- oder Physikstudium lehrt Problemlösungskompetenzen, die auf fast allen Gebieten Vorteile verschaffen. Ich habe jedenfalls immer davon profitiert! Das ist, denke ich, bei einem Astronomiestudium nicht anders. Ich kenne jedenfalls viele Mathematiker, Physiker oder Astronomen, die sehr erfolgreich auf ganz anderen Gebieten arbeiten!
Hallo Florian,
du hast diese Mal bei den Stichworten den Nachnamen von Ruth falsch geschrieben. Nicht dass bei der Recherche ausgerechnet diese interessante Folge übersehen wird.
LG Thomas