Schneller als ich es erwartet habe ist der Februar zu Ende gegangen. Wenn ich auf meine Leseliste blicke, finde ich da gerade mal zwei bis drei Bücher. Und einen enorm großen Stapeln an Büchern, die ich noch nicht ausgelesen habe… Aber die wenigen, die ich im Februar zu Ende gebracht habe, stelle ich euch natürlich wieder sehr gerne vor.
Der lange letzte Tag des Weltuntergangs
Ich haben seit langem keine so guten Bücher aus dem Selbstverlag mehr gelesen wie die „Oddjobs“-Serie von Heide Goody und Iain Grant. Normalerweise hat es ja meistens Gründe, dass Bücher selbst verlegt werden müssen. Meistens sind sie inhaltlich eher öde und – mangels Lektorat und anderer bei echten Verlagen üblichen Dienstleistungen – handwerklich schlecht. Aber es gibt Ausnahmen und „Oddjobs“ könnte problemlos in jedem klassischen SciFi/Fantasy-Verlag erscheinen. Die ersten vier Bände habe ich ja schon früher vorgestellt. Und nach „Oddjobs“, „Oddjobs 2: This time it’s Personnel“, „Oddjobs 3: You Only Live Once“ und „Oddjobs 4: Out of Hours“ geht die Serie jetzt mit „Oddjobs 5: The Long Bad Friday“ zu Ende.
Hier noch mal kurz die Ausgangslage (ohne Spoiler): Der Weltuntergang steht bevor. Nicht in Form einschlagender Asteroiden, explodierender Sterne, Klimawandel oder ähnlichen Phänomenen. Die Welt wird von irgendwelchen unfassbaren und gottähnlichen Wesenheiten übernommen werden, den Venislarn. Und nicht nur das: Sie werden die Seelen der Menschen bis in alle Ewigkeit versklaven, quälen und anderweitig unangenehm beschäftigen. Das ist keine Vermutung, sondern eine Tatsache. Und entgegen den üblichen Weltuntergangsromanen geht es nicht darum, diesen Weltuntergang zu verhindern. Die Protagonisten des Buchs sind Teil einer Geheimorganisation der Regierung, deren Aufgabe es ist, den Weltuntergang zu verwalten. Sie sollen das Unausweichliche mit so wenig Stress und Qual für die Menschheit über die Bühne bringen. Dazu müssen sie sich mit den schon auf der Erde vorhandenen Venislarn arrangieren; ihre Existenz geheimhalten und dafür sorgen, dass sich niemand zu sehr aufregt. Das klingt alles sehr düster; die Bücher gehören aber zum Lustigsten, was ich in diesem Genre gelesen habe. Das liegt einerseits an den enorm sympathischen Figuren, die alle auf ihre ganz eigene Art ein klein wenig neben der Spur sind. Und das liegt mit Sicherheit auch am Setting: Es gibt keine „exotischen“ Locations; alles spielt im nordenglischen Birmingham. Der letzte Teil der Serie ist ein schöner Abschluss; wie der Titel schon andeutet hat der letzte Tag der Menschheit begonnen und in diesen finalen Stunden passiert natürlich noch jede Menge. Ich verrate nichts, wenn ich andeute, dass die Venislar vielleicht doch nicht so unbesiegbar sind, wie es scheint. Und auch wenn das Ende für meinen Geschmack ein wenig zu Deus Ex Machina war, bin ich froh, das Heide Goody und Iain Grant sich zumindest ein winziges Schlupfloch für eine Fortsetzung offen gehalten haben. Es wäre schade, wenn das das letzte gewesen wäre, was man von dieser Welt gehört hat!
Klimawandel-Dystopie
Die Bücher von Adrian Tchaikovsky habe ich schon oft empfohlen und das ändert sich auch bei „Firewalkers“. Es ist ein wenig kürzer als seine umfassenden Weltraumopern. Aber nicht weniger lesenswert. Entgegen der ansonsten sehr originellen Welte die Tchaikovsky aufbaut, hat er sich hier an der Realität orientiert.
Die Geschichte spielt in einer nahen Zukunft. Die Erde ist durch den Klimawandel quasi unbewohnbar geworden. In den Äquatorregionen ist eigentlich schon lang kein Leben mehr möglich; trotzdem müssen Menschen sich dort aufhalten. Denn das ist der physikalisch einzig sinnvolle Art, einen Weltraumfahrstuhl zu bauen. Genau das hat der reiche Rest der Menschheit gemacht um auf eine Raumstation zu fliehen. Die Elite verlässt die Erde, der Pöbel muss bleiben und das Werk so lange am Laufen halten, bis alle anderen in Sicherheit sind. Dazu gehört auch der Job als „Firewalker“: Wenn immer irgendwas mit der Bodenstation des Weltraumlifts nicht stimmt, müssen sie hinaus in die lebensfeindliche Hitzehölle um nachzusehen, was schiefgegangen ist. Mao, Lupé und Hotep sind so ein Team. Ihr Auftrag ist die Reperatur der Solarzellen, die den Strom für den Lift liefern. Aber wenn das schon alles wäre, müsste man natürlich keinen Roman darüber schreiben. In der Wüste passieren seltsame Sachen und Tchaikovsky konnte sich dann doch wieder mal nicht zurück halten, und lässt seine Helden auf etwas treffen, das einen nach der Lektüre – wie in den meisten seiner Bücher – lange darüber nachdenken lässt, was „Leben“ eigentlich bedeutet…
Mikroorganismen für Kinder
Die Pandemie macht leider immer noch keine Anzeichen uns ein „normales“ Leben zu ermöglichen. Wir werden weiter über Viren reden und diskutieren; über Mutationen, Impfungen, Hygiene, Krankheiten, und so weiter. Es ist definitiv wichtig, sich damit zumindest ein bisschen auszukennen – zum Beispiel wenn man nicht auf die Unmengen an Unsinn reinfallen möchte, die überall in Umlauf sind. Es ist aber auch und vor allem für Kinder wichtig, sich mit diesen Themen beschäftigen zu können. Zum Glück gibt es ein paar neue und sehr gute Bücher, mit denen genau das möglich ist.
Zum Beispiel „Monster-Mikroben: Alles über nützliche Bakterien und fiese Viren“ von Marc Van Ranst, Geert Bouckaert und Sebastiaan Van Doninck. Ich würde das Buch eher für ältere Kinder empfehlen beziehungsweise für die gemeinsame Lektüre von Erwachsenen und Kindern (wobei auch absolut nichts gegen die Lektüre spricht, wenn man erwachsen ist und gerade kein Kind zur Hand hat). Die Illustrationen sind schön und zahlreich; es dominiert aber der Text – es ist also kein Bilderbuch. Die Inhalte werden aber absolut kindgerecht transportiert und man erfährt die wichtigsten Grundlagen der Mikrobiologie: Was sind Bakterien und Viren? Wo leben sie? Wie und warum machen sie uns krank? Was kann man dagegen tun? Und so weiter – am besten hat mir aber der kleine Teil mit den Experimenten am Ende gefallen. Hier kann man ohne großen Aufwand und viel Requisiten viele der Inhalte nachvollziehen. Man kann Bakterien wachsen lassen, sich die Auswirkungen ungewaschener Händer vor Augen führen, und so weiter. Ein wirklich tolles Buch!
Das gilt auch für „Die spannende Welt der Viren und Bakterien“ von Karsten Brensing, Katrin Linke und Nikolai Renger. Auf dem Cover prangt auch noch prominent das Zitat: „Ein tolles Buch“ – Prof. Dr. Christian Drosten. Und da kann man ihm nur zustimmen. Das Buch ist etwas größer und umfangreicher als „Monster-Mikroben“ und ein wenig anders strukturiert. Es gibt zwar auch viel Text (und wunderbare Illustrationen), aber er ist in kürzeren Einheiten und mit diversen Infokästen, etc organisiert. Inhaltlich ist es ein wenig weiter gefasst; es geht auch um Themen wie „Die Entstehung des Lebens“, „Hygiene im Mittelalter“, „Bakterien in der Kläranlange“, und so weiter. Sehr schön fand ich es, dass nicht nur die Impfungen ausführlich behandelt werden, sondern auch das Thema „Impfkritik“ ein eigenes Kapitel bekommen hat. Ich kann es euch genau so gerne empfehlen wie „Monster-Mikroben“ – und wieder gilt: Man muss kein Kind haben, um das Buch kaufen und lesen zu können 😉
Das war der Februar. Für den März rechne ich mit einem Zuwachs an Lektüre und hoffe, am Ende des Monats mehr als nur zweidrei Bücher präsentieren zu können. Bis dann!
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Den Titel “Monster-Mikroben: Alles über nützliche Bakterien und fiese Viren” finde ich etwas irreführend – sowohl Bakterien als auch Viren können nützlich oder fies sein. Oder kommen fiese Bakterien und nützliche Viren nicht vor?
@Florian:
Hast du schon „Vakuum“ gelesen, von Philip P. Peterson? Könnte dir gefallen.
„Die Bücher von Adrian Tchaikovsky habe ich schon oft empfohlen und das ändert sich auch bei “Firewalkers”.“
Ich glaube, da fehlt ein „nicht“ 🙂
Danke für deine Empfehlungen!
[…] der Klimakrise handeln, geht es schnell einmal dystopisch-katastrophal zu, so wie zum Beispiel in “Firewalkers” von Adrian Tchaikovsky, das ich früher schon mal vorgestellt habe. Das ist recht naheliegend, denn der menschengemachte Klimawandel hat ja tatsächlich dystopisches […]