Seit wir Menschen uns Gedanken über das machen, was außerhalb unserer Erde liegt, denken wir auch darüber nach ob da irgendwo wer lebt. Die Suche nach Aliens beschäftigt so gut wie alle, und vor allem auch die Wissenschaft (wie ich erst kürzlich sehr ausführlich diskutiert habe). Aber wenn wir davon ausgehen, dass wir nicht die einzigen intelligenten Lebewesen im Universum sind, dann lassen sich die Rollen auch vertauschen. Dann ist da irgendwo anders im Kosmos irgendwer anderer der/die/das ebenfalls zum Himmel blickt und nach Leben sucht. Dann wären wir die Aliens, die andere so gerne finden wollen. Wie stehen die Chancen, dass sie dabei erfolgreich sind?
Ich habe genau dieses Thema schon vor einiger Zeit in meinem Buch „Die Neuentdeckung des Himmels“ diskutiert. Wissenschaftlich sehr viel exakter haben sich aber kürzlich Lisa Kaltenegger und Joshua Pepper diese Frage gestellt. In ihrer Arbeit „Which Stars can see Earth as a Transiting Exoplanet?“ liefern sie genau diese Antwort: Von welchen Sternen aus könnte man die Erde entdecken?
Dabei gehen Kalteneger und Pepper davon aus, dass etwaige außerirdische Astronomie-Wesen die gleichen Methoden anwenden wie wir. Insbesondere die „Transit-Methode“ mit der ja auch die irdische Astronomie den Großteil der Planeten anderer Sterne entdeckt hat. Dabei beobachtet man das Licht der Sterne und sucht nach periodischen Helligkeitsschwankungen. Wenn ein Planet um den Stern herum läuft, bedeckt er in regelmäßigen Abständen einen Teil dessen Oberfläche und verringert sein Licht. Das klappt aber nur, wenn der Planet von der Erde aus gesehen genau vor dem Stern vorüber zieht. Wir müssen also ziemlich genau in die Ebene blicken, in der sich der Planet um seinen Stern bewegt. Kaltenegger und Pepper haben diese Frage nun umgedreht: Von welchen Sternen in der Milchstraße blickt man genau auf die richtige Art und Weise auf das Sonnensystem um die Erde vor der Sonne vorüber ziehen zu sehen? Solche Sterne dürfen nicht so hoch über bzw. unter der Ebene stehen die durch die Erdbahn definiert wird (die „Ekliptik“, wie sie offiziell heißt). Seit 2018 gibt es den Gaia DR2 Katalog, der die Position von fast 1,7 Milliarden Sternen der Milchstraße enthält; von 1,3 Milliarden Sternen kennt man auch die Entfernung. Aus diesen Daten haben Kaltenegger und Pepper ihre Ergebnisse berechnet.
Das Resultat: 1004 Sterne haben prinzipiell den richtigen Blickwinkel. Aber damit man die Erde auch vernünftig entdecken kann, braucht es nicht einfach irgendeinen Transit. Sondern einen, der ausreichend lang ist. Denn dann ist nicht nur die Entdeckung an sich einfacher; man kann auch bessere Daten sammeln um zum Beispiel die Atmosphäre der Erde zu untersuchen (in den kurzen Momenten in denen sich der Planet gerade vor den Stern schiebt und noch ein bisschen Sternenlicht genau durch die Atmosphäre strahlt). Mit diesen strengeren Kriterien bleiben noch 509 Sterne übrig, von denen aus ein Transit der Erde vor der Sonne länger als 10 Stunden dauert.
Was sind das für Sterne? Die Mehrheit – 77 Prozent – davon sind kleine, rote Zwergsterne. Nicht verwunderlich, denn die roten Zwerge stellen auch die Mehrheit der Sterne überhaupt. Sterne die unserer Sonne ähneln (also Sterne vom Spektraltyp F, G und K) machen knapp 22 Prozent des Samples aus. Nimmt man nur die Sterne, die wirklich vom gleichen Typ wie unsere Sonne sind (G-Typ), dann findet man 63 Stück von denen man einen Erd-Transit sehen kann und 29 bei denen der Transit länger als 10 Stunden dauert.
Der uns nächstgelegene Stern von dem aus ein Transit beobachtet werden kann (der in dem Fall auch länger als 10 Stunden dauert) heißt Ross 64 und befindet sich 28 Lichtjahre von uns entfernt. Es handelt sich um einen roten Zwerg der bis jetzt noch nicht weiter aufgefallen ist. Der nächstgelegene G-Typ-Stern von dem aus man uns entdecken könnte heißt HD 65430, 77 Lichtjahre entfernt und ein sogenannter spektroskopischer Doppelstern. Also ein Doppelstern in dem die beiden Sterne einander extrem nahe umkreisen. Von dort aus sieht man aber nur einen kurzen Transit der Erde; soll er länger als 10 Stunden sein, dann ist der nächstgelegene G-Stern HD 115153, 132 Lichtjahre weit weg. Über den weiß man immerhin ein bisschen was; er ist vermutlich deutlich älter als die Sonne (mit 12 Milliarden Jahren mehr als doppelt so alt) und einer der sich in Bezug auf die Sonne vergleichsweise schnell bewegt.
Die Bewegung der Sterne sorgt übrigens auch dafür, dass die der Sonne nächstgelegenen Sterne derzeit keinen guten Blick auf die Erde haben. Bei fernen Sternen hat ihre Eigenbewegung kaum großen Einfluss auf den Blickwinkel, bei nahen Sternen sehr wohl. Kaltenegger und Pepper bringen das Beispiel von Teegardens Stern, nur 12 Lichtjahre weit weg: Momentan kann man die Erde von dort aus nicht entdecken. Aber ab 2044 wird es möglich sein, 450 Jahre lang, bevor die Bewegung des Sterns in wieder aus der optimalen Beobachtungsposition bringt. Das ist durchaus interessant, denn Teegardens Stern wird von zwei Planeten umkreist, die ungefähr so groß wie die Erde sind und sich in einem Abstand vom Stern befinden in dem theoretisch lebensfreundliche Bedingungen herrschen könnten. Sollten dort Aliens mit ihren Teleskopen Richtung Sonne schauen, werden sie die Erde dort aber nicht finden (auf jeden Fall nicht mit der Transit-Methode; mit anderen Methoden wäre es aber möglich). Und wer weiß, ob sie in 450 Jahren noch Lust darauf haben nach außerteegardenschen Wesen zu suchen…
Das gilt auch umgekehrt: Die paar tausend Sterne bei denen wir mit der Transitmethode Planeten entdeckt haben waren jetzt in einer guten Position. Viele die auch von Planeten umkreist werden, haben wir aber übersehen, weil sie uns nicht mehr, noch nicht oder gar nie den richtigen Blickwinkel präsentieren. Aber bei immerhin zwei Sternen besteht derzeit die Möglichkeit, dass wir uns – im übertragenen Sinn – gegenseitig zuwinken. K2-155 ist 257 Lichtjahre weit weg und wir haben dort 3 Planeten gefunden, K2-240 ist 228 Lichtjahre entfernt und hat 2 Planeten. Und beide Sterne befinden sich in einer Position um von dort auch einen Transit der Erde vor der Sonne beobachten zu können. Potentiell lebensfreundlich sind die fünf Planeten aber alle nicht (vier sind „Supererden“, also größer als die Erde aber vermutlich noch Gesteinsplaneten und einer ist ein Gasplanet wie Neptun).
Ich bin mir nicht ganz sicher, was man mit dieser Art der Forschung anfangen soll. Wir würden es ja sowieso nicht mitkriegen, wenn irgendwelche Alien-Astronomen die Erde entdecken. Aber interessant ist es schon zu wissen, von wo im Universum aus man einen guten Blick auf uns hat 😉
Viel schlimmer wäre, dass die Leute da draußen unsere TV- und Radiosendungen hören könnten… spätestens dann würde ich mich an deren Stelle still und leise verhalten 😉
@Harald: Keine Sorge. Unser TV Programm kriegt niemand zu sehen da draußen: https://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2015/01/26/koennten-aliens-unser-fernsehprogramm-empfangen/?all=1
Ist es nicht etwas naiv, anzunehmen dass außerirdische Zivilisationen zu dem Zeitpunkt, an dem das Licht der Sonne bei ihnen eintrifft, genau den selben Entwicklungsstand haben wie wir? Ich sage auch immer das horchen nach außerirdischen Radiosignalen ist nur begrenzt sinnvoll, denn das setzt voraus, dass es keine bessere Methode der interstellaren Kommunikation gibt. Der Steinzeitmensch wundert sich, dass er in New York keine Trommeln hört..
Wäre es, wenn es denn jemand täte. Wer nimmt das denn an?
@3 Naja, streng genommen die Studienautoren, das sie ja auf Basis dieser Annahmen und Parameter ihre Analyse vorgenommen haben. Darin besteht aber kein Problem, weshalb ich es auch keineswges „naiv“ finde: Der Zweck war ja nicht die Suche nach außerirdischem Leben oder die Bestimmung dessen Wahrscheinlichkeit. … Irgendwie ja sogar im Gegenteil
Gibt es überhaupt eine seriöse Berechnung, wie hoch die Wahrscheinlichkeit für Außerirdische Zivilisationen ist? Allein die Menge uns bekannter Galaxien ist ja schon gigantisch, dann noch die ganzen Sterne darin… mir wird gerade schwindelig… selbst wenn die geeigneten Planeten diese und jene Faktoren aufweisen müssen, wäre es doch wohl eher unwahrscheinlich, dass wir die einzigen „intelligenten“ Wesen im Universum wären.
@Ralf: „Gibt es überhaupt eine seriöse Berechnung, wie hoch die Wahrscheinlichkeit für Außerirdische Zivilisationen ist? „
Nein. Kann es auch nicht geben weil keiner weiß wie wahrscheinlich es ist das Leben entsteht und was „Leben“ oder „Intelligenz“ eigentlich genau ist.
„Von dort aus sieht man aber nur einen kurzen Transit der Erde; soll er länger als 10 Stunden sein, dann ist der nächstgelegene G-Stern HD 115153, 132 Lichtjahre weit weg. Über den weiß man immerhin ein bisschen was; er ist vermutlich deutlich älter als die Sonne (mit 12 Milliarden Jahren mehr als doppelt so alt) und einer der sich in Bezug auf die Sonne vergleichsweise schnell bewegt.“
Befindet sich HD 115153 dann am Ende seines Lebens?
@Weltraumeule: Müsste er eigentlich. Wenn er etwas kleiner wie die Sonne ist, vlt. noch nicht ganz.
@ Harald
Das ist kein Problem – sie sind schon hier, und und eine ganze Reihe von TV- und Radioprogrammen werden sowieso schon von Außerirdischen gemacht.
Ist doch eigentlich ziemlich eindeutig.
@ Ralf
Der wohl bekannteste Versuch, die Wahrscheinlichkeit für außerirdisches Leben statistisch anzugehen, ist wahrscheinlich die „Drake-Gleichung“.
Einfach mal nachschlagen.
@Finnegan
Das stimmt, ist aber gleichzeitig richtig und falsch, wenn man sich davon eine finite Aussage erhofft.
Richtig daran ist, dass die Drake-Gleichung eine Formel ist, die die wesentlichen Parameter beinhaltet, die wohl für (intelligentes) Leben ausschlaggebend sind. Man könnte mit ihr also Wahrscheinlichkeiten für dieses berechnen …
… was man aber nicht machen kann, und da ist es dann falsch, weil man die Werte für die Parameter nicht kennt. Es reicht dabei schon aus, dass nur ein einziger unbekannt ist, z.B. wie viele Planeten es im Universum gibt = wissen wir nicht.
Im Prinzip kann man also die Variablen mit beliebigen Werten füllen und kommt so auch zu beliebigen Aussagen. Mindestens kommt also 1 dabei rum, wir, wobei ich selbst das gerne mal kritisiere (sind wir wirklich intelligent?!) und nach oben ist es dann offen. Es können Billionen sein, Milliarden, Millionen, Tausende, Hunderte, Dutzende, nur ne Handvoll – alles bleibt weiterhin möglich.
Ausserdem ergibt sich ein Grundsatzproblem, das @Florian schon genannt hat:
Der „schlimmste“ aller Punkte, weil er wirklich alles offen lässt. So könnte es auch intelligentes Leben direkt vor unserer Haustür auf Alpha Centauri geben, aber wir wären vielleicht gar nicht imstande es als solches zu identifizieren.
@Florian
Vielleicht doch – und dafür wäre diese Art der Forschung dann auch interessant:
SETI.
Das Projekt könnte mal gezielt die 63 G-Sterne beobachten, die uns sehen können. Nicht dass am Ende schon lange ein Telestar-Call zu uns unterwegs ist, wir ihn aber verpassen, weil wir woanders hingeguckt haben.
#13 Ergänzung:
Falls man Aliens sucht, die (auf einem ähnlichen technischem Niveau) ebenfalls auf der Suche nach ähnlichen Zivilisationen sind, dann wäre es durchaus sinnvoll, wenn man diejenigen Systeme genauer untersucht, die auch uns entdecken könnten. Hier sind die Chancen höher, dass sie auch Signale in unsere Richtung senden, bzw. auf Signale antworten, die wir in ihre Richtung senden. (Scharf gebündelte) Signale einfach irgendwohin zu schicken ist wenig hilfreich, wenn der eventuelle Kommunikationspartner nicht schon vorher erkennen kann, dass hier überhaupt ein Planet ist.
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Aus den Basisdaten Fläche der Sonnenscheibe (1523334 Millionen km²), Fläche der Erdscheibe (127 Millionen km²), Durchmesser der Sonne (1392684 km) und der Geschwindigkeit der Erde (29,78 km/s) errechne ich:
Für den Transit der Sonne benötigt die Erde maximal 46765s (1392684/29,78), d.h. knapp 13 Stunden. Während der Bedeckung verringert sich die Helligkeit der Sonne um 0,0084% (128/1523334 = 1/11961).
Dieses Schauspiel wiederholt sich jährlich. Da braucht es schon sehr exakte langandauernde Messungen durch die Aliens, um die Erde per Transitmethode zu entdecken.
Mit der Transitmethode konnten wir bisher knapp ¾ aller Exoplaneten entdeckt. Aber es gibt ja noch andere Verfahren, die auch die Aliens anwenden können:
Mit der Radialgeschwindigkeitmethode (Messung der Frequenzverschiebung – Doppler-Effekt – aufgrund der Bewegung des Sterns um den gemeinsamen Schwerpunkt) kann man auch Planeten finden, wenn ein Transit nicht beobachtet werden kann (nicht nur Aliens von Planetensystemen auf der Ekliptik könnten so die Erde entdecken).
Ohne Einschränkung der Richtung könnte die Erde auch durch Microlensing (die Linsenwirkung der Gravitation eines Planeten, wenn er vor einem dahinter befindlichen weit entfernten Stern vorbeizieht) von Aliens entdeckt werden.
Je größer die Planeten sind, je enger sie ihren Stern umkreisen und je näher die Sterne sind, umso einfacher ist es Exoplaneten zu entdecken. Also ist es nicht ganz einfach die Erde zu finden.
Aber es ist nicht unmöglich.
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Problematischer sehe ich aber die Frage nach der Dichte von technisch weit entwickelten Zivilisationen in der Milchstraße. Hier kann man kaum eine Gleichverteilung erwarten. Ich vermute, dass in Regionen mit hoher Sternendichte aufgrund der damit verbundenen lebensunfreundlichen Strahlenbelastung (Organische Moleküle werden häufiger zerstört) die Chancen für die Entstehung höherer Lebensformen eher gering sind. Die besseren Entwicklungsmöglichkeiten in Regionen mit weniger Sternen haben dagegen das Problem, dass so auch die Abstände von Planetensystemen, auf denen die Entwicklung höherer Lebensformen möglich ist entsprechend hoch sind, was die gegenseitige Entdeckung, wie auch die Ausbreitung erschwert. Eine Kommunikation wird umso schwieriger (empfindlichere Antennen, mehr Sendeleistung, höherere Latenz) und auch das Kolonisieren benachbarter Planetensysteme wird, da die Systeme mit geeigneten Planeten weiter entfernt sind, schwieriger.
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Die Drake-Gleichung enthält drei Faktoren, die man zusammenfassen kann, da sie den jeweils vorangehenden Faktor nur weiter einschränken:
Anteil an Planeten mit Leben * Anteil an Planeten mit intelligentem Leben * Anteil an Planeten mit Interesse an interstellarer Kommunikation = Anteil an Planeten mit intelligentem Leben mit Interesse an interstellarer Kommunikation.
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Wie stehen die Chancen für „intelligentem Leben mit Interesse an interstellarer Kommunikation“?
Wir sind ein Produkt der Evolution auf dieser Erde. Bei allen anderen Arten die jemals hier gelebt haben bzw. jetzt leben hat die Entwicklung des Körpers und der Intelligenz nicht zu einer technischen Zivilisation geführt. D.h. obwohl auf der Erde soviele verschiedene Arten entstanden sind, haben nur wir Menschen die notwendigen Voraussetzungen (körperliche Voraussetzungen – freie Hände, Intelligenz, sozialen Zusammenhalt) entwickelt. Wir wissen nicht ob wir ein Einzelfall sind aber wir wissen, dass es hier viele Millionen Jahre gedauert hat, bis wir Menschen entstanden sind und weitere viele tausende Jahre, bis wir die technischen Voraussetzungen entwickelt haben.
Wie könnten die Aliens aussehen?
Sie müssen vermutlich nicht nur Intelligenz entwickeln. Sie brauchen auch entsprechende körperliche Merkmale, d.h. soetwas, wie unsere Hände und müssen die Fähigkeit zur Zusammenarbeit (gemeinsamen Problemlösung) entwickeln. Meeressäugern, insbesondere Zahnwalen, wird z.B. eine höhere Intelligenz und soziales Verhalten nachgesagt, sie können dagegen ihre Umwelt nur unzureichend manipulieren. Ausserdem halte ich es für unwahrscheinlich, dass Wasserbewohner Interesse an den Sternen entwickeln. Viele der auf der Erde entstandenen Arten werden kaum die notwendigen Eigenschaften entwickeln können. Hier konnten sich nur die ehemaligen Baumbewohner (Affen) in diese Richtung entwickeln. Wir haben uns durchgesetzt, indem wir unsere Umwelt an unsere Bedürfnisse angepasst haben. Ein langwieriger Prozess, der durch die Entwicklung der letzten 250 Jahre immer mehr Fahrt (mit gravierenden Folgen) aufgenommen hat. Wir können auch den letzten Faktor der Drake-Gleichung („Lebensdauer einer technischen Zivilisation“, der eigentlich eher „Zeitraum, in dem aktiv nach Ausserirdischen gesucht wird“ heißen müsste) noch nicht für uns selbst abschätzen. Einige Pessimisten (zu denen wohl auch ich gehöre) vermuten, dass wir kurz vor dem Maximum unserer Zivilisation stehen und alsbald so mit der Lösung unserer selbstgemachten Probleme (hauptsächlich Umweltschäden) beschäftigt sein werden, dass die Suche nach Aliens (auch Dank geringer Erfolgsaussichten) zurückgefahren wird (auch heute interesssiert sich wohl nur ein sehr kleiner Teil der Weltbevölkerung dafür und würde dafür einen Beitrag leisten wollen). Wenn sich also die Aliens ähnlich entwickelt haben, dann könnte auch bei ihnen diese Zeitspanne recht kurz ausfallen und damit sinkt die Wahrscheinlichkeit einer Kommunikation zwischen zwei intelligenten Spezies unterschiedlicher Planetensysteme.
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Kann eine Spezies andere Planetensysteme besiedeln?
Was technisch eventuell möglich ist, erfordert einen erhebliche Einsatz an Material, Arbeitskraft und gemeinsamer Anstrengungen. Wir glauben gerne, dass es nur noch einkleiner Schritt sei, da wir es ja schon bis auf den Mond geschafft haben, unsere Sonden schon andere Planten besucht haben und zwei davon bereis auf dem Weg zu anderen Sternen sind. Ich befürchte, dass hier der immense Aufwand und die für eine Kolonisiererung anderer Planetensysteme notwendige Zeit unterschätzt wird. Zunächst muss ein geeignetes System entdeckt werden. Die bisher entdeckten Exoplaneten sind wohl allesamt kaum geeignet, sie zu kolonisieren. Und wenn man doch einen finden sollte? Wenn er nicht schon von anderen intelligenten Lebewesen „besetzt“ ist, müssten wir ja nicht nur selbst hinfliegen, sondern auch einen Teil unserer Umwelt (Pflanzen und Tiere mitnehmen). Die in SF-Filmen gezeigten Raumschiffe wären allesamt nicht für die weiten Reisen geeignet (es gibt zwischen den Sternen keine Tankstellen). Und jedes Gramm Nutzlast erfordert ein Vielfaches an Stützmasse und Energieträgern. Trotzdem wird die Reisezeit die Lebensspanne der Reisenden um ein Vielfaches übersteigen. Da ist noch ein Berg von Problemen zu lösen, bevor man losfliegen kann.
@tohuwabohu:
– „Wir sind ein Produkt der Evolution auf dieser Erde. Bei allen anderen Arten die jemals hier gelebt haben bzw. jetzt leben hat die Entwicklung des Körpers und der Intelligenz nicht zu einer technischen Zivilisation geführt. D.h. obwohl auf der Erde soviele verschiedene Arten entstanden sind, haben nur wir Menschen die notwendigen Voraussetzungen (körperliche Voraussetzungen – freie Hände, Intelligenz, sozialen Zusammenhalt) entwickelt.“ –
Ich denke so eine Aussage kann man, in dieser Absolutheit, nicht treffen.
Es gab ja bereits mehrere Massenaussterben (fünf glaube ich) in der Erdgeschichte. Das letzte vor ca. 66 Mio. Jahren führte ja bekanntlich zum Aussterben der Dinos. Es ist durchaus möglich das es damals eine Kultur (welcher Spezies auch immer) gab, die so etwa auf dem Stand unseres Neolithikums war. Es wäre aber wohl kaum möglich davon heutzutage noch irgendetwas zu finden. Die archäologische Aufarbeitung des menschlichen Neolithikums ist ja schon nicht ganz einfach. Man findet relativ wenig und meist in keinem guten Zustand. Deshalb war Ötzi ja auch so eine Sensation. Und hier reden wir grade mal von so ca. zehntausend Jahren. Nach 66 Mio. Jahren wäre davon schlicht nichts mehr übrig.
Eine vergangene, maximal neolithische Zivilisation ist also durchaus im Bereich des Möglichen.
@ RvD:
Die Massenaussterben stellen aber ihrerseits wieder ein grosses Problem dar. Sie dürften auf anderen Planeten mit grosser Wahrscheinlichkeit in der einen oder anderen Form ebenfalls vorkommen und dürften von dort eventuell vorhandenen Lebensformen gar nicht oder nur sehr schwer in den Griff zu kriegen respektive überlebt werden. Von den Problemen, die diese Lebensformen bei ihrer Entwicklung auch noch selber verursachen (Stichwort: Klimawandel), mal ganz zu schweigen.
Und dummerweise fliegen da im Universum auch immer noch ein paar fiese Klamotten rum, die eine hoffnungsvolle Entwicklung jäh beenden können. Wir als Menschheit fangen ja gerade erst (nach kosmischen Massstäben) an, uns mit dieser Möglichkeit und Massnahmen dagegen auseinanderzusetzen.
Hätte schon vor 100 Jahren ein grösserer Asteroid die Erde getroffen, wäre es mit uns sehr, sehr wahrscheinlich vorbei gewesen. Und ja, ich weiss: das ist extrem unwahrscheinlich. Aber bei der schieren Grösse des Universums und den enormen Mengen an Sonnen (und damit auch Planeten) wird das recht wahrscheinlich in gar nicht so grossen Abständen immer wieder irgendwo passieren.
Wie es die Science Busters mal so schön formulierten: das Universum ist eine Scheissgegend.
@RvD:
Das erinnert mich an diese kurze Science Fiction Geschichte:
„Under the Sun“
https://www.vice.com/en/article/3kj4y8/gavin-schmidt-fiction-under-the-sun
Wer will, kann auch das Paper dazu lesen, ist verlinkt.
@RvD, #15
Ich bezog mich bei „technische Zivilisationen“ im Zusammenhang mit diesem Blog-Beitrag auf welche, die die technischen Voraussetzungen (also Teleskope) entwickelt haben, um sich auf die Suche nach Aliens machen zu können. Damit sind auch unsere Vorfahren, insbesondere die aus der Steinzeit, ausgeschlossen, denn sonst müsste ich auch den Werkzeuge gebrauchenden Tieren ein rudimentäres technisches Verständnis zugestehen und sie zu Mitgliedern einer technischen Zivilisation machen (ich vermute, dass die Tiere kein Interesse an Aliens von anderen Planetensystemen haben). Ausschliessen will ich in diesem Zusammenhang auch die Vorstellungen früherer Generationen von im Himmel wohnenden Göttern und die Versuche mit diesen Kontakt aufzunehmen.
Die Vermutung, dass auf der Erde eine frühere technische Zivilisation (entsprechend der vorgenannten Definition) spurlos wieder verschwunden ist, halte ich nicht für haltbar.
Z.B. hätte eine technische Zivilisation früher Amphibien vor ca. 350 Millionen Jahren auf der Erde Spuren hinterlassen, die wir mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit bereits gefunden hätten, denn sie hätten technische Artefakte hinterlassen. Wir haben ja auch ihre versteinerten Reste gefunden und eben keine Reste der von ihnen gefertigten Gegenstände. Eine technische Zivilisation wäre auch nicht auf ein kleines Gebiet beschränkt geblieben, sondern hätte ihre Artefakte weit verteilt. Ein weitreichendes Ereignis, hätte zwar die Spezies selbst auslöschen können, die Artefakte wären aber geblieben. Natürlich hätte vor langer Zeit eine Spezies leben können, die schon damals das Potential zu einer entsprechenden Entwicklung in sich trug und dann dahingerafft wurde. Aber die haben es eben, wie viele andere Arten, letztendlich nicht geschafft. Reste, die diese Vermutung untermauern könnten, hat aber noch niemand gefunden.
Okay, wenn man deiner Definition von „technische Zivilisationen“ folgt, hast du vollkommen recht. So etwas kann es natürlich noch nicht gegeben haben.
Aber das von einer 70 oder gar 350 Mio. Jahre alten steinzeitlichen Kultur, heute noch etwas gefunden werden könnte, wage ich zu bezweifeln. Nimm als beispiel einen steinzeitlichen Speer. Der bestand entweder zur gänze aus (angespitzten und gehärteten) Holz, oder aus Holz mit Steinspitze die mit Planzenfaser befestigt war. Davon nach 70 Mio. oder mehr Jahren heute noch identifizierbare Überreste zu finden, halte ich zwar nicht für ausgeschlossen, aber für sehr Unwahrscheinlich.