Wenn zwei Himmelskörper zusammenstoßen, dann kracht es. Und am Ende bleibt ein Krater. Aber wie genau entsteht ein Krater? Die Sache ist nicht so einfach, wie man vielleicht denkt. Und es hat einen Grund, warum alle Einschlagskrater rund sind… Den erfahrt ihr in der neuen Folge der Sternengeschichten.

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Sternengeschichten Folge 220: Einschlagskrater

Egal wo wir im Sonnensystem hinsehen: Überall sind Krater. Jeder Himmelskörper mit einer festen Oberfläche zeigt Krater und die meisten von ihnen sind damit regelrecht übersät. Es lohnt sich daher auch ein wenig sich mit der Art und Weise zu beschäftigen, wie Krater entstehen.

Man stellt sich das ja ganz simpel vor: Ein Felsbrocken aus dem All kollidiert mit einem anderem Himmelskörper und dabei entsteht ein Krater. Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht. Die meisten Objekte die aus dem All auf die Erde fallen erzeugen zum Beispiel überhaupt keinen Krater. Denn unser Planet hat eine Atmosphäre. Trifft ein Objekt aus dem All auf die Lufthülle der Erde, dann wird es dadurch abgebremst. Die Geschwindigkeiten sind dabei enorm hoch: Ein Objekt aus dem Weltall hat eine Mindestgeschwindigkeit von circa 12 Kilometern pro Sekunde. Wie ich schon in Folge 151 der Sternengeschichten erzählt habe, braucht man mindestens eine Geschwindigkeit von 11,2 Kilometer pro Sekunde wenn man die Erde verlassen will. Würde man zum Beispiel eine Kanonenkugel mit einer geringeren Geschwindigkeit abschießen, dann würde sie wieder auf die Erde zurückfallen und könnte die Anziehungskraft unseres Planeten nicht überwinden. Wenn das die Geschwindigkeit ist, die ein Objekt mindestens haben muss um die Erde zu verlassen, dann ist es auch die Mindestgeschwindigkeit die es haben muss, wenn es aus dem All auf die Erde fällt.

Krater am Mond findet man leicht. Auf der Erde ist es schwieriger... (Bild: NASA)
Krater am Mond findet man leicht. Auf der Erde ist es schwieriger… (Bild: NASA)

Einschlagende Objekte können aber noch deutlich schneller sein und Geschwindigkeiten von bis zu 70 Kilometern pro Sekunde erreichen. Wenn ein Felsbrocken mit so einem enormen Tempo auf die Lufthülle der Erde trifft, entsteht durch die Reibung mit den Molekülen der Atmosphäre eine sehr starke Hitze. Die kann ihn auseinanderbrechen und dann regelrecht explodieren lassen. Das passiert typischerweise in einer Höhe von um die 10 Kilometer und es ist nichts mehr da, was auf der Erde einschlagen kann. Alle Objekte die kleiner als ungefähr 50 Meter sind erreichen den Erdboden normalerweise nicht (was genau passiert hängt aber natürlich von der Zusammensetzung des Objekts ab). Noch kleinere Objekte, Mikrometeorite also Staubkörner aus dem All, schlagen gar nicht ein und verbrennen auch nicht. Sie sind zu klein, als das sich eine nennenswerte Hitze entwickelt und sie schweben einfach zum Erdboden. Auf diese Weise „regnen“ bis zu hundert Tonnen Staub aus dem All pro Tag auf die Erde und die schlagen natürlich keine Krater.

Erst wenn die Felsbrocken groß genug werden, wird es interessant. Ist ein Einschlagskörper groß genug, dann erreicht er tatsächlich den Erdboden. Was dann passiert, darf man sich allerdings nicht so vorstellen wie das, was man beispielsweise beobachten kann, wenn man Steine in eine Sandkiste wirft. Der fliegende Stein trifft auf den lockeren Sand und schiebt mit seiner Bewegungsenergie ein bisschen davon zur Seite sodass er in einem Minikrater zu liegen kommt. Dass das nicht das ist, was bei einem Asteroideneinschlag passiert kann man leicht verstehen, wenn man die Form von Einschlagskratern betrachtet. Denn die sind so gut wie alle immer rund. Bei den Steinen in der Sandkiste ist das nicht so; hier kann man die Form des Kraters verändern wenn man den Stein unter verschiedenen Winkeln auf den Sand treffen lässt.

Asteroiden fallen nun aber ja auch nicht alle immer direkt von oben auf den Erdboden. Sie treffen ebenfalls unter verschiedenen Winkeln auf die Erde und dass die Krater trotzdem immer alle rund sind, liegt an ihrer Geschwindigkeit. Sie sind so gut wie immer deutlich schneller als die Schallgeschwindigkeit im Gestein. Sobald sie auf den Boden auftreffen, breitet sich eine Stoßwelle im Gestein aus und zwar mit Überschallgeschwindigkeit. Und nicht nur im Gestein der Erde sondern auch im Einschlagskörper selbst. Es entstehen Temperaturen von bis 10.000 Grad; der Einschlagskörper wird verflüssigt und verdampft. Anders gesagt: Er explodiert und auch dem Gestein des Erdbodens geht es nicht anders. Ein Volumen des Erdbodens das ungefähr dem Volumen des Einschlagskörpers entspricht verdampft und explodiert ebenfalls. Das ist die sogenannte Kontakt- und Kompressionsphase bei der vom Ort des Einschlags aus Stoßwellen durch das Material des Erdbodens laufen. Dabei wird das Gestein auf eine ganz charakteristische Art und Weise verdichtet die nur bei solchen energetischen Ereignissen stattfinden kann. Deshalb ist es auch möglich, aus geologischen Gesteinsuntersuchen eindeutig zu bestimmen, ob ein Krater durch einen Einschlag entstanden ist oder beispielsweise durch einen Vulkanausbruch.

Auf die Kontakt- und Kompressionsphase folgt die Exkavationpshase. Das ist die Phase, in der sich der eigentliche Krater bildet. Ein Teil der Stoßwellen ist direkt nach unten gerichtet und presst das Material dort extrem zusammen. Ein Teil der Stoßwellen drückt aber auch gegen die Seiten des von der vorhergegangenen Explosion ausgehöhlten Bereichs. Dort wird Material nun aus dem sich bildenden Krater hinaus geworfen und landet in einem ringförmigen Bereich um den Einschlagsort. Je nach Wucht des Einschlags kann das ein paar hundert Meter weit entfernt sein oder aber auch ein paar hundert Kilometer.

Jetzt ist der Krater eigentlich schon fertig – er bleibt aber nicht so wie er ist. Das, was direkt nach dem Einschlag entstanden ist nennt man einen transienten Krater und er wird in der nun folgenden Modifikationsphase verändert. Das Gestein der Erde verhält sich während der extremen Ereignisse des Einschlags nicht so wie sich Gestein normalerweise verhält. Es wird quasi weich und kann nach der Bildung des transienten Kraters zurückfedern. Genau in der Mitte des Kraters kann sich so ein sogenannter „Zentralberg“ bilden. Der kann wieder kollabieren, es entstehen Stoßwellen und um den Rand des Kraters herum bildet sich eine Art Ringwall. Je nachdem wie groß die Wucht des Einschlags war können sich auch mehrere Ringe bilden. Der Krater wird dadurch deutlich größer als vorher.

Einfach und komplex (Bild: NASA)
Einfach und komplex (Bild: NASA)

Solche Krater mit Zentralbergen und Ringen nennt man „komplexe Krater“ im Gegensatz zu den „einfachen Kratern“ die von kleineren Objekten erzeugt werden und die dem klassischen „Loch“ in der Erde entsprechen. Und es ist eben tatsächlich ein „Loch“, ein runder Krater. Denn nicht die Bewegung des Asteroiden beim Einschlag ist für die Form verantwortlich, sondern die Explosion ganz zu Beginn der Kontakt- und Kompressionspgase. Wie groß genau ein Krater wird, lässt sich nicht exakt vorhersagen. Als grobe Abschätzung kann man davon ausgehen, dass der Durchmesser des Kraters ungefähr 10 mal so groß ist wie der Durchmesser des Einschlagskörpers. Damit auf der Erde ein komplexer Krater entstehen kann, muss das einschlagende Objekt mindestens 2 bis 4 Kilometer groß sein. Auf dem Mond sieht die Sache aber anders aus – der Mond ist kleiner und hat eine geringere Schwerkraft. Die bestimmt aber einerseits mit welcher Geschwindigkeit ein Einschlagskörper angezogen wird und auch wie sich das Gestein nach dem Einschlag verhält. Um komplexe Krater auf dem Mond zu erzeugen muss ein Objekt mindestens 15 Kilometer groß sein.

Der Mond hat allerdings auch keine Atmosphäre. Das hat zwei Auswirkungen auf die Kraterbildung: Einerseits können auch kleine und kleinste Objekte mit ihm kollidieren ohne zerstört zu werden. Während auf der Erde nur Objekte mit mehr als 50 Metern einen Krater schlagen können, können das auf dem Mond selbst kleinste Brocken von Weltraumstaub. Die Atmosphäre sorgt aber auch dafür, dass die Krater im Laufe der Zeit wieder verschwinden. Wind, Wetter und andere Erosionsprozesse schleifen die Strukturen ab und am Ende bleibt nichts mehr übrig. Ein Krater auf dem Mond bleibt viel länger bestehen (allerdings nicht unendlich lange, auch im Weltall gibt es Erosion wie ich in Folge 130 der Sternengeschichten erklärt habe).

Das ist auch der Grund, warum auf dem Mond so enorm viele Krater zu sehen sind und auf der Erde nur vergleichsweise wenig. Es liegt nicht daran, dass der Mond öfter getroffen wird – eher im Gegenteil. Die Erde ist größer und hat eine größere Anziehungskraft; sie ist also auch öfter das Ziel von Geschossen aus dem All. Aber hier bei uns sehen wir die Folgen nicht; auf dem Mond bleiben sie für lange Zeit bestehen und sichtbar. Dort haben wir über 60.000 Krater mit einem Durchmesser von einem Kilometer gezählt; auf der Erde aber nur knapp 100 mit einem ähnlich großen Durchmesser.

Der größte bekannte Krater auf der Erde ist der Vredefort-Krater in Südafrika. Er ist kaum noch zu sehen und fast schon komplett verwittert. Irgendwann vor 2 Milliarden Jahren muss dort ein ungefähr 10 Kilometer großer Asteroid eingeschlagen und ein 100 Kilometer breites und 40 Kilometer tiefes Loch in die Kruste der Erde gerissen haben. Einen anderen großen Krater mit 200 Kilometern Durchmesser findet man auf der Halbinsel Yucatán in Mexiko. Oder besser: Man findet ihn so gut wie gar nicht; an der Erdoberfläche ist nichts davon zu sehen und nur durch geologische Untersuchungen konnte man ihn entdecken. Zum Glück, denn dieser 65 Millionen Jahre alte Krater ist das, was vom berühmten Einschlag übrig blieb, der die Dinosaurier ausgelöscht hat. In Deutschland steht die bayrische Stadt Nördlingen mitten in einem 24 Kilometer durchmessenden Einschlagskrater, dem Nördlinger Ries, das vor 14,6 Millionen Jahren entstand.

Nördlingen, inmitten seines Einschlagkraters (Bild: NASA)
Nördlingen, inmitten seines Einschlagkraters (Bild: NASA)

Einschlagskrater können uns enorm viel über die Vergangenheit unseres Planeten verraten. Aber auch über die Geschichte unseres Sonnensystems. Wir untersuchen die Krater auf dem Mars der dank seiner dünnen Atmosphäre ebenfalls Unmengen an Kratern zeigt; ebenso wie der Merkur oder die großen Monde der Gasplaneten im äußeren Sonnensystem. Zumindest diejenigen, die nicht von allzu dicken Eisschichten bedeckt sind, denn die Krater dort verschwinden schnell; Auch auf der Venus finden wir quasi überhaupt keine Krater, da ihre extrem dichte Atmosphäre kaum etwas bis zum Boden durchkommen lässt.

Trotzdem sind Krater wichtig. In ihnen stecken die Informationen über das Innere der Himmelskörper, die wir sonst nie herausfinden könnten. Sie zeigen uns die Vergangenheit, die wir sonst nie sehen könnten. Und sie sagen uns, wie das Sonnensystem ausgesehen hat, als es weder Leben, noch unsere Erde gegeben hat. Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte.

25 Gedanken zu „Sternengeschichten Folge 220: Einschlagskrater“
  1. Zur Hitzeentwicklung beim durchqueren der Luft hätte ich mal eine Frage. Ist das wirklich Reibung oder eher Erwärmung durch die Kompression des Gases, was „im Weg“ ist?

  2. @Pilot Pirx

    Ich denke mal, beides tirtt zusammen auf. Klar, vor dem Objekt wird die Luft komprimiert und somit adiabatisch erhitzt. Aber z.B. werden schnelle Flugzeuge (wie etwa damals die Concorde) an der gesamten Oberfläche heiß, und etwa an den Flanken und Tragflächen fließt die Luft schneller vorbei, d.h. da entsteht ein Bernoulli-Unterdruck, und rein adiabatisch gesehen müsste die Luft dort also abkühlen. Trotzdem erhitzte sich die Concorde auf rund 100°, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Müsste also aufgrund von Reibung geschehen sein (und das obwohl die Luft in der Stratosphäre um die -30°C hat).

  3. @Florian

    Alle Objekte die kleiner als ungefähr 50 Meter sind erreichen den Erdboden normalerweise nicht (was genau passiert hängt aber natürlich von der Zusammensetzung des Objekts ab)

    Zahlreiche Splitter des Objekts kommen aber meistens auf dem Boden an (siehe Tscheljabinsk), sonst gäbe es nicht so viele Meteoritenfunde. Nur eben keine großen Trümmer, die Krater schlagen könnten. Dies als Ergänzung.

  4. Kann die Einschlagsgeschwindigkeit nicht über 70 km/s liegen oder ist sie es einfach nur üblicherweise nicht? Und wenn sie nicht höher sein kann, was sorgt dann für diese Obergrenze?

  5. Die Aussage, der Yukatan-Asteroid, „habe die Dinosaurier ausgelöscht“ ist so sicher nicht mehr haltbar. Selbst Walter Alvarez, der mit seinem Vater diese These ausgestellt hat, ist in neueren Veröffentlichungen davon abgewichen, heute sieht er die Ursache im Dekkan Vulkan, der mehrere zehntausend Jahre aktiv war; möglicherweise angestossen durch den Asteroid. Der ’nukleare‘ Winter des Asteroiden kann höchsten ein paar hundert Jahr vorgeherrscht haben. Populärwissenschaftlich, aber absolut lesenswert: MacLeod „Arten sterben“.

  6. Hallo @ all und @Florian im speziellen.

    Da im Artiklel ja das Nördlinger Ries erwähnt wird, fühle ich mich als Geologe natürlich mal wieder gezwungen meinen Senf dazuzugeben. Das Nördlinger Ries ist nämlich nicht einsam sondern es gibt einen kleinen Krater direkt daneben (etwa 40 Km weg), das Steinheimer Becken. Die Geschichte der Erforschung dieser beiden Krater ist sehr spannend und gut dokumentiert, mit den ganzen Diskussionen im Prinzip seit dem 18 Jahrhundert ob vulkanisch oder Meteorit.
    Was diese beiden Krater, die wahrscheinlich auf ein und denselben Ursprungsklumpen zurückgehen, der sich in der Atmosphäre in zwei oder mehr Bruchstücke gespalten hat, so spannend macht, ist, dass sie später Seen wurden, die den Paläontologen, dieser merkwürdigen Randspezies unter den Geologen, ein wahres Mecka an Forschung bieten. In den Seesedimenten findet man die komplette Flora und Fauna der damaligen Umgebung, man findet Insekten, Fische, Schnecken, Muscheln, Landtiere, und von der Pflanzenwelt Pollen. Damit hat man die Möglichkeit ein komplettes Biotop der Zeit von vor 15 Millionen Jahren zu rekonstruieren, inklusive Klima, Vegetation etc. etc.
    Diese beiden Krater sind also nicht nur Fenster in die astronomische Vergangenheit des Planeten sondern auch Fenster in die biologische und geographische Vergangenheit, und nicht umsonst hat jeder Geologe diese beiden Krater zumindest in seiner Studienzeit besucht.
    Die Gleichzeitigkeit der beiden Einschläge Nördlingen und Steinheim beruht auf einem Vergleich der Fauna und Flora des Seebodens. Die Fossilien zeigen exakt dieselbe Artverteilung in beiden ehemaligen Kraterseen.
    Man kann Steinheim jedoch nicht absolut datieren, weil aufgeschmolzenes kristallines Material hier fehlt, und das braucht man eben für eine absolute Datierung. Nördlingen zeigt da 15,1 +/- 0,1 millionen Jahre Alter genauer geht es kaum. Steinheim ist als Krater zu klein um bis in das Kristallin herunterzureichen.
    Zu meiner Zeit gab es übrigens in Steinheim ein Restaurant, was zusätzlich zu Kinderportionen auch Geologenportionen auf der Karte hatte, was bedeutet, dass man die doppelte Menge auf den Teller bekam.
    IN Nördlingen kehrten wir immer im Landgasthof „Alte Bürg“ ein. Da wir uns auf den Exkursionen immer drei Tage in Nördlingen aufhielten, waren wir dort am ersten Tag um abends Bier zu trinken, das bedeutete, dass unser Prof und der Wirt ein Schwätzchen hielten und wir Studenten für uns selber zapften. Danach wurde für uns ein Schwein geschlachtet, was wir dann am Abend des dritten Tages gemeinsam verspeisten. Auch hier waren wieder die Studenten für das Zapfen verantwortlich. Das ganze hat uns pauschal
    7,- DM / Person gekostet, und gegessen wurde bis man platzte.

  7. @Florian

    Wenn das die Geschwindigkeit ist, die ein Objekt mindestens haben muss um die Erde zu verlassen, dann ist es auch die Mindestgeschwindigkeit die es haben muss, wenn es aus dem All auf die Erde fällt.

    Das verstehe ich nicht ganz. Ich dachte runter kommen sie immer … mag sein dass es eine Mindestgeschwindigeit beim Runterfallen gibt, aber wäre die nicht eher von der Dichte der Atmosphäre abhängig? Dann wäre es wiederum nur Zufall, wenn die Eintritts-Mindestgeschwindigkeit genau der Fluchtgeschwindigkeit entspricht, oder?

  8. @Boombox

    Kann die Einschlagsgeschwindigkeit nicht über 70 km/s liegen oder ist sie es einfach nur üblicherweise nicht? Und wenn sie nicht höher sein kann, was sorgt dann für diese Obergrenze?

    Die maximal mögliche Geschwindigkeit der Objekte im Sonnensystem und die der Erde und ihre Schwerkraft sorgen für die Obergrenze. Die Fluchtgeschwindigkeit der Sonne auf Höhe der Erdbahn beträgt etwa 42,1 km/s. Schneller kann sich in 1 AE (=Abstand Erde-Sonne) von der Sonne nichts bewegen, sonst wäre es auf dem Weg aus dem Sonnensystem heraus (und kam dann wahrscheinlich auch nicht aus diesem; so was wurde mW.n. noch nicht beobachtet).

    Die Erde selbst ist mit 29,8 km/s unterwegs. Käme das Objekt frontal der Erde entgegen, käme man so auf höchstens 71,9 km/s.

    Nun beschleunigt die Erde durch ihre Gravitation das Objekt noch. Wenn ich die Formel für die aus dem Wiki-Artikel für die 3. kosmische Geschwindigkeit richtig anwende, sollte sich die Erdbeschleunigung folgendermaßen auf die Anfangsgeschwindigkeiten addieren:

    v = √ [ (11,2 km/s)² + (29,8 km/s + 42,1 km/s)² ] = 72,8 km/s

    (ein bisschen Erdrehungskomponente von max. 460 m/s könnte auch noch dazu kommen, wenn man es genau nimmt).

    Mehr geht nicht.

  9. das mit der Mindestgeschwindigkeit verstehe ich nicht…. denn auch wenn etwas langsamer ist als ca 12km/Stunde reiecht es aus den Weg der Erde zu kreuzen. ja im gegenteil, wenn das Objekt langsamer ist als oder gar re4altiv zur Umlaufgeschwindigkeit der Erde fast steht wird es sogar leichter eingefangen.

    und selbst künstliche Objekte wie Sats bewegen sich langsamer und deswegen kommen die ja runter.

  10. editieren geht nicht, oder?

    auch das mit der Maximalgeschwindigkeit ist mir unklar.
    Ist ja sichtbar an den Teilchen der kosmischen Strahlung die die Erde trifft. Obergrenze ist also Lichtgeschwinigkeit.

    bei Masseteilchen kann das ja auch „von aussen“ mit unglaublicher Geschwinigkeit heranrasen und aus irgendeiner Richtung einen Volltreffer landen.

  11. Hallo Holger
    Wenn ein Brocken mit sagen wir 1 m/sec durchs All gondelt und in die Nähe der Erde kommt, wird er durch die Erdanziehung auf die besagten 12 km/sec beschleunigt.
    Umgekehrt, wenn Du eine Rakete irgendwo hinschießen willst, mußt Du sie mindestens auf 12KM/sec bringen, damit draußen außerhalb des Einflusses der Erde noch ein bißchen Geschwindigkeit übrigbleibt.
    Die angegebene Höchstgeschwindigkeit betrifft jetzt größere Objekte – also grammweise und schwerer- die im wesentlichen der Gravitation folgen und da gibt es im Sonnensystem eben keine höheren Geschwindigkeit – zusammengesetzt aus freien Fall Richtung Sonne, freien Fall richtung Erde sowie im Extremfall gegen die Erdbewegung.
    In dem äußerst unwahrscheinlichen Fall, daß ein Objekt von außerhalb des Sonnensystems kommt wären auch noch höhere Geschwindigkeiten denkbar.

    Der Teilchenzoo wie Protonen, Elektronen etc wird aber durch andere Kräfte sehr viel höher beschleunigt (starke Magnetfelder etc) daß alle nur denkbaren Geschwindigkeiten bis zur Lichtgeschwindigkeit vorkommen können.
    Die Sonnenwindteilchen haben typischerweise 400 Km /sec, können aber nach starken Ausbrüchen auch bis zu 2500 km/sec erreichen
    Gruß
    Felix

  12. die Relativgeschwindigkeit bezogen zur Erde ist ja damit gemeint (so habe ich das interpretiert)
    ein kosmischer Brocken auf einer Kreisbahn um die Sonne auf ähnlicher Bahn wie die Erde hat demnach relativ zur Erde kaum eine Geschwindigkeit – und wenn sich die bahnen dann nähern kann diser Brocken eben einstürzen – aber wieso sollte dieser noch zusätzlich beschleunigt werden? im GegenteiL: der könnte sogar als weiterer Mond eingefangen werden und dann nur langsam durch die Lufthülle gebremst werden zum Absturz.

  13. wieso sollte dieser [Brocken] noch zusätzlich beschleunigt werden?

    Weil er im Gravitationspotentialtopf der Erde fällt, und daher kinetische Energie gewinnt.

  14. bist du der Meinung dass jeder Brocken (also auch solche die auf eine Bahn um die Erde abgelenkt werden) so weit beschleunigt werden?

    Damit würde ja KEIN Brocken mehr runterfallen, denn jeder Brocken wird wieder auf Fluchtgeschwindigkeit beschleunigt und kann wieder entkommen.

    Gerade diejenigen die keinen direkten Treffer erreichen (die meisten also) und den Streifschuss setzen werden ja ihre Bahn wie künstliche Sats ändern und entweder Bremsen oder Beschleunigen, je nachdem wie die Bahnen zueinander liegen. (Unterschied ist nur der fehlende Antrieb an der korrekten Stelle)

    Fällt mir ein Extrembeispiel ein? der Brocken fliegt an der Erde vorbei bis davor und wird durch Anziehungskraft entgegen seine eigenen Geschwindigkeit gebremst. Kann theoretisch ja auf Null (realtiv zur Erde) gebremst werden und dann eben diesselbe Umlaufbahn um die Sonne erreichen.

  15. Hallo Holger
    Ja, jeder Körper, der sich der Erde nähert, wird beschleunigt und wenn er die Erde nicht trifft sondern knapp vorbeilfiegt, wird er wieder langsamer und fliegt schließlich wieder mit der ursprünglichen Relativgeschwindigkeit weiter. Zum Runterfallen muß er die Erde schon treffen bzw so knapp verfehlen, daß die Ablenkung durch die Gravitation reicht um mit der Erde zusammenzustoßen.
    Einfangen ist gar keine so einfache Sache sonst hätten wir nicht einen sondern hunterte Monde.
    Nur als Beispiel: der Stubenberg – Meteorit wurde durch die Fotos, die beim Eintritt in die Atmosphäre gemacht wurden genau berechnet: Er trat mit etwa 14 Km/sec in die Erdatmosphäre ein dh. im weltraum flog er nur mit 2 Km/sec Differenz fast mit der Erde mit – die Bahnen waren also recht ähnlich. Jede Raumsonde muß am Zielort die überschüssige Geschwindigkeit abbauen sonst fliegt sie am Ziel vorbei.
    Bei Pluto waren das 16 km/ sec und das hätte ein sehr starkes Triebwerk und eine Menge Sprit gebraucht um bei Pluto einschwenken zu können. Du siehst also – Himmelsmechanik ist nicht ganz so simpel…
    Gruß
    Felix

  16. Hallo Holger
    Es waren etwa 14,5 Km/sec am Pluto. Auf Wikipedia zu New Horizons zu Pluto gibt es ein Geschwindigkeitsdiagramm wo man auch sieht wie die Sonne erst lansamer wird, dann bei Jupiter beschleunigt wird (dabei kriegt die Sonne etwas von der Eigengeschwindigkeit Jupiters mit) und dann wieder langsamer bis Pluto wo sie wieder etwas beschleunigt (Pluto hat nicht viel Masse) und hinterher wieder langsamer wird…
    Gruß
    Felix

  17. der Stubenberg – Meteorit wurde durch die Fotos, die beim Eintritt in die Atmosphäre gemacht wurden genau berechnet: Er trat mit etwa 14 Km/sec in die Erdatmosphäre ein dh. im weltraum flog er nur mit 2 Km/sec Differenz fast mit der Erde mit –

    Nope. Eher 7 – 8 km/s. Denk an die Energie!

  18. @Eumenes:

    1. Stimmt es schlicht ncht, dass Walter Alvarez der Dekkan-These den Vorzug gibt, er spricht nur davon, dass es mehrere Ursachen gegeben haben könnte.

    2. Widerspricht das aktueller Forschung, wonach 70 % der gesamten Dekkan-Trapp-Flutbasalte auf den Chicxulub-Einschlag zurückzuführen sind. Siehe: https://www.researchgate.net/profile/Leif_Karlstrom/publication/276291206_Triggering_of_the_largest_Deccan_eruptions_by_the_Chicxulub_impact/links/555615e008ae6943a87336b5.pdf

    Vordatierungen des K/T-Impakts gelten als widerlegt (https://we.vub.ac.be/~dglg/Web/Claeys/pdf/Schulte-2008.pdf), vielmehr passen neue Datierungen des Impakts perfekt zum Aussterbe-Ereignis, siehe: https://www.cugb.edu.cn/uploadCms/file/20600/20131028144132060.pdf und https://newscenter.berkeley.edu/2013/02/07/new-evidence-comet-or-asteroid-impact-was-last-straw-for-dinosaurs/

    Aufgrund der neuen Forschungsergebnisse gilt der Chicxulub-Einschlag als Hauptgrund für das Aussterben der Dinosaurier. Dass die Dekkan-Traps einen Anteil hatten, hatte niemals wer bestritten.

    Auch beim Perm/Trias-Ereignis geht man inzwischen immer mehr davon aus, dass die Sibirischen Traps bzw. das Massenaussterben von einem Impakt ausgelöst wurden. Die Wilkesland-Region, eine Schwereanomalie die einen Hinweise auf die Existenz eines 480 km großen Einschlagkrater liefert, was später auch durch Radarbilder bestätigt wurde. Der Auslöser wäre ein etwa 50 km großer Asteroid/Komet gewesen. Inzwischen wurde die Wilkesland-Region als wahrscheinlicher Einschlagskrater eingestuft. Die Sibirschen Traps lagen damals genau auf der anderen Seite der Erde. Also genau am Antipoden-Punkt, wo – von anderen Himmelskörpern bekannt – bei starken Einschlägen, es auch zu Verformungen der Kruste kommt.

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