Über die Juno-Misson der NASA habe ich schon berichtet. Die Raumsonde ist letztes Jahr beim Jupiter angekommen und seitdem dort mit der Beobachtung des größten Planeten des Sonnensystems beschäftigt. Und hat dabei dieses wirklich wundervolle Bild gemacht:
Nein, das ist kein Gemälde! Das ist tatsächlich ein Bild das Juno am 11. Dezember 2016 aus 16.600 Kilometer Entfernung aufgenommen hat. Man sieht hier so gut wie selten zuvor, dass Jupiter eine riesige Kugel aus Gas ist. Und auch wenn er deswegen keine beeindruckenden Berge oder Krater oder andere geografische Merkmale auf seiner Oberfläche (die er ebenfalls nicht hat) hat, ist er doch voll mit Meteorologie! Die unterschiedlichen Gase bilden eine Vielzahl an Wirbeln, Strukturen und Wettersysteme. Ganz unten erkennt man den kleinen roten Fleck, einen Antizyklon. Im Zentrum dieses Wetterphänomens herrscht Hochdruck was Winde erzeugt die die Gasmasse im Uhrzeigersinn um das Zentrum wirbeln lassen (auf der Südhalbkugel des Planeten wäre es anders herum). Anders als auf der Erde gehen solche Stürme nicht nach ein paar Tagen vorbei. Den kleinen roten Fleck beobachtet man seit 23 Jahren; den großen roten Fleck – ein Wirbelsturm der größer als die ganze Erde ist! – seit ein paar Jahrhunderten.
Die Wolken des Jupiters werden von Juno noch weiter unter die Lupe genommen. Wir können zwar nicht durch sie hindurch blicken. Aber die Instrumente der Raumsonde können uns mit ihren Messungen vielleicht trotzdem verraten, was sich darunter befindet. Noch mehr Wolken wahrscheinlich 😉 Und eventuell doch noch ein fester Kern…
Schön 🙂
@Florian
Ist das nicht Red Spot Junior? Der ist erst knapp 11 Jahre alt, aber seine Vorläufer, 3 weiße Ovale (FA, BC und DE) entstanden schon in den 1930ern, und vereinigten sich 1998 bzw. 2005. Als Jupiter im Februar 2006 aus der Konjunktion zur Sonne heraus kam, war Junior geboren.
https://www.christone.net/redspotjr/
https://science.nasa.gov/science-news/science-at-nasa/2006/02mar_redjr
@Alderamin: Zumindest auf der NASA-Seite zum Bild (in der Caption verlinkt) wird das DIng als Little red spot bezeichnet.
Dies ist mein erster Kommentar hier.
Astrodicticum Simplex verfolge ich die Jahre immer wieder mit Spannung und großem Lesevergnügen. Und der Schreibstiel von Ihnen, Herr Freistetter, gefällt mir auf grund der immer wieder lockeren und informativen Art her schon sehr.
(Ich bin es nicht gewöhnt, mir nicht persönlich direkt bekannte Personen einfach so mit „Du“ anzureden. Daher der Klassiker.)
Jedenfalls verfolge ich die Jupiter Juno Mission immer wieder mit großem Interesse und empfinde es als fazinierend, was die heutige, moderne Astronomie bereits zu leisten vermag.
Auch das Bild, was Sie hier publiziert haben ist wundervoll. Habe ich letztens bereits bei Ihrem amerikanischen Kollegen (und Mitstreiter für die Wissenschaft, wider dem Unfug) Phil Plait auf seinem Bad-Astronomy-Blog gesehen.
Zu gerne würde ich in ein Raumschiff einsteigen und mir Jupiter und all die anderen Planeten unseres Sonnensystems mal selbst anzusehen.
Wo bleiben eigentlich die Arkoniden Thora und Crest und ihr Schiff, wenn man es mal wirklich braucht? 😉
Nur leider wird das mit Interstellaren Reisen in kurzen Zeitspannen (eben so wie ein heutiger Transatlantikflug) wohl für immer ein Traum bleiben. Schade, kein Transitionsantrieb, kein Metagrav, kein Warp-Drive.
Ich hoffe jedenfalls, Astrodicticum Simplex bleibt noch so einige Jahrzehnte. Ich lese Ihre Astronomie- und Debunking-Artikel immer wieder sehr gerne, Herr Freistetter.
Das Bild wär doch wieder ein tolles Thema für jene Verschwörungstheoretiker, für die alles und jeder nur darauf aus ist, uns zu linken?
@Alderamin @Florian Die englische Wikipedia meint, dass „Little Red Spot“, „Red Spot Junior“, „Red Junior“ und „Oval BA“ verschiedene Bezeichnungen ein- und desselben Wirbelsturms sind und dass er im Jahr 2000 entstand.
Dort wird behauptet, dass die weißen Stürme 2000 kollidierten, das enstandene Gebilde allerdings erst 2005 langsam begann, rot zu werden. Quelle: en.wikipedia.org/wiki/Atmosphere_of_Jupiter#Oval_BA
Schön, mal in deutsch einen Artikel zum Juno-Projekt zu finden. Danke!
Dr. John Rogers von der BAA (British Astronomical Association) hat sich erfreulicherweise nach PJ1 (am 27. August 2016) die Mühe gemacht, die markantesten „Ovale“ auf Jupiter zu identifizieren:
https://www.missionjuno.swri.edu/Vault/VaultOutput?VaultID=5302&t=1485289964
LRS-1 (little red spot 1) befindet sich auf der Karte etwa zwischen 5-10° Länge (im System III) und etwa +40° (nördliche) Breite.
Der nächste Jupiter-Vobeiflug ist in ein paar Tagen, am 2. Februar. Wenn alles klappt, gibt’s wenige Tage später neue Bilder, üblicherweise zuerst hier:
https://www.missionjuno.swri.edu/junocam/processing
Wer Lust und Zeit hat, kann die Bilder dann selbst bearbeiten (zusammenpuzzeln, Kontrast verstärken, animieren, usw.) und die Ergebnisse auf die Seite hochladen. Nicht ganz einfach, aber mit etwas Erfahrung in Bildbearbeitung, Geduld und Übung machbar.
@MS#3 … uhh – woher kennst du denn seinen
😀
Sehr beeindruckendes Bild….
@Florian Freistetter:
Sind das Echtfarben?
Wenn Ihr gerade – wie ich – Arthur Clark gelesen habt, dann wißt Ihr, dass dort Gaslebewesen leben und der Kern des Jupiter ein Diamant ist 😉
Ich habe zwei Fragen zum Thema: Die unterschiedlichen Farben der Wirbel, rot oder weiß – kommen die durch eine unterschiedliche chemische Zusammensetzung der Jupiteratmosphäre an diesen Stellen zustande? Und falls ja, gibt es Erkenntnisse darüber, welche chemischen Elementen und Verbindungen dort mitmischen?
@RPGNo1
Die roten Wirbel reichen tiefer und dort steigt Luft auf. Es ist noch ungeklärt, welche Stoffe für die rote Färbung verantwortlich ist, aber Phosphor oder organische Moleküle könnten eine Rolle spielen.
@BK: Bild #00107 auf der Site
https://junocam.pictures/gerald/uploads/20161214/
(zweite Spalte, Mitte, Thumbnail ist Hyperlink zu Vollversion)
ist gemäß der best-verfügbaren Kalibration in „Echtfarben“. Tatsächlich ist das Bild aus Streifen zusammengesetzt. JunoCam hat einen Kodak KAI-2020 schwarz-weiß-Sensor, auf dem vier streifenförmige Farbfilter aufgeklebt sind (rot, grün, blau, und „Methan“, letzterer ist Schmalband-Filter für Infrarot um 890 nm). Juno rotierte etwa 2-mal pro Minute. JunoCam ist fest an der Außenseite angebracht und macht etwa alle 0,38 Sekunden eine Aufnahme. Im RGB-Modus werden aus jeder Einzelaufnahme der Rot-, Grün- und Blau-Streifen ausgelesen. Bis zu 82 solcher Streifen-Tripel werden zu einem Gesamt-Rohbild untereinandergesetzt und zur Erde übertragen. Durch die Rotation der Juno-Sonde zeigt jedes Bild in eine etwas weitergedrehte Richtung. Um ein Farbbild zu erhalten, muss man die schwarz/weißen Streifen gemäß der Filter wieder korrekt einfärben und geometrisch die Rotation der Sonde (und Kamera) zurück-rechnen auf den korrekten Blickwinkel, um für ein Pixel im Zielbild die RGB-Farbwerte aus der richtigen Stelle in den richtigen Einzelstreifen entnehmen zu können. Vereinfacht gesprochen: Man muss die Einzelaufnahmen vertikal gegeneinander so verschieben und einfärben, dass alles zusammenpasst.
Wenn man damit fertig ist, kann man den Kontrast weiter verstärken, um Details besser sichtbar zu machen. So in etwa ist das Jupiter-Bild entstanden.
Hier sind die Rohdaten und die von MSSS zur Verfügung gestellten Versionen zu dem Bild:
https://www.missionjuno.swri.edu/junocam/processing?id=332
Weitere Details zur Kamera und Informationen zur ursprünglichen Planung finden sich in diesem Artikel:
https://link.springer.com/article/10.1007/s11214-014-0079-x
@Alderamin
Danke! 🙂
@ Gerald Eichstädt
Danke für die detaillierten Infos und die Links!