Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag zum ScienceBlogs Blog-Schreibwettbewerb 2016. Hinweise zum Ablauf des Bewerbs und wie ihr dabei Abstimmen könnt findet ihr hier.
Das sagt der Autor des Artikels, KlausH über sich:
Obwohl ich kein Wissenschaftler und kein Philosoph oder Historiker bin, sondern IT-Fachmann, interessieren mich diese drei Disziplinen und ihre Bündelung in Form der Wissenschaftsgeschichte und -theorie. In letzter Zeit habe ich viel dazu gelesen und dieser kleine Aufsatz ist das Ergebnis eines daraus resultierenden Mitteilungsbedürfnisses, für das dieser Schreibwettbewerb gerade zur rechten Zeit kommt.
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Die Abschaffung des Himmels
Padua 1610. Galileo Galilei betrachtet zusammen mit seinem Freund Sagredo durch sein neues Teleskop den Mond. Sie sehen Berge und Täler wie auf der Erde und der dunkle Teil des Halbmonds leuchtet in einem aschfarbenen Licht, das – so sagt Galilei – von der Erde herrührt, die den Mond anstrahlt so wie diese umgekehrt nachts vom Mond erhellt wird. Der Mond ist wie die Erde, die Erde wie der Mond. Diese Erkenntnis drückt Galilei so aus: „Was du siehst, ist, dass es keinen Unterschied zwischen Himmel und Erde gibt. Heute ist der 10. Januar 1610. Die Menschheit trägt in ihr Journal ein: Himmel abgeschafft.“
Soweit Bertolt Brecht in seinem „Leben des Galilei“. Was ist das für ein Himmel, dessen Abschaffung hier bekanntgegeben wird? Denn der Himmel, den wir kennen, ist ja noch da, wir erfreuen uns an ihm in sternklaren Nächten. Und: fand die Abschaffung des Himmels wirklich im Jahre 1610 statt? Oder war es vielleicht ein Prozess, der sich über Jahrhunderte hinzog? Im Folgenden will ich die Phasen eines Weltbildwandels anhand einiger symbolischer Jahreszahlen skizzieren. Wir werden dabei sehen, dass das Jahr 1609 von gewisser Bedeutung war. Zunächst aber die
Ausgangssituation
Brechts Galilei meinte mit seinem triumphierenden Ausspruch die Abschaffung der mittelalterlichen Sicht des Kosmos, einer Mischung aus aristotelischer Kosmologie und christlicher Lehre. Dieser Kosmos war zweigeteilt in die sublunare Sphäre mit der Erde im Zentrum, die die vier Elemente Erde, Wasser, Luft und Feuer enthielt, und die supralunaren oder himmlischen Sphären, die jeweils einen Planeten trugen (Sonne und Mond galten als Planeten). Dazu kamen der Fixsternhimmel und ein weiterer neunter Himmel (primum mobile). Die Himmelssphären waren durchsichtig und konzentrisch und aus kristallinem Material, quinta essentia, dem fünften Element. Jenseits davon, eigentlich aber außerhalb von Raum und Zeit, war der Feuerhimmel (caelum empyreum), der Sitz Gottes und der Engel. Alle diese Sphären hatten das Zentrum der Erde als Mittelpunkt. Die zentrale Stellung des Menschen in dieser Hierarchie erklärt das Interesse Gottes an der Menschheit (so der Philosophiehistoriker Kurt Flasch), verdeutlicht aber auch ihre Unterlegenheit und Abhängigkeit. Der Blick zum Himmel wird zur Anbetung Gottes.
Der Zweiteilung des Kosmos in die sublunaren und supralunaren Sphären entspricht eine solche der geltenden physikalischen Gesetze, Kurt Flasch spricht treffend von Zweistockwerksphysik. Der Apfel, der vom Baum fällt, gehorcht anderen Gesetzen als der Planet Jupiter auf seiner Bahn. Sublunar gilt das Gesetz der natürlichen Bewegung: alles strebt an den Ort an den es gehört, Erde und Wasser fallen nach unten, Luft und Feuer steigen nach oben. Supralunar ist die Bewegung der Planetensphären geordneter, streng kreisförmig, angetrieben durch das primum mobile. Dieser Antrieb ist als eine ständig wirkende Ursache zu sehen, die sich von oben nach unten von Sphäre zu Sphäre überträgt. Hörte der Antrieb auf, stünde der Himmel still. Der Schriftsteller Arthur Koestler schreibt: „Die Notwendigkeit, jeden sich bewegenden Körper ständig von einem Beweger begleiten und stoßen zu lassen, schuf ein Weltall, in dem unsichtbare Hände ohne Unterbrechung in Tätigkeit sein mußten.“ Wenn man sich die mühsame Bewegung von Ochsenkarren auf schlammigen Straßen vorstellt, wird es verständlich, dass der Begriff der Trägheit noch nicht bekannt war.
1277
Die Lehren des Aristoteles wurden nach der Wiederentdeckung und Übersetzung seiner Schriften, erst ins Arabische im 8./9. Jahrhundert, dann ins Lateinische im 12./13. Jahrhundert, zum Grundbestandteil der sich etablierenden Universitäten. Aristoteles plus christliche Theologie bildete das Fundament der Scholastik, eines kompakten Weltbildes, das bis in die frühe Neuzeit Bestand hatte. Da die Lehre „des Philosophen“ aber immer „religionsfremde DNS“ (so der Wissenschaftshistoriker Klaus Fischer) im Erbgut der Scholastik blieb, gerieten viele seiner Aussagen mit der Kirchenlehre in Konflikt. So erließ Étienne Tempier, Bischof von Paris, im Jahre 1277 ein Dekret, das 219 auf Aristoteles basierende Thesen verbot, die an der Pariser Universität diskutiert wurden. Dieses Verbot gab Anlaß, das strenge scholastische Korsett zu lockern, oder wie es der Philosoph Hans Blumenberg ausdrückte: „der für die späte Nachwelt erstaunliche Fall einer umfassenden Lizenz, die ausschließlich in der Form des Verbots erteilt wird.“ Man konnte über Lehrsätze von Aristoteles eine andere Meinung haben und hatte dazu eine kirchliche Erlaubnis.
Ein Beispiel für die Lockerung des scholastischen Systems und auch für die zeittypische Vermischung theologischer und naturphilosophischer Fragen ist die Diskussion über die Wirkungsweise der göttlichen Sakramente zu Anfang des 14. Jahrhunderts. Nach dem Prinzip der begleitenden Kausalität müßten sie durch Gottes direktes Eingreifen wirken. Dies war aber einer Fernwirkung gleichzusetzen, die sowohl Aristoteles als auch der Scholastik widerstrebte. Die eigentlich theologische Frage behandelt Franciscus de Marchia um 1320 anhand eines physikalischen Modells, nämlich der Wurfbewegung. Das Gemeinsame der beiden Fragestellungen ist der Gebrauch eines Werkzeuges (Sakrament, Stein) auf räumliche Distanz. Ein geworfener Stein müßte nach aristotelischer Physik nach Verlassen der werfenden Hand senkrecht nach unten, in Richtung seines natürlichen Ortes fallen. Aristoteles war sich dieser Problematik bewußt und begründete das Nichtfallen mit Luftwirbeln, die den Stein vorantreiben. Das war nicht sehr überzeugend. Franciscus’ Idee war, die begleitende Kausalität als übertragene Kraft oder impetus in dem Werkzeug zu deponieren. Die begleitende Kausalität wird dadurch beibehalten, aber vom fortgesetzten unmittelbaren Kontakt des Verursachers getrennt.
Jean Buridan gehörte zum Kreise William Ockhams, der bekannt wurde durch sein „Rasiermesser“, der Forderung nach Sparsamkeit der Annahmen. Buridan übertrug das Prinzip des impetus auf die Himmelsmechanik. Da er für ihren Bereich eine Ermüdung des impetus ausschloß, konnte er die Ursache für die Bewegung der äußeren Himmelssphären auf den Moment der Schöpfung beschränken. Durch den ihnen dabei verliehenen impetus behielten die Himmelskörper ihre Bewegung bei und das kontinuierliche Eingreifen Gottes und seines helfenden Personals in die Himmelsmechanik wurde nicht mehr benötigt. Diese Vorform des Trägheitsbegriffs gehörte zu dem Spielraum an Möglichkeiten, der durch das Pariser Dekret eröffnet wurde und der nicht zuließ, dass aus Kopernikus „der wirkungslose Aristarch des 16. Jahrhunderts wurde“ (Hans Blumenberg).
1543
Kopernikus leistete den ersten essentiellen Beitrag zur Destruktion der mittelalterlichen Himmelsvorstellung, indem er das ptolemäische Modell in Frage stellte, das die mathematische Beschreibung des mittelalterlichen Kosmos war. Seine Leistung war Ausgangspunkt aller Bemühungen, die in den nächsten hundert Jahren erfolgten. Der Begriff „kopernikanische Wende“ wurde zur Metapher für wissenschaftliche Revolutionen.
Ptolemäus benutzte umständliche Hilfskonstruktionen, um die besonderen Phänomene der Planetenbewegungen innerhalb des geozentrischen Modells zu erklären. Zu diesen Phänomenen gehörten nicht nur die retrograden Bewegungen (Schleifen), die er durch Epizykeln beschrieb, sondern auch die besondere Form der Schleifen und die unterschiedlichen Helligkeiten und Geschwindigkeiten im Bahnverlauf der Planeten. Er führte deshalb zuletzt den Äquanten ein, einen virtuellen Punkt außerhalb der Erde und des Zentrums der Planetenbahn, von dem aus gesehen der Planet eine konstante Winkelgeschwindigkeit, aber eine variable Bahngeschwindigkeit hat. Diese Aufgabe des Ideals der gleichförmigen Kreisbewegung durch den Äquanten war Kopernikus ein Dorn im Auge. Und so versuchte er es mit der schon von Aristarch ausprobierten Umbesetzung an der Zentralstelle des Universums, mit der er meinte die ideale Kreisbewegung erhalten zu können und die die Planetenschleifen auf elegante Weise erklärte.
Ferner war Kopernikus überzeugt, dass das Weltall von Gott für den Menschen geschaffen und deshalb in seiner Gesamtheit dem menschlichen Erkennen zugänglich sei. Diese Überzeugung ließ ihn glauben, die Wahrheit über die Himmelsbewegungen herausgefunden zu haben. Eine solche Haltung war nicht selbstverständlich. Traditionell entsprach der aristotelischen Zweistockwerksphysik auch eine Spaltung des Erkenntnisanspruchs, die Erde war dem Menschen und seinem Erkenntnisvermögen überlassen, der Himmel aber war göttlicher Bereich und entzog sich menschlichem Forschen. Diesem Erkenntnisverzicht gemäß reduzierten sich alle astronomischen Modelle, wie etwas das des Ptolemäus, auf den Charakter von Hypothesen, die mehr oder weniger nützlich waren, um die Vorgänge am Himmel zu beschreiben und vorherzusagen, sie sagten aber nichts aus über die dem Menschen prinzipiell unzugängliche Wirklichkeit des Himmels.
Auch Andreas Osiander, Reformator und letzter Herausgeber von Kopernikus’ Werk „De revolutionibus orbium coelestium“, sah in dessen Behauptungen lediglich nützliche Hypothesen. Und so ließ er dem Buch, als es in Kopernikus’ Todesjahr 1543 endlich erschien, ein Vorwort vorangehen, dass der Intention des Autors widersprach. Ferner fälschte Osiander den von Kopernikus gewünschten Titel, der ursprünglich von den Kreisbewegungen der Weltkörper (orbium mundi) und nicht der Himmelskörper (orbium coelestium) handeln sollte. Die Auflösung des Himmel-Erde-Dualismus wollte Kopernikus schon im Titel ausdrücken. So wurde das Werk eines Astronomen, der eine Revolution des Weltbildes anstieß, von seinem Herausgeber in guter Absicht relativiert und sein Titel verfälscht.
1577
Zu den Bewunderern von Kopernikus gehörte der Universalgelehrte Gemma Frisius. Er drückte seine Begeisterung sehr bildhaft aus: „Urania selbst bestimmte sich dort einen neuen Wohnsitz und lockte neue Verehrer an, die uns eine neue Erde, eine neue Sonne, neue Sterne, ja sogar einen ganz anderen Erdkreis bringen werden.“ So einen neuen Stern beobachtete dann Tycho Brahe 1572 im Sternbild Kassiopeia. Wir wissen heute, dass er eine Supernova war. Er war etwas Besonderes, weil er bewies, dass die achte Sphäre (der Fixsternhimmel) nicht unveränderlich ist, in Widerspruch zur mittelalterlichen Kosmologie. Tycho sprach von dem Ereignis ein Leben lang als dem „Augenblick, da der Himmel ihn zum Gesprächspartner erwählte.“
Auch der Komet, der ab dem November 1577 rund um den Globus beobachtet wurde, muß eine beeindruckende Himmelserscheinung gewesen sein: ein 22º langer, 2,5º breiter Schweif, auch im Dezember war er noch 7º lang, bis er dann im Januar verschwand. Tycho Brahe stellte fest, dass er sich vor dem Fixsternhimmel kaum bewegte. Das hieß, der Komet war ähnlich weit entfernt wie die Planeten. Dort war aber im alten Weltmodell gar kein Freiplatz vorgesehen, die planetaren Sphären verhinderten ein solches freies Schweifen eines Kometen. Tycho folgerte, dass diese Sphären nicht existierten. Giordano Bruno kommentierte: „Ergo perit coelum – Also verschwindet der Himmel“ und die Autorin Dava Sobel schreibt: „Als er diesen Donnerschlag losließ, konnte man förmlich das Klirren von zersplitterndem Kristall vernehmen.“
1609
Kopernikus’ Wahrheitsanspruch stand noch auf wackligen Füßen – das Neue war, dass er ihn überhaupt erhob. Über 60 Jahre lang entfaltete Osianders Vorwort, dass das kopernikanische Modell mit der Wirklichkeit nicht zu verwechseln sei, seine Wirkung – bis Galilei im Jahre 1609 sein Teleskop auf den Himmel richtete und in seinem im folgenden Jahr veröffentlichten „Sternenboten“ davon berichtete.
Wir haben uns heute an die Unanschaulichkeit physikalischer Theorien gewöhnt, aber von Galileis Zeitgenossen wurde seine Aufforderung, mit den Augen wahrzunehmen, was gerade nicht dem Augenschein entspricht, dass die Sonne stillsteht und nicht die Erde, nur zögerlich angenommen. Das Bedürfnis nach Beweisen oder zwingenderer Begründung scheint angesichts der Unanschaulichkeit des kopernikanischen Systems verständlich. Analogien, wie der Vergleich von Erd- mit Mondoberfläche, oder von Erd- mit Jupitertrabant, sind alleine nicht ausreichend, um den unmittelbaren Sinneseindruck einer ruhenden Erde zu erschüttern.
Nun ist es mit Beweisen in der Naturwissenschaft so eine Sache. Keine Beobachtung kann eine Theorie beweisen, aber sie kann konkurrierende Theorien aus dem Rennen werfen. An kosmologischen Theorien waren drei im Angebot: die geozentrische des Ptolemäus, die heliozentrische des Kopernikus und die tychonische von Tycho Brahe, eine Kompromisstheorie, bei der die Planeten um die Sonne, diese aber weiterhin um eine feste Erde kreist. Wenn eine Beobachtung vorliegt, die aus einer Theorie abgeleitet wird und mit Konkurrenztheorien unvereinbar ist, dann kann man diese Beobachtung einen (vorläufigen) Beweis dieser Theorie nennen. In diesem Sinne ist die Fixsternparallaxe ein Beweis für die kopernikanische Theorie, man suchte nach ihr, aber erst 1838 wurde sie von Bessel zum ersten Mal nachgewiesen. (Der allererste Beweis – im obigen Sinne – gelang allerdings schon Bradley 1729 mit der Entdeckung der Aberration des Sternlichts). Von all den Beobachtungen, die Galilei mit seinem Teleskop machte – die Mondtopografie, die Jupitermonde, die Sonnenflecken -, hatte nur eine einen solchen Beweischarakter, nämlich die Beobachtung der vollen Venusphase. Sie war im Gegensatz zu den Sichelphasen kopernikanisch, aber nicht ptolemäisch erklärbar. Sie war aber auch mit Tychos System erklärbar, sodass man sagen muß, Galilei hatte keine Beweise für das kopernikanische Weltbild, er konnte zumindest das konkurrierende tychonische, bei dem die Erde wie bei Ptolemäus stillsteht, nicht ausschließen.
Auch wenn die Beweise für Kopernikus fehlten, erschütterte Galileis Fernrohr und sein Sternenbote das Bild vom Himmel. Zumindest war erwiesen, dass die Venus um die Sonne kreist, damit war eine der alten Planetensphären nicht mehr existent. Die Erde war nicht im Zentrum aller Himmelsbewegungen und die Welt war homogener als angenommen. Und was die fehlende Parallaxe betrifft: viele Gelehrte waren auch ohne Beweise von Kopernikus überzeugt, für sie lieferte die noch nicht beobachtete Parallaxe einen Hinweis auf die unvorstellbare Größe des Weltalls.
Im gleichen Jahr 1609 veröffentliche Kepler seine „Astronomia Nova“. Er hatte Tychos Beobachtungsdaten geerbt, die von zuvor nicht gekannter Genauigkeit und Kontinuität waren und er benutzte sie als Prüfstein seiner Berechnung der Marsbahn. Als diese um 8 Bogenminuten von den Daten abwich – was für damalige Standards sehr wenig war, für Kepler aber zu viel -, verwarf er alle gemachten Voraussetzungen. Die Annahme einer Ellipsenbahn behob diese Abweichung. Erst durch Keplers Modifikationen war das heliozentrische Modell in der Lage, die Phänomene nicht nur eleganter sondern auch genauer zu erklären als das geozentrische Modell des Ptolemäus.
Kepler hob auch die Trennung zwischen Astronomie und Physik auf, man kann ihn als den ersten Astrophysiker bezeichnen. Es ging ihm nicht mehr nur um Bahnen und Geometrie, sondern um Erklärungen und Ursachen, und diese wurden nicht mehr in aristotelischen Schemata gesucht, sondern es taucht bei ihm schon der Begriff „Kraft“ auf, die von der Sonne herrührt und die Planeten vorantreibt. Präzisieren konnte er die Beziehung zwischen Kraft und Bahn aber noch nicht. Die Dynamik der Planetenbahnen blieb ihm noch verborgen, dafür hat er ihre Kinematik als erster in mathematische Gesetzesform gegossen.
1687
Keplers Schriften sind zu einem großen Teil wie ein Dschungel voller pythagoreischer Zahlenmystik, in dem seine drei Gesetze wie versteckte Blüten schlummern. Er kam auf sie durch ständiges Herumprobieren, bis die Zahlen zu den Beobachtungen paßten. Erst Newtons Mechanik schuf das theoretische Fundament, um die Gesetze Keplers physikalisch zu erklären, seine mühsame Puzzlearbeit konnte nun deduktiv aus Newtons Gesetzen gefolgert werden. Das von Kepler modifizierte kopernikanische Modell machte nun auch physikalisch Sinn. Die zwei Stockwerke des Mittelalters fielen in sich zusammen. Der Apfel fällt vom Baum aus der gleichen Ursache, die Jupiter seine Bahn ziehen läßt. Die Gesetze der Mechanik sind universal.
Um zu dieser Synthese in seiner „Philosophiae Naturalis Principia Mathematica“ von 1687 zu gelangen, mußte Newton Aristoteles in mehrerlei Hinsicht endgültig hinter sich lassen. Erstens ist Bewegung durch das Trägheitsprinzip nicht mehr an eine Ursache gebunden, sondern nur noch Bewegungsänderung. Ein Körper, auf den keine Kraft wirkt, bedarf keiner wie auch immer gearteten Kausalität mehr, um seine Bewegung beizubehalten. Bewegung ist ein Zustand geworden. Zweitens wird die Schwere umgedeutet. Sie ist nicht mehr die Neigung der Elemente Erde und Wasser, zu ihrem natürlichen Ort im Zentrum des Weltalls zu gelangen, sondern eine universale Kraft, die alle Körper sich gegenseitig anziehen läßt. Drittens nahm Newton mit der Fernwirkung der Schwerkraft Abschied vom aristotelischen Gedanken der Kontaktkausalität. Noch Descartes war davon ausgegangen, dass Wirkung nur durch Berührung möglich sei und hatte darauf seine Theorie der Ätherwirbel gegründet, die die Planeten in Bewegung halten. Die Fernwirkung ist der unanschaulichste Teil der neuen Newtonschen Physik. Ihr Erfolg ließ über diesen Punkt aber hinwegsehen.
Dieser Erfolg gründete auf der Präzisierung der physikalischen Begriffe und ihrer Formulierung in einer neuen Mathematik, der Analysis. Isaac Newton kann als der Vollstrecker des Weltbildwandels angesehen werden, der im späten Mittelalter zaghaft vorbereitet, von Kopernikus in die Wege geleitet und von Tycho, Galilei und Kepler vorangetrieben wurde.
1859
Ein Relikt des alten Dualismus von Erde und Himmel war 1835 die These des Philosophen Auguste Comte, dass der Mensch niemals in der Lage sein werde, die chemische Zusammensetzung der Sterne zu untersuchen. Wenn sie also doch aus einer Art quinta essentia oder einer völlig anderen Chemie bestünden, könnte dies niemals festgestellt werden.
Die Lebensdauer dieser Behauptung war kurz. 1859 begründeten Kirchhoff und Bunsen die Spektralanalyse und seither konnte man mittels des Sternlichtes die Sternchemie erforschen. Und die Homogenität des Kosmos erwies sich erneut, denn in den Sternspektren tauchten nur bekannte Elemente auf, im Wesentlichen Wasserstoff und Helium.
Die Spektralanalyse war es dann auch, die unser Bild vom Himmel im 20. Jahrhundert noch einmal dramatisch veränderte. 1929 entdeckte Edwin Hubble, dass die Spektren von Galaxien ins Rote verschoben waren. Er interpretierte dies als Auswirkung des Dopplereffekts, d.h. die Galaxien entfernen sich von uns. In dem nach ihm benannten Gesetz stellte er einen proportionalen Zusammenhang her zwischen Stärke der Rotverschiebung und Entfernung der Galaxien. Die Grenzen des Weltalls verschoben sich noch einmal in ungeahnte Ferne. Außerdem bestätigte Hubbles Entdeckung die Theorie der Expansion des Weltraums, die Georges Lemaître kurz zuvor aus Einsteins allgemeiner Relativitätstheorie theoretisch abgeleitet hatte.
1990
Nachdem der forschende Blick ins All den Menschen immer weiter von seinem Heimatplaneten entrückt hat, beginnt er seit den 1950er Jahren mit der Raumfahrt sich auch körperlich von ihm zu lösen. Seitdem gibt es auch eine umgekehrte Perspektive. Der mittelalterliche Mensch schaute in Anbetung Gottes von der Erde zum Himmel auf, uns ist ein distanzierter Blick vom Himmel auf die Erde möglich, der uns unsere Schutzbedürftigkeit, Beschränktheit und kosmische Bedeutungslosigkeit vor Augen führt. Dies drückt sich in berühmten Fotos des Planeten aus, wie „Blue Marble“ von 1972 und das von Carl Sagan angeregte „Pale Blue Dot“ von 1990, das die Erde als winzigen blassen Punkt im All zeigt.
Ein unterhaltsamer Galopp durch die Zeiten bröselnder Gewölbe.
das würde ich doch mal als sauber und eplizit recherchiert und beschrieben bezeichnen.
dass du kein „wissenschaftler, philosph, historiker“ bist, kommt einem nicht in den sinn! sehr gut.
Sehr schön (und Danke für die Info über Aristoteles‘ Luftwirbel, ich hatte mich gerade vor ein paar tagen gefragt, wie das bei Aristoteles funktionierte..), allerdings eine Anmerkung: Aus dem text geht nicht wirklich hervor, dass Kopernikus in seinem Modell immer noch Epizykel verwendete, nur ein paar weniger (vielleicht kommt das im Video heraus, das habe ich nicht geschaut…).
Danke für die positiven Kommentare. Da ich z.Zt. In Urlaub bin, nur kurze Antworten auf meinem Tablet:
@MartinB
Ja, Kopernikus benutzte noch Epizykeln, das war es aber nicht, was ihn an Ptolemäus in erster Linie störte, sondern seine Aufgabe der gleichförmigen Kreisbewegung. Da ich aufgrund der Vorgaben nur einen „Galopp“ durch die Geschichte machen konnte (wie rolak schrieb),blieben manche Details auf der Strecke und ich habe mich auf für mich interessante Aspekte konzentriert.
KlausH.
Gratulation, sehr interessant.Stoff zum Nachdenken.
Ui! Wow! Was für ein Ritt!
Sehr schön. Einer meiner Favoriten bisher.
Sehr schöner Artikel. Viel Stoff fundiert zusammengefasst, gefällt mir.
Bei solchen Betrachtungen denke ich ja immer, dass die Menschheit auch schon viel weiter hätte sein können, wenn sie nicht des öfteren mal die falsche Abzweigung genommen hätte und dann für lange Zeit in irgendwelchen Dogmen steckengeblieben wäre. Ist aber nur so ein Gedanke und vielleicht auch Quatsch…
@KlausH
Ich finde den Punkt einfach deswegen immer erwähnenswert, weil der nahezu immer unter den Tisch fällt – es heißt fast immer schlicht „Kopernikus räumte mit den Epizykeln auf und setzte die Planeten auf Kreisbahnen um die Sonne“. Dass die damalige Messgenauigkeit schon ausreichte, um Kreisbahnen auszuschließen wissen viele nicht.
Schöne, auch assoziationsreiche Darstellung. Wie müsste das wohl bei dem analogen Satz „Hölle abgeschafft“ aussehen?
@MartinB
„Dass die damalige Messgenauigkeit schon ausreichte, um Kreisbahnen auszuschließen wissen viele nicht.“
Die kam aber erst mit Tycho Brahe und aufgrund seiner feinen Messungen postulierte Kepler dann die Ellipsenbahnen.
@Joseph Kuhn
„Wie müsste das wohl bei dem analogen Satz “Hölle abgeschafft” aussehen?“
Ein schöner Gedanke und Stoff für einen weiteren Beitrag :). Der würde dann wohl mehr den Bereich der Biologie und der Ethik tangieren.
@KlausH
Aber dann hätte Kopernikus ja mit Kreisen ohne Epizykel auskommen können, oder nicht?
@Tina_HH,
Nein, das ist überhaupt kein Quatsch! Leider wird es aber für immer Spekulation bleiben, wie es anders hätte kommen können.
Im antiken Griechenland gab es bereits eine relativ hoch entwickelte Technologie, einschließlich der Glasherstellung. Auch die mathematischen Kenntnisse, etwa um Linsen zu berechnen, waren vorhanden. Theoretisch hätte man zu der Zeit bereits Teleskope und Mikroskope bauen können. Dem stand eigentlich nur die philosophische Grundhaltung, v. a. bei Aristoteles, entgegen, dass die Welt durch reine Kontemplation, also nicht durch Beobachtung und Experimente, zu erkennen sei. Körperliche und damit auch handwerkliche Arbeit wurde abgelehnt, ja sogar bestimmten Bevölkerungsschichten verboten. Unsere heutige Verwendung des Begriffes „Banause“ (ursprünglich „am Ofen Arbeitender“, später für alle Art von Handwerk gebraucht), geht auf diese Einstellung zurück.
Durch die fehlende Verbindung von theoretisch und praktisch arbeitenden Menschen unterblieben bedeutende Entdeckungen, die damals schon hätten gemacht werden können.
Schließlich kommen noch die Entwicklungen im Mittelalter hinzu, als sowohl im arabischen Raum der schon weit entwickleten Wissenschaft durch die „Reform“ von Al-Ghazali, der die Mathematik zum Teufelswerk erklärte und eine strenge islamische Theologie schuf, der Garaus gemacht wurde.
Parallel dazu verlief in Europa durch die „Christianisierung“ (in Wirklichkeit eine „Paulinisierung“) und die krude „Weiterentwicklung“ der christlichen Theologie durch Augustinus und Thomas von Aquin ebenfalls eine Lähmung der Wissenschaft.
Vieles hätte in Wissenschaft und Technik also schon Hunderte von Jahren früher passieren können. Ob es allerdings für unsere Zeit von Vorteil gewesen wäre oder ob die Menschheit als Ganzes davon profitiert hätte, wird immer pure Spekulation bleiben. Man muss immerhin bedenken, dass dann auch die Atombombe und andere Massenvernichtungswaffen Hunderte von Jahren früher hätten dagewesen sein können.
Dazu noch ein wunderschönes Bild
Die Theologen haben wohl noch immer nicht begriffen, ein wie enges Weltbild sie vertreten, wenn sie die Parole ausgeben, dass wir Menschen Sinn und Zweck des gesamten Universums seien.
@MartinB
Hmm, guter Einwand. Hier am Urlaubsort kann ich leider nicht rauskriegen, welche Gründe Kopernikus bewogen haben, weiter auf Epizykel zu setzen, ich würde aber dazu tendieren dabei Fortschritte in der Messgenauigkeit auszuschließen. Ich lasse mich aber gerne eines besseren belehren 🙂
@Joseph Kuhn
Noch ein Gedanke zu „Hölle abgeschafft“: der Unterschied ist natürlich, dass die Hölle als bloß imaginierter Ort wirklich abgeschafft wurde, während es beim Himmel lediglich um die Abschaffung seiner antik-mittelalterlichen Interpretation geht.
@MartinB
Vergiss meine letzte Antwort. Du hast recht. Bei „Kopernikus“ und „Messgenauigkeit“ startet bei mir ein Reflex, der besagt, dass es zu seiner Zeit darin keine Fortschritte gab, aber darum geht es ja gar nicht, sondern nur darum, dass Heliozentrik mit Kreisen ohne Epizykel nicht mit den Kopernikus vorliegenden Messungen in Übereinstimmung zu bringen war.
Och nö, die Theologen haben nur eine andere Grundhaltung und betrachten die Welt philosophisch aus einer anderen Perspektive als die im Materialismus verhafteten Naturwissenschaftler. Das ist alles.
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#7 Tina_HH
Nun ja, das ist halt ein Lernprozess, den die Menschheit dabei durchläuft und oft erst später merkt, dass sie die falsche Abzweigung genommen hat. Das dient dann im besten Fall als schlechtes Beispiel dafür, wie man etwas nicht machen sollte. Denn die eine oder andere historische Entwicklung lässt sich ja auf das Handeln eines oder einiger weniger Menschen zurück verfolgen, so dass man sagen kann: „Wenn die damals anders gehandelt hätten, wäre auch die Geschichte anders verlaufen.“
In den weniger guten Fällen sind oftmals Machtinteressen im Spiel, wo diejenigen, die die Macht haben, versuchen bestimmte Entwicklungen entweder ganz zu verhindern oder, wenn das nicht klappt, wo immer es ihnen möglich ist, sie zu stören oder in andere Richtungen zu lenken. Speziell dann, wenn diese Entwicklungen ihnen die Macht streitig machen. Bestes Beispiel dazu dürfte die Kirche sein, der ja durch die aufkommende naturwissenschaftliche Betrachtung der Welt ihre Deutungshoheit über viele Phämone verloren hat.
Ein Beispiel aus heutiger Zeit wären Erfindungen, die in den Archiven von Patentämtern oder grossen Firmen verstauben, aber nicht ein- oder umgesetzt werden, weil dadurch die aktuellen Einkommenquellen verschiedener Industriezweige angegriffen und sie langfristig zerstört würden.
Dann wäre da noch der Punkt, dass nicht immer alles gleichmässig verläuft, sondern in unterschiedlichen Geschwindigkeiten und mit unterschiedlichen Schwerpunkten. So sind während der Zeiten, wo die Naturwissenschaften nicht besonders hoch geachtet waren, andere Dinge weiter entwickelt worden. Etwa Diskussionskultur oder -technik während des Mittelalters.
@Hans,
Ja, nämlich losgelöst von allen Fakten. Wie bei Pippi Langstrumpf: „Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt …“
@Holger Gronwaldt:
Das kann ja durchaus Spaß machen. Mathematiker beschäftigen sich auch mit ihren Definitionen, Sätzen, Lemmata und Korollaren, ohne allzu viele Gedanken darauf zu verschwenden, ob man das Ganze irgendwie außerhalb der Mathematik verstehen oder gar verwenden kann. Allerdings frage ich mich immer mal wieder, welche mathematischen Theorien in Fachkreisen diskutiert werden, die in der Physik oder anderen Fachrichtungen dringend gebraucht würden – wenn man sie dort nur kennen würde.
@Captain E.,
Ja, durchaus. Nur machen die Theologen das nicht zum Spaß. Manche von denen bilden sich tatsächlich ein, dass sie sinnvolle Aussagen über die Welt machen können. Andere wissen ganz genau, dass sie Unsinn reden, tun es aber trotzdem. Ist ja auch irgendwie lukrativ.
@Holger Gronwaldt #12
Stimmt, mehr als Gedankenspielerei und Spekulation ist das natürlich nicht. Ich tendiere ja dazu, zu denken, dass es besser gewesen wäre, wenn sich Wissenschaft und technischer Fortschritt früher hätten durchsetzen können, ebenso wie ich generell glaube, dass die Zukunft besser sein wird als die Vergangenheit. Aber wer weiß… Gibt ja auch genug Leute, die das ganz anders sehen.
@Hans
Man muss sich ja nur mal ansehen, wie unterschiedlich „entwickelt“ die verschiedenen Länder heutzutage noch sind. Da existiert ja auch nahezu alles noch parallel. Wobei ich immer sehr froh bin, hier und heute zu leben.
@Tina_HH
Besser für wen? Ich denke, diese Frage kässt sich letzten Endes nur statistisch lösen. Die Möglichkeiten, die uns Wissenschaft und die daraus resultierende Technik bieten, werden zweifelsohne in Zukunft noch größer sein. Gleichzeitig wird es aber auch, bedingt durch die wachsende Zahl von Menschen und die zunehmende Erschöpfung natürlicher Ressourcen, größere Probleme geben, denen nur die wohlhabenden Menschen einigermaßen gut entfliehen können.
Andererseits wächst aber auch das Wissen um diese Probleme und was dagegen zu tun wäre/ist. Versuchen wir also, Teil der Lösung zu sein und nicht durch Unterlassen Teil des Problems zu werden. Die Religionen mit ihrem geschlossenen Weltbild können schwerlich einen sinnvollen Beitrag leisten, denn sie werden kaum bereit sein, sich einer ehrlichen Diskussion über den Irrsinn ihrer Doktrin zu stellen.
Ich freue mich über die rege Diskussion, die sich hier in den Kommentaren #12-13 und #16ff. entwickelt hat.
Meine Meinung dazu: bei der Beschäftigung mit den antiken und mittelalterlichen (Vor-)Formen der Wissenschaft vergaß ich ein wenig den Hochmut, den man sich als wissenschaftlich gebildeter, aufgeklärter, moderner, atheistischer Europäer des 21. Jahrhunderts gegenüber allen weniger entwickelten Kulturen angewöhnt hat. Komisch dabei ist, dass man mit der eigenen Vergangenheit viel strenger ins Gericht geht, als mit den manchmal absonderlichen Kosmologien fremder Völker, das hakt man dann gerne unter Folklore ab. Die Rückschritte in der Wissenschaft nach den Hochleistungen vor allem der Griechen sind nicht nur auf die Dominanz des Christentums zurückzuführen, sondern begannen schon eher, mindestens mit den Römern, die zwar große Techniker waren, aber kein Interesse an Grundlagenforschung und Überlieferung von Wissenschaft hatten, wissenschaftliche Literatur verkam zu populären Darstellungen (die Enzyklopädisten), ein Bezug übrigens zu dem heutigen Beitrag von Lisa Leander.
@KlausH
Ein toller Artikel. Ich glaube, ich muss ihn nochmal lesen, es gibt viele Bezugspunkte zu meinem eigenen Beitrag (12.10.). Deshalb habe ich mich noch nicht ausführlicher hier geäußert, weil ich mir dafür etwas Zeit nehmen wollte.
Jedenfalls steht er auf meiner Bestenliste :]
@Dampfer
Danke, ich hab Deinen Beitrag in der Liste auch schon zur Kenntnis genommen und bin sehr gespannt auf ihn.
@Dampier
Sorry, die Schreibkorrektur meines Tablets 🙂 Ein „Dampfer“ war nicht gemeint
Passt schon ;]
„Was Du siehst ist, dass es keinen Unterschied zwischen Himmel und Erde gibt – der Himmel ist abgeschafft“. Diese Feststellung, die Gallileo Galilei zugeschrieben wird, drückt aber auch das Wissen eines Astronomen aus, dass alles Sichtbare in der Welt unseres materiellen Universums als eine Einheit vorhanden ist. Mit Sicherheit war es dem Philosophen und Physiker Galilei damals auch bewußt, dass es ausser unserer materiellen Welt, in der wir leben, eine Sphäre gibt in von uns nicht zu beschreibender, transzendenter Art. Diese Erscheinung, aus religiöser Sicht auch „Himmel“ genannt, ist jedoch nicht abgeschafft, denn unser Gesamt-Kosmos besteht in dualer Gestaltung aus beiden Erscheinungsformen – dem sichtbaren und für uns realen Teil und dem für uns nicht überschaubaren und mithin transzendenten Baustein. So ist unsere Erde auch nicht Mittelpunkt des kosmischen Geschehens, sondern ein unscheinbares Etwas im Hierarchiegebäude des Kosmos und der Mensch ist hier ein relativ unbedeutender Faktor. Allerdings wird der Mensch, solange er denn wirken kann, wie alle Lebewesen in Flora und Fauna, durch seine Aktivitäten und Erfahrungen für die Fortentwicklung unserer Welt gebraucht und auch nach seinem biologischen Ableben wird er in den jenseitigen Sphären des Kosmos eine gewisse Rolle spielen.
@tarix:
Schreibst du „wir“ und „unser“ als Sprecher einer bestimmten Gruppe? Oder ist das ein Pluralis Majestatis?
Wenn nein, wären die korrekten Formulierungen:
„ich glaube dass es ausser unser materiellen Welt [..]“ und „denn ich glaube unser Gesamt-Kosmos[..]“.
Denn ich muss dir leider mitteilen, dass es eine Menge Leute gibt, die nicht an solche Konzepte glauben wie „Transzendenz“ oder „Himmel“ in dem Sinne in dem du sie verwendest.
Mehr noch: Diese Konzepte sind einer ganzen Menge Leute total wurscht.
Und es ist ziemlich hochmütig, jene mit einem „wir“ einfach zu vereinnahmen.
@PDP10,
man kann einen Artikel auch zerreden, wenn man keine besseren Argumente hat – in Köln sagt man dazu dass dies „Korintenkackerei“ ist. Natürlich leben wir alle gemeinsam auf unserem Globus wieso kann ich dann nicht „wir“ sagen? Und leben wir nicht alle gemeinsam in „unserem“ Universum, oder lebst du wo anders? Natürlich sind diese Konzepte, wie du es meinst, nicht jedermanns Sache, dessen bin ich mir auch bewusst. Aber noch gilt bei uns die Freiheit des Glaubens, den jeder nach seiner Facon ausleben kann – mit Hochmut hat dies wohl alles nichts zu tun.
@KlausH:
Sehr schöner Artikel. Da merkt man doch, dass manches längere Zeit brauchte, als man denkt.
Nach dem Titel erwartete ich übrigens etwas über Lichtverschmutzung.
Gestolpert bin ich nur über
Hubble entdeckte den Zusammenhang zwischen Entfernung und Rotverschiebung. Das die Spektren der meisten Galaxien („Nebel“) rotverschoben waren, wusste man schon seit den Messungen von Vesto Slipher von 1912 bis 1917.
@Tarix:
Nope.
Tatsachenbehauptung, jedoch durch nichts belegbar. In Berlin nennt man das „Gewäsch“.
Das ist lustig. Eine Rekursion.
Weil das nicht seine Aussage war. Deine Aussage war, daß es außer „unserem“ Lebensraum noch etwas anderes gibt. Und das ist falsch. Außer „unserem“ Lebensraum gibt es nichts. Die logische Schlußfolgerung: wenn dein „wir“ und mein „wir“ dasselbe „wir“ ist, erzählt einer von uns was falsches. Ich hab schon im Beginn dieses Kommentars klargelegt, warum du dann die Falschaussage triffst.
Die andere – widerspruchsfreie – Möglichkeit ist demnach aber die, daß unser beiden „wir“s verschiedene Mengen beschreiben. PDP10 hat netterweise angenommen, daß du nicht wissentlich Falschaussagen in den Raum feuerst.
Irrtum. Das kannst du nur solange, wie du niemanden belästigst. Und daran solltest du dich auch halten.
@UMa
Danke für das Lob und die Korrektur des Schnitzers. Ich hoffe, dass es der einzige ist, dann wäre ich schon glücklich…
@PDP10
@Bullet
Ich bin für objektive Kritik jederzeit empfänglich.
Wenn diese Kritik jedoch den Eindruck der reinen Schulmeisterei und Besserwissserei erweckt und dazu noch eine persönliche Meinung abqualifiziert wird, ist dies nicht förderlich für einen Gedankenaustausch. Ich hoffe mit meiner neuerlichen Stellungnahme diese, meiner bescheidenen Meinung nach, sinnlose Diskussion beenden zu können.
@KlausH
Ich finde Ihren Artikel sehr gut und aufschlußreich. Mein Kommentar hierzu stellt keine Kritik an Ihren Ausführungen dar und war lediglich als Ergänzung zu diesem Thema gedacht.
@tarix:
Dein Problem sind also „Schulmeisterei und Besserwissserei“? Ja, warum betreibst du so beides denn, wenn du doch es überhaupt nicht magst?
@tarix:
Deine Phantastereien seien dir ja unbenommen. Ob man das aber als sinnvolle „Ergänzung“ zu dem Artikel sehen kann ist, für mich, fragwürdig.
Etwas ohne jegliche Belege als Tatsache darzustellen ist keine „Ergänzung“ sondern lediglich Wunschdenken.
Naja, wer’s braucht…
Ja, ganz großartiger Artikel. Gut erzählt und dicht gepackt. Und bis ins Detail schlüssig.
So mach ich das auch immer :))