Das Large Synoptic Survey Telescope hat im Vergleich mit den anderen Teleskopen der nächsten Generation nur einen kleinen Spiegel. Aber es ist trotzdem einzigartig und wird in der Lage sein, unser Wissen über das Universum massiv zu erweitern. Es kann vielleicht nicht so viele Details sehen, wie seine größeren Kollegen. Aber dafür viel mehr des Kosmos viel schneller abbilden und das ist eine nicht zu unterschätzende Fähigkeit!

(Und weiter unten gibt es wie immer eine Transkription des Podcasts zum Nachlesen)

Sternengeschichten-Cover

Die Folge könnt ihr euch hier direkt als YouTube-Video ansehen oder direkt runterladen.

Den Podcast könnt ihr unter

https://feeds.feedburner.com/sternengeschichten

abonnieren beziehungsweise auch bei Bitlove via Torrent beziehen.

Am einfachsten ist es, wenn ihr euch die „Sternengeschichten-App“ fürs Handy runterladet und den Podcast damit anhört.

Die Sternengeschichten gibts natürlich auch bei iTunes (wo ich mich immer über Rezensionen und Bewertungen freue) und alle Infos und Links zu den vergangenen Folgen findet ihr unter https://www.sternengeschichten.org.

Und natürlich gibt es die Sternengeschichten auch bei Facebook und bei Twitter.



Transkription

Im nächsten Jahrzehnt wird in den Bergen von Chile ein neues Teleskop seinen Betrieb aufnehmen. Das Large Synoptic Survey Telescope oder kurz LSST hat einen Spiegel mit einem Durchmesser von 8,4 Metern. Verglichen mit anderen Teleskopen die in naher Zukunft fertig gestellt werden ist das wenig. Die Großteleskope der nächsten Generationen wie das European Extremly Large Telescope oder das Thirty Meter Telescope haben Spiegel mit Durchmessern von 30 oder 40 Metern. Die 8,4 Meter des LSST sind da vergleichsweise klein; das Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte ist zum Beispiel fast genau so groß und schon seit den 1990er Jahren aktiv. Wieso baut man also ein weiteres „kleines“ Teleskop? Braucht es so etwas noch?

Bild: LSST Project Office, CC-BY-SA 4.0
Bild: LSST Project Office, CC-BY-SA 4.0

Ja, auf jeden Fall! Denn das besondere am LSST ist nicht die Größe seines Spiegels. Es ist sein Bildwinkel! Damit bezeichnet man die Größe des Bereichs am Himmel, denn ein Teleskop bei einer Aufnahme abbilden kann. Diese Größe gibt man in Grad an. Wenn ein Kreis der um den ganzen Himmel herum gezogen wird, 360 Grad hat, dann bedeckt zum Beispiel der Vollmond einen Abschnitt mit einer Länge von 0,5 Grad. Kann man mit einem Teleskop als gerade den ganzen Mond abbilden, hat es ein Bildwinkel mit einem Durchmesser von 0,5 Grad.

Bei den meisten großen Teleskopen ist das Bildwinkel aber nicht so groß und bemisst sich weniger in Grad sondern in Bogenminuten. 1 Grad hat 60 Bogenminuten und wenn zum Beispiel die Kamera des Very Large Telescope einen Bildwinkel von knapp 7 Bogenminuten hat, müsste man damit 5 Aufnahmen machen, um den ganzen Mond abbilden zu können.

Normalerweise ist das aber auch kein Problem. Man will ja Sterne oder ferne Galaxien beobachten und die sind im Allgemeinen sowieso nur als Punkte zu sehen. Ein kleiner Bildwinkel ist da sogar von Vorteil, weil so nicht so viel störendes Licht von anderen Himmelskörpern die Aufnahme stört. Aber beim LSST geht es um etwas ganz anderes. Da geht es gerade darum, möglichst viele Objekte auf einmal zu fotografieren.

In der Astronomie ist es zwar wichtig, einzelne Objekte möglichst genau zu untersuchen. Es ist aber genau so wichtig, einen möglichst genauen Überblick über den gesamten Himmel zu erhalten. Und vor allem zu sehen, was sich dort ändert. Macht man eine einzelne Aufnahme des Himmels, dann sieht man darauf im Allgemeinen nur jede Menge Lichtpunkte. Daraus kann man zwar viel lernen, aber nicht alles. Wenn auf diesem Bild zum Beispiel ein noch unbekannter Asteroid zu sehen wäre, entdeckt man den nicht sofort, da er sich auf den ersten Blick nicht von einem Stern unterscheidet. Es hilft auch nichts, die Daten mit einem vorhandenen Katalog zu vergleichen. Denn in diesen Katalogen findet sich zwangsläufig nur ein sehr kleiner Teil der paar hundert Milliarden Sterne unserer Milchstraße und ein weiterer Lichtpunkt kann genau so gut ein bis jetzt noch nicht katalogisierter Stern sein wie irgendetwas anderes.

Um das heraus zu finden muss man ein zweites Bild der gleichen Region des Himmels machen und zwar zu einem späteren Zeitpunkt. Die Sterne werden dann immer noch an der gleichen Position stehen wie zuvor. Ein Asteroid aber hat sich bewegt. Wenn sich am Himmel etwas verändert, ist das immer von Interesse für die Astronomen. Ein sich bewegender Lichtpunkt kann ein Asteroid sein, ein Komet oder gar ein unbekannter Planet. Ein neu auftauchender Stern kann eine Supernova-Explosion in einer fernen Galaxie sein. Die leuchten enorm hell, aber das nur vergleichsweise kurz. Wenn man den Himmel nicht regelmäßig danach absucht, verpasst man sie. Macht man lang genug Bilder des Himmels auf denen sich die Positionen genau genug vermessen lassen, dann kann man auch die Eigenbewegung der Sterne selbst vermessen und daraus wichtige Informationen ableiten.

Kurz gesagt: Es lohnt sich, den Himmel möglichst oft möglichst komplett „einfach nur so“ zu fotografieren und zu schauen, was sich da alles ändert. Genau das ist die Aufgabe des LSST und diese Aufgabe wird es dramatisch viel besser erledigen als alle bisherigen Teleskope.

Sein Blickwinkel wird 3,5 Grad betragen – der Durchmesser entspricht also dem 7fachen des Vollmonds! Das ist ein ziemlich großer Bereich des Himmels. Die Kamera, die die Aufnahmen macht, hat 3,2 Gigapixel und kann bei einer Belichtungszeit von 15 Sekunden alle 20 Sekunden ein Bild machen! Das bedeutet, dass das riesige Teleskop in nur 5 Sekunden auf einen neuen Bereich des Himmels ausgerichtet werden kann. Das zu bewerkstelligen ist eine enorme technische Herausforderung: Man muss einen über 8 Meter großen Teleskopspiegel mitsamt seiner schweren Montierung so konstruieren, dass das Ding bei diesen schnellen Schwenks nicht einfach auseinander fällt. Allein die Kamera wiegt knapp 3 Tonnen und ist 3 Meter lang und das ganze Teleskop noch viel mehr!

Aber wenn alles nach Plan läuft, wird man mit dem LSST etwa 200.000 Aufnahmen pro Jahr machen können. Es dauert also nur ein paar Nächte, um den gesamten sichtbaren Himmel abzufotografieren und LSST wird das mindestens 10 Jahre lang machen. Die Datenmengen die dabei anfallen, sind enorm und die Konstruktion der entsprechenden Computer zur Datenauswertung und Speicherung ist mindestens ebenso kompliziert wie der Bau des Teleskops selbst.

Das musste ebenfalls auf eine spezielle Art und Weise konstruiert werden, damit man ein so großes Blickfeld erhält, in dem trotzdem noch überall scharfe Abbildungen möglich sind. Beim LSST klappt das nur, weil man drei einzelne Spiegel entsprechend kombiniert. Hätte man nur einen einzigen Spiegel, dann könnte der beispielsweise unter der sogenannten „sphärischen Abberation“ leiden. So bezeichnet man den Abbildungsfehler den man bei sphärischen Spiegeln erhält, weil Lichtstrahlen die auf dessen Rand treffen nicht exakt in den gleichen Punkt reflektiert werden wie Lichtstrahlen die ihn nahe des Zentrums treffen. Dieses Problem könnte man lösen, in dem man einen parabolischen Spiegel verwendet. Dann bekommt man aber Problem mit der Koma. Also einem Abbildungsfehler der durch Lichstrahlen verursacht wird, die schräg zur optischen Achse des Systems einfallen und ein leicht verzerrtes Bild verursachen. Und auch der Astigmatismus macht Ärger, ein Abbildungsfehler unter dem auch unsere Augen manchmal leiden und den wir dann mit einer Brille korrigieren.

Bei Teleskopen kann man durch den Einsatz mehrerer Spiegel ebenfalls dafür sorgen, dass die Abbildungsfehler möglichst gering ausfallen. Beim LSST hat man dafür gleich drei Spiegel verwendet, es handelt sich um einen sogenannten „Drei-Spiegel-Anastigmat“. Zwei Spiegel sind nötig, um den Effekt von sphärischer Aberration und Koma zu eliminieren und der dritte dient quasi als „Brille“ um den Astigmatismus zu verringern.

Bild: LSST Project Office, CC-BY-SA 4.0
Bild: LSST Project Office, CC-BY-SA 4.0

Wenn das Teleskop, dessen Bau im Jahr 2011 auf dem Gipfel des 2682 Meter hohen El-Peñón im nördlichen Chile begonnen hat, dann in den 2020er Jahren seinen Betrieb aufnehmen wird, wird es hoffentlich scharf genug sehen, um sein wissenschaftliches Programm problemlos absolvieren zu können. Man plant, mindestens 10 Milliarden Sterne und 10 Milliarden Galaxien zu katalogisieren. Dabei wird das LSST natürlich auch jede Menge neue Objekte in unserem Sonnensystem entdecken. Ein paar Millionen Asteroiden und Kometen sollten von der Kamera aufgenommen werden; also 10 bis hundert Mal mehr als man derzeit kennt! Das beinhaltet auch die PHAs, also die „potentially hazardous Objects“; Asteroiden die der Erde nahe kommen und ihr gefährlich werden können. LSST sollte bis zu 90% dieser Himmelskörper finden können sofern sie größer als 140 Meter sind.

Der Katalog der Sterne der Milchstraße den LSST erstellt, wird ebenfalls deutlich umfassender sein als alles, was bisher existiert und wird es den Astronomen erlauben, die Entwicklung unserer Galaxis viel besser zu verstehen als es jetzt der Fall ist.

LSST wird auch jede Menge nahe und ferne Supernova-Explosionen entdecken und so neue Erkenntnisse über die Natur der dunklen Energie liefern. Also die Tatsache, dass das Universum im Laufe der Zeit immer schneller expandiert. Dass es das tut, wissen wir ja schon länger. Aber noch nicht warum. Aus der Vermessung einer Supernova können wir ableiten, wie schnell sich das Universum ausdehnt und je weiter weg eine solche Explosion stattfindet, desto weiter blicken wir auch die Vergangenheit zurück. Wir können mit dieser Methode, die ich in Folge 26 der Sternengeschichten genauer erklärt habe, also bestimmen, wie schnell sich der Kosmos früher ausgedehnt hat. Je mehr wir darüber wissen, desto eher werden wir auch eine Erklärung dafür finden.

Auch über die dunkle Materie wird LSST neue Erkenntnisse liefern. Bei der Beobachtung der vielen Galaxien werden auch die durch die von der dunklen Materie ausgeübten Gravitationskraft verursachten Effekte sichtbare. Zum Beispiel der Gravitationslinseneffekt, bei dem die Masse der dunklen Materie das Licht ferner Galaxien ablenkt und verzerrt.

Und dann sind da noch die allerwichtigsten Entdeckungen: Diejenigen, von denen wir noch absolut keine Ahnung haben, das wir sie machen werden! Wenn man das Universum nur intensiv genug beobachtet, wird man immer etwas finden, das man noch nicht kannte und mit dem niemand gerechnet hat! Wenn ein Instrument wie das Large Synoptic Survey Telescope 10 Jahre lang Nacht für Nacht fast den gesamten Himmel absucht, wäre es höchst überraschend, wenn es dabei nicht irgendetwas völlig neues finden würde. Vermutlich wäre das sogar die erstaunlichste Entdeckung von allen…

41 Gedanken zu „Sternengeschichten Folge 170: Das Large Synoptic Survey Telescope“
  1. Die 8,4 Meter des LSST sind da vergleichsweise klein; das Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte ist zum Beispiel fast genau so groß und schon seit den 1990er Jahren aktiv. Wieso baut man also ein weiteres “kleines” Teleskop? Braucht es so etwas noch?

    Ich denke, wenn es nach der Masse der forschenden Astronomen geht, dann dürften noch einige dieser Teleskope in Chile hingestellt werden. An den richtig großen Teleskopen kriegt der einzelne Astronom anscheinend nur Beobachtungszeit, die sich nach Minuten oder wenigen Stunden pro Jahr bemisst. Wenn er Glück hat und überhaupt welche bekommt!

  2. @Spritkopf

    Ich denke, wenn es nach der Masse der forschenden Astronomen geht, dann dürften noch einige dieser Teleskope in Chile hingestellt werden.

    Sehe ich auch so, es gibt sehr viele kleine, kaum bekannte Teleskope, die als fleißige Arbeitspferde in Sternwarten aufgebaut sind, siehe z.B. die Bestückung von Cerro Tololo oder auf La Palma. Auch Pan-STARRS arbeitet nur mit 1,8-m-Spiegeln.

    8,4 Meter ist schon ordentlich, das ist Stand der Technik für einen Spiegel aus einem Stück Glas. Im Moment gibt’s nur zwei solcher Spiegel auf der Welt, im Large Binocular Telescope. Alles größere (LBT liegt an 4. Stelle) verwendet segmentierte Spiegel, der größte ist das Gran Telescopio Canarias auf La Palma mit 10,4 m aus 36 Segementen zu je 1,9 m.

  3. Ein Vorteil dürfte klar sein: Wenn LSST in Betrieb gehen und First Light haben wird, wird GAIA bereits keinen Treibstoff mehr haben und damit nutzlos geworden sein. LSST kann dagegen Jahrzehnte lang verwendet und immer mal wieder verbessert werden.

  4. @Phero

    GAIA vermisst Sternpositionen mit sehr großer Genauigkeit, ist aber mit seinem 1,45 x 0,5m Spiegel auf ca. 20. Größenklasse limitiert. Beim LSST werden es 24,5. Größenklasse sein (sogar bis 27,6. Größe, wenn Aufnahmen addiert werden), das ist um einen Faktor ca. 60 (1000) dunkler.

    GAIA wird den Himmel auch nicht mit der der Häufigkeit abdecken, wie LSST das tut (zweimal pro Woche den gesamten, zur jeweiligen Jahreszeit sichtbaren Himmel), d.h. die Chance, Veränderungen wie aufleuchtende Objekte oder Asteroiden zu finden, ist bei LSST viel größer.

    Ein besserer Vergleich zu LSST wäre Pan-STARRS, das die gleiche Aufgabe erfüllt.

  5. Die Datenmengen die dabei anfallen, sind enorm und die Konstruktion der entsprechenden Computer zur Datenauswertung und Speicherung ist mindestens ebenso kompliziert wie der Bau des Teleskops selbst.

    Ich komme bei 200.000 Aufnahmen und 3,2 Gigapixel auf 2 PB pro Jahr, wenn ich eine Farbtiefe von 24 Bit annehme. Von mir aus noch einmal das Zehnfache (was weiß ich, was so ein Teleskop sonst noch alles aufnimmt), dann sind wir bei 20 PB, die sich allerdings wunderbar verlustfrei komprimieren lassen sollten, damit sind wir wieder zurück bei 2 PB oder so.

    Das ist nicht wenig, aber auch nichts Außergewöhnliches. CERN z.B. hat für die Daten vom LHC eine Kapazität von 80 PB in Genf, die in Budapest gespiegelt werden. Bis das Teleskop in 5 Jahren oder so in Betrieb geht, gibt es schon wieder zwei oder drei neue Generationen von Festplatten, was das Bewältigen solcher Datenmengen weiter erleichtert.

    1. @Lercherl: „Ich komme bei 200.000 Aufnahmen und 3,2 Gigapixel auf 2 PB pro Jahr, wenn ich eine Farbtiefe von 24 Bit annehme. Von mir aus noch einmal das Zehnfache“

      Es sind ~30 TB pro Nacht also ~11PB pro Jahr. (https://uanews.arizona.edu/story/google-joins-large-synoptic-survey-telescope-lsst-project)
      Ich hab ja auch nicht gesagt, das es unmöglich ist – aber trotzdem immer noch ein kompliziertes Vorhaben, das alles zu organisieren.

  6. Also war ich nicht so weit daneben mit meinen Schätzungen 🙂 Ich will die Aufgabe auch nicht kleinreden – Big Data ist halt ein bisschen mein Fachgebiet.

  7. @FF

    Es sind ~30 TB pro Nacht

    Das Pressebüro der Uni Arizona ist anscheinend etwas durcheinander, was die Datenmenge angeht. Das LSST selber schreibt, es seien 15 TB Bildrohdaten pro Nacht (also unkomprimiert) und wiederholt diesen Wert nochmal auf der Seite für die Kameraspezifikation.

  8. @Lercherl

    Das in der Astronomie übliche Fileformat für Bilddateien ist übrigens FITS und das ist unkomprimiert (nachträgliches Zippen der Datei ist natürlich möglich).

    Ich nehme an, man wird in eine Datei nur die Aufnahme je eines der 6 Filter packen. Die Kamera liefert 18 Bits pro Pixel, die dann mit 32 Bits/Pixel abgespeichert werden dürften, weil FITS nur 8, 16 und 32 Bit-Pixels kennt. Das macht dann 12,8 GB pro Bild. Packt man alle 6 Filter in dieselbe Datei, dann wären es 76,8 GB.

    Ein paar Zahlen zum Datenaufkommen findest Du dort:

    https://www.lsst.org/scientists/keynumbers

  9. @Alderamin

    Die Kamera liefert 18 Bits pro Pixel, die dann mit 32 Bits/Pixel abgespeichert werden dürften, weil FITS nur 8, 16 und 32 Bit-Pixels kennt.

    Nope, sie werden nur mit 16 Bit abgespeichert. Laut ihrer Kameraseite besteht jedes Raw-Pixel aus 2 Bytes.

  10. @Spritkopf

    Danke für den Link. Die zwei Bit Dynamik wird man kaum wegwerfen wollen. Da steht auch

    16-bit dynamic range is handled by a single-gain readout

    Heißt das evtl., man liest den Chip mehrmals aus? Oder entscheidet man sich vor der Aufnahme, welche 16 der 18 Bits man nachher verwendet, hat also eine 4-stufige Gain-Einstellung zur Auswahl?

  11. @Alderamin

    Heißt das evtl., man liest den Chip mehrmals aus?

    Das scheint so. Auf der von dir verlinkten Seite steht unter „Observation properties“, dass ein Standard-Visit (ich vermute, dass sie damit eine vollständige Bildaufnahmesequenz meinen) aus zweimal 15 Sekunden Exposure Time bestehen würde. Readout Time – also das Auslesen der CCD – beträgt jeweils 2 Sekunden.

    Bei Industriekameras kenne ich das auch, dass sie oft auch mehr Dynamik haben, als dann letzten Endes an Bitbreite geliefert wird, deswegen bin ich nicht stutzig geworden. Aber du hast schon Recht – es klingt logisch, dass das LSST nicht einen Riesenaufwand mit Kühlung der Chips auf unter -100° Celsius betreibt, um dann die letzten 2 Bit wegzuwerfen.

  12. @Alderamin

    Das in der Astronomie übliche Fileformat für Bilddateien ist übrigens FITS und das ist unkomprimiert (nachträgliches Zippen der Datei ist natürlich möglich).

    Ich habe versucht herauszufinden, ob die Bilddaten des LSST mit 16 oder 32 Bit pro Pixel abgespeichert weden sollen. Das gestaltet sich aber schwieriger als gedacht. Das LSST führt lt. ihrer Keyfacts-Seite ~1000 Visits pro Nacht durch, also Betrachtungen eines bestimmten Himmelsausschnitts. Ein Visit besteht aus zwei Belichtungen mit je 15 Sekunden Länge, mit denen Bildfehler durch kosmische Strahlung ausgefiltert werden sollen. Die Frage ist jetzt, ob diese zwei Belichtungen direkt zu einem abzuspeichernden Bild zusammengefasst werden oder ob sie tatsächlich als zwei Bilder gezählt werden müssen. Rein rechnerisch kommt man bei 15 TB pro Nacht und 4 Byte pro Pixel auf ca. 1000 Bilder, bei 2 Byte/Pixel auf die doppelte Menge.

    Leider sind auch aus den Simulationen zur Bildverarbeitungspipeline, die man vor Inbetriebnahme anstellt, keine definitiven Aussagen zu erhalten. Hier kann man sich Bilder herunterladen, wie sie für die Simulation verwendet werden. Lt. lesbarem ASCII-Header sind sie mit 32 Bit/Pixel abgespeichert, aber in einem anderen PDF zur Simulation habe ich wiederum einen Wert von 16 Bit/Pixel gelesen.

    Hast du übrigens einen Tipp, mit welchem Programm man FITS-Bilder vernünftig betrachten und konvertieren kann?

  13. @Spritkopf:

    Hast du übrigens einen Tipp, mit welchem Programm man FITS-Bilder vernünftig betrachten und konvertieren kann?

    Mindestens ImageMagick und Gimp.

    Irgendwo habe ich auch gelesen, dass es ein Photoshop Plugin gibt.

  14. @rolak:

    Korrekt, PDP10, denn mindestens IrfanView kanns auch noch ;‑)

    Ach richtig! Das hatte ich als alter Linuxer mal wieder nicht auf der Uhr, obwohl ich das schon zigmal Leuten empfohlen hab, die fortgeschrittene Bildbearbeitung machen wollen aber für die Photoshop trotzdem Overkill ist.

    Gutes Stück Software!

  15. @Alderamin

    Ich benutze immer das kostenlose Tool Fitswork, mit dem man die Bilder auch bearbeiten kann.

    Danke für den Tipp, genau so ein Progrämmchen habe ich gesucht.

    @rolak

    Korrekt, PDP10, denn mindestens IrfanView kanns auch noch ;‑)

    Stimmt, IrfanView lädt FITS-Dateien und zeigt etwas an. Leider stimmt das nicht mit dem überein, was in Fitswork zu sehen ist. 😉
    Oder sagen wir einschränkend: Bei meiner Version 4.38 ist das so (aktuell ist 4.41).

  16. Leider stimmt das nicht

    Ärgerlich, Spritkopf, das kommt davon, wenn es nicht selbst ausprobiert, sondern nur abgeschrieben ist… Hättest Du den link zu dem entsprechenden Bild in petto, auf daß er zur Fehlerbehebung eingereicht werden kann?

  17. @rolak

    Hättest Du den link zu dem entsprechenden Bild in petto, auf daß er zur Fehlerbehebung eingereicht werden kann?

    Selbstverständlich. In meinem Kommentar #16 habe ich auf die Testbilder von LSST verlinkt und mit den ersten beiden Bildern Deep32 und Deep33 das Anzeigeproblem festgestellt (die anderen hatte ich nicht ausprobiert).

  18. Schöner Artikel.

    Was mich wundert und überhaupt nicht erwähnt wird: Super Seeing hin oder her, das LSST steht auf 30°S, d.h. es kann den nördlichen Himmel überhaupt nicht überwachen. Wäre es dann nicht angebracht, ein zweites LSST auf der Nordhalbkugel zu installieren, weil so nur der Südhimmel überwacht wird ? (Vermutlich ja, aber Geldmangel ?) Wo gibt es eigentlich hervorragendes Seeing auf der Nordhalbkugel ?

  19. Nicht zu vergessen natürlich: Roque de los Muchachos, Kanaren.

    Die kanarischen Berge tragen einige Teleskope der Europäischen Nordsternwarte.

  20. Roque-de-los-Muchachos liegt fast genau auf 30° N, wäre also ideal als Ergänzung. Liegt wahrscheinlich am Geld.
    Teide hat laut Wikipedia zu starke Lichtverschmutzung.

  21. <OT>
    Kleiner Zwischenbericht: Irfan persönlich (nie, noch kein einziges Mal hab ich ins ´about´ geschaut, so daß das für mich überraschend war) bat um Übersendung der gepackten PixelBlobs und bekam noch die beiden screenshot-Paare dazu. Jetzt denkt er:

    Danke.
    Werde etwas versuchen

    btw: Die Kommunikation startete in EN, mit der letzten mail hat er (falls die Namensgebung geschlechtsnormal erfolgte) urplötzlich auf D gewechselt. Good guess, I´d say…
    </OT>

  22. @rolak, Alderamin

    Hi Alderamin, hast Du auf die (relative) Schnelle ein paar kleinere FITS in petto (as link, of cause), gewünscht ist “bis 5MiB”, verständlicherweise…

    Und falls mein Senf gefragt ist: Möglichst in 8-, 16- und 32-Bit-Farbtiefe. Ich habe nämlich den Verdacht, dass IrfanView bei 8-Bit-Bildern korrekt arbeitet, aber darüber nicht mehr. (Oder es ihn möglicherweise aushebelt, wenn er Graustufenbilder ab 16 Bit anzeigen soll.)

  23. falls mein Senf gefragt ist

    Ja aber sicher doch, Spritkopf, habe nur den Herrn A. direkt angesprochen, weil ich den via Kommentar und EMail anpingen kann ;‑)

    Zur Not versuche ich mit dem bereits ‚installierten‘ FITSworks einen entsprechenden (bzw eben entsprechende) Ausschnitt(e) zu generieren und abzuspeichern.

  24. Ich guck‘ nachher mal, was ich hab‘; Farbbilder sind dann aber sowieso von mir mit Fitswork erstellt, meine Kamera liefert nur S/W. In Fitswork kann man wohlmöglich auch die Farbtiefe einstellen.

    @Spritkopf

    Im Prinzip kannst Du die aber auch selbst generieren, Fitswork müsste auch normale Bilder laden und als FITS speichern können. Du hattest das Programm ja schon installiert, richtig?

  25. @Alderamin

    Im Prinzip kannst Du die aber auch selbst generieren, Fitswork müsste auch normale Bilder laden und als FITS speichern können. Du hattest das Programm ja schon installiert, richtig?

    Ja, hatte ich. Ich mache heute abend mal ein paar Tests. (Ja, es ist jetzt schon Abend, aber ich muss noch ein bissel was arbeiten.)

  26. Ja, es ist jetzt schon Abend

    Ach was, irgendwo ist sicher auch gerade frühmorgens, Spritkopf, und wenn es nur in Deiner Vorstellung vom Tag oder wegen Deines Schlafrhythmus´ ist ;‑)

    Möglichst in 8-, 16- und 32-Bit-Farbtiefe

    FITSworks speichert nur in 16-Int, 32-Int und 32-Float, einen derart abgespeicherten png-screenshot kann IrfanView in Int öffnen (um es auf dem Kopf stehend darzustellen), Float bringt black-on-black.
    Während in diesen selbstgenerierten Int-FITs die #bit/pixel wie erwartet im Header steht, taucht bei Float ‚-32‘ auf, das ‚-‚ wohl das floating-point-tag. Kurzer Blick: Yep, Deep_3?.fits sagen ‚-32‘, da wundert schon, daß bei denen wenigstens irgendetwas angezeigt wurde…

    Die Dateien sind auch angenehm schlank und wandern itzo in den Briefkasten von Irfan. Mal schaun…

  27. @rolak

    FITSworks speichert nur in 16-Int, 32-Int und 32-Float, einen derart abgespeicherten png-screenshot kann IrfanView in Int öffnen (um es auf dem Kopf stehend darzustellen), Float bringt black-on-black.

    Ja, das habe ich auch schon festgestellt. Wobei int-Bilder nicht auf dem Kopf stehen, sondern horizontal gespiegelt sind.

  28. Wobei .. sondern

    Erbsenzähler, recht habender.
    Alles, was hier auffiel, ist unterwegs zu des Entwicklers ToDoList. Auch, daß die als Int-FITS gespeicherten Deep* genausowenig funktionieren…

    1. nur ne halbe

      Ja ja, Spritkopf, doch schon durch die Spiegelung eine ganze.

      Nach den jüngsten Gerüchten funktioniert die Darstellung der RGB-fits mittlerweile und sogar heads up, Alderamins WhiskeyBild dient derweil in verschieden gespeicherten Varianten als Testobjekt fürs Graustufige.

  29. wenn zum Beispiel die Kamera […] einen Bildwinkel von knapp 7 Bogenminuten hat, müsste man damit 5 Aufnahmen machen, um den ganzen Mond abbilden zu können.

    Die Schätzung ist wohl 30/7 ≈ 5 mit 30′ für den Vollmond. Müssten es nicht sogar 30²/7² ≈ 20 Aufnahmen sein, um mit einem 7′-Teleskop den ganzen 30′-Mond abzulichten?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.