Alpha Centauri ist unser nächster Nachbar im All. Ok, genaugenommen ist es der Stern Proxima Centauri. Aber der bildet eventuell gemeinsam mit den beiden Sternen des Alpha-Centauri-Systems ein Dreifachsternsystem. Oder auch nicht – das ist eines der vielen Dinge, die wir über unsere Nachbarschaft leider noch nicht wirklich wissen. Dazu gehört auch die Frage, ob es dort Planeten gibt oder nicht. Wenn es sie gäbe, wäre das toll. Denn das wären dann – abgesehen von unserem eigenen Sonnensystem – die nächstgelegenen Planeten die wir beobachten und untersuchen können. Bis jetzt ist der Befund aber noch unklar. Der Planet, dessen Existenz bei Alpha Centauri im Jahr 2012 verkündet wurde (auch von mir) hat sich bei nachfolgenden Analysen als doch nicht vorhanden herausgestellt. Und mehr hat man bis jetzt noch nicht gefunden. Aber es wird weiter gesucht!
Unter anderem von Michael Endl, einem Astronomen aus Österreich, der seit einiger Zeit in den USA arbeite. Ich kenne Michael noch aus meiner eigenen Zeit an der Unisternwarte in Wien (und erinnere mich noch gerne an den feucht-fröhlichen Abend und Geschichte mit dem Poster über die Entdeckung des Planeten bei Iota Horologii die ich hier aber aus Rücksicht auf Michaels Karriere nicht weiter ausbreiten werde 😉 ). Kürzlich habe ich ein Video entdeckt, das einen Vortrag zeigt den Michael im November 2015 am SETI-Institut gehalten hat. Darin erzählt er von der Suche nach Planeten bei Alpha Centauri und ich kann euch nur empfehlen, den Vortrag anzusehen. Es ist ein sehr schöner und durchaus auch verständlicher Überblick über den Status Quo der Planetensuche bei unserem nächsten Nachbar im All:
Da bisher so wenig los ist, dazu mal ein paar (hoffentlich interessante) Fragen:
Beim Durchlesen erhält man den Eindruck, es sei inzwischen manchmal einfacher, Planeten in anderen Systemen als im eigenen zu finden (siehe Planet Neun-Geschichte). Könnte dies bei weit außerhalb liegenden Planeten sogar der Fall sein? Und wenn ja, liegt es daran, dass der indirekte Beweis mit dem „Planet deckt Sonnenlicht ab“ in anderen Systemen für unser eigenes System logischer weise nicht möglich ist?
Und dann noch eine Frage: Angenommen, auf einem Planeten im AC-System gäbe es eine gleich weit entwickelte Spezies wie hier: Welche Planeten unseres Systems hätte diese Spezies inzwischen entdeckt (durch Berechnung, Sonnenabdeckung oder sogar direkte Beobachtung)?
@Kassiopeia
Einerseits: Ja.
Andererseits: Planeten wie der hypothetische Planet Neun, die ihren Stern in sehr großem Abstand umkreisen, sind generell extrem schwer bis überhaupt nicht auszumachen. Nicht nur in unserem eigenen Sonnensystem, sondern auch bei anderen, einfach weil sie durch ihre langperiodische Umlaufbahn höchstens einen einzigen Transit innerhalb der Lebenszeitspanne eines Astronomen haben können und auch keinen nennenswerten gravitativen Einfluss auf ihren Stern ausüben.
Über die Transitmethode? Keinen einzigen, da Alpha Centauri nicht in der Ekliptikebene des Sonnensystems liegt. Über das gravitative Wackeln der Sonne? Das sollten dir Florian oder Alderamin beantworten können (ich leider nicht).
@Kassiopeia
Ja, Planeten, die nicht selbst leuchten (weil sie noch Wärme abstrahlen), sind weit von unserer Sonne schwer zu entdecken. Ein Planet wie Jupiter setzt noch Wärme frei, weil er kontrahiert, den hätte man finden können. Eine Erde nur sehr schwer.
Bei anderen Sternen finden wir zweierlei Planeten: solche, die ihre Sterne eng umkreisen und sie zum „Wackeln“ bringen oder in ein paar Jahren Beobachtungszeit vor ihnen durch wandern, und solche, die weit weg von ihren Sternen sind, die groß und relativ heiß sind, in jungen Planetensystmen. Die kann man im Infraroten direkt beobachten, wenn der Kontrast zum Stern groß genug ist. Einige wenige solcher Planeten hat man gefunden.
Transits vor der Sonne kommen nur bei Merkur und Venus, also inneren Planeten vor (und wenn es dort weitere gäbe, hätte man sie so längst gefunden). Ferne Planeten, die die Sonne umkreisen, kann man mit den Techniken, die wir auf andere Sterne anwenden, nicht finden (außer direkte Beobachtung im IR – wurde gemacht, nichts gefunden).
Vom Alpha-Centauri-System aus würde kein Planet der Sonne Transits vor der Sonne durchführen. Mit der „Wackel“-Methode hätte man sicherlich Jupiter und Saturn finden können, wenn man mindestens 60 Jahre lang die Sonne beobachtete (2 Saturn-Umläufe, um die Periodizität der Schwankung klar zu erkennen). So lange gibt es die Technik aber noch nicht auf der Erde. Mit dem heutigen Stand bei uns hätte man vielleicht Jupiter entdeckt. Sonst nichts.
Vielen Dank für die ausführlichen Antworten.
In unserem eigenen Sonnensystem bist du da selbst als astronomisch interessierter Baum nur selten alt genug für sowas. Neptun braucht 164 Jahre für einen Umlauf um die Sonne, Pluto hat eine Umlaufzeit von 248 Jahren. Laut Kepler III hat ein Planet, der nur doppelt so weit von der Sonne entfernt ist wie Pluto schon eine Jahreslänge von 700 Erdjahren. Gut, ein Neptun muß jetzt von uns auch nicht mehr gesucht werden – schon gar nicht von außerhalb. Aber damit wird klar, warum kurzperiodische Planeten in den Listen bekannter extrasolarer Sternbegleiter noch lange Zeit deutlich überrepräsentiert sein werden.
Naive Frage: Verdecken die Planeten in unserem Sonnensystem nicht manchmal zum Teil das Licht von Fixsternen? Falls das messbar ist, könnte man eventuell so nach unbekannten Planeten suchen.
Theoretisch ist das natürlich denkbar. So hat SOFIA vor einigen Jahren beobachtet, wie Pluto einen Stern bedeckt hat. Leider ist der Himmel dermaßen groß, dass jede Beobachtung ein reiner Glücksfall wäre, es sei man weiß bereits, welche genaue Bahn ein Planet zieht.