Vor ein paar Tagen habe ich über den tollen Kurzfilm „Wanderers“ berichtet und all die Welten, die wir entdecken könnten, wenn wir wollten. Dazu bräuchte es aber eine andere Einstellung zur Raumfahrt, als derzeit vorherrscht. Wir müssten mehr investieren, mehr ausprobieren und auch mehr riskieren. Es bräuchte viel mehr Engagement und das wird von den aktuellen politischen Entscheidungsträgern nicht gewollt. Eine Alternative sehen viele in privaten Bemühungen um die Raumfahrt und auch in sogenannten „Crowdfunding“-Projekten, bei denen viele ganz normale Menschen kleine Beträge spenden, damit am Ende ein großes Vorhaben verwirklicht werden kann. Wenn es um die Unterstützung von künstlerischen Projekten geht oder um die Finanzierung technologischer Gadgets, dann hat sich dieses System in den letzten Jahren durchaus bewährt. Aber kann man damit auch die Raumfahrt vorantreiben? Ich bin skeptisch…

Raumfahrtprojekte, die mit Beteiligung bzw. durch Finanzierung einer breiten Öffentlichkeit stattfinden sollen, gibt es viele. Am bekanntesten ist derzeit wahrscheinlich Mars OneBemannte Raumfahrt hat schon immer das Potential gehabt, die Menschen zu faszinieren (Bild: NASA) Bemannte Raumfahrt hat schon immer das Potential gehabt, die Menschen zu faszinieren (Bild: NASA)[/caption]

Ein anderes Projekt ist Lunar Mission One bei dem im Jahr 2024 eine Raumsonde zum Mond fliegen, dort landen und dann Bohrungen anstellen soll. Finanziert werden soll es durch Crowdfunding bei Kickstarter.

Noch ambitionierter ist die Northern Light Mission, die derzeit bei Indiegogo finanziert werden kann. Hier will man einen Mikro-Rover im Jahr 2018 auf die Oberfläche des Mars schicken.

Schon erfolgreich finanziert wurde letztes Jahr das Weltraumteleskop Arkyd der privaten Firma „Planetary Ressources“, die eigentlich vor hat, Asteroidenbergbau zu betreiben.

Und ich bin sicher, man findet noch jede Menge andere private bzw. massenfinanzierte Raumfahrtprojekte. Aber was soll daran schlecht sein? Ist es nicht gut, wenn man sich bemüht, die Öffentlichkeit für Raumfahrt zu begeistern und es ihr ermöglicht, sich selbst und direkt an den Projekten zu beteiligen? Nun, ich wäre der letzte, der behauptet, dass es schlecht wäre, die Menschen mehr für Astronomie, Raumfahrt und Wissenschaft zu begeistern. Das zu tun ist immerhin der Job, mit dem ich meinen Lebensunterhalt verdiene. Aber jedesmal wenn ich von solchen Projekten höre, habe ich irgendwie ein ungutes Gefühl bei der Sache. Bis jetzt konnte ich das nicht so richtig zuordnen, aber in der letzten Ausgabe des „Recycled Electrons“-Podcast hat der britische Astronom Chris Lintott die passenden Worte für mein Unbehagen gefunden.

Lintott, der für das riesige Citizien-Science-Projekt Zooniverse verantwortlich ist, ist natürlich auch ein Verfechter der öffentlichen Beteiligung an der Wissenschaft und weiß um die Faszination, die man mit solchen Vorhaben vermitteln kann. Aber die Frage ist nicht nur, ob man die Menschen für Raumfahrt begeistern kann. Man muss sich auch Gedanken darüber machen, ob diese Begeisterung in jedem Fall gerechtfertigt ist und ob man die Menschen nicht am Ende schrecklich enttäuscht.

Denn das ist der Schwachpunkt, den ich bei vielen der angesprochenen Projekten sehe: Sie sind schlicht und einfach nicht in der Lage, das zu liefern, was sie versprechen! Mars One ist das beste Beispiel dafür: So gut wie jeder, der auch nur ein klein wenig Ahnung von Raumfahrt hat, wird erklären, dass diese Mission so nicht funktionieren kann und schon gar nicht mit dem vorgeschlagenen Zeitplan. Man fliegt nicht so einfach mal eben zum Mars; selbst dann nicht, wenn ein Rückflug nicht eingeplant ist. Schon die unbemannten Missionen zu unserem Nachbarplaneten sind höchst komplex und scheitern immer wieder mal. Und wenn man Menschen sicher auf den Mars bringen will, wird die Sache unverhältnismäßig viel schwieriger. Wir lernen erst langsam, wie gefährlich ein langer Aufenthalt im tiefen Weltraum für Menschen ist. Wir lernen, wie gefährlich die Bedingungen auf der Marsoberfläche sind (die im Gegensatz zur Erde nicht durch Magnetfeld und Atmosphäre von der kosmischen Strahlung abgeschirmt sind). Und so weiter. Es ist nicht unmöglich, zum Mars zu fliegen und es ist nicht einmal unmöglich, dort eine Kolonie zu errichten. Aber es ist nicht so einfach, wie das bei Mars One vermittelt wird und schon gar nicht wird das bis zum Jahr 2025 funktionieren.

Wenn man aber über die Details der Astronomie und Raumfahrt nicht so gut Bescheid weiß, dann klingt so etwas wie „Mars One“ natürlich enorm faszinierend. Da draußen sind jede Menge Menschen, die sich eine Zukunft wie in den Science-Fiction-Filme und -Büchern wünschen (und ich zähle mich da durchaus dazu) und die lieber heute als morgen das Sonnensystem erforschen wollen. Menschen, die begeistert über eine Möglichkeit sind, sich selbst an dieser Erforschung zu beteiligen und sei es nur durch eine Spende beim Crowdfunding. Aber was, wenn dann nichts passiert? Dem ursprünglichen Ablaufplan ist man dort jetzt schon ein wenig hinterher und es ist zweifelhaft, ob das für 2015 geplante Training der ausgewählten Marskolonisten (die noch nicht ausgewählt wurden) in der auf der Erde nachgebauten Marskolonie (die meines Wissens nach noch nicht nachgebaut wurde) stattfinden kann. Auch der Start einer unbemannten Aufklärungsmission wurde schon um 2 Jahre nach hinten verschoben – und so weiter. Es ist schwer zu Mars zu fliegen und es würde mich nicht im Geringsten wundern, wenn bei Mars One in den nächsten Jahren zwar noch jede Menge PR passiert und Geld gesammelt wird, ohne das sich jemand oder etwas tatsächlich auf den Weg zum Mars macht. Wären die circa 200.000 Menschen, die so begeistert waren, dass sie sich für diese Mission ohne Wiederkehr angemeldet haben, dann immer noch so begeistert von der Raumfahrt? Wären all die anderen Fans von Mars One, die sich eine Erforschung und Besiedelung des Mars wünschen, immer noch so begeistert, wenn Mars One all die hochgesteckten Erwartungen nicht erfüllen kann?

Wie sieht es mit den 17.614 Personen aus, die im Sommer 2013 mehr als 1,5 Millionen Dollar für das Arky-Teleskop gespendet haben? Noch ist das Teleskop nicht gebaut und nicht im Weltraum. Und ob es dann wirklich so befriedigend ist, wenn man damit „Selfies“ im Weltraum machen kann? Die hochfliegenden Pläne zum Asteroidenbergbau (und die Suche nach Asteroiden sollte ja der ursprüngliche Zweck von Arkyd sein) hat Planetary Ressources schon deutlich zurückgeschraubt und wird wohl auch die in absehbarer Zeit nicht verwirklichen können. Am Ende wird dann vielleicht höchstens ein Mini-Teleskop durch den Weltraum fliegen, das nur nette Bilder macht, die aber nicht im geringsten mit den Aufnahmen mithalten kann, die man von Weltraumteleskopen eigentlich gewohnt ist.

Lunar Mission One ist ein ebenfalls sehr ambitioniertes Projekt das Potential für Faszination hat. Immerhin soll dort nicht nur der Mond angebohrt werden, man will im Loch dann eine auch „Zeitkapsel“ vergraben, die Information über die Menschheit enthält. Unter anderem DNA aus den Haaren aller derer, die etwas für die Mission gespendet haben. Lunar Mission One wird von vielen prominenten Wissenschaftlern unterstützt und es sieht derzeit so aus, als würden sie ihr Finanzierungsziel erreichen. Aber mit den geplanten 600.000 Pfund kann man natürlich keine Landung auf dem Mond bezahlen. Das Geld dient nur dazu, die weiteren Vorbereitungen zu finanzieren; Produkte zu erzeugen die man verkaufen kann und eine Firma aufzubauen, die dann tatsächlich irgendwo und irgendwie das Geld auftreibt, um die echte Mission zum Mond durchzuführen. Ob das alles so läuft wie die Organisatoren sich das vorstellen ist ebenfalls mehr als zweifelhaft und viele derjenigen, die jetzt Geld in der Erwartung gespendet haben, zumindest indirekt und per DNA an einem Flug zum Mond beteiligt zu sein, werden enttäuscht sein.

(Und über die Northern Light Mission lohnt es sich gar nicht zu reden. Abgesehen davon das man mit einer Million kanadischer Dollar sowieso schwerlich einen Rover zum Mars schicken kann, sieht es auch schlecht aus, dass das Geld überhaupt gesammelt wird)

Wie gesagt: Ich bin ein großer Fan von allen Projekten die dazu dienen, Menschen für Astronomie und den Weltraum zu begeistern. Und Crowdfunding kann da durchaus helfen: Ich habe zum Beispiel erst vor ein paar Monaten das Projekt „Universe in a Box“ unterstützt und empfohlen und da es erfolgreich war, können nun Lehrer ihren Schülern mit tollen Materialien das Universum nahe bringen. Aber ich denke es ist derzeit noch unrealistisch, komplette Weltraummissionen durch private Spenden zu finanzieren. Die dafür nötigen Summen sind einfach zu groß und um sie durch Spenden von der Öffentlichkeit einzusammeln muss man einen enormen PR-Aufwand treiben und dabei zwangsläufig enorm hohe Erwartungen wecken. Erwartungen, die am Ende kaum erfüllt werden können und statt Begeisterung wartet dann Enttäuschung.

Die Gründer der Planetary Society (Bild: NASA)
Die Gründer der Planetary Society (Bild: NASA)

Im Recycled Electrons Podcast hat Chris Lintott vorgeschlagen, man solle anstatt unrealistischer Crowdfunding-Projekte lieber Lobby-Organisationen wie die Planetary Society unterstützen. Diese gemeinnützige Organisation wurde 1980 unter anderem von Carl Sagan gegründet und widmet sich der Aufgabe, die Menschen für Astronomie und Raumfahrt zu begeistern und entsprechende Projekte voran zu treiben. Das passiert aber wesentlich nachhaltiger als bei Crowdfunding-Projekte. Da sich die Gesellschaft aus den regelmäßigen Mitgliedsbeiträgen finanziert, hat sie ganz andere Planungsmöglichkeiten. Sie widmet sich nicht nur der Öffentlichkeitsarbeit (und die Blogs der Gesellschaft sind immer wieder eine hervorragende Informationsquelle für mich gewesen) und der politischen Überzeugungsarbeit zur Unterstützung der Raumfahrt sondern treibt auch selbst innovative Projekte an, wie zum Beispiel aktuell das Sonnensegel LightSail-1. Natürlich wird auch die Planetary Society (beziehungsweise ähnliche Organisationen in anderen Ländern) nicht von heute auf morgen die Revolution in der Raumfahrt verursachen können. Aber ich denke, es ist nicht ganz von der Hand zu weisen, dass eine Unterstützung solcher Gesellschaften langfristig mehr Fortschritte in der Raumfahrt bewirken kann, als eine einmalige Spende für ein faszinierendes, aber unrealistisches Crowdfunding-Projekt.

Ich selbst bin ja ein notorischer Vereinsmuffel und trete Vereinen und Gesellschaften nur sehr zögerlich bei. Aber ich denke, ich werde mir für 2015 vornehmen, das zu ändern. Und zumindest bei der Planetary Society eine Ausnahme zu machen. 57 Dollar pro Jahr sind ein leistbarer Beitrag für die Unterstützung der Erforschung des Sonnensystems. Mal sehen – vielleicht schenke ich mir die Mitgliedschaft ja zu Weihnachten 😉 (Und wer noch ein originelles Weihnachtsgeschenk sucht: Man kann eine Mitgliedschaft auch verschenken!).

56 Gedanken zu „Schadet Crowdfunding der Raumfahrt?“
  1. vor ein paar Minuten

    🙂 ZeitDilatation in Aktion – der andere post war ja wohl vor ein paar Monaten. Oder bezogst Du Dich auf etwas anderes, Florian?

    Ansonsten halte ich Deine Meinung zum Thema für richtig.

  2. Trifft mein Unbehagen angesichts dieser Crowdfundingaktionen mitten aufs Auge. Allerdings würde ich fast noch einen Schritt weitergehen wollen und fragen in welchen Fällen es sich ganz gezielt um Betrug handelt.

    1. Hmm – und ich hätte schon gedacht, die ganzen Raumfahrtfans machen mir jetzt die Hölle heiß… Aber die sind wohl noch mit Orion beschäftigt.

  3. Hölle heiß? Wieso? Ist doch genau auf den Punkt gebracht.
    Zumindest bei solchen Projekten.
    Bei der Popularisierung allerdings sehe ich das anders.
    Das nötige Geld ist ja in Demokratien immer auch die Frage ob es Stimmen bringt. Und wenn sich da Leute finden, Geld zusammenlegen und einer kritischen Wählermasse ein Interesse für die Dinge „hinter dem Horizont“ nahebringen, eben Lobbyarbeit leisten, Multiplikatoren motivieren und so, dann ist das sicher sinnvoll. Leider werkeln derzeit zuviele an ihrem eigenen Ding, ob realistisch oder Traumtänzerei.
    Irgendwie fehlt ein gemeinsames, allgemein akzeptiertes Dach für alle Bürger, die es zu den Sternen zieht.

  4. Ich sehe das auch so. Vor allem, wenn gezielt völlig unrealistische Erwartungen geweckt werden, ist das ganze schon sehr unseriös. Die Spender sind dann zurecht enttäuscht. Und wer sich einmal wegen der (vielleicht ein wenig naiven) Begeisterung für ein Projekt ausgenutzt sah, wird wohl auch in Zukunft dann nicht mehr so schnell für andere (vielleicht sinnvollere) Projekte spenden.

    Für eine seriöse Planung, Abwicklung und Kontrolle solcher Großprojekte traue ich stattlichen Organisationen mehr zu als rein privaten.

  5. Eine Alternative sehen viele in privaten Bemühungen um die Raumfahrt und auch in sogenannten “Crowdfunding”-Projekten…

    Bei den genannten Projekten muss man sicherlich zustimmen.
    Es gibt da aber auch eins (kein Crowdfunding, aber dafür so richtig privat), das ist einfach nur geil! Und in so was seh ich auch einen Sinn. Nämlich Begeisterung zu wecken, und im Fall eines Erfolges den großen Raumfahrtorganisationen ihr teilweises Versagen aufzuzeigen.

    Teilweises Versagen ist genau so zu verstehen. Teilweise.
    Ich mein damit den schon Jahrzehnte lange dauernden Stillstand in der bemannten Raumfahrt, und den fehlenden Willen (auch der Politik) wieder „…tapfer dorthin zu geh’n wo noch kein Mensch zuvor gewesen ist.“

    Das Projekt von dem ich rede sind die „Copenhagen Suborbitals“. Schauts euch an und dann sagt mir:
    Ist das nicht einfach nur geil?

    https://www.youtube.com/watch?v=1n25vIbCHjo (Servus TV Bericht)
    https://copsub.com/ (Website)
    https://www.youtube.com/user/CphSuborbitals (Yotube Kanal)

  6. @ Frantischek
    Sorry, aber ich kann deine Begeisterung jetzt nicht so ganz teilen. Suborbitalflüge sind ja jetzt nicht mehr so ganz cutting edge technology. Juri Gagarin hat das schon am 12. April 1961 gebracht.
    Großartige wissenschaftliche Erkenntnisse sind da wohl auch nicht mehr zu erwarten. Aber sicher eine nette Spielerei für einige Techikbegeisterte. Die haben ja schon ein U-Boot und einen Seenotrettungskreuzer, da kann ja nix mehr schief gehen. Und was der Erkenntnissgewinn sein soll, daß sowas privat passiert erschließt sich mir auch nicht.

    Überhaupt bin ich generell der Meinung, daß man mit unbemannten Missionen für weniger Geld viel mehr erreichen kann

  7. moin moin
    Ich bin an einem privaten Raumfahrt Projekt beteiligt. Trotzdem kann ich Florian nur zu stimmen!
    Gescheiterte Projekte schaden privater (Kommerzieller) und staatlicher Raumfahrt.
    Wir haben uns, in unserem Projekt, nach langen Diskussionen und gescheiterten Crowdfunding Aktionen entschieden uns nicht auf diese Weise zu Finanzieren. Auch wenn die Argumente von Florian ziemlich überzeugen, unsere Gründe waren andere. Für Projekte in dieser Größe braucht man über Jahre hin eine permanente gesicherte Finanzierung. Genau das aber bietet Crowdfunding nicht! Wir haben uns also Partner gesucht in der Industrie, im Marketing und für den technischen Bereich auch bei staatl. Einrichtungen gesucht. Solange es ging haben wir eigene Mittel verwendet.
    Wir machen das durchaus mit Spaß, auf jeden Fall mit Leidenschaft. Trotzdem ist ernsthafte Raumfahrt.

    Michael

    Part-Time-Scientists.com

  8. Das ist sicherlich alles wahr, was Florian da geschrieben hat. Allerdings glaube ich nicht so recht daran, dass uns die staatlichen Raumfahrtbehörden irgendwo hinbringen. Warum sollten sie auch? Die Frage nach der bemannten Raumfahrt wird für die Politik in Deutschland nie zu einem Thema werden, das Wahlen beeinflusst, egal wie sehr wir paar Enthusiasten dafür trommeln. Also warum sollte ein Spitzenpolitiker dazu eine Meinung haben und das zur Chefsache machen?
    Die NASA spielt in der amerikanischen Seele eine Sonderrolle. Sie ist ein stolzes Kind des Kalten Krieges und heute ein riesiger Arbeit- und Auftraggeber und man braucht sie in der Hinterhand, falls die Chinesen einen neuen Wettlauf zum Mond starten. Ansonsten lässt man sie halt ein paar Planetensonden und Forschungssatelliten starten. Das sind überschaubare Kosten, ohne Risiko für Menschenleben.

    Wir brauchen also die private Initiative von Leuten, die unser Sonnensystem mit uns und für uns erschließen wollen. Leute die wissen, dass es nicht darum geht ob ein Roboter besser forschen kann, sondern darum, dass wir nur dann auf dem Mars sind, wenn WIR auf dem Mars sind.

    Forschungsreisen und Einrichtungen wurden schon immer durch private Sponsoren erheblich unterstützt. Fast alle großen Teleskope in den USA tragen die Namen reicher Stifter. Dass der Staat wissenschaftliche Großprojekte zur Grundlagenforschung und Raumfahrt finanziert halte ich für ein Auslaufmodell – leider! Wir haben also gar keine Alternative zu Crowdfunding und privater Raumfahrt.

    1. @Stefan: „Wir brauchen also die private Initiative von Leuten, die unser Sonnensystem mit uns und für uns erschließen wollen.“

      Da stimme ich dir auf jeden Fall zu! Aber halt nicht via Crowdfunding sondern mit anderen Methoden. Bzw. mit vernünftig geplantem Crowfunding. Und vernünftige geplante Projekte, so wie die von der Planetary Society und nicht so einen PR-Quatsch wie Mars One.

  9. Ich stehe Crowdfunding bei solchen Themen auch eher skeptisch gegenüber. Mal überspitzt gesagt: mangels konkretem Fachwissen bei einem Großteil der Unterstützer erhält letztlich nicht das Projekt mit den größten Erfolgsaussichten die meiste Unterstützung, sondern das mit der besten PR. Zudem besteht die Gefahr, sich zu verzetteln: gerade Universitäten oder Firmen müssen sich zwangsläufig ein Projekt heraussuchen – nur auf welcher Basis? Und mit welcher Gewissheit, dass es sich nicht nur um ein Strohfeuer handelt? Am Ende setzt man Geld oder Forschungsleistungen in den Sand, die nun an anderer Stelle fehlen.

    Jetzt bitte nicht als Werbung auffassen (als Amateurfunker beobachte ich das Thema und entsprechende Projekte halt fast schon automatisch) – aber wenn man sich da wirklich und in ein realistisches Projekt einbringen möchte, würde sich als Organisation die AMSAT (ob nun -DL oder eine andere ihrer internationalen Gruppen) anbieten. Die Ziele sind um eine Größenordnung niedriger, aber halt auch realistischer – nicht zuletzt, weil sie schon mehrfach zeigen konnten, dass das know-how vorhanden ist. Und selbst sie haben trotz allem nicht nur mit finanziellen, sondern auch mit technischen Problemen zu kämpfen.

    Kurz: ich würde von allen Initiativen mit hochfliegenden Plänen die Finger lassen, so lange sie nicht gezeigt haben, dass sie wenigstens einen CubeSat oder etwas Ähnliches a) zum Funktionieren und b) in den Orbit bekommen haben.

  10. Das Problem ist wohl, dass die „falschen“ Projekte auf den Crowdfunding-zug aufspringen.
    Crowdfunding ist aktuell auf der kurve des Hype Zyklus (https://de.wikipedia.org/wiki/Hype-Zyklus) bald auf der Spitze.

    Aktuell werden vor allem Projekte mit gutem Marketing gefunded (und die fähigen, ehrlichen Techniker sind selten gute Marketing-Leute). D.h. es wird viele gescheiterte Projekte geben (und bei vielen kann man wohl auch von Betrug sprechen).
    Die Platformen werden viel in die Qualitätskontrolle investieren müssen um das dadurch verlorene Vertrauen wieder gewinnen zu können.

    Was hat das mit den Astronomie-Projekten zu tun?
    Die Projekte, die aktuell schlagzeilen machen, haben tolles Marketing. Sie versprechen viel (mehr als sie halten können) und machen deshalb tolle Schlagzeilen. Die realistischen Projekte stehen in deren Schatten.
    Ich kann mir vorstellen, dass in 10 Jahren Crowdfunding durchaus eine Option für kleinere Projekte sein kann! Aber in der Aktuellen Situation stimme ich komplett mit Florian überein! Wobei das Problem nicht auf Astrononmie-Projekte beschränkt ist!

  11. Gerade läuft auf 3sat eine Doku über bemannte Marsmission und Mars One. Da wird ausführlich über einen deutschen „Astronauten“ berichtet, der sich bei Mars One angemeldet hat. Und der sein ganzes Familienleben umgekrempelt hat; seinen Kindern erklärt hat, dass er sie eventuell bald für immer verlassen wird; der in Schulen Vorträge über seine „Auswanderung“ hält – usw. Und das alles für ein nicht realisierbares PR-Projekt… Sowas ärgert mich enorm.

  12. @Florian

    Kann ich nachvollziehen.

    Tja, so wird mit der Dummheit und Gutgläubigkeit der Menschen Kohle gemacht. Ist bei den Castings für DSDS ja ähnlich (in die Riege von „Superstars“ wie Madonna oder den Stones steigt da ja im allgemeinen auch keiner auf, selbst wenn wenige aus Tausenden, die sich da zum Affen machen lassen, mal eine Platte aufnehmen).

    Alles für umsonst und auf Werbekosten ist halt eben nicht das perfekte Finanzierungsmodell für seriöse Aktionen (oder Informationen).

  13. „Es bräuchte viel mehr Engagement und das wird von den aktuellen politischen Entscheidungsträgern nicht gewollt.“

    Irgendwie habe ich den Eindruck, dass dieser kurzsichtige Blick auf „die Politik“, die etwas eben nicht wolle, hier häufig Maßstab Deiner Meinungen ist und unterschwellig immer ein Gegensatz zwischen den edlen, schlauen Wissenschaftlern auf der einen und den Hohlköppen aus der Politik auf der anderen Seite herrscht, mit denen man ja – leiderleider – zurechtkommen muss in einer Demokratie, wo die Wissenschaft nicht herrschen darf.

    Kleiner Tipp: es gibt in der Bevölkerung keine Mehrheit für den Ausbau bemannter Raumfahrt oder gar für bemannte Missionen zu anderen Planeten. Das kann man bedauern (und das tue ich auch) – man muss es aber akzeptieren. Wenn Du also pöbeln willst, solltest Du Dich vielleicht eher fragen warum weite Teile der Bevölkerung so latent fortschrittsfeindlich sind. Aber, hey: es einfach auf „die Politik“ zu schieben, ist natürlich immer einfacher.

    1. @Kai: „Wenn Du also pöbeln willst, solltest Du Dich vielleicht eher fragen warum weite Teile der Bevölkerung so latent fortschrittsfeindlich sind. „

      Wo „pöble“ ich denn? Und mir ist durchaus bewusst, dass große Teile der Bevölkerung nicht viel von Wissenschaft halten. Das ist hier im Blog sehr oft Thema. Und weißt du: Ich schiebe das nicht einfach nur auf die Politik. Da gibt es durchaus viele Gründe, warum die Wissenschaftskommunikation nicht funktioniert und die Politik spielt da nur eine von vielen Rollen (zB weil sie nicht die nötigen Rahmenbedingungen schafft, damit Wissenschaftler sich Öffentlichkeitsarbeit leisten können). Aber auch die Medien, die Wissenschaftler selbst, etc tragen dafür Verantwortung.

      Wenn du diesen Artikel gelesen hast, dann sollte eigentlich klar werden, dass es hier um ein ganz konkretes Thema geht: Die Finanzierung von Raumfahrt. Und der von dir zitierte Satz bezieht sich nochmal viel konkreter auf ein Video, dass eine ziemlich utopische Vision der bemannten Raumfahrt zeigt und um DIESE Vision umzusetzen, bräuchte es eben tatsächlich ein viel größeres Engagement (über Jahrzehnte hinweg) und das wollen die Politiker eben offensichtlich nicht (sonst würden sie es ja tun).

      Wenn du mir tatsächlich unterstellst, ich würde mir eine „Herrschaft der Wissenschaft“ wünschen, die über die Bevölkerung hinweg entscheidet, dann scheinst du nicht viel weiter als bis zum ersten Satz meines Artikels gelesen zu haben (und auch sonst keine meiner Artikel über Wissenschaftskommunikation, Wissenschaftspolitik und Öffentlichkeitsarbeit gelesen zu haben).

      1. @Florian:

        „Wenn du mir tatsächlich unterstellst, ich würde mir eine “Herrschaft der Wissenschaft” wünschen, die über die Bevölkerung hinweg entscheidet, dann scheinst du nicht viel weiter als bis zum ersten Satz meines Artikels gelesen zu haben (und auch sonst keine meiner Artikel über Wissenschaftskommunikation, Wissenschaftspolitik und Öffentlichkeitsarbeit gelesen zu haben).“

        Ganz im Gegenteil. Ich lese Deine Artikel seit Jahren und halte fachlich auch sehr viel von Deinen Inhalten. Du springst in meinen Augen nur regelmäßig zu kurz, wenn Du die Schuld (oder: Verantwortung) für bestimmte (nicht-)Entwicklungen in der Wissenschaft zuvörderst immer bei der Politik oder „den Politikern“ ablädst oder Dich zum Beispiel echauffierst, wenn Politiker etwa beim jüngsten ESA Erfolg Grußworte halten.

        Ich sehe hier eine funktionierende Demokratie, in der die Politik mittelbar das Wissenschaftsverständnis der Mehrheit widerspiegelt; sei es bei der Frage der Finanzierung von Weltraummissionen oder beim Schließen von vermeintlichen unrentablen Bereichen der Geisteswissenschaften. Auf der einen Seite soll der schlanke Staat sparen wo er kann und auf der anderen Seite natürlich alles finanzieren was möglich ist. Daraus eine konkrete Handlung abzuleiten, ist in der Praxis eben verdammt schwierig. Und wenn man das ändern will, muss man beim Wahlvolk ansetzen.

        1. @Kai: “ Auf der einen Seite soll der schlanke Staat sparen wo er kann“

          Das zumindest habe ich mWn nirgendwo behauptet…

          „Und wenn man das ändern will, muss man beim Wahlvolk ansetzen.“

          Unter anderem deswegen mache ich den Job, den ich mache. Aber man kann auch nicht so tun, als wäre die Politik da völlig außen vor. Denn sie schafft die Rahmenbedingungen, unter denen die Wissenschaftler Öffentlichkeitsarbeit leisten können – oder eben nicht.

  14. @Kai:

    „Kleiner Tipp: es gibt in der Bevölkerung keine Mehrheit für den Ausbau bemannter Raumfahrt oder gar für bemannte Missionen zu anderen Planeten.“

    Ach echt? Hast du da Quellen? Gibts dazu tatsächlich Umfragen?

    „Das kann man bedauern [..] – man muss es aber akzeptieren.“

    Äh, nein.

    Dir ist der Unterschied zwischen repräsentativer und direkter Demokratie schon klar?

    Was das damit zu tun hat?

    Sehr viel, denn:

    “ Aber, hey: es einfach auf „die Politik“ zu schieben, ist natürlich immer einfacher.“

    Was ist besser an deiner Methode?
    Nämlich alles auf die sog. „Mehrheit“ zu schieben?
    Bzw. jener etwas in den Mund zu legen?

  15. @Florian:

    „Und mir ist durchaus bewusst, dass große Teile der Bevölkerung nicht viel von Wissenschaft halten.“

    Glaube ich nicht.

    Möglicherweise „wissen“ viele Leute nicht viel von Wissenschaft.
    Aber darüber hast du hier ja schon viel geschrieben und wurde hier auch viel diskutiert …

    Aber ich halte diese „Die Mehrheit meint / will / will nicht / ist gegen / hält nichts davon etc. pp. “ Argumente ohnehin nicht für sinnvoll, wie du meinem obigen Posting entnehmen kannst.

  16. Erst einmal: sorry dass ich so spät kommentiere. Ich wurde gerade per Link auf den Artikel aufmerksam gemacht, denke aber dennoch dass ich auch nach längerer Zeit einen Kommentar abgeben sollte.

    Ich denke das Problem hat stark damit zu tun, wie man das Werkzeug Crowdfunding verwenden kann und wo es Schwächen hat. Crowdfunding hat den Vorteil, dass es neben der Geldbeschaffung auch als Marketinginstrument funktioniert – es macht Interessierte bereits frühzeitig auf Projekte aufmerksam. Zudem ist es eine Art direkte Demokratie, man kann damit durchaus in gewissen Grenzen ermitteln, was für Projekte Menschen begeistern und welche nicht. Der Nachteil ist offensichtlich, dass Einzelpersonen über nicht so viel freies Einkommen verfügen und daher auch bei vielen Crowdfundern nur begrenzte Summen zusammenkommen können. Speziell wenn verschiedene Projekte um die Aufmerksamkeit der Backer konkurrieren.

    Und da ist das Problem mit der Raumfahrt – sie ist einfach wahnsinnig teuer. Crowdfunding kann sehr gut bei Projekten mit vergleichsweise überschaubaren Kosten funktionieren, beispielsweise bei Kunst oder bei Software. Raumfahrtprojekte können sich nicht allein durch Crowdfunding finanzieren oder müssen zwangsläufig sehr zurückhaltende Ziele haben. In vielen Fällen beides, man strebt kleine Ziele an und sucht noch weiteren Finanzierungsquellen.

    Dennoch würde ich Crowdfunding nicht verwerfen als Finanzierungsmöglichkeit für Raumfahrtprojekte. Denn es bietet vielen Menschen eine Möglichkeit sich direkter an solchen Projekten zu beteiligen, auch wenn der Beitrag nur klein ist, und wie gesagt hat Crowdfunding auch in sich einen Marketingeffekt.

    Man muss solche Projekte nur seriöser aufziehen. Zum einen müssen solche Projekte stark unter Beteiligung von Menschen mit entsprechender Erfahrung stattfinden, damit die Planung realistisch erfolgt.

    Wenn die Planetary Society das Lightsail-Projekt erfolgreich durchführen kann, dann wären sie so ein Ansprechpartner die erste Erfahrungen gesammelt haben. Aber auch hier gilt die Kritik, die im Blogeintrag auch am Crowdfundig-Projekt Arkyd geübt wird: das Vorläuferprojekt Comos-1 scheiterte weil der Raketenstart misslang und das aktuelle Projekt Lightsail-1 ist hinter dem ursprünglichen Zeitplan zurück. Die Planetary Society schlägt sich damit nicht besser als andere. Aber das ist halt ein normaler Prozeß, der notwendig ist um die nötigen Erfahrungen zu sammen.

    Zweitens muss klar sein, dass das Crowdfunding nur einen Teil der Kosten deckt. Das Projekt muss solide finanziert sein, die anderen Geldquellen neben dem Crowdfunding müssen bereits beim Start der Kampagne etabliert sein. Auch hier der Blick zur Planetary Society: offensichtlich kann sie die Finanzierung des Lighsail-Projekts stemmen.

    Was wäre also dagegen einzuwenden, wenn die Planetary Society oder ähnliche Organisationen Crowdfunding zur Kofainanzierung und zur Unterstützung des Marketings für ihre Projekte einsetzen? Ich finde das ist ein gangbarer Weg. Seriosität ist da natürlich wichtig. Das bedeutet Transparenz beim Projekt, bei der Finanzierung (auch bei den Quellen neben dem Crowdfunding), bei den Kosten, bei den Schwierigkeiten und den Erfolgen bei der Umsetzung. Das bedeutet die Erfahrung mit entsprechenden Projekten im Verein zu sammeln, ob durch eigene Projekte oder durch Verpflichtung entsprechend erfahrener Menschen.

  17. Hmm, ich kann deine Meinung nicht so ganz teilen. Mars One habe ich von beinahe Anfang an finanziell unterstützt. Hat mir damals selbst als Student nicht wirklich weh getan, 2$ im Monat über Paypal rüberwachsen zu lassen. Dabei war mir auch immer klar, dass der gesetzte Zeitrahmen, um es mal diplomatisch zu formulieren, knapp gesetzt war. Und das womöglich (wahrscheinlich) das entgültige Ziel erst garnicht erreicht wird. Aber gleichzeitig macht Mars One ja mehr als nur PR – siehe die Zusammenarbeit mit verschiedenen Universitäten. Und wenn auch „nur“ ein Marslander aus dem ganzen Projekt abfällt, hat es das schon gebracht.

    Was hat uns denn die Plantary Society bisher gebracht? In den 34 Jahren ihres Bestehens stagniert die bemannte Raumfahrt trotzdem im Erdorbit – trotz aller Lobbyarbeit (ich will die dazu erforderlichen Leistungen auch nicht schmälern). Wenn Mars One vielleicht nicht zum Erfolg führt, sehe ich inzwischen die Chancen trotz allem höher an, das eine privat-kommerzielle Unternehmung die Menschen aus der Erdumlaufbahn führen wird anstelle eine der staatlichen Raumfahrtagenturen.

    1. @Guido: „Was hat uns denn die Plantary Society bisher gebracht?“

      U.a. LightSailOne, das im Mai ins All fliegen wird. Und jede Menge Lobby-Arbeit, die u.a. zu New Horizons und den Rovern am Mars geführt haben. Ein Instrument auf einer Marssonde. SETI. Unmengen an Berichterstattung für die Allgemeinheit. Auf jeden Fall mehr als diese völlig unrealistische PR-Aktion von Mars One, die am Ende nichts weiter bewirken wird, als jede Menge zu enttäuschen…

  18. „Zweitens muss klar sein, dass das Crowdfunding nur einen Teil der Kosten deckt“
    Warum muss das generell so sein?
    Die „crowd“ verfügt über ziemlich viel Geld.
    Und das founding muss ja nicht nur ein einmaliger Betrag, sondern kann auch regelmäßig sein.
    Die Voraussetzung ist natürlich, dass sie will.

    Und wenn sie, warum auch immer, nicht will, dann halte ich es für kontraproduktiv, sie über Steuern dazu zu zwingen.

    Und zu Mars One:
    Nun am Anfang habe ich sie schlicht für Betrüger gehalten, die sich irgendwann mit dem Geld absetzen.
    Das ist zwar immer noch möglich, glaube es aber nicht mehr.
    Natürlich ist der Plan bestenfalls Naiv, aber sie haben es dennoch geschafft ein großes Projekt aufzuziehen.
    Man sollte es nicht von Grund auf verdammen … selbst wenn am Ende nur eine Soap mit Möchtegern-Pionieren auf der Erde herauskommt und die Masse erfährt, „hey das mit dem Weltraum ist gar nicht so einfach“- so ist es doch ein Schritt vorwärts und bringt mal andere Ideen unters Volk als Dschungelcamp und DSDS.

    1. @hutzlibu: „aber sie haben es dennoch geschafft ein großes Projekt aufzuziehen.“

      Haben sie? Bis jetzt sehe ich nur jede Menge Trubel. Aber noch nichts konkretes. Keine Raketen, Raumfahrzeuge, Testmissionen, Testhabitate, etc… Nix, außer Leute, die sich anmelden und zum Mars wollen.

  19. @hutzlibu:

    „aber sie haben es dennoch geschafft ein großes Projekt aufzuziehen.“

    Ist das so? Gibts denn da schon irgendwas substantielles das man vorzeigen kann?

  20. @hutzlibu

    Wer zum Mars will, muss ein paar zehn Milliarden zusammenbringen. Eine einzige Falcon kostet 70 Millionen, damit kann man gerade mal ein paar Nasen in die Erdumlaufbahn schießen. 10 bis 15 Starts sind nötig, um die ganze Infrastruktur auf den Weg zu bringen. Es braucht ein Habitat für den Weg, einen Lander, ein Habitat für den Mars etc. Alleine der Altair-Lander war mit 16 Milliarden Dollar Entwicklungskosten veranschlagt. Elon Musk bezweifelte neulich öffentlich, dass Mars One sich überhaupt eine einzige seiner Raketen würde leisten können.

    Ich denke, die machen eine große Show aus den Vorbereitungen, sacken das Geld ein und streichen dann den eigentlichen Flug aus fadenscheinigen Gründen. Könnte sich ja auch niemand leisten, die Leute wirklich ohne Wiederkehr auf einem lebensfeindlichen Planeten zurück zu lassen. Ohne permanenten Nachschub würden die da kein Jahr aushalten, und spätestens dann wird das ganze zu einem riesen Verlustgeschäft.

  21. Schade eigentlich… was wird denn dann aus den süssen Träumen des „Terraformings“ auf dem Mars? Also mir wurde gesagt, die Frage nach dem Geld wäre diesbezüglich „nicht zielführend“:

    https://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2014/10/27/terraforming-koennen-wir-dem-mars-eine-neue-atmosphaere-geben/

    Ich meine, die USA zB haben doch grad mal schlappe 20 Billionen Dollar Schulden, global sinds 100 Billionen Dollar… Mööönsch, da geht doch noch was 🙂

  22. Bin auch erst jetzt auf den Artikel aufmerksam geworden.,

    Ich stimme dem Artikel ebenfalls zu. Das mit den „Weltraumtankstellen“ war aber afaik schon immer der Hauptplan von Planetary Ressources. Das ganze Bergbau/Platin/Gold Gebrabbel war nur PR.

    Aber beim Thema Crowdfunding muß man scho nsehr vorsichtig sein.

    Auf der einen Seite ermöglich es aktuell Künstlern sich via Plattformen ala „Patreon“ sich ohne Werbung zu finanzieren ( was eh immer ein schlechteres geschäft wird). Auf der anderen Seite ermöglicht es auch viel Betrug. (Siehe im Bereich Raumfahrt z.b. „Liftport“)

  23. „Ist das so? Gibts denn da schon irgendwas substantielles das man vorzeigen kann?“
    „Nix, außer Leute, die sich anmelden und zum Mars wollen.“

    Aber davon haben sie eine Menge. Das meine ich mit groß.
    Wenn viele Menschen etwas wollen und das koordiniert abläuft, kann da auf jeden Fall etwas herauskommen.

    Und wie gesagt, der Zeitplan ist Quark, keine Frage.
    Und Geld haben sie auch nicht annähernd genug.

    Aber wenn sie es etwa schaffen ihre Soap gut zu vermarkten, wo die „Pioniere“ auf der Erde ein Habitat aufbauen … und sich da ein neuer Trend entwickelt … dann kann sich das schnell ändern.

    Und richtig, zum Mars schaffen sie es wohl auch nicht innerhalb der nächsten 20 Jahre, selbst wenn alles Prima läuft.

    Aber wie gesagt, sie bringen zumindest Weltraumbegeisterung unters Volk und können vielleicht die eine oder andere Investition tätigen, die dann irgendwann einem ernsten Projekt hilft, bzw. vielleicht entwickelt sich das ganze ja zu einem solchen Projekt.

    1. @hutzlibu: „Aber wie gesagt, sie bringen zumindest Weltraumbegeisterung unters Volk“

      Ja, und exakt das ist das Problem. Mars One verspricht Menschen, dass sie zum Mars fliegen dürfen. Und die Menschen GLAUBEN DAS. Schau dir mal die entsprechenden Dokus und Interviews an. Die sind teilweise wirklich schlimm. Da erzählt ein Familienvater seinen Kindern, dass er sie bald verlassen wird, um auf dem Mars zu leben und zu sterben. Usw. Hier werden Menschen nicht „begeistert“; hier wird die Begeisterung der Menschen für PR-Zwecke ausgenutzt. KEINER der Mars-One-Leute wird jemals den Mars betreten (oder auch nur die Erde verlassen). Und trotzdem haben all diese Menschen ihr komplettes zukünftiges Leben auf dieses Ziel ausgerichtet. Meinst du nicht, dass die ein klein wenig enttäuscht sein werden, wenn Mars One irgendwann zwangsläufig eingestellt wird? Meinst du nicht, dass die dann nicht mehr begeistert für den Weltraum sind? Genau das ist ja das Thema meines Artikels. Begeisterung schaffen ist schön und gut. Aber wenn dann die Versprechungen nicht gehalten werden (und das KANN Mars One nicht), dann wird aus Begeisterung große Enttäuschung. Und genau deswegen schaden Projekte wie Mars One den Raumfahrtbemühungen viel mehr.

  24. @FF:
    Stimme absolut zu. Hier lassensich leider wieder viel zu viele Menschen von bunten CGIs blenden.

    Mir gings während meiner Schulzeit in den 90ern ähnlich. Da wurden in vielen Dokus in Sachen Raumfahrt zig Sachen versprochen ,die sich nie erfüllt haben. Aber alles immer schön animiert.

    Und aktuell ist in Verbindung mit Crowdfunding das ganze noch umso gefährlicher, da hier Leute nicht nur enttäuscht sondern auch finanziell ausgenützt werden können.

    Ich habe nicht umsonst Liftport erwähnt. Deren Indigogo Seite ist mittlerweile voll von Spenderkommentaren, die sich um ihr Geld geprellt fühlen.

  25. Ok, ich bin mir wie gesagt nicht sicher, ob hinter Mars One Betrüger stehen, oder naive Enthusiasten.
    Falls ersteres, nun Betrug ist und war schon immer blöd und ein Verbrechen.

    Falls letzteres, nun, dann werden einige früher oder später mit der harten Realität konfrontiert werden, dass das alles etwas Naiv war, aber davon
    „KEINER der Mars-One-Leute wird jemals den Mars betreten (oder auch nur die Erde verlassen).“

  26. (blödes Tablet + wurstfinger)

    Davon bin ich nicht absolut überzeugt.
    “KEINER der Mars-One-Leute wird jemals den Mars betreten (oder auch nur die Erde verlassen).”

    Sollte etwa eine Soap die Massen begeistern und Investoren auf den Zug aufspringen, könnte da durchaus eine Dynamik entstehen … die am Ende vielleicht tatsächlich auf dem Mars endet.
    Das kann man nicht wissen, wenn es wohl auch wahrscheinlicher ist, dass einige Träume platzen ….
    Aber die normalen Menschen sind da glaube ich toleranter, was großspurige Versprechungen angeht, so dass das Projekt auch in 10 Jahren noch nicht tod sein muss, selbst wenn noch keine einzige Rakete gestartet ist, aber dafür eine ernsthafte Vorbereitung angelaufen ist.

    1. @hutzlibu: Weisst du, was man alles für Probleme lösen muss, bevor man auch nur daran denken kann, zum Mars zu fliegen? Die meisten davon sind uns erst in den letzten Jahren bewusst geworden und viele werden wir erst noch entdecken. Das ist nicht einfach nur eine Frage des Geldes oder Investoren. Das ist auch eine Frage von entsprechender Grundlagenforschung, die erst noch durchgeführt werden muss. In der Science-Fiction ist ein Marsflug simpel. Aber die Realität ist keine Science-Fiction…

  27. Dazu fällt mir ein hübscher Satz über den ganzen Technologieenthusiasmus Ende der Neunziger ein …

    „Wir wollten fliegende Autos und sie gaben uns 140 Zeichen …“

    🙂

  28. Gucken wir doch einfach mal nach, wie weit Mars One beim Thema Geld ist.

    Mit Datum vom 5. Januar 2015, also knapp 3 Jahre nach Start des Projekts, hat Mars One weltweite Spenden und Merchandising-Erträge von 760.000 Dollar eingeworben. Wenn sie lt. ihrem Zeitplan in 3 Jahren eine erste unbemannte Mission zum Mars schicken wollen, für die ich mal den Super-Sonder-Schnäppchenpreis von 750 Millionen (ein Drittel der Curiosity-Mission) ansetze, dann müssen sie sich ranhalten.

  29. “ Aber die Realität ist keine Science-Fiction…“

    Zumal dann, wenn es um handfeste finanzielle Interessen von privaten Firmen geht – nicht falsch verstehen! Die sollen ja Profit machen. Dazu sind sie da.

    Aber deswegen haben wir halt heute immer noch keine fliegenden Autos … mit den 140 Zeichen liess sich halt sehr viel schneller, sehr viel mehr Geld verdienen.

    Mars One verdient zur Zeit Geld mit einer Science Fiction – Vision. Wenn der erste Enthusiasmus vorbei ist und es um konkrete, handfeste und auch handfest teure Hardware geht, werden sich die Gründer mit der Kohle in die Karibik verziehen und der Rest ist Schweigen …

  30. @PDP10
    MarsOne behauptet, es würde sich um eine Non-Profit-Organisation handeln und alles Geld würde in die Finanzierung dieser Mission gehen. Aber angesichts dessen, dass sie nach drei Jahren gerade mal 0,01% des nach ihren Angaben erforderlichen Gesamtbudgets aufgebracht haben (die todsicheren Kostensteigerungen noch nicht inbegriffen), kann man wohl getrost ein Ei über das Projekt schlagen. Egal ob die Initiatoren ihre Ankündigung, keine Gewinne aus der Geschichte ziehen zu wollen, ernstmeinen oder nicht.

  31. @Spritkopf:

    „dass sie nach drei Jahren gerade mal 0,01% des nach ihren Angaben erforderlichen Gesamtbudgets aufgebracht haben“

    Ok, mit den genauen Zahlen hatte ich mich bisher noch nicht beschäftigt …

    Die wollen also für ca. 7,6 Milliarden $ zum Mars fliegen?

    Die Kosten des Apollo Programs lagen inflationsbereinigt nach dieser Quelle hier: bei ca. 136 Milliarden $ … .

    Sonst noch was?

  32. @Spritkopf:

    „Genauer gesagt für 6 Milliarden US-$.“

    Wenn mir jemand 6 G $ geben würde, würde ich mich mit einer Milliarde davon auf einer Karibikinsel zur Ruhe setzen und mit dem Rest auf der Reise dahin mal eben so dafür sorgen, dass wir endlich fliegende Autos hätten …

    (Ich weiss, ich reite auf dem Thema rum … 😉 )

    Aber zum Mars fliegen? 600 G $ … OK, das wäre vielleicht realistisch …

  33. So richtig Schlau wird man aus der überaus professionell gestalteten HP der „Mars One“ ja nicht, die Aussagen sind recht vage, immer sind sie an einer Zusammenarbeit interessiert.

    Die vorerst einzige wissenschaftliche Unterstützung scheint die niederländische Universität Twente zu sein, bzw. werden von dort zukünftige wissenschaftliche Mitarbeiter für das Projekt berufen.

    Was mich persönlich irritiert ist die Einbahnstrasse in Richtung Mars, denn bei jeden seriösen Raumfahrtprojekt ist der Schutz der Astronauten stets an erster Stelle, inkl. Rückfahrschein auf unseren Heimatplaneten Erde.

    Intelligenter wäre es autonome Androiden mit einer für alle Situationen getesteten KI auf den Mars zu schicken, meinetwegen kann man dies (auch) auf solche Weise finanzieren, dafür aber kommt kein Mensch zu Schaden.

  34. Bzgl. Mars One habe ich auch vor einiger Zeit eine (vermutlich die von Florian erwähnte) Doku über einen Familienvater gesehen und fand es sehr gruslig.
    Mal abgesehen von der realititätsferne der Mission, fand ich es wirklich schlimm wie der Mann seinen Traum und damit möglichen Tod (auf einem fernen Planeten)so knallhart seiner Familie vor den Kopf geworfen hat.
    Wenn der Anruf kommt, dann bin ich weg und ihr könnt bis dahin schauen wie lange ich noch da bin…

    Vielleicht lag es an der Art des Mannes oder der Aufbereitung der Doku, aber es wurde ziemlich hart dargestellt, dass diesem Mann dieses utopische Projekt wichtiger war als seine Familie. Und das in einer Art und Weise die ich als für die Wissenschaft nicht förderlich sondern eher skrupellos ansehe.
    Wir haben uns doch ein wenig von der Zeit entfernt in der man für Entdeckertum alles riskiert hat und auch Reisen zur Raumstation haben ein kalkulierbares Risiko das eine Rückkehr sehr wahrscheinlich macht.

    Ob das Crowdfunding in dieser Angelegenheit das Problem ist (die Finanzierung scheint ja eher unwahrscheinlich) oder eher die Skrupellosigkeit eines solchen Projektes.
    Mich erinnert das sehr an die Laika-Mission der Russen (?).

    Warum entwickeln wir nicht ein paar Asimov-ähnliche Androiden die den Gegebenheiten des Mars gewachsen sind (was absolut realistisch ist, manche Unis und vor allem das amerikanische Militär haben mittlerweile unglaublich leistungsfähige Androiden und andere Roboter) und schicken die als Vorhut vor….
    Bedarf an freiwilligen die wer weiß was auf der Erde testen gäbe es immer noch über Gebühr!

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