Dieser Gastartikel ist ein Beitrag zum ScienceBlogs Blog-Schreibwettbewerb. Alle eingereichten Beiträge werden im Lauf des Septembers hier im Blog vorgestellt. Danach werden sie von einer Jury bewertet. Aber auch alle Leserinnen und Leser können mitmachen. Wie ihr eure Wertung abgeben könnt, erfahrt ihr hier.
Dieser Beitrag wurde von Sebastian Kahl eingereicht.
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Seit Jahrzehnten schwirrt in der Öffentlichkeit die Annahme durch die Sphären, dass wir nur zehn Prozent unseres Hirns nutzen. Diese Annahme hält sich wacker gegen alle Aufklärungsversuche – auch weil diese wohl nicht die Reichweite erreichen, wie dieses ursprüngliche Hirngespinst. Diese Annahme führt zu Skurilitäten, wie den aktuell in den Kinos anlaufenden Film „Lucy“, mit Scarlett Johansson und Morgan Freeman. Auf den Filmplaketen zum Film prangert groß die Frage: „Was wäre wenn wir 100% unseres Gehirns nutzen könnten?“ Im [Trailer][1] zum Film wird die Frage damit beanwortet, dass Lucys Körper unfreiwillig mit einer Substanz in Kontakt kommt, die ihr nach und nach mehr als die gewöhnlichen 10% ihres Gehirns zugänglich macht. Dadurch erlangt sie übermenschliche Fähigkeiten, die ihr erlauben zunächst nur ihren Körper nahezu perfekt zu koordinieren, wodurch ihr trotz Überzahl ihrer Wächter, die Flucht gelingt. Sie ist auf einmal extrem intelligent, telekinetisch veranlagt und kann alle kabellosen Kommunikationskanäle abhören und gezielt manipulieren. Sie erlangt sogar die Fähigkeit die Pigmentierung ihrer Haare willentlich zu verändern und vieles weiteres.
Woher kommen all die Ideen, die mit einer „Aktivierung“ der restlichen 90% des Gehirns assoziiert werden?
Laut [Psiram][2] geht der 10%-Mythos zurück auf den Psychologen William James, der 1908 formulierte: „We are making use of only a small part of our possible mental and physical resources“. Die in unserer Kultur vorhandene und wiederholt beschworene Ansicht (und wohl auch Hoffnung), dass wir Menschen noch sehr viel Potential haben, spielt eventuell auch eine Rolle, die den 10%-Mythos voran getrieben hat. Das Human Potential Movement, das sich Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelte geht auch von diesem großen Potential des Menschen aus.
Wie vieles, das im Zusammenhang mit einer Idee des Übermenschlichen die „was wäre wenn“ Frage stellt, so kommt es auch hier zu einer Verwurstung von pseudowissenschaftlichen und esoterischen Hirngespinsten. Zum Beispiel gibt es in esoterischen Kreisen die Idee, dass insbesondere Kinder auf dem AD(H)S-Spektrum so genannte [Indigo-Kinder][3] sind. Indigo-Kinder werden als eine nächste Entwicklungsstufe der Menschen oft förmlich herbeigewünscht, was sicherlich auch mit einem in Eltern intrinsisch vorhandenen Wunsch danach gekoppelt ist, dass ihr Kind etwas Besonderes ist. Indigo-Kinder sollen sehr sensibel sein für Einflüsse aller Art, höchst intelligent (natürlich) und sollen emotionale Signale ihrer Umwelt nicht gut filtern können (entsprechend ihrer Sensibilität). Da kommt die Idee, dass „normale“ Menschen nur 10% ihrer Hirnkapazität nutzen, gerade recht, denn dann kann man ja annehmen, dass Indigo-Kinder, als nächste Entwicklungsstufe der Menschheit, mehr als diese 10% nutzen, wodurch schließlich die erhöhte Sensibilität erklärt wäre (ja genau…). Auch wird in esoterisch angehauchten Kreisen die Frage gestellt, ob bei ihren auf dem AD(H)S Spektrum diagnostizierten Kindern überhaupt eine Therapie angebracht ist, schließlich sind sie ja eventuell Indigo-Kinder. Man würde also der „natürlichen“ Entwicklung durch eine Therapie im Wege stehen. Ein Vergleich mit [Impfgegnern][4], ihren fehlerhaften Grundannahmen und davon ausgehenden [naturalistischen Fehlschlüssen][5] ist eventuell auch angebracht.
Es stellt sich mir die Frage, ob mit den 10% die Rechenleistung des Gehirns, also in Analogie mit einem Computer gemeint ist oder vielmehr die Hirnbereiche, die wir bewusst aktivieren können, gemeint sind, so dass bei 100% schließlich das gesamte Gehirn gleichzeitig „aktiv“ ist? Generell wird bei dem Mythos davon ausgegangen, dass eine irgendwie geartete Aktivierung der übrigen 90% in übermenschlichen Fähigkeiten resultieren wird. Je nach Geschmack ist das darin begründet, dass entweder ein kleines, bisher übersehenes, sonst niemals aktives Hirnareal plötzlich aktiv wird und damit die besonderen Fähigkeiten, wie Telekinese, Gedankenlesen (you name it…) eben auch. Oder es wird eben statt, dass das Gehirn die ganze Zeit auf Sparflamme läuft, auf einmal das gesamte Gehirn aktiv und dadurch alles, was der Mensch bisher an kognitiven Fähigkeiten hat auf einmal *drölfzig* mal besser. Ideen der Auswirkungen auf den Menschen und die Gesellschaft, die durch so eine „Aktivierung“ geschehen würden, gibt es jedenfalls zuhauf in allen Medienformen.
Es treibt also zum einen eine veraltete Annahme über kognitive Ressourcen, die Hoffnung einer sich zum positiven weiterentwickelnden Menschheit, der Aberglaube, aber auch eine pseudowissenschaftliche Idee einer potentiell übermenschlichen, mentalen Weiterentwicklung, den 10%-Mythos.
Also nutzen wir ständig 100% unseres Gehirns?
Ja und nein und schon gar nicht bewusst. Generell ist das Gehirn dauerhaft aktiv und verbraucht im Schnitt immer gleich viel Energie. 20% des gesamten Energiehaushalts des Körpers wird vom Gehirn verbraucht, also in etwa **zehn** mal mehr Energie, als die Gewebemasse allein vermuten lassen würde. An Ratten wurde festgestellt, dass die Aufrechterhaltung des Ruhepotentials nur etwa 15% des Energiehaushalts des Gehirns und der größte Teil die aktive Signalverarbeitung ausmacht (Raichle & Gusnard, 2002). Das Ruhepotential ist das Membranpotential einer Nervenzelle in Ruhe, also ohne, dass diese durch eine Aktivierung durch andere Zellen, gestört wird. Dabei werden die Konzentrationsgradienten der relevanten Ionen zwischen dem Außenmedium und dem Zellinneren aufrecht erhalten, so dass eine konstante elektrische Spannung herrscht. Unsere Nervenzellen sind also **nie** ganz inaktiv, sondern werden durch das Ruhepotential ständig in „Alarmbereitschaft“ gehalten. Sobald das Schwellenpotential durch initiierten Ionen-Einstrom überschritten wird, wird ein Aktionspotential ausgelöst. Die Nervenzelle „feuert“ und das Signal wandert das Axon der Nervenzelle entlang, hin zu anderen Nervenzellen, die mit dem Axon über Dendriten verbunden sind. Außerdem besteht auch ohne äußere Reize immer eine gewisse Grundaktivität, die so genannte Spontanaktivität. Nervenzellen werden von mit ihnen verbundenen anderen Nervenzellen an ihren Synapsen durch hemmende oder erregende Verbindungen ständig in einem Zustand der mehr oder minder ausgeprägten Erregbarkeit gehalten. Je nach Aufgabe der Zelle im eingebetten Netzwerk kann eine Nervenzelle somit schneller oder verzögerter ein Aktionspotential auslösen.
Was ist aber mit der „echten“ Verarbeitung von Stimuli?
Unter „Stimuli“ versteht man die Reize, die unter kontrollierten Bedingungen auf die Sinnesorgane von Versuchstieren/-personen ausgeübt werden. Untersuchungen haben festgestellt, dass ein Unterschied im Energieverbrauch bei einem Vergleich zwischen dem Gehirn in „Wartestellung“ und der Verarbeitung eines Stimulus, wenn überhaupt, sehr gering ist (Sokoloff et al., 1955). Wer also auf die Idee kommt, man könne ja abnehmen, indem man ganz viel nachdenkt, wird hier enttäuscht sein und das tut mir leid. 🙁
Unser Gehirn löst das Problem der Wahrnehmung nach dem Prinzip vom „Teilen und Herrschen“, da es viel zu verschwenderisch wäre für alle möglichen Kombinationen und Variationen von Stimuli in unterschiedlichsten Umgebungen spezialisierte Verarbeitungsmechanismen im Gehirn bereit zu stellen, metabolisch „durchzufüttern“ und auch unser Schädel nur begrenzten Platz zur Verfügung stellt. Die „Verarbeitung“ aller wahrnehmbaren Reize ist wichtig, da erst durch diese relevante Informationen destilliert werden können. Wir schlüsseln daher die Stimuli in ihre relevanten Bestandteile auf und verarbeiten sie in getrennten, spezialisierten Netzwerken. Es werden also einzelne Netzwerke aus ihrer „Ruhestellung“ gerissen um den Stimulus zu verarbeiten. Innerhalb, aber auch zwischen diesen Netzwerken kann es zu korrelierter Aktivität kommen. Korrelierte Aktivität ist wichtig, damit nach dem Hebb’schen Prinzip das was „zusammen“ feuert sich zusammen schalten, also Synapsen miteinander bilden kann. Dies ist eines der fundamentalen Prinzipien des Lernens. Daher wäre es nicht zielführend, wenn weite Teile des Gehirns synchron feuern, denn so könnten sich keine spezialisierten Netzwerke von Nervenzellen bilden, die dann gezielt bestimmte Bestandteile der Stimuli verarbeiten können. Es gibt übrigens einen Zustand, bei dem große Teile des Gehirns synchron aktiv werden: epileptische Anfälle.
Das Gehirn ist also im Schnitt immer gleich aktiv, mit geringen Abweichungen, die bei der Verarbeitungen der uns umgebenden, sich ständig verändernden Welt, auftreten.
Trotz dieser Aufarbeitung werde ich mir diesen Film nicht entgehen lassen. Denn auch wenn die Grundannahme des Films weit von Science Fact entfernt ist und die Science Fiction somit leider weit hergeholt wirkt, wird er bestimmt gutes Popcorn Kino abgeben. 🙂
* Lucy. (n.d.). Retrieved August 14, 2014, from
* Mythos einer 10% Nutzung des Gehirns. (2012, March 30). Retrieved from [https://www.psiram.com/ge/index.php/Mythos_einer_10%\_Nutzung\_des_Gehirns][2]
* Indigo-Kinder. (2013, March 27). Retrieved from
* Impfgegner. (2013, November 25). Retrieved from
* Hohner, M. (2011, July 29). Fehlschluss #14: Naturalistischer Fehlschluss. Retrieved from
* Raichle, M. E., & Gusnard, D. A. (2002). Appraising the brain’s energy budget. Proceedings of the National Academy of Sciences, 99(16), 10237-10239.
* Sokoloff, L., Mangold, R., Wechsler, R., Kennedy, C. & Kety, S. S. (1955). The effect of mental arithmetic on cerebral circulation and metabolism. J. Clin. Invest. 34, 1101–1108.
[1]: https://trailers.apple.com/trailers/universal/lucy/
[2]: https://www.psiram.com/ge/index.php/Mythos_einer_10%_Nutzung_des_Gehirns
[3]: https://www.psiram.com/ge/index.php/Indigo-Kinder
[4]: https://www.psiram.com/ge/index.php/Impfgegner
[5]: https://ratioblog.de/entry/fehlschluss-14-naturalistischer-fehlschluss
Ich möchte mich direkt mal bei Florian für die verwurstete Markdown+Wordpress Formatierung entschuldigen! 🙂
Ich hoffe ihr findet trotzdem die passenden URLs zu den Quellen. 😀
Sehr schön geschrieben. Die Länge ist gut, der Humor noch besser. Gut auch die Referenzen, insbesondere auf den
Film. Fehlt nur noch ein Bild.
An
bin ich einen Moment hängengeblieben, hab’s aber dann doch noch verstanden. 🙂
Erzähl‘ doch gerne mehr vom Gehirn (oder hast Du gerade was anderes im Kopf?) 😉
Hallo Sebastian Kahl,
das war sehr interessant, man kann nie genug über diesen hartnäckigen Mythos aufklären.
Im zweiten Teil konnte ich nicht mehr so ganz folgen, da wurde es doch etwas fachspezifisch (was genau sind die „Konzentrationsgradienten der relevanten Ionen“ etc.). Hier hätte ich mir etwas anschaulichere Erklärungen gewünscht und vielleicht auch mal das ein oder andere Bild.
Ich fands aber locker und z.T. lustig formuliert, wenn auch Satzbau und Kommasetzung das Lesen etwas holprig machten.
Der Artikel regt zum Weiterforschen an 🙂
viele Grüße
Dampier
Danke für die Blumen! 😀
Ja stimmt, ein Bild vom Filmposter und/oder eine Infografik zum Energiehaushalt des Hirns und/oder zum Ionenaustausch durch die Zellmembran würden bestimmt zur Verständlichkeit beitragen. Mehr Bilder also! ^^
Ich habe sehr mit mir gehadert, wie sehr ich ins Detail gehen soll ohne die Schlüssigkeit zu verlieren und bin sehr froh, dass es doch verständlich ist oder zumindest zum weiterforschen anregt! 😀
Auf Satzbau und Kommasetzung muss ich wohl wirklich mehr Wert legen, was? Wird gemacht! 🙂
Viele Grüße,
Sebastian
@Sebastian: „ein Bild vom Filmposter „
Geht leider nicht wegen Urheberrechtsproblemen.
Generell gilt aber: Bilder sind IMMER wichtig; auch wenn sie nicht direkt mit dem Thema zu tun haben. Man braucht einfach zwischendurch irgendwas, dass die Textwüsten auflockert. Es ist nicht immer leicht passende Bilder mit freier Lizenz zu finden. Aber mMn sehr wichtig für jeden Artikel (beim Schreibwettbewerb sind allerdings nur ne Handvoll Artikel dabei, deren Autoren auch an Bilder gedacht haben…)
@Sebastian
Ich hab‘ die Google Bildersuche angeschmissen und nach „wikimedia“ + Stichwort gesucht und mir dann aus mehreren Bildern was zusammen montiert. Meistens wird dort nur ein Link auf den Autor oder das Bild verlangt udn die Bearbeitung ist ausdrücklich erlaubt.
Bei mir fehlen dafür die Links bzw. Referenzen. Keine Zeit mehr gehabt 🙁
Leider nicht. Sehr enttäuschender Streifen. Da war Limitless von vor ein paar Jahren mit dem gleichen Grundthema um Lichtjahre besser.
Oh klar, Lizenzrecht muss natürlich eingehalten werden.
Auch könnte ich nicht einfach gute Darstellungen aus Lehrbüchern verwenden. Also entweder etwas mit freier Lizenz (danke für den wikimedia Tipp!), oder eben den Mehraufwand betreiben und selbst eine Grafik erstellen. ^^
Was ich letztendlich aus dem Film mitnehme, nachdem ich ihn mittlerweile gesehen habe, wird von MovieBob ganz gut zusammengefasst:
https://www.escapistmagazine.com/videos/view/escape-to-the-movies/9583-Lucy-Its-Almost-a-Black-Widow-Movie
„Knowledge doesn’t cause chaos, only ignorance does.“ 🙂
Limitless habe ich nun leider noch nicht gesehen. *Zur viel zu langen ToWatchList hinzufügt*
Ah, der Film lohnt sich also nicht … danke sehr, wieder was mit genommen 🙂
Aber im Ernst: Guter Artikel, spannendes Thema, sehr verständlich, finde ich und die Bilder fehlten mir ebenfalls. Und jemand, der zu viele Kommata setzt – das ist wirklich mal was Neues 😀 Bevor ich es vergesse: Gibt es eine Fortsetzung?
Dann hab ich das richtig verstanden, dass die verbrauchte Leistung relativ konstant sei, wenn sich wesendliche Konstellationen im Gehirn nicht verändern – Hardwareseitig, Mervenbahnen , Synapsen, Neuronen und andere Funktionshardware.
Tritt also ein quantitativer Anstieg dieser Hardware auf, wird auch mehr verbraucht? Muß ja.
Zur Maximalaktivität, die ja nicht viel über dem Bereitschaftspotenzialverbrauch liegt, gehe ich davon aus, dass sie dann besteht, wenn (Angst)Erregung besteht – und eine Zeit lang darauf. Denn dieser Erregungszustand versetzt das Gehirn in individuell maximale Bereitschaft, trotzdem während der Erregung wenig geordnete Kognition stattfinden kann/wird.
Kann man eigendlich über den Zusammenhang zwischen Adipositas und Neurodegeneration mutmaßen? Ein Gehirn, dass nur die Hälfte an Vernetzungshardware zu betreiben hat, verbraucht auch nur die Hälfte Energie. Und das ist eine ganze Menge. Und wir wissen, dass im Laufe eines Lebens sich das Gehirn spezialisiert – also auf eine Grundvernetzung reduziert. Zumindest ist das gelegendlich zu lesen. Schlüssigerweise fände im Schnitt der „Umbau“ (Degeneration) nach der Pupertät seinen Endzustand. Was zwar nicht damit zusammenpasst, dass schon frühe Jugendliche und Kinder adipös werden, aber die „Pupertät“ eben bisher nur anhand einer starren Einschätzung stattfindet (zwischen 12-16 Jahre) und es sich auch unsichtbar anders ereignen kann. Die Pupertät ist nämlich eher eine Kulturtechnik, die wir praktizieren – eben im genannten Alterspektrum und dass sich wegen diesen kulturtechnisch eingeplanten/vorgesehenen Zeitraum entsprechende Veränderungen nur so ereignen können, wie sie es tun – unter idealen Bedingungen. Heisst also, dass manche Kinder den Prozess, der erst ab etwa 12-15 Jahre Lebensalter losgehen soll, im viel früheren Alter schon durchgemacht haben und deswegen fett werden.
Weil Essen auch Gewohnheit ist, oder in gewissen Zuständen auch Befriedigung und Glückbringend (Sublimierung – wegen Getriebenheit ohne sinnvolle Beschäftigungsmöglichkeit – wird beim Gedanken an Essen die Lösung aus dem inneren Druck leicht gefunden), wird weiter so viel gegessen, wie vor der Degeneration benötigt – aber schlicht nicht mehr verbaucht.
Die Vorwürfe, dass sich die Kinder zu wenig bewegen und/oder zu viel und falsch essen, ist zwar richtig (für ihre besondere Situation), aber diese besondere Situation schon pathologisch ist und deswegen auch beim Namen benannt werden sollte. Sie haben keine Pupertät gehabt, wie sie landläufig „gefürchtet“ wird (rebellisch, instabil, impulsiv, motiviert, inspiriert…usw. also hochaktiv und Energiegeladen). Der Zusammenhang mit dem Gehirn und seiner Konstellation ist wahrscheinlich existent.
k-abo
@chris
Wenn du Zusammenhänge zur Adipositas suchst, dann guck lieber mal bei „Darm mit Charme“ rein – ich glaube, den Science Slam Beitrag gibt es unter genau diesem Titel als Video, ein Buch gibt es auch) – denn der Zusammenhang mit Darmbakterien, korrekter Besiedelung des Darms und so weiter ist größer.
„Darmhirn“ habe ich bei scinexx.de mal gelesen 🙂
Ich halte es ebenfalls für möglich, dass zu viele hormonähnliche Substanzen in der Nahrung die falschen Tendenzen fördern, neben Junkfood und anderem, was nicht vitaminreich genug ist. Aber das ist ein ganz anderes Thema …
@Chris
Du schreibst:
„Die Pupertät ist nämlich eher eine Kulturtechnik, die wir praktizieren – eben im genannten Alterspektrum und dass sich wegen diesen kulturtechnisch eingeplanten/vorgesehenen Zeitraum entsprechende Veränderungen nur so ereignen können, wie sie es tun – unter idealen Bedingungen.“
>Ich würde eher die Natur, also biologische Faktoren, für die Pubertät verantwortlich machen, z. B. Hormone.
Dafür spricht auch die Tatsache, dass es die Pubertät auch bei anderen Säugetieren gibt.
Hi Chris,
das Bereitschaftspotential von Nervenzellen und die Bereitschaft, die du in Gefahrensituationen spürst, sind nicht das selbe. Bei Nervenzellen ist damit das spezielle Phänomen gemeint, bei dem im Premotor Cortex schon eine erhöhte Aktivität zu finden ist, wenn eine Versuchsperson die Aufgabe bekommen hat, auf Signal beispielsweise ihre Hand zu bewegen. Die Planung dieser Motor-Aufgabe ist damit assoziiert. Ich habe extra nicht von einem Bereitschaftspotential, sondern vom Ruhepotential gesprochen. Das habe ich mit einer gewissen Alarmbereitschaft assoziiert, was aber nur soweit richtig ist, als dass die Zelle generell dieses Ruhepotential anstrebt und von diesem AKTIV gehaltenen Zustand aus ein Aktionspotential ausgelöst werden kann. (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Nervenzelle#Arbeitsweise_einer_Nervenzelle)
Die Erregung in Gefahrensituationen wirkt im ganzen Körper über die Sympathikus Nerv, der alles in den „Fight or flight“ Modus versetzt. Gegenspieler ist der Parasympathikus Nerv, der alles in den „Rest and digest“ Modus versetzt. 🙂
Ich weiß nicht, ob es einen kausalen Zusammenhang zwischen akuter Neurodegeneration und Adipositas gibt. Nur weil viele ältere Menschen Übergewicht haben und sie wahrscheinlich eine auf ihren Alltag optimaler abgestimmte Hirnstruktur haben, heißt es noch lange nicht, dass hier ein Kausalzusammenhang besteht. 😉
Bei Jugendlichen würde ich auch einfach von der gebotenen Bewegung, der Macht der Gewohnheit, Veranlagung (z.B. wie optimal die Nahrung verdaut werden kann; Darmflora…) und erhöhtem Stress ausgehen, die zu Adipositas führen können. Weniger denke ich, ist der Verbrauch des Gehirns ursächlich. Dann schon vor allem in der frühkindlichen Entwicklung, wo das Gehirn wirklich noch wachsen muss.
Die Impulsivität etc., die, wie du sagst landläufig mit der Pubertät assoziiert wird, liegt, soweit ich weiß, vor allem an fehlenden Prefrontalen Kontrollstrukturen, die so ein Impulsverhalten unterdrücken können. Diese sind während der Pubertät noch nicht voll ausgebildet.
Die anderen 80% der Energieverbraucher des Körpers sind da glaube ich viel besser für ausgelegt mal mehr und mal weniger Energie zu verbrauchen. 😀
Ich wollte der Korrektheit eben einwerfen, dass sowohl Sympathikus als auch Parasympathikus keine Nerven, sondern ganze Nervensysteme sind.
Adipositas und Neurodegeneration pauschal in einen Zusammenhang zu setzen, finde ich sehr fragwürdig.
Übrigens benötigt nicht nur die Aufrechterhaltung der Ruhepotenziale (längst nicht nur im Gehirn), sondern auch das Verdauen von Nahrung eine enorme Menge Energie (Pinel (2006) schrieb m.W.n.: zusammen ~80%).
moin Curious.Sol – das klingt interessant, doch leider (und unerwarteteterweise) haben erstaunlich viele ‚* Pinel‘ 2006 irgendwas publiziert – hättest Du evtl noch etwas Zielführenderes in petto?
Hi Curious.Sol,
da hast du vollkommen Recht, dass es sich hier um ganze Nervensysteme handelt, nicht um einzelne Nerven. 🙂
Vieleicht noch eine oder zwei ergänzende Überlegungen:
1) Gegen die Idee einer unvollkommenen Nutzung des Gehirns spricht auch die Tatsache, dass wir Produkte der Evolution sind. Man kann annehmen, dass wir wie alle Lebewesen unsere ökologische Nische relativ Aufwands-effizient ausfüllen. Die Ausbildung eines um den Faktor 10 überdimensionierten Organs wäre auch vor diesem Hintergrund eine absurde Verschwendung.
2) Untersuchungen in diesem Zusammenhang haben auch gezeigt, dass intelligentere Menschen ihr Gehirn tendenziell sogar weniger (!) nutzen als weniger intelligente. Scherzhaft könnte man also schlussfolgern, dass man für die besten Ergebnisse sein Gehirn gar nicht mehr benutzen sollte … 😉
Und wie für vielen Schwachsinn muss Einstein auch für die 10% herhalten, auf den berufen sich Vernreiter dieses Mythos gerne.
@ #14
Schon richtig, dass die biologischen Bedingungen die Phase erst ermöglichen. Aber Hochkultur macht immer etwas daraus; will es kontrollieren und konditionieren. Daraus entsteht eine Sytematik der Handhabung und der Sicht darauf und die lässt die eigendlichen Gründe und Bedingungen im Alltag zu oft aus dem Blick, sodass es dann letztlich mehr „Kulturtechnik“ als Biologie ist. Man erwartet stereotype, anstatt auf reale Begebenheiten zu schauen.
Dass die Zeit dieser Phase Teil der Kulturtechnik wurde, ist noch nicht sehr lange her.
@ #15
Prefrontalen Kontrollstrukturen…
.. die, wenn sie da sind (Hardware-mäßig) ja auch Energie verbrauchen und so den Grundverbrauch erhöhen. Und zwar die gesamte Zeit der Wachphase – also im Schnitt 16 Stunden am Tag. Körperliche Energieverbräuche sind viel deutlicher von der Beanspruchung des Körpers abhängig, sodass hierbei um so mehr Bewegung nötig ist, um Überschüsse zu verbrauchen, die ein maximal vernetztes und ausgebildetes Gehirn nur wegen seiner Anwesenheit und seinem Grundverbrauch „verbrennt“ – ohne Zutun.
Die „Kontrollinstanz“ hat daneben auch eine interessante Funktion, die nich so ist, wie man landläufig sich erklären lassen kann. Sodass sie also nicht eine solche „Kontrolle“ leistet, wie erklärt – sondern anderer Art und noch andere Funktionen supportet.
Ihre Ausführungen haben keinen konkreten Teil, der meine These widerlegt – im Gegenteil: sie geht konform, wenn man die Bedingungen vergleicht.
Alte Menschen habe ich hier nicht als Gegenstand zum Beispiel genommen. Bei ihnen kommen noch mehr und andere Faktoren hinzu. Ausserdem eine klassische Alters-Demenz (als extreme Steigerung der Adoleszendegeneration) tendenziell mit Abmagerung einhergeht, was die Vergleichbarkeit absurd erscheinen lässt. Es geht mir nur um die Bedingungen und Begebenheiten in der frühen Entwicklung.
O.k., das mit der Angst kann falsch gedacht sein. Aber es wäre ein Beispiel, in dem der Verbrauch des Körpers (anstatt des Gehirns) schlagartig in die höhe schnellt. Und wie anstrengend das ist, ist sicher bekannt.
Zur Darmlora sei ein Zusammenhang mit dem Gehirn und seiner Funktion zu vermuten und nicht nur eine darminterne Abgeschlossenheit und unbeeindrucktheit der Abläufe angenommen. Ein ideal Gehirngesunder Mensch wird mutmaßlich mit jedem Parasiten infiziert werden können, aber davon nicht belastet werden, weil der Parasit einen ungünstigen Lebensraum vorfindet.
Gewohnheiten und Veranlagungen stehen auch direkt mit der Gehirnfunktion und Entwicklung in verbindung.
Der Stressfaktor ist eine Sache, die individuell eingeschätz werden muß. Stress ist eher eine Ursache von hohem Energieverbauch. Wieviel Stress (standartisiert vergleichbar) ein Subjekt hat, ist nicht an seinem Verhalten direkt zu erkennen – oder doch? Wie dieser Stress empfunden wird und also belastet, ist dann in jedem Falle sehr unterschiedlich. Stress (innerer Druck) wird eben auch gerne sublimiert – auch durch essen.
Die ausserordentlich weite Verbreitung hat der Mythos vermutlich dadurch erfahren, dass in sehr vielen Zeitungen und Magazinen eine Annonce fuer das Buch Dianetik des Scientology-Gruenders L. Ron Hubbard mit eben dieser Behauptung und einem Bild von Albert Einstein warb. Das war gefuehlt allgegenwaertig, sonst haette das nie so eine hohe Aufmerksamkeit bekommen.
Gefällt mir.
Dass der Mythos auch viel über Scientology Werbung verbreitet wurde, habe ich ehrlich gesagt noch nicht mitbekommen, aber wundert mich auch nicht. Sehr interessante Info! 🙂
Was? Ernsthaft nicht? Ich kenn diesen „Zusammenhang“ seit Kindertagen (Rückseiten von Groschenheften etc.). Und das is schon ein paar Donnerstage her.
@#17 rolak:
Die Info habe ich aus dem Lehrbuch Biopsychologie von John P. J. Pinel in der 6. Ausgabe, allerdings von 2007, nicht 2006. Ich habe das Buch gerade nicht hier und aus dem Gedächtnis zitiert, daher der Fehler mit der Jahreszahl. Darum kann ich momentan auch nicht die entsprechende Primärliteratur nachschauen, sofern denn welche angegeben ist. Ich werde das nächste Woche aber gerne nachholen.
Guten Morgen und danke, Curious.Sol, das dürfte schon weiterhelfen, meine Neugier zu befriedigen bzw den Weg dahin zu erleichtern. Als Lesezeichen gemerkt ist es schon, mal sehen, wann ich weiterkomme.
Laß Dich aber keinesfalls davon abhalten, irgendwann Spezifischeres hier zum Besten zu geben 😉
@ #16
Gabs da nicht das Gerücht, dass (bestimmter) Salat oder Kohl mehr Energie beim Verdauen verbraucht, als durch das Essen davon aufgenommen werden kann?
Aha: 20 % Gehirn und 80 % Verdauungsorgane!
Der Rest meines Körpers ist ein Perpetuum Mobile? Oder „ernährt“ sich von freier Energie! So wirds sein.
Das ganze Konstrukt der Funktionen des Gehirns ist noch fragwürdig – kaum weniger, als meine These von der Adoleszensdegeneration. Ich erinnere mich an dieses Frühjahr, wo man (angesehene Vertreter der Neurowissenschaften) öffentlich feststellte, man habe wider Erwarten in den vergangenen 10 Jahren eher nichts wesendliches hinzulernen können – sondern weitere Fragen aufgeworfen. Soweit so menschlich. Aber meine eigenen geschlossenen Szenarien über den Gegenstand (aus der üblichen Literatur entnommen) weisen darauf hin, dass es ein grundlegendes Missverständnis bezüglich Funktion des Neokortex und auch der gemessenen (fMRT) Neuroaktivität und dessen Funktion gibt. Es wird etwas hineininterpretiert, was in der Art nicht da ist. Nämlich die Autonomie und intrinsische Stimmulation/Informationsgeneration des Körpers und Gehirns.
Und wenn meine Vermutungen richtig sind, fällt ein ganzer Teil bisheriger „sicheren“ Annahmen als unzutreffend weg. Und das hätte weitreichende Folgen für die bisherigen Perspektiven auf Mensch und Gehirn. Immerhin gehts nicht um den Fingernagel, sondern ums Gehirn als Steuerungsorgan des Individuums.
@#27 rolak:
Aus besagtem Buch, S. 409: „…, dass körperliche Aktivität nur einen kleinen Teil des gesamten Energieverbrauchs ausmacht: ungefähr 80% der Energie, die Sie verbrauchen, wird dazu verwendet, die physiologischen Abläufe ihres [sic!] Körpers im Ruhezustand aufrecht zu erhalten und um Nahrung zu verdauen (Calles-Escandon & Horton, 1992).
Der Artikel ist übrigens frei.
@29: Da habe ich wohl den Link zerschossen. Der hier geht: Calles-Escandon & Horton (1992)
Seltsam, den Link hatte ich korrekt eingefügt. Na gut, über PubMed findet man auch zu dem Paper: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/1733122
moin Curious.Sol und schönen Dank für die weitergeführte Recherche – es ging mir wie erwähnt allerdings weniger, eigentlich gar nicht um den Ruhe-Anteil, sondern um das Tara beim Verdauen von Nahrung.
Also zB 1kg Brokkoli hat (gewürfelte Zahl) 4711 Kalorien in Form von Eiweißen im Angebot, davon werden alleine für Verarbeitung, Einlagern, Auslagern 0815 Kalorien verbraucht, bleiben zum Betrieb irgendwelcher Körperfunktionen netto 3896 Kalorien übrig.
Das Ganze so kompakt wie möglich – wenn zB die drei Grundeinträge Kohlehydrat, Eiweiß, Fett im Rahmen der Meßgenauigkeit alles korrekt abdecken, würde das schon reichen.
Dies war, um es zu betonen, kein Suchauftrag an Dich, sondern nur der Versuch einer möglichst genaen Beschreibung dessen, was mir vorschwebt.
Puh, ich weiß gar nicht, ob es dafür Übersichten gibt. Das hängt nämlich z. B. auch von der Temperatur des Essens ab, ob gekocht oder nicht, fermentiert oder nicht usw.
Siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/Physiologischer_Brennwert#Negativer_Brennwert
Aus ua diesem Grund dauert meine (sicherlich unintensive) Suche schon ziemlich lange an.
Klar, deswegen ist ja Kochen bzw allgemeiner Garen (egal ob über Temperatur oder anderes) eine der großen Kulturleistungen der Menschheit – größere Effizienz der Nahrungs-Nutzung.
(etwas weiter gedacht)
..wobei allerdings diese Effizienz sich auf die anteilige Aufnahme der Inhaltsstoffe bezieht, nicht auf die Umwandlung des Aufgenommenen in Verwertbares (ATP). Und ja, auch dann muß noch feiner unterschieden werden, gibt es doch mehrere Submechanismen – wie zB bei Überanstrengung der Muskulatur die Milchsäuregärung, bei der das anfallende Lactat dann unter ATP-Verbrauch zu Glukose ‚entsorgt‘ wird.
Falls es dazu übersichtlich zusammengestellte Daten gibt, sind sie jedenfalls ungemein schwierig zu finden 😉
Ich kann mir gut vorstellen, dass es dazu haufenweise Daten gibt. Schreib doch evtl. mal einen Ernährungsmediziner und/oder Lebensmittelchemiker an! 😉
[…] Der 10%-Mythos, Pseudowissenschaft und etwas Aufklärung – Astrodicticum Simplex […]
Etwas umständlich, war aber ganz ok der Vortrag.
Der Film ist nicht unbedingt logisch, wenn es um die Intelligenz geht.
( Sie spricht zu dem Koreaner, in ihrer Sprache, obwohl er von Anfang an einen übersetzter brauchte)
Nutzen tuen wir unser Gehirn weniger, weil wir weniger reize ausgesetzt sind, die die Synapsen vernetzen.
Haustiere haben zu ihren wilden Verwandten, eine andere Hirn Entwicklung, weil sie einer anderen Umgebung ausgesetzt sind.
EPIGENETIG*** ist ein Teil davon :
Als US-Präsident Clinton im Jahr 2000 die Entschlüsselung des menschlichen Erbguts verkündete, war die Euphorie gross. Nicht mehr lange, so glaubte man, und die Geheimnisse der menschlichen Existenz seien gelüftet. Heute ist klar: Diese Vorstellung war naiv. Doch nunmehr kann die Epigenetik vieles von dem erklären, woran die Genetik gescheitert ist.
So verschieden die Funktion menschlicher Zellen auch sein kann – alle haben dieselbe genetische Ausstattung. Niemals werden aber alle Gene und Eigenschaften zugleich gebraucht. Und so schaltet die Natur viele davon aus, um zum Beispiel Hautzellen oder Hirnzellen zu produzieren oder Entwicklungsprozesse vorzugeben. Die neue Wissenschaft der Epigenetik beschäftigt sich mit solchen biochemischen Schaltvorgängen, und sie hat eine sensationelle Erkenntnis gewonnen: Nicht nur die Natur, wir selbst können solche Schalter bewegen
. Etwas zu fachlich, für Erklärungen für die meisten wahrscheinlich, da kann ich weiterhelfen mit ein paar Zitate von Gerald Hüther:
Jedes Signalmuster, das im Körper und dort vor allem in den Sinnesorganen generiert und zum Gehirn weitergeleitet wird, führt zum Aufbau eines charakteristischen Erregungsmusters innerhalb der in den verschiedenen Bereichen des Gehirns bereitgestellten neuronalen Netzwerke. Je häufiger ein solches Erregungsmuster entsteht, desto stärker werden die dabei aktivierten synaptischen Verbindungen gebahnt und gefestigt.
Die Erkenntnis, dass das menschliche Gehirn ein sich erfahrungs- und nutzungsabhängig entwickelndes Organ ist, bedeutet empirisch nicht weniger, als dass die soziokulturelle Entwicklungsumwelt, in die ein Mensch hineinwächst, die neuronale Architektur seines Gehirns ganz entscheidend bestimmt.
Fachidioten und Leistungssportler kann man durch Wettbewerb erzeugen, aber nicht umfassend gebildete, vielseitig kompetente und umsichtige, vorausschauend denkende und verantwortlich handelnde, in sich ruhende und starke, beziehungsfähige Persönlichkeiten.
Nicht das viele Wissen, nicht die auswendig gelernten Lehrsätze, nicht die vielen gelesenen Ratgeber und Lehrbücher, sondern die Vorstellungen, die inneren Überzeugungen, die Welt- und Menschenbilder, mit denen wir herumlaufen, bestimmen unser Denken und Handeln.
(Die Unzulänglichkeiten der eigenen Wahrnehmung werden zu der Unzulänglichkeit der eigenen Wahrnehmung)
Wie die Hirnforscher inzwischen an vielen Beispielen zeigen konnten, wird unser Erleben von uns selbst und von den Erfahrungen, die wir in der Beziehung zu unserer Mitwelt machen, ständig neu kreiert***. Muster des Erlebens und Verhaltens, die wir unter emotionaler Beteiligung aktivieren, werden verstärkt und als neuronale Verschaltungsmuster strukturell verankert, das heißt sie werden im Gehirn «verkörpert». Das bedeutet, dass wir zu jedem Zeitpunkt unseres Lebens die bisher herausgeformten Verschaltungen in unserem Gehirn auch neu konstruieren können.
https://m.youtube.com/watch?v=zW1U-JUl7tg
https://m.youtube.com/watch?v=2XlJmew2lK4
https://m.youtube.com/watch?v=82jJ_WbcIV8
Bitte nicht alles von Psiram als Quelle nehmen,
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