Ab und zu kann man ja mal das Gefühl kriegen, dass es bergab geht mit der Welt. Die heutige Jugend ist ja von Grund auf verdorben, faul und böse – das wusste schon der alte Sokrates! Aber wer gerade dabei ist, die Hoffnung für die Zukunft zu verlieren, dem empfehle ich dieses Video. Es zeigt, wie ein kleines Mädchen die netten Wissenschaftler von der Universität Nottingham trifft, deren großartige Videos ich hier schon oft genug verlinkt haben. Sie ist ein großer Fan der Reihe „Periodic Videos“, die von Chemie handelt und es ist einfach wunderbar zu sehen, wie sehr sich freut, die Wissenschaftler zu treffen und über Chemie reden zu können:
Das tragische an der Sache ist: Ich habe bis jetzt noch kein Kind getroffen, dass nicht von der Wissenschaft interessiert wäre. Egal ob Chemie, Physik, Astronomie, Biologie – Kinder und Wissenschaft sind ein ideales Paar. Kinder haben noch nicht gelernt, dass Wissenschaft langweilig ist und kompliziert und das sie zu doof sind, das zu verstehen. Und es ist eine Schande, dass ihnen dieser Unsinn irgendwann auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden beigebracht wird! Ich hatte schon das Vergnügen in Vorschulen und Grundschulen über Astronomie sprechen zu können und sowohl ich als auch die Kinder waren begeistert. Man kann gar nicht früh genug anfangen, mit Kindern über Wissenschaft zu reden und es wäre so schön, wenn die Freude und das Interesse daran nicht irgendwo im Chaos der Pubertät verschwinden würden…
Naja. Es gibt Gründe dafür, warum das so ist. Sind vielleicht nicht die komplexesten Gründe, aber ernstzunehmende. Und soweit ich zu wissen glaube, haben viele Tiertrainer ebenfalls erhebliche Schwierigkeiten, ihre ansonsten durchaus lernfähigen Opfer über die einsetzende Geschlechtsreife hinaus lernbereit zu erhalten. Mehr oder weniger unabhängig von der Spezies. Es scheint, daß da die Biologie ein harter Gegner ist.
Recht hast. Das wichtigste, was die Schule Kindern beibringen kann, ist, sich von niemandem die Fähigkeit zum Staunen nehmen zu lassen.
Ich bin erst 23. Finde es aber schrecklich wenn Ältere sagen: “ Mir egal wie etwas funktioniert. Hauptsache es funktioniert.“
Ich hoffe, dass ich nie meine Neugier verliere. Denn gerade sie spornt an mehr wissen zu wollen. Kinder sind da ein super Beispiel.
Sollte man mal eine Zusammenstellung starten mit Büchern, Zeitschriften, Youtube-Channels usw. die sich gut eignen um seine Kinder für Wissenschaft zu begeistern?!
Man kann sich zwar auch die Zeit nehmen und Ihnen selber vieles zeigen und beibringen aber dem sind ja auch Grenzen gesetzt und teilweise kennt man sich selbst zu wenig im Detail aus.
Oder gibt es so eine Sammlung schon?
@Andreas: „Oder gibt es so eine Sammlung schon?“
Nicht das ich wüsste. Aber es gibt auch wenig Material auf deutsch; zumindest bei den Videos. Würde sich mal lohnen, so ein Projekt…
Die Zitatzuschreibung an Sokrates ist nicht richtig, siehe hier: https://www.zeit.de/2004/16/Stimmts_Sokrates und hier: https://en.wikiquote.org/wiki/Socrates#Misattributed
@Andreas:
Wir versuchen z.B. Wissenschafts-Videos, die für Jugendliche interessant sein könnten auf unserer Online-Plattform zu sammeln: http://www.ScienceClip.at
Aber deutschsprachige Videos sind in der Tat noch Mangelware!
Eine umfassende Sammlung wäre wirklich großartig!
“ https://www.ScienceClip.at„
Kannte ich noch gar nicht! Danke für die Information!
Kinder *sind* Wissenschaftler. Sie sind unendlich neugierig, können sich geradezu meisterhaft eigene Zugänge zu einem Problem erschaffen, ihr Geist ist nicht von Alltagsgewohnheiten wie dem „gesunden Menschenverstand“ vernebelt, und ihre mit Abstand am häufigsten gestellte Frage lautet „Warum?“. Wenn wir uns die Schwergewichte der Wissenschaft anschauen (Newton, Einstein, von Neumann, Hawking…) dann haben sie genau diese Eigenschaften.
Nun ja, das wurde mir in der Schule abgewöhnt. Themen die mich interessiert hatten, wurden entweder gar nicht erst behandelt oder schnell abgewürgt, um sich wieder stupide dem Lehrplan zu widmen 🙁
@ Ben
Immer tragen andere die Schuld, und wenn man sonst keine findet, Schule ist immer gut.
Bißchen einfach und wohl doch zu kurz gehüpft.
Kinder mögen wohl neugierig sein, aber Wissenschaft erfordert auch viel Arbeit und Ausdauer. Ich denke nicht, dass Kinder diese Ausdauer aufbringen können.
Einfach zu sagen „Kinder sind Wissenschaftler“ ist meiner Meinung zu einfach.
Ein Problem das ich als Kind hatte war, dass ich von den Erwachsenen in meiner Umgebung öfter Sprüche gehört habe wie „Das kann ich nicht.“, „Das versteh ich nicht.“, „Das ist mir zu hoch“ und schliesslich so Fragen wie: „Wozu soll das gut sein?“, „Was hast Du davon?“ usw. usf. – Da verliert man dann irgendwann die Lust zum Fragen, weil es die Erwachsenen einerseits anscheinend wirklich nicht interessiert, oder sie andrerseits zu doof sind, mit den Kindern darüber zu reden. – Aber man sollte ja in der Schule immer schön aufpassen, was die Lehrer/innen einem erzählen und im Unterricht auch fleissig mitmachen. Dumm nur, wenn man selbst in der Grundschule von den Eltern und/oder anderen Verwandten keine Hilfe bei den Hausaufgaben zu erwarten braucht, weil die zu doof dazu waren, sich selbst mal eine Stunde mit dem Stoff auseinander zu setzen, damit sie wissen, was da von den Kindern verlangt wird, und ihnen auch helfen können!
Normalerweise steh ich ja auf dem Standpunkt, dass man auch, bzw. gerade den Kindern gegenüber ehrlich sein sollte, wenn man etwas nicht weis. Aber jetzt frage ich mich gerade, ob das immer sinnvoll ist, weil man dadurch u.U. den Forscherdrang der Kinder abwürgt.
Nach mehreren Jahren als Lehrer habe ich meine eigene These, warum Jugendliche im Laufe der Schulzeit mehr und mehr das Interesse an Naturwissenschaften (und oft auch Mathematik) verlieren; wurde ansatzweise von Gerrit oben schon angesprochen:
Naturwissenschaft ist halt nicht nur spannend und ansprechend (wenn man hübsche Experimente sieht), sondern erfordert auch viel Arbeit, insbesondere kritisches und analytisches Denken, richtiges Verwenden der Fachsprache, Erkennen, dass man sich leicht selbst täuschen kann – und (vor allem in Physik) auch viel Rechnen. (Und da es bei vielen Schülern schon an simpelster Algebra scheitert, ist es kein Wunder, dass sie dann die Rechnerei in der Physik abgeschreckt!)
@schlappohr:
Dass Kinder extrem neugierig sind usw., stimmt zwar – ist aber eben nur eine Grundvoraussetzung für Wissenschaftler. Wie Feynman so schön sagte: Das wichtigste in der Wissenschaft ist „don’t fool yourself“. Und genau das können Kinder normalerweise halt noch nicht vermeiden. Und wenn man den Jugendlichen an der Schule dann beibringt, dass sie sorgfältig arbeiten müssen und nicht jeder Einfall gleich supertoll ist, frustriert das viele – und (unter anderem) so kommt die Einstellung „Physik ist doof“ zustande.
@ Hans
Im Prinzip den Nagel auf den Kopf getroffen, nur handelt es sich mehr um ein gesellschaftliches Problem als um ein privates. Solange in jeder talkshow ein sogenannter Prominenter aufsteht und sich brüstet, er habe in den Naturwissenschaften insbesondere auch in Mathematik eine fünf gehabt, was sofort dazu führt, dass der Saal vor Begeisterung tobt und sich sofort eine Handvoll outet, sie haben es sogar zu sechs geschafft. All diese sind jetzt für höchste Posten in der Gesellschaft optimal qualifiziert.
Hat schon jemand erlebt, dass sich jemand einer sechs in Deutsch rühmt?
Da muss ich zustimmen, Mathematik ist sicherlich ein Knackpunkt.
Ich habe mir eine Zeitlang im STudium etwas dazuverdient, indem ich für eine Consulting-Firma Vorbereitungskurse zum sog. „Medizinertest“ gehalten habe. Die Teilnehmer an diesen Seminaren befanden sich normalerweise ca. 1/2 Jahr vor dem Abitur, trotzdem ist der grösste Teil schon daran gescheitert, aus einer Textaussage einen Dreisatz aufzustellen. Geschweige denn, diesen dann auch noch zu lösen.
Mit diesem Wissen wundert mich mittlerweile überhaupt nicht mehr, dass sich viele Ärzte lieber auf ihre Erfahrungen als auf methodisch saubere Studien verlassen.
@Björn: Ok, klar wenn man Wissenschaft tatsächlich auf einem fundamentalen Level verstehen will bzw. Wissenschaftler werden will, muss man Mathe können und diversen anderen „langweiligen“ Kram und das können und wollen nicht alle. Aber es geht ja nicht um die Frage, warum nicht alle Menschen Wissenschaftler werden. Sondern warum man die Faszination verliert. Die Leute, die hier mein Blog lesen oder andere oder populärwissenschaftliche Bücher oder sich Dokus im Fernsehen ansehen usw haben ja auch alle nicht Mathe studiert. Aber sie interessieren sich für die Welt und wie sie funktioniert. Und das tun sehr viele Menschen leider nicht… Kinder dagegen schon. Bis sie irgendwann damit aufhören.
#15 eumenes
Das stimmt natürlich auch. Solange dieser Zustand erhalten bleibt, steht es um naturwissenschaftliche Bildung in der Tat nicht gut.
Hat schon jemand erlebt, dass sich jemand einer sechs in Deutsch rühmt?
Äh, nee! – Dazu fällt mir gerade ein Blogbeitrag von Markus Pössel, neben an bei den SciLogs ein, wo er sinngemäss schreibt, das die gleichen Leute, die sich damit rühmen, von Mathematik im Besonderen und Naturwissenschaft im Allgemeinen keine Ahnung zu haben, es als Unbildung betrachten, wenn man irgendwelche Gedichte nicht dem Dichter zuordnen kann, oder womöglich überhaupt nicht kennt.
—–
Das mit der Wissenschaft auch viel Arbeit verbunden ist, ist natürlich auch richtig. Dass es unter Umständen recht lange dauert und sehr umständlich sein kann, bis man zu Resultaten kommt, kann natürlich auch frustrieren und abschrecken. Aber dazu fällt mir jetzt auch nur der eher Platt wirkende Spruch ein, dass „noch kein Meister vom Himmel gefallen ist“.
Wenn man dann noch bedenkt, dass unser Bildungssystem und führende Teile der Gesellschaft dafür sorgen, dass sich die Begeisterungsfähigkeit in Grenzen hält, so dass ja keine Entwicklungen eintreten können, die sie nicht mehr kontrollieren können, dann könnte ich schon wieder ko….!
Oh Mist, Zitat versemmelt. Diese Frage
war natürlich auch von eumenes aus #15 zitiert.
#16 noch’n Flo
Nun ja, das ist ja die Sache wie man ein Problem deutet und auf einen Lösungsweg transformiert. Also das verstehen von Textaufgaben, d.h. die angegebenen Daten danach zu bewerten, welche wichtig sind und gebraucht werden, und welche überflüssig sind und nur der Verwirung dienen. Das kam nach meinem subjektiven Eindruck in meiner Schulzeit auch zu kurz.
@FF:
Ich rede hier gar nicht von „auf fundamentalem Level verstehen“. Und mit Mathe meine ich hier auch nicht Differenzialrechnung und so.
Es ist nun mal leider so (wie auch noch’n Flo bemerkt), dass extrem viele Leute schon mit so elementaren Dingen wie einem Dreisatz Probleme haben. Und damit, selbst einfache Formeln wie z. B. R = U/I nach einer anderen Größe umzustellen.
Und wenn das Rechnen selbst auf diesem elementarem Niveau nicht beherrscht wird, dann ist es auch kein Wunder, dass viele Leute in der Schule die Lust an der Naturwissenschaft verlieren…
Dazu kommen noch die anderen Sachen, die ich oben erwähnt hatte: Kritisches, analytisches Denken; Kennen und richtiges Verwenden der Fachsprache; Erkennen, dass man sich leicht selbst täuscht usw. Das alles ist mit viel Arbeit verbunden, und auch mit Desillusionierung.
@Björn: Ich glaube wir reden immer noch von unterschiedlichen Dingen. Das kleine Mädchen aus dem Video hat vermutlich noch nicht viel Ahnung von Mathe und ist trotzdem enorm fasziniert von Chemie. Ich frage mich, wieso DIESE Faszination verschwindet. Wenn man als Kind ohne Mathekenntnisse auf diese Weise von Wissenschaft fasziniert sein kann, wieso dann nicht mehr als Erwachsener (obwohl das natürlich nicht absolut zu sehen ist. Ich kenne viele Erwachsene die immer noch enorm fasziniert von der Welt sind…)
@#19 Ha ns: Ob Du’s glaubst oder nicht: JA !
Allerdings war das ein Schweizer (die benoten anders rum) 😉
In der pädagogischen Psychologie geht der Tenor in die richtung, dass es eben doch sehr mit der selbstwirksamkeit zu tun hat, also dem Glauben daran, dass man eine Leistung erbringen kann. Vergangene Leistungen/Erfolge beeinflussen die Selbstwirksamkeit, Selbstwirksamkeit wiederum beeinflusst die Leistung bzw. wie erfolgreich man dabei ist. Das ist ein Spiraleffekt, der aufwärts oder abwärts gehen kann. So kleine Kinder sind wahnsinnig optimistisch hinsichtlich ihrer Fähigkeiten, haben also eine sehr hohe Selbstwirksamkeit. In der Schule wird viel mit sozialem Vergleich gearbeitet, man sieht ständig, wer besser ist als man selber, dass man doch eben vieles nicht so gut schafft wie man sich das vorgestellt hat usw. Es gibt aber wenig Bewertung nach individueller Bezugsnorm, also ob und wie sehr man sich über die zeit verbessert hat, oder Kriteriumsnorm, also ein objektives Erfolgskriterium. Die Schule holt längst nicht alles aus der Psychologie raus, von daher hält sich auch meine Wertschätzung für die Schule sehr in Grenzen. Wie auch immer, am Anfang der Schulzeit ist man am motiviertesten, bekommt mit der zeit viele Rückschläge, und die meisten geben ihre Motivation irgendwann auf, sich intellektuell herauszufordern. Wenn es ganz schlecht kommt, bekommt man das gefühl, überhaupt keinen Einfluss auf seine Erfolge mehr zu haben (erlernte Hilflosigkeit). Das macht ein Lebewesen passiv und unbeteiligt. Man will halt lieber Dinge tun, die dem Selbstwertgefühl gut tun. Da gibt es viel interessante Sozialpsychologie. Diese unsäglichen Anbiederungskünstler, die sich der Fünf in mathe rühmen, bewirken so auch, dass das Publikum sozusagen entlastet/rehabilitiert wird und sich besser fühlt (das muss man nicht können).
Ich war auch so ein nerviges Kind, dessen Interesse für alles mögliche vom erwachsenen sozialen Umfeld als „angeben“ ausgelegt wurde, was für diejenigen deutlich Selbstwertschonender war. Oder man badete darin, trug aber nichts dazu bei. Das führte bei mir eher dazu, dass ich als Teenager eine Aversion gegen die Menschen und nicht gegen Naturwissenschaften entwickelt hatte, die erst wieder abgebaut werden musste. Übrigens habe ich sehr viel kindgerechte Alltagsphysik aus dem Buch „Warum? Darum.“ von Georg-Friedrich Nikol gelernt. Das ist im Grunde ein Alltagsfragenkatalog mit den Fragen, die Kinder halt so stellen. Die Fragen werden beantwortet und dabei ein paar Basics aus dem jeweiligen Themengebiet mitgeliefert.
@noch’n Flo
Wieso gilt ein Dreisatz als leicht, wenn ihn 90% als schwer empfinden?
@werner, #23:
Nun ja, ich habe die ersten 2 Jahre der Sekundarstufe I auch auf der Gesamtschule verbracht, und da war es auch so, dass es acht Noten gab, wobei die höchste Zahl, also 8 der Bestnote entsprach. Demnach hätte ich mich dort auch „mit einer 6 in Deutsch“ rühmen können. Aber soweit ich weis, haben die das System irgendwann wieder abgeschaft.
@Stephan Goldammer:
„Wieso gilt ein Dreisatz als leicht, wenn ihn 90% als schwer empfinden?“
Gibt es was das du als leicht empfindest, dass 90% der Leute als schwer empfinden?
Der Dreisatz wird >im Allgemeinen< als leicht dargestellt (von den Lehrenden) und als schwer empfunden von den Schülern.
Ich bezog mich auf " Die Teilnehmer an diesen Seminaren befanden sich normalerweise ca. 1/2 Jahr vor dem Abitur, trotzdem ist der grösste Teil schon daran gescheitert, aus einer Textaussage einen Dreisatz aufzustellen. Geschweige denn, diesen dann auch noch zu lösen."
Ich lege mich jetzt einfach mal darauf fest, das etwas was der größte Teil nicht versteht, nicht leicht sein kann, auch wenn der Lehrer/Ausbilder 100x sagt "Das ist doch leicht." oder "Mensch, jetzt seit ihr schon an so einer Kleinigkeit gescheitert. Was soll nur aus euch werden wenn ihr nicht mal den Dreisatz hinbekommt."
@PDP10
Sicher. Aber ich würde mich fragen warum es die anderen nicht verstehen und didaktische Abhilfe schaffen. Da aber die „Dreisatz-Problematik“ schon seit Jahrzehnten existiert und offenbar immer noch nicht gelöst wurde, scheint das didaktisch kniffliger zu sein als mancher glaubt. Witzig ist doch, dass man es den Schülern, halb-unterschwellig, in die pädagogischen Schuhe schieben will, dabei hat der Lehrer versagt, denn seine Erklärungen haben offenbar nicht die Schülergehirne erreicht.
@Björn und FF: Die Frage nach der Faszination für die Welt ist recht interessant. Wenn ich darüber nachdenke, stelle sich mir doch recht viele Fragen:
– Sind Kinder wirklich neugieriger als Erwachsene? Im Alltag gibt es für Erwachsene weniger Neues, aber sind Erwachsene wirklich weniger interessiert, wenn es etwas Neues im Alltag gibt?
– Sind Erwachsene wirklich weniger fasziniert von der Welt als Kinder?
– Gibt es eine Grenze ab der etwas zu kompliziert und unwichtig ist, dass der „normale“ Mensch keine Informationen mehr aufnehmen möchte. Sind Erwachsene deswegen weniger an Wissenschaft interessiert? Werden deswegen einfache Erklärungen wie Religion oder Esoterik bevorzugt?
– Sind Kinder und Erwachsene eher passive oder aktive Konsumenten von Informationen?
Letztendlich frage ich mich gerade ob Kinder wirklich stärker an Wissenschaft interessiert sind als Erwachsene.
@ Stefan Goldammer:
Gibt es denn ein Schulfach, von dem Du meinst, dass es 90% der Schüler als leicht empfinden? Warum nicht?
Ich muss gerade an meinen Physiklehrer aus meiner Schulzeit denken. In einer Zeit ohne Internet, google usw. hat er es immer wieder geschafft uns für Physik zu begeistern. Sein „Lieblingsspruch“ war: Wäre die Glühbirne noch nicht erfunden, ich würde sie erfinden“.
Insbesondere erinnere ich mich daran, er jedem eine 1 geben würde der ihm ein perpetuum mobile präsentieren würde.
Hat zwar keiner geschafft, aber jeder der ihm seine Ideen präsentiert hat, hat eine 1 dafür bekommen.
Ja, Kinder können sich für die Wissenschaft begeistern!
LG Stefan
@Gerrit
„Einfach zu sagen “Kinder sind Wissenschaftler” ist meiner Meinung zu einfach.“
Ich meine, Kinder sind Wissenschaftler im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Natürlich arbeiten sie nicht monatelang an einem Thema, um dann ein Paper zu veröffentlichen. Aber sie haben die wichtigste Grundvoraussetzung , um Wissenschaftler zu werden: Begeisterungsfähigkeit. Einer meiner etwas besseren Lehrer hat (in der 6. Klasse glaube ich) mal an die Tafel geschrieben:
„Höre niemals auf zu staunen.“
Für viele von uns war es dazu zu spät, die Begeisterung war schon weg, und wenn sie fehlt, wird sich der Wille zum analytischen Denken und zur systematischen wissenschaftlichen Arbeit kaum entwickeln.
Nochmal @Gerrit (sorry, ich hab Dein letztes Posting erst jetzt gesehen)
„Sind Kinder wirklich neugieriger als Erwachsene? Im Alltag gibt es für Erwachsene weniger Neues, aber sind
Erwachsene wirklich weniger interessiert, wenn es etwas Neues im Alltag gibt?“
Ja, ich meine das sind sie. Mein kindergarten-alter Sohn stellt mir manchmal aus reiner Neugier derart fundamentale Fragen, dass es mir den Atem verschlägt, wenn mir bewusst wird, dass ich sie nicht beantworten kann, weil ich nie darüber nachgedacht habe. Warum kommt erst der Blitz und dann der Donner? (= Warum ist das Licht schneller als alles andere?) Warum zieht das Pferd keine Jacke an, wenn es regnet? (=Warum hat der Mensch als einzige Speziesgenügend Intelligenz entwickelt, um sich selbst Kleidung anzufertigen?) Warum ist das Feuerwehrauto rot aber dasBlinklicht blau?
Welcher Erwachsene stellt sich ernsthaft diese Fragen? Die meisten von uns zucken die Schultern, tun das als
Kinderkram ab, oder – ganz schlecht – schieben es dem lieben Gott in die Schuhe. Kinder geben sich damit nicht zufrieden, zumindest nicht am Anfang, bevor die Resignation einsetzt. Sie können dich mit einer Reihe von Warum-Fragen auf den Grund deines Wissens versenken, schneller als mein Prof in der mündlichen Prüfung.
@schlappohr: Hier hab ich auch mal ne Liste mit Kinderfragen angelegt: https://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2011/08/19/vollig-authentische-kinderfragen-1/
Man muss nicht alles im Detail verstehen und das was -jedem- zugänglich ist, ohne komplizierte Mathematik und Spezialwissen, ist ausreichend um sich begeistern zu können.
Und man wird mehr und mehr feststellen, wie alles miteinander zusammenhängt … und
auch um die Zusammenhänge zu verstehen muss man kein Experte sein.
Mathematik hat mich nie besonders interessiert. Aber wenn ich hier den Blog von Mathlog lese
oder die Videos von Vihart anschaue, kann ich mich sehr dafür begeistern. Hier sind für mich
die Zusammenhänge entscheidend … Mathematik – Natur – Kunst …
So ist es auch mit dem Thema Evolution … das ist ein riesengroßes Thema … aber wenn man die Evolution genauer verstehen will, dann muss man sich auch mit Molekularbiologie/Genetik beschäftigen … auch ein riesen Thema. Da haben wir Grundlagen der Biologie und Chemie … und letztendlich hängt auch alles mit der Physik … und Astronomie 🙂 zusammen.
Und diese Zusammenhänge machen die Sicht auf die Realität so faszinierend.
Es ist mir sehr wichtig Interesse und Begeisterung für Wissenschaft in der Erziehung meines Kindes zu vermitteln. Auch die Art und Weise dabei ist sehr vielseitig … z.B. beschäftigen wir uns z.Z. ein wenig mit der Mathematik der Escherbilder, ein bisschen Fibonacci in der Natur entdecken, Bionik, Robotik, Evolution … das ist alles soooo viel … aber es ist mir wichtig Einblicke in alles zu geben. Zur Zeit wird gelesen: Richard Dawkins – The magic of reality (auf Englisch) … Der Komet im Cocktailglas … Wie funktioniert unser Gehirn. … und noch vieles mehr 🙂 … Das sind alles kleine Einblicke zwischendurch …
Schon kleine Kinder kann man für Naturwissenschaften interessieren. Zumindest ist dies die Erfahrung, die wir mit unserem Nachwuchs gemacht haben. Zugegeben, wir sind beide Chemiker, nach wie vor von unseren Fächern fasziniert und dürften diese Einstellung auch unserem Sohn vermittelt haben (auch die damit verbundenen Mühen, den nicht endenden Arbeitstag).
Unser Sohn war schon mit 3 Jahren in unseren Labors auf Besuch. Er hat bei mir z.B. mit Pipetten, Minizentrifuge, etc. herumhantieren können, bei meinem Mann auf damals noch seltenen Computern; später war er auf Tagungen mit, schliesslich bei mir 2 x Ferialpraktikant. Er hat dann Chemie studiert und ist recht erfolgreich und nach wie vor fasziniert im Biotech-Sektor tätig.
Auch unser Sohn hat seiner Tochter offensichtlich ein sehr positives Beispiel vorgelebt: unsere Enkelin (wie auch ihr Freund) studiert Chemie und es gefällt ihr sehr gut.
Klar, Kinder sind auf’s Lernen programmiert. Der Mensch zeichnet sich ja gerade dadurch aus, dass er ein großes Gehirn hat, das nicht nur „vorverdrahtete“ Inhalte hat, sondern Erfahrungen speichern kann und man kommt mit einem weitgehend leeren Speicher zur Welt. Man lernt ja auch Sprachen als Kind viel leichter. Irgendwann in der Pubertät wird das Hirn dann irgendwie umorganisiert, ich kann mich erinnern, dass erst so ab 12, 13 eine kontinuierliche Erinnerung einsetzte, davor gibt es nur episodenhafte Erinnerungen. Dann nimmt aber auch die Lernfähigkeit und -willigkeit anscheinend ab.
Die Begeisterung für Wissenschaft kann erhalten bleiben, wenn, wie Tamara in #24 sehr schön beschrieben hat, eine positive Rückkopplung erhalten bleibt. In Naturwissenschaften war ich immer am besten, Sprachen auch ziemlich gut, also haben diese auch Spaß gemacht. Geschichte und Sport habe ich hingegen überhaupt nicht gemocht. Nachdem ich aus der Schule war, hat sich dann allmählich erst wieder ein Interesse an Geschichte und Sport entwickelt. Die Schule kann es einem wirklich vermiesen.
Zitat Florian
„ Ich frage mich, wieso DIESE Faszination verschwindet. Wenn man als Kind ohne Mathekenntnisse auf diese Weise von Wissenschaft fasziniert sein kann, wieso dann nicht mehr als Erwachsener „
Ich kann mir vorstellen, dass das -unter anderem- mit erwachsenem Pragmatismus zusammenhängt.
Was braucht man und was braucht man nicht. Ist ja auch schon der Gedanke in der Schule der aufkommt „dieses und jenes brauche ich später sowieso nicht“ … daher wird es uninteressant.
Hört man oft auch bei dem Schulfach Kunst … braucht man nicht … bis hin zu „sinnlos“ abgestempelt.
Dreisatz braucht man schon im Alltag … aber höhere Mathematik oder genauere Kenntnisse in Chemie und so weiter …. braucht man dort nicht unbedingt.
Man ist zu sehr mit dem „einfachen“ Alltag beschäftigt … da ist keine Zeit und kein Platz für komplexe Interessen. Andere suchen das Besondere im Alltag … und finden dort Naturwissenschaft, Kunst, Musik …. Mir wäre der „einfache Alltag“ zu wenig … anderen reicht dieser eben aus (das soll keine negative Wertung sein, das ist einfach so)
Ich denke Kinder haben da sehr viel Raum für „solche Besonderheiten“ im Alltag … vermischt mit
Phantasie und Interesse kann Begeisterung lebendig bleiben. Manchmal hat man einfach nur nicht
den -richtigen- Zugang zu einer Sache … wie Mathematik oder Chemie oder was auch immer.
Den kann jeder wahrscheinlich an anderer Stelle finden oder wiederfinden.
Man muss sich schon für die einfachen Dinge begeistern können, um auch Begeisterung für die tiefergehende Thematik zu finden. Dann sieht man die Welt auf eine andere Weise. Das ist das spannende 🙂
Vielleicht sieht man manchmal vor lauter Alltag nicht
wie wunderbar die Welt um uns herum ist.
@nochnFlo
Es ist nicht alles schwer in der Mathematik, aber bestimmte Themen sind auf Dauer unverstehbar geblieben und da sollte man sich schon fragen wieso. Das ist nicht nur der Dreisatz, auch Grenzwert, Stetigkeit und Differenzierbarkeit bleiben für 90% böhmische Dörfer.
Ein Schulfach macht auf Dauer dann keinen Spaß (und bekommt diesen Ruf), wenn die Lehrer es nicht schaffen Themen gut zu erklären. Die Mathematik hatte 2.000 Jahre Zeit, da sollte man sich schon etwas mehr aus der didaktischen Hüfte leiern können. Auch Wahrheit muss gut erklärt werden.
@Alderamin
Interessant… bei mir war es fast umgekehrt. MINT war ein Drama bei mir, bis endlich der richtige Mathematiklehrer kam und uns in der 9. (!!!) Klasse endlich beibrachte, wie man Gleichungen umstellt. Ab da ging es auch in den anderen Fächern bergauf, sogar in Musik und Geschichte (obwohl meine Abneigung gegen Geschichte, Sozialkunde, Religion etc.auch heute noch besteht.) In dieser Zeit wurde definitiv der Grundstein für meine berufliche Zukunft gelegt (die natürlich auch vom Elternhaus beeinflusst wurde).
@schlappohr
Klar, es kommt auch auf den Lehrer an. In den ersten beiden Jahren am Gymnasium war ich in Mathe 4, obwohl ich in der Grundschule da immer 1 war. Dann gab es eine neue Mathelehrerin und schon war ich wieder 2. Dem 4er-Lehrer war es wichtig, Formalismen auswendig zu lernen (Faktor mal Faktor = Produkt, Minuend minus Subtrahent = Summe; klar, muss man auch irgendwann mal lernen), mit auswendig Lernen hatte ich’s aber nicht so. Daher wohl auch die Schwäche in Geschichte; außerdem hab‘ ich nie verstanden, warum sich die Leute früher dauernd die Köpfe eingeschlagen hatten, da war ich sozusagen Autist.
Sowie es an Algebra und Analysis ging, es etwas zu tüfteln gab und Kopfrechnen nicht mehr wichtig war, da ging’s richtig aufwärts, und später hatte ich dann Mathe als Leistungskurs belegt.
@Alderamin: „Minuend minus Subtrahent = Summe“…
Differenz.
*klugscheissermodus off*
@Blaubaer:
[OberKlugScheisserModus]
1. Subtrahend (-x) enthält implizit schon ein Minuszeichen,
-(-x) ergibt (+x) ==> „Summe“ ist gerechtfertigt.
2. Algebraisch folgt in Gruppen Subtraktion sofort aus Addition durch die Existenz negativer Elemente: zu a existiert auch -a, und a + (-a) = 0, das Nullelement;
der Begriff „Differenz“ ist also unter „Summe“ subsummierbar.
3. Mathematik sollte man wirklich können…
[/OberKlugScheisserModus]
;-P
@Blaubaer
Siehste, ich bin ein hoffnungsloser Fall…. 4, setzen. 😉
Wieso, @Alderamin, ich gehe davon aus, dass du in Mathe einigermaßen gut drauf bist, so als Informatiker und Astronomie-Interessierter…
Im Übrigen gibt es wenigstens kleine Argumente, dass stures Faktenlernen in begrenzten Bereichen sinnvoll ist. Sehr deutlich wird das im Geschichtsbereich, wo man anhand fester Daten Rückschlüsse ziehen kann. — J.W. Goethe wurde 1749 geboren, „von“ Goethe starb 1832 — J.S. Bach starb 1750, er konnte Goethe also nicht gekannt haben, jener aber wird von Bach als bekanntem Musiker gehört haben. — Goethe war ab 1776 in Weimar lange zeit politisch tätig; die Völkerschlacht war 1813 in Leipzig — man kann sich überlegen, dass Goethe als „politischer Beschützer“ Weimars erheblich involviert gewesen sein muss. Usw.
@Alderamin: Ich würde Dich zumindest im MINT-Bereich nicht als hoffnungslosen Fall betrachten, wie ich eigentlich alle bewundere, die Mathe als Leistungskurs wählen, und auch durchhalten. Davon abgesehen finde ich Deine Kreation von der unendlichen Nullfolge als Personenbeschreibung einfach nur genial.
Ansonsten stimme ich DeLuRo in #46 zu; so ein paar Daten aus der Geschichte zu wissen kann nicht schaden.
@DeLuRo, Hans:
Dass ich Geschichte nicht mochte, impliziert ja nicht, dass ich sie für sinnlos hielt oder halte. Sie hat mir halt keine Freude gemacht. Seitdem ich keine Noten mehr dafür bekomme, leses ich ja auch wieder freiwillig Geschichtsbücher (kann mir die Daten aber immer noch nicht merken…)
@ DeLuRo, Alderamin:
[MegaKlugscheisserModus ein]
Nee, der Subtrahend ist weiterhin positiv und der Abzug vom Minuenden erfolgt nur infolge des Minuszeichens.
Siehe Wikipedia:
und
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Subtraktion#Mathematische_Definition)
[MegaKlugscheisserModus aus]
Ich hab’s ja schon immer gewusst, lauter Klugscheisser hier. Hat aber eine gewisse Faszination:-)
Oh mist, nicht klug genug gesch… Das ist wieder mal ein Beispiel für mich, dass ich mich vor Ärzten nicht eindeutig genug ausdrücke, und die mir dann mit der Definition kommen.
Aber wenigstens wissen jetzt genau, was gemeint war. 😉
@ DeLuRo:
Gräm DIch nicht, mein Freund! Genau darauf beruht ja der Erfolg der sog. „Alternativmedizin„. Und Dein Irrtum ist gerade der beste Beweis dafür, wie sich sogar gestandene Naturwissenschaftler von Voodoo-Heilern täuschen lassen.
Insofern Vielen Dank für Deine Teilnahme an diesem „Experiment“!
Ich hatte heute Nachmittag aber selber auch einen kleinen „Blackout“ in meiner Praxis:
Für die Schweizer Unfallversicherung sollte ich eine Nachuntersuchung eines ihrer ehemaligen Mitarbeiter, welcher sich inzwischen im Rentenalter befindet, durchführen. Wichtigste Laboruntersuchung dabei: das sog. „kleine Blutbild“. Für den Hämoglobingehalt des Blutes des Patienten warf mein Gerät den Wert: „15.1g/dl“ aus.. Auf dem Formulat, auf dem wir den Wert notieren sollten, tauchte plötzlich die Einheit „g/l“ auf.
Ich habe geschlagene 10 Minuten gebraucht (und ein Blatt Papier und einen Stift), bis ich sicher war, dass die erwartete Antwort „151g/l“ lautete.
Ist irgendwie schon etwas peinlich…
@noch’n Flo:
„Ist irgendwie schon etwas peinlich…“
Nö. Völlig normal.
Setz sowas mal einem Physiker vor. Als solcher ist man so auf SI Einheiten und Standard-Multiplikatoren (Kilo, Mega, Giga etc.) geeicht, dass man dann auch erstmal fragt: dl? Hä? Was war das nochmal …. und dann zur Sicherheit auch Bleistift und Papier rausholt um nix falsch zu machen …
Ihr Ärzte habt aber auch sonst mit komischen Sachen zu tun. mmHg … Hä? Wie meinen?
Kein Wunder, dass das manchmal verwirrend ist.
Ach so, eigentlich wollte ich ja:
@DeLuRo, noch’n Flo:
Was die Sache mit der Subtraktion angeht:
[Oberster-Mega-Klug-Rummscheisser-Ohne-Streit]
Aaaaalso:
Eine Gruppe ist dadurch definiert, dass es eine Menge von Elementen gibt und eine Verknüpfung (nennen wir sie „dingens“, für die gilt, dass jede Ergebnis von dingens derart: a dingens b, wieder ein Element der Gruppe ist.
Für diese Verknüpfung gilt auch:
(a dingens b) dingens c = a dingens ( b dingens c)
(Assoziativgesetz)
Und:
a dingens b = b dingens a
(Kommutativgesetz)
Ferner existiert ein Element, nennen wir es „neutralesElement“, für das gilt:
a dingens neutralesElement = a
Ausserdem existiert für alle a ein b für das gilt:
a dingens b = b dingens a = neutralesElement
Man nennt b dann „inverses“ Element zu a.
So wird ein Schuh draus, was die Subtraktion angeht.
Um das ganze anschaulich zu machen: Für die Ganzen Zahlen ist 0 das neutraleElement und -a das inverse zu a.
Disclaimer1: Das habe ich aus dem Gedächtnis hier hin geschrieben – nix Wikipedia. Kann deshalb sein, das irgendwo ein Fehler drinsteckt 😉
Disclaimer2: Ich hatte im Abi eine 3,5 in Mathe – und habe trotzdem Physik studiert.
Und erst im Studium habe ich den Kram so richtig verstanden … Seltsam, dass man darauf erst bis nach der Schule warten muss … Aber die Probleme der Schule Mathe zu vermitteln wurden hier ja schon hinreichend diskutiert.
Vielleicht liegts wirklich vor allem am Lehrer – dann stellt sich allerdings die Frage, warum so viele schlechte Mathe-Lehrer überhaupt unterrichten dürfen …
Mein Mathe-Lehrer an der Uni war übrigens nicht mal Prof, sondern Akademischer Rat (Danke Dr. Schmersau hierfür nochmal!)
Nachtrag:
„Mein Mathe-Lehrer an der Uni war übrigens nicht mal Prof, sondern Akademischer Rat „
Über die Lehr“befähigung“ so einiger Profs könnte ich auch noch ein paar Textwände schreiben … Du liebe Güte!
@ PDP10:
Mengenlehre? Mengenlehre???
Bist Du denn jeck?!?
@noch’n Flo:
„Mengenlehre? Mengenlehre???
Bist Du denn jeck?!?“
Ok, dann lass mich meinen ersten Satz oben umformulieren:
„Eine Gruppe ist daduch definiert, dass es eine Tüte voll mit Zeuchs gibt, und für die Teile von dem Zeuchs gilt ….“
So besser?
😉
@PDP10: „…eine Tüte voll mit Zeuchs…“
Schön, sehr schön. Naja, bis auf die Tüte, denn die Tüte ist ein Bag, ein Bag aber kein Set, also eben eine Menge… na, von dem Zeuchs gibts immer nur eins pro Stück… aber sonst sehr schön. Also, ohne Assoziativ und Kommutativ auch schön, weil man die nich für neutrale Elemente braucht…. Aber mit Neutralem Element isses immer noch schön… sehr schön…
@DeLuRo:
„Also, ohne Assoziativ und Kommutativ auch schön“
Aua .. Schei …. jetzt wo du es sagst, merke ich, dass ich da oben doch eine kleinen Bock geschossen habe …
Wenn ich mich richtig erinnere nennt man den Speziealfall einer Gruppe, die ich da oben beschrieben habe (mit kommutativgesetz) „Abelsch“ (Oder? war das so?).
Man möge mir verzeihen, dass ich nicht „voll allgemein“ geblieben bin … 🙂
Ich frage mich, ob der deutsche Durchschnittsschüler den Dreisatz tatsächlich besser versteht, wenn ihn der Mathelehrer mit „Zeuchs“ und „Tüten“ erklärt (die meisten verstehen unter einer „Tüte voller Zeuch“ wohl eher etwas anderes…).
@noch’n Flo:
Dass einige Schüler unter einer „Tüte voller Zeuchs“ irgendwas besonderes zum rauchen verstehen, ist klar. Aber das gilt auch nur bei solchen, die auch um „normale“ Tabakprodukte keinen Bogen machen. Davon abgesehen ist es in D ja immer noch Brauch, dass Kinder, wenn sie in die Schule kommen, auch eine „Tüte voller Zeuchs“ bekommen.
Und ansonsten denke ich, das es eben auch davon abhängt, wie gut ein Lehrer oder eine Lehrerin den Stoff vermitteln kann, den er oder sie vermitteln soll. Wenn die ihren Stoff nicht vermitteln können, dann berechnen deren Schüler auch per Dreisatz, das 3 Spaziergänger einen Weg in 10 Minuten zurück legen, wo hingegen 2 Spaziergänger für den selben Weg 15 Minuten brauchen…
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#56 PDP10
Oh ja, das wär doch mal ganz interessant. Du brauchst ja keine Namen zu nennen.
@noch’n Flo, Hans:
Was die „Tüte voller Zeuchs“ angeht:
In den Diskussionen (die seit gefühlten Hundert Jahren immer die selben sind) über Schulen / Bildung / die Fähigkeiten von Lehrern etc. taucht ja immer wieder (leider offensichtlich völlig Folgenlos) die These auf, dass Schüler den Stoff am besten lernen, wenn man ihn mit Beispielen aus ihrer Lebenswirklichkeit erklärt.
Insofern wärem die Sachen in Tüten schon angemessen 🙂
Aber im Ernst:
Da lernen die Kiddies mühsam Dreisatz und können dann nichtmal ausrechnen, dass sie sich ihren Handy Vertrag eigentlich nicht leisten können oder den Kredit fürs erste Auto von ihrem Azubi-Gehalt …
Vielleicht hatte ich ja Glück mit meinem Physiklehrer in der Mittelstufe, der uns beigebracht hat, dass man Physik am besten kapiert, wenn man in Je – Desto Beziehungen denkt.
Das hat mir im Vorbeigehen auch gleich den Dreisatz erklärt ….
„dann berechnen deren Schüler auch per Dreisatz, das 3 Spaziergänger einen Weg in 10 Minuten zurück legen, wo hingegen 2 Spaziergänger für den selben Weg 15 Minuten brauchen…“
Genau! 🙂
Wer ist eigentlich auf die Idee mit diesen dummen Textaufgaben gekommen ….?
Eigentlich sollen ausgerechnet die ja einen Bezug zum echten Leben herstellen.
Aber wenn ich manchmal welche von denen lese, frage ich mich wirklich welches Zeuch in Tüten die Leute die die erstellen eigentlich geraucht haben!
Also die Sache mit den Textaufgaben bringe ich hier gerne ins Spiel, weil ich der Meinung bin, dass viel zu wenig gelehrt wird, die Aufgabentexte zu verstehen, bzw. richtig zu interpretieren, so dass man alle notwendigen Informationen aus dem Text extrahiert und diese Daten dann in den Formeln einsetzt, die man zur Berechnung einer Grösse gelernt hat, bzw. gelernt haben sollte.
Etwa: Der Drahtdurchmesser eines Kupferdrahtes beträgt 1,4 mm. Berechnen Sie den ohmschen Widerstand als kurzen Verbindungsdraht von 20 cm Länge und als Fernsprechkabel von 500 km Länge.
(Berufschule Elektroberufe, 1. Lehrjahr)
Dazu lernt man, dass der Widerstand vom Leiterquerschnitt (A), der Länge (l) und einer Materialkonstanten (spezifischer Widerstand; $latex \varrho$) abhängt. Den Wert für den spezifischen Widerstand findet man in Tabellenbüchern, (oder man kennt die Werte irgendwann auswendig, wenn man oft genug damit rechnet). Dann ergibt sich die Formel für den Widerstand (R) zu: $latex R = \frac { \varrho \,\cdot\, l} {A} $ – Soweit so schön. Die Schwierigkeit, die es zu erkennen gibt: Da steht ein Leiterdurchmesser, in der Formel ist aber ein Querschnitt, d.h. die Fläche des Selben verlangt. Also muss man die erst mal ausrechnen. Die Formel für die Berechnung einer Kreisfläche wird als bekannt vorausgesetzt; ansonten: Formelsammlung! (Da findet man dann: $latex A = \frac { d^2 \,\pi} {4} $.)
Wenn man dann den Widerstand für den 20 cm langen Draht ausrechnet, kommt man auf 2,3 $latex m\Omega$. Jetzt kann man den 2. Widerstand noch mal mit der obigen Formel rechnen, indem man für l die 500 km einsetzt, oder man rechnet mit Proportionen (Verhältnissen). Dann berechnet sich der zweite Widerstand so: $latex R_2 = R_1 \, \frac {l_2}{l_1} = 5,85k\Omega$.
Nun könnte man ja meinen, das wäre Geschmacksache, ob man mit den Verhältnissen rechnet, oder noch mal mit der obigen Formel. Aber es kann auch vorkommen, dass man mit diesem Weg über die Verhältnisse schneller zum Ziel kommt, als wenn man mit der anderen Formel rechnet. Dazu muss man nur erstmal auf die Idee kommen, dass man auch so rechnen kann. Aber ich bin mir nicht sicher, ob derartiges kombinieren auch in der Schule gelehrt wird. (Als ich im Studium mit diesen Trick zum ersten mal konfrontiert wurde, hatte ich jedenfalls erstmal Probleme, den zu verstehen. – Und dabei ist es im Grunde eine Anwendung des Dreisatzes… )
@Hans:
Ehrlich gesagt hätte ich bei dieser Textaufgabe erst mal ratlos geschaut. Was bitteschön bedeutet “ Berechnen Sie den ohmschen Widerstand als kurzen Verbindungsdraht“? Ich kann den Widerstand *eines* Verbindungsdrahtes berechnen, aber das *als* entstellt den Sinn dieser Aufgabe derart, dass ich nur noch raten kann, was damit gemeint ist.
Es werden offenbar immer wieder Aufgaben gestellt, deren Schwierigkeit nicht in der eigentlich Berechnung liegt, sondern im richtigen Erraten einer absichtlich missverständlich formulierten Problemstellung. Ich habe das oft genug erlebt und falsch geraten.
@Schlappohr
Diese eigenartige Formulierung mit „als“ ist mir auch gleich ins Auge gesprungen. Ob das absichtlich so formuliert ist, oder nur ungeschickt, oder ob mein Textverständniss nicht reicht, kann ich nicht beurteilen. Aber dieses Wort reicht aus, dass ich mir bei der Lösung der Aufgabe nicht mehr sicher wäre. Ich würd mir wahrscheinlich lange den Kopf zerbrechen, was das „als“ da soll, und wieso sollte das da stehen, wenn doch nur der Widerstand des Verbindungdrahtes berechnet werden soll?
@Schlappohr & Ursula:
Jetzt habt Ihr mich doch glatt in Verlegenheit gebracht, weil ich die Aufgabe sofort verstanden hatte. Also noch mal das Buch heraus geholt, nachgesehen, und festgestellt: Ich hab beim abtippen was vergessen. Richtig muss es heissen: Der Drahtdurchmesser eines Kupferdrahtes beträgt 1,4 mm. Berechnen Sie den ohmschen Widerstand des Drathes als kurzen Verbindungsdraht von 20 cm Länge und als Fernsprechkabel von 500 km Länge.
Die zuvor fehlenden 2 Wörter hab ich jetzt noch mal extra hervor gehoben; so sollte die Aufgabe eigentlich klar sein, oder?
Das kann ich nicht beurteilen, kann jedoch auch sein. Aber meine eigentliche Kritik zielt in die Richtung, dass auch die Aufgaben, die eigentlich verständlich formuliert sind, oftmals nicht verstanden werden, weil grundsätzliches Texte verstehen in diesem Zusammenhang nicht richtig vermittelt wird, bzw. zu kurz kommt. Und gerade dass ist doch heute wichtiger denn je, weil es ja auch umgekehrt dazu beiträgt (oder beitragen sollte), irgendwelche (vorzugsweise technischen) Probleme sachlich zu beschreiben ohne eine epische Erzählung daraus zu machen.
@Hans
Ändert nix dran, die Formulierung der Aufgabe ist grottenschlecht.
Warum schreibt man da nicht: „Berechnen sie den Widerstand eines Drahtes bei 20 cm Länge und bei 500km Länge“
Da braucht man dann kein als und den Restmüll (Verbindungsdraht und Fernmeldekabel spart man sich auch).
Dem letzten Absatz ist wiederum zuzustimmen. Liegt aber auch daran, dass gerade von Technikern das literarische lesen teilweise sehr verächtlich behandelt wird.
@LS: Bezüglich literarischem lesen plädiere ich ja auch dafür, dass das schon in der Schule gründlicher gelehrt wird, damit man es in der Beruf- oder Hochschule auch kann. Das ist also die Zeit, bevor der Mensch zum Beispiel eine technische Ausbildung macht. Und gerade auch als Servicetechniker oder noch viel mehr, bei Leuten, die bei Entwicklungsaufgaben den Job haben, Pflichten- und Lastenhefte zu schreiben, ist es schlichte Notwendigkeit, solche Texte zu verstehen. Bzw. sollte vor einer Entwicklungsaufgabe ja erst mal eine Analyse der Anforderungen stehen. Da ist es dann erforderlich, aus einer zunächst eher unscharfen Beschreibung auf die genauen Wünsche des Auftraggebers zu schliessen, diese zu überprüfen und so Schrittweise zu klären, was in den entsprechenden Heften eigentlich stehen soll.
Und was Du da oben als Restmüll bezeichnet hast, deute ich dagegen als Praxisbezug, damit man eben auch eine Idee davon bekommt, wo diese Berechnungen vorkommen können.
Als Kind habe ich schon viele wissenschaftssendungen gesehen – Holmatr v. dittfurt und viele andere, andre Namen entsinne ich mich leider nicht mehr alle.
in meiner Erinnerung Gaby da auch mal ne wissenshow, alles schon ab 19:30 Uhr also auchzu kindgerechter Zeit.
Und was haben wir heute? Quarks&Co um 21:00 Uhr.
Mehr ist mir nicht bekannt.
Die Science Busters haben es ja erst jetzt ins deutsche Fernsehen geschafft.
Es gibt einfach zu wenig – wenn einer Tipps hat, her damit.
Ah – eines war KnoffHow, dann Gaby davor noch ne Sendung mit Bublath, und eine vom Nachfolger v. Ditfurths.
Also im Ersten und im ZDF fällt mir im Moment gar nichts ein – und die Science Busters kommen auf 3Sat – wie sind da nochmal die Einschaltquoten?
@Klauswerner:
„Wissen mach Ah!“ auf Kika.
Der Nachfolger von Hoimar van Dittfurth war Volker Arzt, wenn ich mich recht erinnere…
Als Vater, der eben genau solchen Problemen gegenüber steht und stand, bin ich auf der Suche nach „Wissenschaft für Kinder erklärt“.
Ich denke es gibt durchaus sehr gute Wege diese Probleme zu lösen und ihnen nebenbei alles beizubringen, aber es scheitert an den Eltern.
Warum soll ich xy Euro für xyz ausgeben damit mein Kind dies oder das lernt, was ich nicht kann. Mein Kind soll schlauer als ich sein und am Ende noch MIR etwas beibringen? Unerhört!
Man kann problemlos Kindern Englisch beibringen (siehe Dora the Explorer) aber anderes nicht? Schwachsinn!
Es haben sich nur noch nicht die richtigen zusammengesetzt und alles für Anfänger/Kinder erklärt und aufbereitet. Die Frage wie so oft ist: Warum nicht? Warum nur jammern aber nicht ändern? Warum fällt keinem schlauen Menschen ein, mit wem man sich zusammen setzen müsste um einem 5 Jährigen den Dreisatz zu erklären, so das er Spaß dabei hat?
Ich wäre dabei.