In meinen Artikeln habe ich immer wieder auf die besondere Art und Weise hin gewiesen, mit der Astronomen die Welt beobachten. Die Astronomie hat ihre große Schwäche im Laufe der Zeit zu einer großen Stärke transformiert. Denn in der Astronomie hat man immer ein fundamentales Problems: Man kann die Studienobjekte nicht direkt untersuchen, sondern immer nur beobachten. Die Astronomen können nur schauen; ihnen bleibt nichts anderes als das Licht, dass sie von den fernen Sternen erreicht. Aus diesem Licht müssen sie alles über die fremden Himmelskörper lernen und um das zu schaffen, haben die Astronomen im Laufe der Zeit gelernt, immer besser zu sehen.
Heute können wir die Sterne immer noch nicht direkt untersuchen. Aber wir können mehr und besser sehen als jemals zu vor. Das begann mit der Entwicklung des astronomischen Teleskops vor knapp 400 Jahren, dass unsere Augen größer machte. Im 18. Jahrhundert entdeckten die Wissenschaftler dann aber, dass selbst die besten menschlichen Augen und die besten Teleskope nicht ausreichen, um alles zu sehen, was es zu sehen gibt. Denn es gibt Licht, das wir schlicht und einfach nicht sehen können. Zum Beispiel die Infrarotstrahlung, die nichts anderes ist als normales Licht, nur mit einer Wellenlänge die ein bisschen zu groß ist um von unserem Auge registriert zu werden. Oder die Ultraviolett-Strahlung, die 1801 von Johann Wilhelm Ritter in Jena entdeckt wurde: Auch sie ist ganz normales Licht, nur diesmal mit einer zu kurzen Wellenlänge. Im 19. und 20. Jahrhundert folgten weitere Entdeckungen. Man fand die Radiowellen, die Mikrowellen, die Röntgenstrahlung und die Gammastrahlung und all das ist ganz normales Licht; immer handelt es sich um elektromagnetische Strahlung und wir Menschen können mit unseren Augen nur einen winzigen Ausschnitt davon wahrnehmen.
Naturgemäß halten wir das, was wir mit unseren Sinnesorganen beobachten können für „DIE Realität“. Aber die Astronomie zeigt uns, dass es noch ganz andere Welten zu sehen gibt. Das Universum sieht im Infrarotlicht völlig anders aus als im Radiolicht oder Röntgenlicht und es ist doch immer das selbe Universum. Die vielen Augen der Astronomie haben unser Verständnis der Welt komplett verändert und uns sehr viele neue Dinge verstehen lassen, auch wenn wir immer noch nicht in der Lage sind, diese anderen Welten direkt sehen zu können.
Einer der das zumindest ein bisschen konnte war der französische Maler Claude Monet. Aus gesundheitlichen Gründen nahm er die Welt anders wahr als der Rest seiner Zeitgenossen und diese unterschiedliche Wahrnehmung lässt sich auch an seinen Kunstwerken erkennen, wie dieses Video von It’s Okay To Be Smart zeigt:
Und mir sind hier gerade definitiv zu wenig infrarote Wellen im Raum. Ich werd mich daher jetzt auf den Weg ins warme Schwimmbad machen…
Gibts denn wieder eins in Jena?
@Roland: Ja, mittlerweile schon. Naja, zumindest sowas ähnliches. Halt leider immer noch kein reines Sportbad. Aber so ein Spaßbad ist besser als nix.
Ich finde den Text unter der Abbildung sehr gut gelungen. Unabhängig davon, dass der Inhalt „astrodicticum simplex“ im wahrsten Sinne des Wortes ist, finde ich den Umfang super!
Oft scrolle ich die Artikel bei der Arbeit kurz durch und lese erst zu Hause genau. Ich hab hier etwas mehr gelesen, da ich Bildunterschriften IMMER lese. 😀 Mehr davon!
(Vielleicht ist es sogar sinnvoll, die Bildunterschrift in die / unter die Grafik mit ins jpeg zu nehmen, dann tauchen die Texte auch in der google-Bildersuche auf – falls das rechtlich einwandfrei ist.)
@robsn „(Vielleicht ist es sogar sinnvoll, die Bildunterschrift in die / unter die Grafik mit ins jpeg zu nehmen, dann tauchen die Texte auch in der google-Bildersuche auf – falls das rechtlich einwandfrei ist.)“
Das ist leider technisch nicht möglich…
Monet scheint ja für Astronomen sehr interessant zu sein.
Habe ich gerade zufällig entdeckt:
astronomers-know-when-monet-made-this-painting
Der Originalartikel ist von hier. Aber der Titel klang nicht so nett. 🙂
Das Problem mit dem Licht, das mehr ist, als wir Menschen sehen, findet sich sogar auf der Erde.
Als Beispiel aus der Landwirtschaft: Vögel in Form von Legehennen, Broilern (oder Masthähnchen), Puten… sie alle sehen mehr als wir Menschen. Vögel haben nicht nur einen dreidimensionalen (sagt man das so?) Farbraum, bei ihnen kommt noch ein Schillerfaktor sowie UV-Licht hinzu. Deswegen sind für uns schwarze Vögel zwar schwarz, für die Vögel sehen die schwarzen Vögel aber alle recht verschieden aus.
Diese Erkenntnisse fließen seit einiger Zeit auch in die Stallgestaltung und vor allem die Wahl (oder Vorschrift) der Beleuchtung ein.
@Mafl:
Deine Links funktionieren nicht …
Kannst du die nochmal posten? Danke.
1. Ich fand es immer unglaublich, wie viele Erkenntnisse AstronomInnen aus extrem wenig Information gewinnen können, v.a. über sehr weit entfernte Objekte, von denen wir als Information nur ein winziges bisschen Licht bekommen.
2. Dass unsere Augenlinse UV-Licht einfach rausfiltert, war mir nicht bewusst. Ich hatte mir irgendwie vorgestellt, dass das menschliche Auge so gebaut sei, dass es andere Wellenlängen gar nicht wahrnehmen kann. Ist mir noch nicht ganz klar.
[…] einen geht es darum was wir im All sehen und was nicht, und wie faszinierend es ist dass wir Dinge messen können, auch wenn wir sie nicht […]
Sorry, ich habe eben erst hier wieder reingeschaut und mir keine Benachrichtigung angeklickt.
Hier der Link nochmal
https://io9.com/astronomers-know-when-monet-made-this-painting-to-th-1508412005
und der Originallink:
https://smmercury.com/2014/01/23/monets-striking-cliff-by-the-sea-beckons-texas-states-celestial-sleuths/