Kein Stern lebt ewig. Irgendwann ist kein Brennstoff mehr vorhanden und das Licht geht aus. Besonders große Sterne gehen aber nicht ruhig aus dem Leben sondern vergehen in einer riesigen Supernova-Explosion. Diese stellaren Katastrophen sind wichtig, weil sie die im Inneren der Sterne erzeugten schweren Elemente im ganzen All verteilen und damit erst die Entstehung von Planeten (oder uns Menschen) möglich machen. Supernova-Explosionen spielen auch eine wichtige Rolle, wenn man die Entwicklung von Galaxien verstehen will oder genau wissen möchte, was im Inneren eines Sterns passiert. Es gibt viele Gründe, warum es sich lohnt, Supernovae zu erforschen. Leider können wir sie nur sehr selten beobachten. Zumindest in unserer eigenen Milchstraße – in anderen Galaxien sehen wir jede Menge Supernova-Explosionen. Von denen haben wir zwar auch jede Menge Dinge gelernt (zum Beispiel dass sich das All immer schneller ausdehnt), aber im Detail können wir sie nicht beobachten; dafür sind sie zu weit weg. Wir bräuchten eine Supernova in unserer eigenen Galaxis – aber da hat sich in den letzten Jahrhunderten nichts getan. Aber nun wurde ein Stern entdeckt, der eventuell bald explodieren könnte.
Der Stern trägt den Namen SBW1 und sieht so aus:
Es geht um den hellen Stern in der Mitte des Bildes der von einem rötlichen Ring umgeben ist. Und genau dieser Ring ist ein mehr als deutliches Zeichen dafür, dass der Stern kurz vor dem Ende steht. SBW1 ist ein blauer Riesenstern mit ursprünglich der 20fachen Masse der Sonne. Am Ende seines kurzen Lebens wurde der Stern zuerst einmal viel heißer. Er hat schon fast den gesamten Wasserstoff in seinem Inneren verbrannt. Der Kern ist voll mit bei der Kernfusion entstandenem Helium und wenn das beginnt zu fusionieren, brennt es heißer als der Wasserstoff. Die starke Strahlung die nach außen dringt, bläht den Stern auf und kann Teile seiner Atmosphäre sogar komplett mit ins All hinaus reißen. Um den sterbenden Stern bilden sich Wolken und Ringe aus Gas; ein sogenannter „planetarischer Nebel“ entsteht (der hat nix mit Planeten zu tun; die Dinger sahen in den frühen Teleskopen nur wie Planeten aus).
Der Ring um SBW1 ist ein klares Zeichen dafür, dass er nicht mehr lange zu leben hat. Er hat sich schon aufgebläht; er hat schon Teile seiner Atmosphäre ins All geschleudert und es wird nicht mehr lange dauern, bevor er zur Supernova wird. Wir können sogar abschätzen, wie lange es dauern wird: Vermutlich weniger als 20.000 Jahre! Denn SBW1 scheint ein Zwilling der letzten großen Supernova zu sein, die wir beobachten konnten. Im Jahr 1987 explodierte der Stern Sanduleak in der großen Magellanschen Wolke, einer kleinen Satellitengalaxie in unmittelbarer Nachbarschaft der Milchstraße. So sieht Sanduleak aus:
Auch hier gibt es einen Ring um den Stern und auch der war schon vor der Supernova-Explosion da. Das weiß man, weil man beobachten kann, wie schnell sich das Material im Ring bewegt und berechnen kann, dass es ungefähr 20.000 Jahre vor der Supernova-Explosion im Jahr 1987 vom Stern ins All geschleudert worden ist.
Sanduleak hatte ungefähr die gleiche Masse wie SBW1 und man kann daher davon ausgehen, dass sie sich auch ähnlich verhalten. Wenn SBW1 nun also schon seinen Ring hat, dann wird es nur noch ein paar tausend bis zehntausend Jahre dauern, bevor er komplett explodiert. Oder vielleicht auch nicht… Denn Nathan Smith von der Steward-Sternwarte in Arizona und seine Kollegen haben sich den sterbenden Stern ganz genau angesehen („The Ring Nebula Around the Blue Supergiant SBW1: Pre-Explosion Snapshot of a SN 1987A Twin“) und die Hypothese aufgestellt, dass SBW1 vor seinem Ende noch einen anderen Stern verschluckt hat. Ursprünglich soll es sich bei SBW1 um ein Doppelsternsystem gehandelt haben: Ein schwerer und ein leichter Stern umkreisten einander. Der schwerere Stern verbrannte sein Material schneller und näherte sich zuerst dem Ende seines Lebens. Er blähte sich auf und verschluckte dabei den kleinern Stern. Der bewegte sich nun innerhalb der äußeren Atmosphärenschichten von SBW1 und wirbelte dort alles durcheinander. Und dabei soll das Material ausgeworfen werden, dass nun den Ring bildet.
Ob dieses Modell wirklich stimmt, lässt sich schwer überprüfen. Es passt zumindest zu den Beobachtungsdaten. Und so oder so ist der Ring ein Hinweis auf das baldige Ende des Sterns. Und die Supernova-Explosion würde übrigens keine Gefahr für die Erde darstellen. SBW1 ist 20.000 Lichtjahre weit und dass ist ausreichend Sicherheitsabstand (Und natürlich wird jetzt wieder jemand fragen wollen, ob denn der Stern nicht vielleicht „jetzt“ schon explodiert ist und das Licht der Explosion noch nicht bei uns angekommen ist. Mag sein – aber Fragen dieser Art sind nicht sonderlich sinnvoll, da sich nichts schneller als Licht bewegen kann und jede physikalisch sinnvolle Diskussion von „jetzt“ oder „gleichzeitig“ nicht auf Dinge beziehen kann, die außerhalb der Reichweite der Lichtgeschwindigkeit passieren. Genau dieses „Problem der Gleichzeitigkeit“ hat Einstein in seiner Arbeit zur speziellen Relativitätstheorie erläutert. Was auch immer „jetzt“ bei SBW1 passiert ist für uns irrelevant, weil man dieses „jetzt“ nicht klar definieren kann und nichts davon irgendeinen Einfluss auf uns haben kann).
Es wäre großartig, wenn wir wieder einmal eine Supernova in unserer eigenen Nachbarschaft beobachten könnten. Es sind so wichtige Ereignisse die wir dringend auch im Detail untersuchen müssen. Und es würde fantastische Bilder geben!
Eine Information, die mir noch gefehlt hat:
SN1987A ist ca. 168.000 Lichtjahre entfernt. Also im Vergleich ca. 7 mal weiter weg als die 20.000 Lichtjahre von SBW1. Das klingt erstmal nach einem relativ kleinen Unterschied. (Aber allzu nahe möchte man an einer Supernova ohnehin nicht dran sein.) Ich denke was den Astronomen auch viel bringen würde ist nicht nur die etwas kürzere Entfernung, sondern auch dass man SBW1 vor einer Supernovaexplosion eingehend studieren konnte. Diese Möglichkeit gab es bisher ja leider noch bei keiner Supernova.
@Silava
Eigentlich war auch die Supernova 1987 schon viel zu nah und zu hell für die Profiteleskope, die mussten teilweise auf Amateurfernrohr wie das C14 (14 Zoll Spiegeldruchmesser) ausweichen, um die Helligkeit mit ihren empfindlichen Sensoren messen zu können. Um den Vorgängerstern auf älteren Aufnahmen aufzuspüren, darf die Entfernung natürlich auch wieder nicht zu groß sein, und nach der Explosion will man die Reste genau studieren, da darf der Abstand dann wieder nahe sein.
Ich denke, die Profis sind happy, wenn in der lokalen Gruppe (Andromeda, Dreiecknebel und den Zwerggalaxien) eine Supernova hochgeht. In Andromeda ist lange eine überfällig, die letzte war im 19. Jahrhundert und gerade noch mit dem bloßen Auge zu sehen. Man rechnet mit 1 bis 2 Supernovae pro Jahrhundert in so einer Galaxie.
In mehreren Galaxien zwischen 10 und 20 Millionen Lichtjahren Entfernung gingen in den letzten Jahren ein paar Supernovae hoch (eine davon im Strudelnebel M51 hatte ich sogar zufällig fotografiert, bevor sie entdeckt worden war; nur hatte ich gar nicht nach Supernovae gesucht, auch nie damit gerechnet, und ehe das Bild bearbeitet war, hatte schon jemand anderes die Entdeckung gemeldet 🙁 )
Eine Supernova in der Milchstraße wäre wiederum was für die Öffentlichkeit, weil jeder den „neuen Stern“ sehen könnte. Auch da ist bald mal wieder eine fällig, die letzte war die von Kepler 1604. Seitdem dürfte die eine oder andere auf der anderen Seite der Milchstraße hochgegangen sein, leider für die Menschheit verdeckt hinter ihrem Staub. Dank unserer Neutrinodetektoren wird uns die nächste nicht entwischen, egal ob sichtbar oder nicht.
Vielleicht sollte man noch anmerken, das SBW1 eigentlich nur der ‚Nickname‘ ist. Das Objekt findet sich als SBW2007 in den Datenbanken, wie z.B. bei SIMBAD: https://simbad.u-strasbg.fr/simbad/sim-id?Ident=%5BSBW2007%5D+1
Gruß
André
@André: „Das Objekt findet sich als SBW2007 in den Datenbanken“
Stimmt natürlich. Aber ich dachte mir, dass jeder, der einen Grund hat nach dem Ding in ner Datenbank zu suchen sowieso vorher das paper gelesen hat und den „offiziellen“ Namen kennt…
@Alderamin: „und Sanduleak hieß eigentlich Sanduleak -69° 202“
Ja, ich wollte das nicht zu kompliziert machen und hab diesmal auf die ausführlichen Erläuterungen zu Sternnamen verzichtet…
@André
…und Sanduleak hieß eigentlich Sanduleak -69° 202, benannt nach dem Entdecker des Vorgängersterns der Supernova 1987A, Nicholas Sanduleak. Der Stern wurde also posthum benannt.
Angenommen das Licht der explodierten Supernova würde in einigen Jahren/Jahrzehnten die Erde erreichen, könnte man dieses mit bloßem Auge sehen? Ich wäre ja schon überaus fasziniert davon mal ein Objekt neben der Sonne und dem Mond als starke Lichtquelle am Himmel zu sehen. Ison hat da ja leider enttäuscht.
@Kevin Kleebusch: „Angenommen das Licht der explodierten Supernova würde in einigen Jahren/Jahrzehnten die Erde erreichen, könnte man dieses mit bloßem Auge sehen? „
Also die Supernova im Jahr 1987 hatte 3. Größenklasse, war also nicht unbedingt ein extrem helles Objekt aber durchaus mit freiem Auge am Nachthimmel sichtbar. Sie ist vermutlich nicht besonders aufgefallen, aber man konnte sie sehen. SN 1987A war aber auch ~168.000 Lichtjahre weit weg. Der Stern um den es im Artikel geht ist nur 20.000 Lichtjahre weit weg, wäre also entsprechend heller. Diese Supernova wäre vermutlich eines der hellsten Objekte am Nachthimmel; vergleichbar mit Venus oder Jupiter. Aber man darf sich das natürlich nicht als sichtbare „Explosion“ vorstellen. Man wird auch hier nur einen hellen Lichtpunkt sehen.
Irr ich mich, oder sind auf dem Bild von SBW1 auch schon zwei (äußere) Ringe zu sehen?
Könnts sein das die Supernova schon vorbei ist und man sie verpasst hat, bzw. die schon vor ein paar hundert oder tausend Jahren abgelaufen ist?
@frantischek
In dem Text unter dem Bild steht, dass dies das Gas ist, was der Stern zuvor ausgestoßen hat (planetarischer Nebel). Wenn er explodiert, dann ist das nicht zu übersehen, und der Explosionsrest ist eine wild zerrupfte Wolke, in der nach einer Weile vielleicht ein Pulsar erscheint. Ungefähr so.
Den Text hab ich ja auch gelesen.
Weiter unten im Text, bei der SN von 1987 steht dann aber folgendes:
Und ich seh eben auch am oberen Bild mindestens einen innneren und zwei äußere Ringe. Die beiden Bilder sehen in meinen Augen sehr ähnlich aus, nur sind beim 1987er Bild die äußeren Ringe eben schon ein bisschen weiter draussen. Wobei das mMn auch am Blickwinkel liegen könnte.
Ich mein, ich halt die Astronomen ja nicht für Blöd. Die werden schon ihre Methoden haben das zu unterscheiden.
Und wahrsch. hab ich den letzten Post auch ein bisschen schlecht formuliert. Muss ja nicht unbedingt eine ausgewachsene Supernova gewesen sein.
Aber wenn die äußeren Ringe bei Sanduleak durch die SN entstanden sind könnten sie doch evtl. auch bei SBW1 ein Zeichen sein das es da schon gebumst hat.
Vielleicht der Partnerstern der evtl. verschluckt wurde?
Und ja, ich weiss das was ähnliches schon im Text steht. Mit dem Unterschied das ich da eben mind. 2 Ringstrukturen sehe. Und die innere soll ja laut Artikel eben NICHT auf eine vergangene, sondern auf eine zukünftige Explosion hinweisen.
Verstehst du was mich verwirrt?
Ich hatte früher mal gelesen, dass Eta Carinae der Topkandidat für eine Supernova wäre. Auf den Bildern ist auch eine sanduhrförmige Wolke drumherum zu sehen. Oder ist Eta Carinae etwas anderes, weil es ein Doppelstern ist?
Hallo Florian, auf die Gefahr hin, dass ich mich mit meiner Frage vielleicht lächerlich mache, oder das sie schon mal beantwortet wurde:
Du hast ja geschrieben, dass die Supernova trotz der größeren Nähe zu uns auch nur als Lichtpunkt zu sehen sein wird.
Warum sind alle Sterne und unsere Planeten, egal wie weit Weg von uns, immer nur als Lichtpunkte zu sehen und warum sind manche Lichtpunkte dennoch größer als andere? Ist es wegen der unterschiedlichen Helligkeit? Wenn ja, warum ist das so und wie lässt sich das erklären?
Ist das überhaupt eine Frage der Astronomie?
@Rob: „Warum sind alle Sterne und unsere Planeten, egal wie weit Weg von uns, immer nur als Lichtpunkte zu sehen und warum sind manche Lichtpunkte dennoch größer als andere?“
Naja, Lichtpunkte sind sie, weil sie so weit weg sind. Das kann das Auge nicht mehr räumlich auflösen. Und sie sind nicht „größer“, sondern heller und erscheinen dir dadurch größer zu sein.
@frantischek
Es gibt zwei wichtige Unterschiede: der innere Ring im unteren Bild, und der helle Stern im Zentrum des Nebels im oberen Bild. Unten ist der Stern weg, oben gibt’s den inneren Ring nicht.
Hier siehst Du, wie bei der Supernova 1987A die äußeren Ringe zuerst entstanden (Bild 4) und dann der Stern explodiert und der innere Ring entstand. Das heutige Bild nochmal in alternativer Ansicht.
SBW2007 ist erst in der Phase von Bild 4 im ersten Link.
Du sprachst oben davon, dass die Supernova vielleicht vor ein paar hundert oder tausend Jahren gewesen sein könnte. In dem Fall hätte sich die Explosionswolke schon zu so etwas wie dem Krebsnebel ausgedehnt, da wäre dann von den Ringen nichts mehr zu sehen, darauf hatte ich mich in #9 bezogen. Die Supernova 1987A ist erst ein paar Jahre her, daher ist die alte Struktur noch vorhanden.
Ja, die Beschreibung in der verlinkten 1. Grafik passt nicht ganz zu dem Text von Florian über die Entstehung der äußeren Ringe. Ich hab’s aber auch eben erst ergoogelt, ist mir auch neu. Ich wußte auch nicht, dass Sanduleak einen planetarischen Nebel gehabt hatte. Das kannte ich bisher nur von Weißen Zwergen (obwohl: irgendwo muss die alte Atmosphäre eines Wolf-Rayet-Sterns mit freiliegendem Heliumkern ja hin, also umgibt sie ihn; nur vielleicht nicht notwendigerweise als bipolarer Nebel?).
@Alderamin: „Ja, die Beschreibung in der verlinkten 1. Grafik passt nicht ganz zu dem Text von Florian über die Entstehung der äußeren Ringe.“
Ich schließe nicht aus, dass ich mich geirrt habe. Ich hab das von hier: https://www.badastronomy.com/bitesize/sn87a_threering.html
„This happened too with Sanduleak -69 202. The old red supergiant wind, being oblate, was less dense along the poles and more so along the equator. The fast wind penetrated the slow more easily along the poles, and the resulting shape was an hourglass figure.“
@Rob
Dein Auge kann höchstens Strukturen von ca. einer Bogenminute auflösen. Eine Bogenminute ist der 60. Teil eines Grads und etwa 1/30 Vollmonddurchmesser. Alles, was kleiner ist, erscheint dem bloßen Auge als Punkt, zwei benachbarte Linien als eine Linie. Da außer Mond und Sonne (und gelegentlich der Venus) kein Himmelskörper größer als eine Bogenminute wird, erscheinen sie alle als Punkte. Sozusagen ein Pixel im Auge.
Natürlich müssen sie deswegen nicht gleich hell sein. Ein größerer Lichtpunkt (der aber trotzdem kleiner als eine Bogenminute ist) erscheint dem Auge schon heller, weil er einfach mehr Licht in das Auge strahlt. Dein Gehirn kann daraus dann die Wahrnehmung eines „größeren“ Sterns machen (möglicherweise werden auch die Nachbarzellen im Auge noch etwas mit gereizt, wenn das Bild nicht knackscharf ist, dann verschmiert der Stern über mehrere Sehzellen und wird tatsächlich größer).
Ein Teleskop kann bis zu ca. 1 Bogensekunde auflösen, das ist noch einmal 60 mal besser (1 Bogenminute = 60 Bogensekunden; 1 Grad = 3600 Bogensekunden). Darüber hinaus verschmiert die Unruhe der Atmosphäre das Bild (mit etwas technischer Trickserei kommen die Profis unter idealen Bedingungen auf 1/10 Bogensekunde). Das reicht, um die Planeten des Sonnensystems als Scheibchen zu sehen: Venus bis 60 Bogensekunden, Jupiter bis 45, Mars bis 20. Aber Fixterne werden in 1/1000 Bogensekunden und weniger gemessen, sie bleiben auch im Teleskop Punkte.
Was man auf Fotos sieht, sind die unscharfen Beugungsbilder der Sterne: Die Optiken wirken für das Licht wie ein Spalt, der einen Lichtstrahl aufweitet (kennst Du den Versuch mit dem optischen Spalt im Physikunterricht?) Hier ist der Spalt die Teleskopöffnung, die eine zentrale Scheibe umgeben von konzentrischen Ringen verursacht. Das ist nicht das Bild des Sterns, sondern nur das vom Teleskop unscharf gemachte Beugungsbild eines Lichtpunktes.
Deswegen zeigt auch kein Teleskop einen Stern als Scheibchen.
Na ja, fast kein Teleskop. Sehr große Sterne können heute durch Interferometrie zum Teil aufgelöst werden. Dabei werden die Bilder mehrerer Teleskope überlagert und sie wirken zusammen wie ein großes Teleskop mit dem gleichen Durchmesser, den die Einzelteleskope voneinander entfernt stehen. Aber das ist die Ausnahme und geht nur für sehr große Sterne.
Ok, ich sehe gerade, ich habe da tatsächlich was übersehen. Die Geschichte mit dem schnellen Sternwind ist bei Sanduleak auch vor der Supernova-Explosion passiert wie Phil Plait hier am Ende des Artikels klar schreibt (https://www.badastronomy.com/bitesize/sn87a_threering.html). Ich hab den entsprechenden Abschnitt bei mir jetzt mal entfernt.
Danke für die Hinweise!
@Rob
Auf Fotos könnte es auch einfach ein Überlauf der Helligkeit sein, die sich normalerweise auf ein Pixel konzentrieren würde, und so scheint der Stern auch auf Fotos größer.
Sehr große Sterne wie Beteigeuze erscheinen bei guten Hubble-Fotos auch als mehrere echte Pixel, die kein Überlauf sind.
@Florian
Dann passt es ja wieder, denn der Sternenwind wurde bereits vor der Explosion ausgesendet (an den Polen schneller, daher der Bipolarnebel). Das Supernovamaterial verursachte dann nur den inneren Ring (bzw. dessen Aufleuchten, den Ring an sich gab es auch schon vorher). Irgendwann kracht die Schockwelle dann auch in die äußeren Ringe und zerfetzt sie.
Wie die Welle in den inneren Ring hineinkrachte und ihn aufleuchten ließ (Phasen 5 bis 8 aus dem 1. Link in #13), zeigt diese Animation sehr schön:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:SN1987a_debris_evolution_animation.gif
Vielen Dank für die genaue Erklärung, hat mir sehr geholfen!
Eine Verständnisfrage: ich dachte immer, der Übergang von der H- zur He-Fusion (ober von irgendeinem anderen Element zum einem schwereren, bis hin zu Eisen) würde eine Nova auslösen (also das Abstoßen der äußeren Gashüllen). Der Stern kann danach aber noch weiter existieren. Erst wenn sein Brennstoff endgültig ausgeht (also nur noch Eisen vorhanden ist), lässt der Druck nach, der Stern kollabiert, dadurch steigt sein Kerndruck kurzzeitig extrem an, was den Stern schließlich zerreißt. Diese Explosion ist dann die Supernova, und dabei entstehen erst schwerere Elemente als Eisen. Oder werfe ich das jetzt durcheinander?
@schlappohr: Eine Nova hat andere Gründe. Wie das mit der Supernova genau funktiniert habe ich in vielen Artikel hier erklärt (und vor allen in meinem Bücher). Im Prinzip geht es immer um Strahlungsdruck vs. Gravitation. Gravitation lässt den Stern kollabieren; die bei der Fusion nach außen dringende Strahlung drückt dagegen. Wenn dann zB H aufgebraucht ist, sinkt der Strahlungsdruck, die Gravitation gewinnt und der Stern kollabiert. Dadurch wird es im Kern heißer, jetzt kann He fusioniert werden, der Strahlungsdruck steigt wieder, der Kollaps wird gestoppt und der Stern dehnt sich aus (weil der Strahlungsdruck beim He-Brennen heißer ist als vorher beim H). Und so geht es weiter. Ist He alle, wird Kohlenstoff verbrannt, usw.
Was du mit „Kerndruck“ meinst, weiß ich nicht. Der Stern wird zur Supernova, weil irgendwann als Produkt der Fusion Eisen ensteht. Und um das zu fusionieren braucht man Energie; da wird keine mehr frei. Hier endet die Fusion, es endet der Strahlungsdruck und der Stern kollabiert endgütig. Der Kollaps wird erst bei maximaler Verdichtung der Materie aufgehalten (Paulisches Ausschließungsprinzip; quantenmechanischer Entartungsdruck) und DIESER spontane Stopp des Kollaps ist es, der die Explosion auslöst weil die ganze kinetische Energie des kollabierenden Sterns ja nicht einfach verschwinden kann…
@ schlappohr:
Den Übergang von der H- zur He-Fusion nennt man Heliumflash. Er tritt im Stadium der Roten Riesen in deren Kernregion auf. Eine Nova ist was ganz anderes, die ereignet sich in Doppelsternsystemen, wenn ein Weißer Zwerg von seinem Hauptreihen-Begleiter so viel Gas angesaugt hat, dass es auf der Oberfläche thermonuklear abgefackelt wird. Novae können deshalb mehrmals erscheinen, einen Heliumflash erlebt ein Stern nur einmal, danach kommt nur noch die Wanderung auf den asymptotischen Riesenast und von da aus über den planetarischen Nebel zum Weißen Zwerg. Eisen wird ohnehin nur in den ganz schweren Jungs erbrütet, und wenn so einer soweit ist, hören die Fusionsprozesse im Kern erstmal auf, und die Schwerkraft übernimmt das Kommando. Und dann folgt die SN Typ II sehr plötzlich.
@Florian, Klaus:
Ok, danke. Also ein „Flash“ und eine Nova sind verschiedene Ereignisse mit verschiedenen Ursachen, das war mir nicht so klar. Mit Kerndruck meine ich den Druck im Zentrum des Sterns, sorry, war schlampig formuliert.
@Schlappohr
Der Supernova-Prozess ist mit vielen Details im entsprechenden Wikipedia-Eintrag erklärt. Auch, welche Typen es gibt. Das tl;dr (für gewöhnliche Typ II SN) lautet:
* Fusion von Eisen im Kern liefert keinen Strahlungsdruck mehr
* Kern kollabiert zum Neutronenstern
* daran reflektierte Druckwelle läuft nach außen dem einfallenden Material entgegen
* Stern zündet Fusion der Hülle in der Druckfront.
Bei diesen Abläufen gibts nur immer einen Punkt der mir nicht ganz klar ist: Die Fusion von He liefert doch weniger Energie als die Fusion von Wasserstoff, wieso wird dann immer geschrieben (Zitat FF): weil der Strahlungsdruck beim He-Brennen heißer ist als vorher beim H
Müsste der nicht geringer sein, da ja He weniger Energie liefert ? Oder wird da mengenmäßig mehr He als H verbraucht in der gleichen Zeit und somit die Gesamtenergieausbeute erhöht ?
@Franz
Nein, die Fusionsrate von Helium muss dann entsprechend höher sein. Die Fusion zweier Atomkerne ist in der Sonne ein relativ seltenes Ereignis (ich hatte schon einmal erwähnt, dass pro Volumeneinheit nur eine Energiemenge vergleichbar mit der eines Komposthaufens frei wird), und sie verändert sich mit Druck und Temperatur: je höher der Druck, desto enger kommen sich die Teilchen, und je höher die Temperatur, desto leichter überwinden sie die Coulomb-Abstoßung der Protonen untereinander.
Der Kern des Sterns schrumpft bei jeder Fusionsphase so lange, bis sich wieder ein hydrostatisches Gleichgewicht aus Gravitation und Strahlungsdruck eingestellt hat. Dies ist bei Helium bei einer wesentlich höheren Temperatur der Fall als bei Wasserstoff.
Vielleicht helfen Dir die folgenden Wiki-Artikel weiter:
https://de.wikipedia.org/wiki/Helium-Blitz
https://de.wikipedia.org/wiki/Heliumbrennen
Spät aber doch:
Danke, Alderamin. Jetzt isses ein bisschen verständlicher für mich.
Nikola Tesla widersprach Einstein, in dem er behauptete, dass Neutrinos schneller als das Licht sei. Daher könnten sich Auswirkungen auf der Erde schon deutlich früher zeigen als man es sehen würde. Kann man Teslas Einwand heute widerlegen oder ev. bestätigen? Was könnte passieren? wenn so viel Massereiche Teilchen die Erde Treffer. Laut Anhänger der Erdexpansion so einiges, von starken Erdbeben bis Polumkehr.
@Tesla
Neutrinos haben eine kleine Masse und sind daher definitv etwas langsamer als das Licht unterwegs. Bisher gibt’s für die Masse nur eine Obergrenze und die gemessene Geschwindigkeit war (nach Austausch eines Kabels…) von der Lichtgeschwindigkeit messtechnisch nicht zu unterscheiden.
Bei einer Supernova? Da werden soviele Neutrinos frei, dass man im Abstand der Erde von der Sonne eine tödliche Dosis Strahlung (4 Sievert) abbekäme:
https://what-if.xkcd.com/73/
(Krass: eine Supernova in 1 AU ist 1 Milliarde mal heller als eine Wasserstoffbombe, die direkt vor dem Auge explodiert).
Die Erde würde bestimmt auch etwas aufgeheizt durch die Neutrinos. Aber bei einer Supernova braucht auch das Licht nicht, wie für gewöhnlich, ein paar hunderttausend Jahre, um an die Oberfläche zu kommen, sondern nur ein paar Stunden, während die Schockwelle des Kernkollaps nach außen läuft und den Stern von innen nach außen fusioniert. Und dann hat man die Helligkeit von 1 Milliarde Wasserstoffbomben direkt vor dem Auge. Der Schaden durch die vorherigen Neutrinos wäre danach nicht mehr feststellbar.
@Tesla:
Wann hätten Einstein und Tesla über das Neutrino diskutiert und wo steht das?
Das Neutrino war erst ab 1930 als Hypothese bekannt und wurde erst 1956 nachgewiesen.
Ich frage, weil über Tesla ein Haufen Geschichten unterwegs sind- wahr sind die wenigsten.
Felix