Während meiner Auszeit erscheinen hier einige Gastbeiträge von anderen Bloggern. Wenn ihr auch Lust habt, euer Blog (euren Podcast, euer Videoblog, etc) hier vorzustellen oder einfach nur mal einen Artikel schreiben wollt, dann macht mit!
Heute gibt es einen Artikel von Philipp Windischhofer.
Der Mensch hat sich mit dem Internet eine unglaublich umfangreiche Fundgrube geschaffen, in der ein guter Querschnitt dessen zu finden ist, was Menschen einst beschäftigte und heute fasziniert. Das Internet von heute – zusammen mit dem Zugpferd „World Wide Web“ – droht sogar alteingesessene und (zwangsweise?) akzeptierte Massenmedien wie Zeitungen oder das Fernsehen vom Thron zu stoßen.
Die Menschen von heute sind einer enormen Menge – einer regelrechten Flut – von Informationen ausgesetzt. Niemals zuvor in der Geschichte unserer Spezies war es möglich, in einem Sekundenbruchteil Millionen elektronischer Seiten zu durchsuchen und Wissen aus allen Gebieten menschlicher Neugierde abzurufen.
Angesichts dieser Vielfalt an Daten wird es aber auch sehr leicht, in einer bodenlosen
Melancholie zu versinken. Man vergleiche doch nur seine eigenen Kenntnisse mit jenen des allwissenden Kollektivs!
Natürlich hat auch die Wissenschaft vor dem Internet nicht Halt gemacht und so bieten heute viele große und bekannte Forschungseinrichtungen (NASA, CERN, DESY, …) eigene Webauftritte an, mit dem Ziel, die Allgemeinheit für das eigene Forschungsfeld zu begeistern und zu gewinnen. Ich bin aber der Meinung, dass es nicht immer diese offiziellen Seiten sind, die die wahren „Schmankerl“ für den surfenden Wissenschaftsamateur ausmachen. Viel spannender, volksnäher und gewinnbringender für den Einzelnen sind doch Seiten, auf denen dieses „offizielle“ Wissen untersucht, zerpflückt, kritisiert oder gelobt wird!
Es sind außerdem genau jene Seiten, die die Menschen daran erinnern, dass es nicht unbedingt schwerfällige, staatliche Organisationen braucht, um großes zu erreichen. Schließlich sind es immer noch Menschen, die Wissenschaft betreiben, und am motiviertesten und ausdauerndsten sind naturgemäß Personen, die Wissenschaft nicht als Arbeit, sondern als Berufung sehen – auch buchstäblich.
Ein herrliches Beispiel dafür sind etwa die „Copenhagen Suborbitals“ https://copenhagensuborbitals.com/): ein Verein, dessen Ziel kein geringeres ist als jenes, einen Menschen an die Grenze zum Weltraum zu befördern – wohlgemerkt handelt es sich hierbei um Amateure, die ihre Arbeit ausschließlich durch Sponsorgelder und sonstige private Spenden finanzieren. Trotz einiger Rückschläge ist schon so mancher Start geglückt und im Sinne eines demokratischen Miteinander auch weitestgehend mit der Öffentlichkeit geteilt worden.
Für mich immer noch Fahnenträger dieses Genres ist das „Open Source Fusor Research Consortium“ (https://www.fusor.net/): eine sehr lose gestrickte Community, deren Mitglieder an sogenannten Farnsworth-Hirsch-Fusors basteln. Diese sind die einfachste Möglichkeit, kontrollierte (und echte!) Kernfusionen ablaufen zu lassen.
Obwohl nicht zur Energiegewinnung geeignet, taugen sie sehr wohl als transportable Neutronenquellen und bieten so eine enorm spannende Möglichkeit, selbst Experimente mit Radioaktivität durchzuführen.
Für Physikinteressierte bietet auch das CERN, die Europäische Organisation für Kernforschung, einige gute Anlaufstellen an. Am „CERN Document Server“ (https://cdsweb.cern.ch/) finden sich Unmengen an Fotos, Videos oder Textdokumenten zum Thema der Teilchenphysik. Besonders hervorzuheben, weil exzellent: „Accelerators for Pedestrians“ (https://cdsweb.cern.ch/record/1017689/files/ab-note-2007-014.pdf).
Auch Echtzeitinformationen über den Status verschiedener Beschleuniger am CERN sorgen stets für gute Unterhaltung und ein Grinsen auf den Lippen (https://op-webtools.web.cern.ch/op-webtools/vistar/vistars.php?usr=LHC1). Wer sich näher mit
aktuellen Nachrichten aus Genf beschäftigen möchte, dem sei eine Übersicht über die verwendeten Abkürzungen https://lhccwg.web.cern.ch/lhccwg/Bibliography/UsefulAcronyms.htm) und die täglichen Statuspräsentationen
(https://lhc-commissioning.web.cern.ch/lhc-commissioning/news-2012/LHC-latest-news.html) ans Herz gelegt.
Mit diesen Beispielen ist natürlich der Vorrat an interessanten Seiten noch lange nicht erschöpft, es finden sich Bauanleitungen für einfachste Nebelkammern, Yagi-Antennen für die Kommunikation mit Amateurfunksatelliten oder Tore zu Neuronalen Netzwerken und künstlicher Intelligenz.
Wissenschaft ist spannend! Wissenschaft ist enorm vielfältig! Aber vor allem: Wissenschaft ist keine Hexerei und geschieht nicht im Verborgenen, sondern gehört an die Öffentlichkeit und ins Privatleben der Menschen! 😉
Dass man bei Internetrecherchen auch auf solche eher weniger realiätsunterfütterten Quellen stößt ist ja im Grundsatz nichts Neues:
In den Buchhandlungen und Stadtbüchereien der 1970er Jahre stieß man ja bei der Suche nach Informationen zu Raumfahrt durchaus auch auf Bücher von Däniken…
Ich denke da gern drüber nach, dass ich (Jg. 1957) zu mich interssierenden Themen früher froh war, überhaupt mal was Tieferschürfendes zu finden, heute im Internetzeitalter werde ich bei Recherchen überschwemmt mit Informationen, aus denen ich dann kritisch auswählen muss, schließlich können heute alle Menschen ihre Meinungen online stellen, unabhängig davon, wie wissenschaftlich ernst sie zu nehmen sind.