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Vor ein paar Wochen wurde in Österreich der größte Hörsaal der Universität Wien besetzt. Seitdem haben sich die Studentenproteste und Uni-Besetzungen in ganz Österreich und Deutschland verbreitet.

Ich will hier gar nicht die konkreten Themen der Proteste ansprechen. Dafür hat sich in den letzten Jahren einfach zu viel getan; meine eigene Studienzeit war noch ganz anders (obwohl das auch erst grade Mal 5 Jahre her ist) und ich überlasse die Kommentare dazu den Leute mehr Ahnung davon haben als ich.

Aber was ich ansprechen und kritisieren möchte ist die Form der Proteste.

Wenn Studenten etwas nicht passt, dann wird seit Jahrzehnten die gleiche Methode gewählt: es wird gestreikt, es wird demonstriert und es wird besetzt.

Ich habe im Laufe meines Studiums selbst jede Menge Demos und Streiks mitgemacht. Das hat alles viel Spaß gemacht und war spannend – aber so richtig gebracht haben die Proteste meistens nichts.

Das Problem bei Studentendemos ist, dass sie von Studenten durchgeführt werden. Wenn Studenten nicht mehr studieren sondern streiken, dann interessiert das niemanden. Ok, das ist ein wenig übertrieben – aber im Vergleich mit Müllmännern, Ärzten oder Eisenbahnern hat ein Studentenstreik so gut wie keine Auswirkungen auf die Allgemeinheit.
Die sieht sich dann eher in ihren Vorurteilen über den „faulen Studenten“ bestätigt…

Gleiches gilt für Besetzungen. Das alles spielt sich weitesgehend innerhalb der Universität ab. Ob die Studenten nun studieren oder in einem besetzen Hörsaal sitzen und diskutieren ist für die Außenwelt relativ egal.

Studenten haben keine Lobby und das ist das eigentliche Problem. Wenn ein Protest mehr sein soll als nur eine abenteuerliche Unterbrechung des Studiums, dann muss man auch die Leute außerhalb der Universitäten erreichen!

Das klappt – meiner Meinung nach – bei den klassischen Protestformen nur bedingt. Natürlich, die Medien berichten darüber. Studenten, die auf die Barrikaden steigen sind immer eine Meldung wert. Aber andererseits ist das auch nichts neues. Studentische Demos und Proteste gibt es immer wieder.

Man muss den Menschen erklären, warum es wichtig ist, dass die Forderungen der Studenten erfüllt werden. Dazu muss man aber – davon bin zumindest ich überzeugt – nicht einfach „nur“ protestieren, sondern den Menschen zeigen was ein Student überhaupt macht und warum es wichtig ist, dass sie ein vernünftiges Studium absolvieren können.

Warum braucht die Welt Historiker und Publizisten? Wozu sind Physikerinnen und Biologinnen gut? Wer braucht einen Kunsthistoriker und wer eine Amerikanistin? Wenn den Studenten ihr Studium nicht passt, dann sollen sie sich halt einen vernünftigen Job suchen!

Solche Aussagen sind natürlich Unsinn! Aber solange die Leute, die nichts mit der Universität zu tun haben (und das ist die Mehrheit!) nicht wissen, warum sie überhaupt dafür eintreten sollen, dass sich die Studienbedingungen ändern, dann werden sie sich auch nicht ändern.

Ich bin absolut kein Gegner der aktuellen Proteste! Auf deutschen und österreichischen Universitäten ist in den letzten Jahren enorm viel schief gelaufen und man hat das Gefühl das dort mittlerweile nur noch qualifizierte Facharbeiter für die Wirtschaft produziert werden sollen anstatt gebildetet Akademiker die für sich selbst denken können. Die Universität wird immer mehr zu einer reinen Erweiterung der Schule und das ist falsch. Das die Studenten nun überall dagegen protestieren ist eine dringend notwendige Sache und vielleicht ändert sich allein durch die Größenordnung diesmal wirklich etwas (erste positive Ergebnisse gibt es ja schon).

Aber ich bin der Meinung, dass man neben den klassischen Protestformen auch einmal etwas anderes probieren könnte. Die Studenten sollten nicht nur den Protest in die Öffentlichkeit tragen, sondern auch die Universität selbst! Haltet Vorträge an öffentlichen Orten! Macht Experimente an Bahnhöfen und baut Labors in Einkaufszentren auf! Erklärt den Menschen nicht nur, dass ihr unzufrieden mit dem Status Quo seid, sondern zeigt ihnen auch, was die Wissenschaft, die ihr lernen wollt, alles kann und warum es sich dabei nicht nur um abstrakte/abgehobene Forschung handelt sondern um etwas, das den Alltag von jedem beeinflusst!

Dann werden die Menschen vielleicht auch besser verstehen, warum sie euch bei eurem Protest unterstützen sollten. Und dann kann sich vielleicht wirklich etwas ändern!

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Bild: @schmetterlingsg

Ausführliche Informationen zu den Protesten gibt es hier: https://unsereuni.at/. Bei Twitter kann man den Berichten über den Tag #unibrennt folgen. Und – ein bisschen Lokalpatriotismus muss sein 😉 – auch die Uni Jena wurde vor kurzem besetzt.

P.S. Mir ist klar, das mein Artikel die Dinge teilweise überspitzt darstellt. Die Grundaussage halte ich allerdings trotzdem für richtig.
P.P.S.Ich habe schon vor einigen Monaten einen ähnlichen Artikel mit ähnlichem Inhalt geschrieben. Aus aktuellem Anlass wollte ich das allerdings nochmal sagen.

59 Gedanken zu „Studenten, hört auf zu demonstrieren!“
  1. Kann ich zu 100% unterschreiben. Da die Alternativen, die Du aufzeigst aber deutlich mühsamer und daher weniger attraktiv sind, werden wir auf solche Proteste leider lange warten müssen. Ergänzen würde ich noch, dass es unter Umständen auch sinnvoll sein kann, das direkte Gespräch mit politischen Entscheidungsträgern zu suchen. Einen Termin bei Frau Schavan zu bekommen dürfte zwar schwierig sein, aber die für einen Hochschul-Wahlkreis verantwortlichen MdB oder MdL sind in vielen Fällen sicher bereit, sich mit ernsthaft vorgebrachten Anliegen (d.h. eben nicht „Wir besetzen das Abgeordnetenbüro“) auseinanderzusetzen. Die Kritik an der Uni muss einfach raus aus der Uni und zu den Bürgern und Politikern – sonst ändert sich nichts.

  2. @Christian: „Da die Alternativen, die Du aufzeigst aber deutlich mühsamer und daher weniger attraktiv sind, werden wir auf solche Proteste leider lange warten müssen.“

    Ich sehe das weniger als Alternativen sondern als zusätzliche Wege des Protests. Die klassische Demonstration ist natürlich immer noch sinnvoll – um Leute zu mobilisieren; die Medien zu interessieren, etc. Aber es sollte halt nicht alles sein.

  3. Ja, das kenn ich noch von vor 20 Jahren, damals habe ich auch mitgestreikt.
    Und damals fanden sich tatsächlich Professoren, die Vorlesungen in der U-Bahn oder im Resslpark abgehalten haben.

    Nicht die Uni gehört bestreikt, das Bildungsministierium und die diversen Parteizentralen gehören belagert.

  4. Schlagzeile!

    „Studenten, hört auf zu demonstrieren!“

    Was will uns der Autor damit sagen, das hier?!

    > Ich sehe das weniger als Alternativen sondern als zusätzliche Wege des Protests.

    Also was denn nun, erst kein Protest, dann doch Protest, aber dann mit Alternativen, warum dann diese Überschrift?

  5. Also ich selber bin hier in Würzburg am streiken und ich finde du siehst die Sache schon richtig, aber wir kennen das Problem selber schon und versuchen alles mögliche zu tun, um nichbt nur möglichst viele Studenten zu mobilisieren, sondern auch ELtern/Schüler und „normale“ Bürger. Hier wird z.B. im besetzten Audimax jeden Tag um 18 Uhr ein Plenum gehalten wo jeder erscheinen darf, u.a. waren schon Eltern und Schüler da, die gesprochen haben und meinte, viele seien der gleichen Meinung aber, trauen sich nicht zu kommen bzw. sehen es als sinnlos an, weil es eh nichts bringt. Da denke ich mir dann wiederrum „na toll“, denken gleich aber bewegen ihren Arsch nicht. Mittlerweile (ich kann nur für Würzburg sprechen) wurden hier viele verschiedene Arbeitskreise erschaffen, die vom besetzten Audimax aus korrdiniert werden und für spezifische Sachen zuständig sind. So ist der AK Mobilisierung für die Mobilisierung aller Gleichdenkenden unterwegs, der AK Presse für die Pressearbeit, etc. Ich halt Demos und Besetzungen durchaus für angebrahc tund nötig, da sich sonst nichts tut. Bisher wurden Studenten nach ein paar Tagen imme rmit leeren Versprechungen abgespeist, weswegen nie richtig was passiert ist. Dies versuchen wir diesmal zu verhindern, weil wir immer mehr „Anhänger“ finden. Nur wenn der Unibetrieb gestört wird, bewegen die Kanzler, Minister, was auch immer ihren Arsch endlich her um mit uns zu diskutieren. Ab 1.12 gehen dann die richtigen Demos los und wir alle hoffen, dass sich dieses mal ebdlich mal wirklich etwas tut, denn selbst Professoren und Politiker stehen hinter uns!

  6. @Dr. Glukos: „trauen sich nicht zu kommen bzw. sehen es als sinnlos an, weil es eh nichts bringt.“

    Was passiert denn da im Plenum? Wie gesagt – nur darauf zu warten, dass die Leute kommen bzw. nur zu sagen „Wir finden das, was auf den Unis abläuft schlecht“ überzeugt vielleicht nicht allzu viele. Wenn aber die Medizinstudenten gut sichtbar den Leuten erzählen würden, wie das Medizinstudium aussieht, was man da so lernt und warum wegen der aktuellen Studienbedingungen die Qualität der Ärzte sinken wird oder wenn die Chemiker einmal klar erklären, warum Chemie für jeden wichtig ist und warum es deswegen auch wichtig ist, gute Chemiker zu haben, etc – dann kann man vielleicht viel mehr Menschen überzeugen. Man muss die Menschen überzeugen, die nix mit der Uni am Hut Menschen. Leute die nicht studieren oder studiert haben. Menschen, die keine studierenden Kinder an der Uni haben. Die Mehrheit eben…

    „Sachen zuständig sind. So ist der AK Mobilisierung für die Mobilisierung aller Gleichdenkenden unterwegs, der AK Presse für die Pressearbeit, etc.“

    Das ist ja alles schön und gut – aber wie gesagt: ich bin überzeugt das das alles langfristig nichts bringt bzw zumindest nicht so viel, wie man eigentlich erreichen könnte.

    „Ich halt Demos und Besetzungen durchaus für angebrahc tund nötig, da sich sonst nichts tut.“

    Sind sie auch. Aber wenn sie das einzige sind, das passiert, dann ist das nicht optimal.

    „Ab 1.12 gehen dann die richtigen Demos los und wir alle hoffen, dass sich dieses mal ebdlich mal wirklich etwas tut, denn selbst Professoren und Politiker stehen hinter uns!“

    Na wenn die Politiker hinter den Protesten stehen, dann wären sie ja nicht notwendig… Denn die sind ja für die Mißstände verantwortlich.

  7. Ich hab letztes Jahr mit einem Kollegen aus Israel genau darüber gesprochen. Die haben es anders gelöst: Es gab dann gegen Ende des Semesters keine Lehre mehr. Dementsprechend auch keine Abschlüsse und keine Absolventen. Das geht aber hierzulande nicht, weil Professoren ja verbeamtet sind und nicht streiken dürfen.

    Ob es reichen würde, wenn alle Doktoranden die Lehre bestreiken? Ohne die kann ja kein Mensch die Klausuren korrigieren und ohne Beisitzer keine Prüfungen und ohne

  8. „Haltet Vorträge an öffentlichen Orten!“
    solche Dinge und anderes, was du forderst, wird schon seit langem durch Studierendenvertretungen und Grüppchen organisiert.
    Was genau meinst du mit öffentlichen Orten? Grundsätzlich sollte die Uni ja eigentlich ein öffentlicher Ort sein (was hier in Frankfurt mit Gittern und Mauern gerade nicht mehr gezeigt wird [auch dagegen wären dann Proteste]) – dort finden auch ständig öffentliche Vorträge u.Ä. statt.

    Das Mieten und Benutzen eines externen Veranstaltungsraums kostet dann halt immer extra Geld (und Zeit), ist im halt eine ökonomische Entscheidung.

    in Wiesbaden ist eine Spontandemo bis vor den Landtag gekommen, hier in Hessen wurde halt eben auch außerhalb einer Universität demonstriert…

    Also ich seh nich ganz, wo du das Problem siehst – dass was du forderst, schließt sich doch nicht mit den Protesten aus…

  9. Rückblickend muss ich Dir, als einer der vielen, die selbst vor langer Zeit mal solche Proteste (einschließlich Vorlesungen in der Würzburger Straßenbahn) organisiert haben, zustimmen. Es sind alle paar Jahre die gleichen Proteste, ja die gleichen Protestformen. Bewirkt hat das seit jeher wenig, aber das wird sich auch nicht ändern – es sei denn, es passiert noch einmal so etwas wie 1968. Aber dazu gibt es weder einen Anlass, noch die Stimmung oder das Personal.

    Klingt jetzt ziemlich desillusioniert, und soll auch nicht heißen, dass die Studenten heutzutage nicht auf die Straße gehen und für ihre Interessen eintreten sollen. Vielleicht muss einfach jede Studentengeneration diese Erfahrung für sich aufs Neue machen.

  10. @hagbard: „Also ich seh nich ganz, wo du das Problem siehst – dass was du forderst, schließt sich doch nicht mit den Protesten aus…“

    Und in meinem Artikel steht ja auch, dass diese Dinge zusätzlich geschehen sollten.

    „Grundsätzlich sollte die Uni ja eigentlich ein öffentlicher Ort sein“

    Genau um das gehts doch. Den meisten Leuten ist de Uni völlig egal. Die interessiert nicht, was dort passiert. Die interessierts nicht, wenn die Studienbedingungen schlecht sind. Die interessieren sich nicht dafür, das Studenten streiken oder für sonst irgendwas was an den Unis abläuft.

    Darauf zu warten, dass diese Leute irgendwann von selbst anfangen, sich für die Uni und die Proteste zu interessieren, ist wenig zielführend. Genauso wenig soll man jetzt im Rahmen der Proteste öffentliche Vorträge organisieren, so wie man es vielleicht bei einem Tag der offenen Tür oder einen langen Nacht der Wissenschaft machen würde.

    Man sollte 1) dorthin gehen wo die Leute sind: Fußgängerzonen; Einkaufszentren; Bahnhöfe; etc (ich rede nicht davon, das man irgendwelche Räumlichkeiten mieten soll. Das macht ja wieder keinen Sinn. Man soll zu den Leuten gehen und nicht warten, das sie von selbst kommen) und da 2) ganz gezielt erklären warum schlechte Studienbedingungen nicht nur schlecht für die Studenten sondern schlecht für ALLE sind. Das geht am besten dadurch, in dem man den Leuten erklärt, wozu die Wissenschaft gut ist, wie sie funktioniert und warum sie für jeden wichtig ist.

    Wenn bei den Protesten eh so viele AGs eingesetzt werden, dann kanns ja eigentlich nicht so schwer sein, eine neue einzurichten die dann z.B. unter dem Motto „Die Uni ist für alle wichtig!“ Studenten/Dozenten/Profs sucht, die solche Aktionen durchführen wollen… Das kann man dann gezielt bewerben und wenn es tatsächlich so weit kommen sollten, das sowas in allen besetzten Unistädten passiert, kann das für die allgemeine Stimmung sehr viel positives bewirken – und vor allem die Einstellung er Menschen zu den Universitäten langfristig

  11. Finde den Artikel durchaus berechtigt
    Ich bin selbst noch Student (Bergbau) und durch den Bachelor ist einiges schief gelaufen dazu muss man aber auch sagen, dass ich erst im zweiten Jahrgang bin der einen Bachelor macht. Das nicht alles von Anfang an klappen kann ist klar. Zum Glück für mich, sind wir eine relativ kleine Anzahl an Studenten (ca. 30) also konnten die meisten Ungereimtheiten bei den entsprechenden Profs oder beim Prüfungsausschuß geändert werden. Sowas klappt aber nur wenn man sich selbst dafür einsetzt und nicht darauf wartet, dass alles gemacht wird.
    Zum Besetzen von Hörsälen: Ich finde es auch nicht sonderlich sinnvoll einen Hörsal zu besetzen, da es die Mehrheit wirklich nicht interessieren dürfte ob der nun frei ist oder nicht. Wenn jedoch einer besetzt werden sollte, dann auch ein Großer. Hier in Aachen wurde einer der kleinsten überhaupt besetzt. Folge: Noch nicht mal den Studenten ist das aufgefallen. Zufällig war auch hier am Freitag die Wissenschaftsnacht und der besetzte Raum sollte eigentlich für Experiemente genutzt werden. Nun wurden dort Diskussionen zum Streik abgehalten. Somit wurden zwar auch viele Leute erreicht,da viele einfach mal gucken wollten aber im großen und ganzen haben die Leute die Demonstranten eher belächelt.

  12. Sicherlich ist es wichtig, den Protest nach außen zu tragen. Allerdings macht das meiner Ansicht nach erst Sinn, wenn der Protest überhaupt innen wahrgenommen wird. Es ist ja gerade eben nicht so, dass alle Studenten/Schüler/Azubis hinter den Protesten stehen oder sich an ihnen beteiligen. Hier in Nürnberg hatten wir eine Demo mit 4000 Menschen, zwei Tage später sind allerdings eben nicht 4000 Besetzer im Audimax. (Ganz abgesehen davon, dass es in Nbg. weitaus mehr direkt Betroffene gibt, als die 4000, die demonstrieren waren.)

    Daher geht es erstmal um die Mobilisierung der direkt Betroffenen, denn dann erst kann man öffentlichkeitswirksam agieren. Es sind bisher leider einfach zu wenig Studenten/Schüler/Azubis die tatsächlich protestieren. Erst wenn es mehr sind, wird sich die Möglichkeit bieten, „draußen“ etwas zu machen, was auch wirklich auffällt.

    Grundsätzlich bin ich allerdings auch deiner Meinung, jedoch ist es im Moment nun mal so, wie es ist, und das hat auch mit Mehrheitsentscheidungen zu tun, auf diese kann man zwar im Plenum einwirken, aber wie gesagt: Viel zu viele der direkt Betroffenen schauen leider weg, da macht es dann meiner Ansicht nach keinen Sinn, sich an die indirekt Betroffen zu wenden, da es organisatorisch einfach schwer umzusetzen ist.

  13. @djalminho: „Viel zu viele der direkt Betroffenen schauen leider weg, da macht es dann meiner Ansicht nach keinen Sinn, sich an die indirekt Betroffen zu wenden, da es organisatorisch einfach schwer umzusetzen ist.“

    Das ist sicherlich richtig. Aber man kann doch durchaus probieren zweigleisig zu fahren. Vielleicht erreicht man dann per Rückkopplung erst recht wieder die Studenten, die sich bis jetzt noch nicht mobilisieren haben lassen?

    Und rein organisatorisch kann sowas nicht schwieriger sein als das, was jetzt schon z.B. im Audimax abläuft… Da müsste sich das doch locker machen lassen. Braucht ja nicht viel – nur ein paar Studenten/Dozenten die PR-mäßig begabt sind und Lust haben, in ner Fußgängerzone aufzutreten. Die ganzen PR-Maschinerie die ja jetzt schon zur Kommunikation der Forderungen etc existiert kann man dann auch zur Ankündigung dieser Events verwenden.

    Man muss das natürlich geschickt anstellen. Wenn der Mathe-Dozent seine Mathevorlesung nicht im Hörsaal sondern in der U-Bahn abhält, ist das zwar auch ganz nett und interessant für die Leute – aber nicht das, was hier in Sachen Kommunikation hilfreich wäre. Genausowenig der Powi-Student, der Vorträge über die Parallen zwischen den aktuellen Protesten und der Revolution der unterdrückten Arbeiterklasse im 19 Jahrhundert (oder was weiß ich 😉 ) hält. Aber mit ein bisschen Phantasie kann man jedes Thema 1) interesant und 2) auf die richtige Art und Weise interessant gestalten, so das auch die Medien aufspringen…

  14. Danke für das feedback, Florian – wirklich!

    Und ich kann dich beruhigen:
    da die Pressemeldungen so oder so bald abreißen werden und es immer schwerer sein wird gute Acts zu finden, die wirklich tausende ins audimax & co bringen wird schon einigen neuen Zusatzkonzepten angedacht.
    Es gibt die einerseits die Squatting Teachers (https://unsereuni.at/wiki/index.php/Squatting_Teachers_AG) die Alternativ-LVs veranstalten werden und um den Sinn der Proteste zu kommunizieren wird es auch an Nicht-Uni-Schauplätzen Infoveranstaltungen geben. Für eine spontane Besetzung finde ich das also ziemlich organisiert eigentlich.

    Das mit dem Burgtheater hast du ja auch sicherlich mitbekommen — Kulturschaffende usw beteiligen sich hoffentlich auch an zukünftigen Projekten… Im Prinzip läuft alles nach wie vor besser als erwartet; alle Medienkanäle werden nicht nur genutzt sondern v.a. angefragt. Auf offizieller Ebene hat ja auch heute ein Treffen mit der Uni Wien-Leitung stattgefunden & die Politiker fangen auch schon langsam an mitzuspielen.

    Meiner Meinung nach muss man entweder basisdemokratisch schneller handeln als bisher oder ein anderes Konzept andenken um bei den Verhandlungen nicht nur den Spielverderber darzustellen (da Einzelpersonen, also Vertreter des Plenums, ja keine Aussagen ohne plenarer Abstimmung tätigen dürfen).

    Wennst wiedermal in Wien bist, schau auf jeden Fall mal vorbei!

  15. Ich als „betroffener Student „kann dazu nur sagen: Schmeisst die Hippies aus dem Hörsaal, wir brauchen Platz ZUM LERNEN!!!!!!!!
    Diese lächerlichen Proteste, angeführt von den Leuten die es am wenigsten nötig haben, gehen mir so unfassbar auf die Nerven. Bei uns haben wir eine Zweiteilung, die Geisteswissenschaften in der Stadt und die richtigen Wissenschaften außerhalb. Nun ratet mal wo die „großen Proteste gegen die bösen bösen Studienbedingungen“ sind ? Genau, in der Stadt! Und warum nicht außerhalb? OH ja richtig, wir richtigen Studenten sind beschäftigt, MIT LERNEN!

    Ich bin kein Student der sich auf der Nase rumtanzen lässt oder sich nicht für seine Recht einsetzt (ganz im Gegenteil) aber ich hasse diese scheiss Hippies die denken, dass sie für allen und jeden Scheiss ( ob richtig oder falsch oder einfach nur falsch inszeniert ) demonstrieren müssen. Und vor allem demonstriert man nicht für Bildung indem man Bildung blockiert! Das ist absurd! Auch die Forderungen sind völlig realitätsfern und absolut lächerlich.

    Aus meiner Sicht sind es vornehmlich die Geisteswissenschaftler die über die ach so fiesen Bedingungen rumweinen obwohl deren Studiengänge, verglichen mit unseren (den Ingenieur- und Naturwissenschaftlichen) wirklich (ohne andere angreifen zu wollen aber es ist nun mal so) total lächerlich sind. Ich kann denen nur eins sagen : kommt mal zu uns! Dann hört ihr ganz schnell auf zu heulen.

    Da grieg ich echt so einen Hals ! Demos OK,aber dann aus den richtigen Gründen und mit den richtigen Methoden bitte. Und nicht mit diesem kindischen,punkerhaften Rumgememme.

  16. @Boson
    Zwar kaum zu glauben, dass es auch angehende Akademiker gibt die plenken, Caps-locken und multiple Satzzeichen verwenden, aber: ok.

    Also hat es deine uni nicht zustande gebracht, den Hörsaal für die Vorlesungen umzubuchen? In Wien wurde sinnloserweise zB eine Messehalle gemietet (und den Medien erzählt, dass das einen Schaden von 15000€/Tag verursacht. Diese Zahl ist nicht nachvollziehbar hoch & außerdem wäre das refinanziert, usw) und auch andere Hörsäle sind leicht umgebucht.
    Es gab innerhalb weniger Tage garkeine Kollisionen bzgl Audimax.

    Dass du Hippies = Geisteswissenschaften != richtiges Studium schreibst ist auch nett, aber komisch, dass du keine Maßnahmen nennst, die du als sinnvoll erachten würdest. Bzw: warum wurde deine Methode noch nicht umgesetzt?
    Ich bin auch beim Lesen deines Beitrages minimal verwirrt: betrifft dich die Besetzung jetzt oder nicht? Musst du diesen besetzten Hörsaal nun benutzen oder ist die Stadtgrenze so oder so eine no-go-zone?

  17. @ Boson
    Keine Gute Idee, hier auf den Geisteswissenschaftlern rumzuhacken.

    Ich studier selber an einer TU, ich weiß, dass die Geisteswissenschaftler in der Gesellschaft eher als Spaßstudis und Suffköppe gesehen werden, ich kann bis zu einem gewissen Grade nachvollziehen, dass man als Naturwissenschafter, Ingenieursstudent oder Mediziner manchmal ein bisserl neidisch auf deren Freiheiten schaut.

    Ich würde diese Leute aber nicht wegen ihres Protestes kritisieren. Natürlich ist er völlig wirkungslos. Das liegt aber unter anderem daran, dass sonst kein Student jemals den Arsch hochkriegt, sich zu engagieren, die Geisteswissenschaftler offen zu unterstützen, seine Meinung zu sagen, und vielleicht auf eine Art und Weise, die einem/einer sinnvoller vorkommt, selbst einen Beitrag für eine Verbesserung der Zustände zu leisten.

    Ich für meinen Teil hab mich in den letzten Jahren regelmäßig mit Professoren gestritten, mich anbrüllen und als Lügner beschimpfen lassen müssen – hab aber am Ende bisher immer Recht bekommen. Es gibt hier wirklich viele Wege, jeder kann sich einbringen.
    Was, Boson, hast Du getan, um Dein Studium und das Deiner Kommilitonen zu verbessern? Was habt Ihr alle dazu getan?

    Und – an die Wissenschaftlichen Mitarbeiter, die in diesem Forum hier sind: Versucht bitte, die Fehler Eurer Lehrer nicht zu wiederholen, setzt auch Ihr Euch für die Studis ein. Das Ziel muss sein, dass sich an einer Uni alle wohlfühlen können: Studis, Hauspersonal, Wissenschaftler, Verwaltung.

  18. Also in den 70er/80ern waren in meinem Erlebenskreis die Naturwissenschaftler ein aktiver Teil des [wie Florian schon anmerkte, politisch letztendlich eher erfolglosen] Protestes, würde mich doch sehr wundern, wenn die Verteilung allgemein heutzutage anders sein sollte.

  19. Guten morgen,
    nun ja ich denke das die Proteste aufjedenfall auch begrenzt Wirkung zeigen können. So ist z.B. bei uns das Thema in der Studentenschaft (die gespalten ist) und Professoren sehr belebt. Auch wenn unsere Unileitung den Hörsaal am liebsten so schnell wie möglich wieder leer haben möchte, vieleicht könnte sich aus diesem Disput (zwischen Besatzern und Rektorat) diesesmal wirklich was innerhalb der Uni ändern.
    Allerdings hast du Florian vollkommen recht was nützt es uns das sich in der Uni nen bissel was ändert wenn sich die großen Probleme nicht ausräumen lassen.
    Ich finde die Idee mit den Vorträgen etc in den Städten gut, aber ich glaube das ist leider zurzeit nicht das was die Besatzer wollen.

    Wir brauchen als Studenten eine größere Lobby das ist klar, aber viele von uns haben garkeine Zeit mehr politsch oder ehrenamtlich zu arbeiten, da die Stundenpläne von oben bis unten zu sind, die Prüfungen trotzdem geschrieben werden.

    Von daher ist die Gruppe an Studenten die Aktionen vorbereiten/beteiligen könnte/wollten leider schon recht klein.

    Ich denke auch das sich diese kleine Gruppe sollte sich besser organisieren und ihr habt recht vieleicht mal was neues ausdenken.
    Aber bedenkt die Hoffung stirbt zu letzt ^^ 😉

  20. @Boson: „Schmeisst die Hippies aus dem Hörsaal, wir brauchen Platz ZUM LERNEN!!!!!!!!“

    Naja – das ist jetzt aber schon ein bisschen sehr viel Vorurteil und Unsinn. Die Proteste finde ich ja völlig ok – mir ging es nur um die Form des Protestes. Und „Platz zum Lernen“ sollte sich ja wirklich finden, oder? Es wird ja nicht nur diesen einen Hörsaal an deiner Uni geben.

    Und gegen ein bisschen Geisteswissenschaftler-Bashing hab ich ja nichts 😉 Aber sie so darzustellen ist dann auch wieder nicht in Ordnung. Ich kann nur aus meiner eigenen Erfahrung sagen, dass die Naturwissenschaftler in Sachen Demo/Protest auch nicht inaktiv waren. Gerade die Astronomie-Studenten waren zu meiner Zeit enorm aktiv…

  21. Und was soll es bringen, Nicht-Studenten auf die eigene Seite zu bringen? Was soll es bringen, die Öffentlichkeit aufmerksam zu machen? (die ohnehin schon ausführlich darüber berichtet)

    Die Politiker handeln nach Gutdünken, Annette Schavan dreht sich alle zwei Wochen um 180° ( https://www.netzeitung.de/politik/deutschland/1516400.html ) und auch sonst interessiert Bildung die Politik längst nicht mehr so, wie es sein sollte.

    Wer wirklich noch so blind ist nicht zu begreifen, dass die Politik das Volk vollkommen ignoriert, ist doch selbst schuld. Es gäbe hier unendlich viele Beispiele. Wie wärs mit 140.000 Petenten gegen Internetzensur? Alle vollkommen ignoriert worden. Es gibt nicht *einen* Grund für die Politik, bei den jetzigen Protesten irgendetwas zu unternehmen.

  22. Ich kann Boson schon verstehen, wenn ich auch seinen Stil für arg überzogen halte und ja, zu meiner Zeit, die länger als fünf Jahre zurück liegt, war es auch schon so: Geisteswissenschaftler streiken, Naturwissenschaftler lernen (verkürzt gesagt). Völlig zurecht stellt sich da eben die Frage, wer mit solchen Streiks getroffen werden soll. Wenn ich im Rahmen einer Hörsaalbesetzung höre, dass in Tübingen 700 Leute ein Anglistik-Studium anfangen, frage ich mich schon, wie diese Leute begründen wollen, dass der Steuerzahler gefälligst mehr Geld für 700 Anglisten pro Jahr bereitstellen soll, wenn gleichzeitig vom Fachkräftemangel bei Ingenieuren und Informatikern die Rede ist. Ich finde es naiv und fantasielos solch einen Studiengang zu belegen.
    Die Universität sollte nicht der Wirtschaft dienen, da gebe ich Florian recht, aber die Gesellschaft kann schon erwarten, dass Studierende eine realistische Vorstellung von ihrer beruflichen Zukunft haben. Die schlimmste Ausgeburt mangelnder Eigenverantwortung sind dann die Lehramtsstudenten, die ein Recht auf eine Lehramtsstelle fordern (so etwas gibt es!). Also Leute, die meinen Vater Staat soll ihnen einen Studienplatz finazieren und weil er das ja getan hat, konsequenterweise auch noch den Job garantieren.

    Das Problem am Studenstreik ist ja, dass er durchaus funktioniert, denn er schafft mediale Aufmerksamkeit. Das kann man auch anders erreichen. Wir hatten zum Beispiel mal im Rahmen einer Hörsaalbesetzung eine 24-stündige Dauervorlesungen. Das war lustig und lehrreich, darüber berichtet wurde auch, aber wenn es um die Frage geht, wie ich mit wenig Aufwand viel Aufmerksamkeit bekomme, geht halt doch nichts über Randale.

  23. @peder: „Und was soll es bringen, Nicht-Studenten auf die eigene Seite zu bringen? Was soll es bringen, die Öffentlichkeit aufmerksam zu machen? (die ohnehin schon ausführlich darüber berichtet). Die Politiker handeln nach Gutdünken“

    Naja – wenn das Volk die Politiker nicht mehr wählt, dann werden die sich schon bemühen. Bei der Internetzensur war der Wille des Volkes eben nicht klar genug. Auch das Internet ist der Mehrheit eben ziemlich egal – aber das wird sich allein schon aus biologischen Gründen bald ändern. Bei der Uni muss man aber selbst was machen. Wer sich nämlich überhaupt nicht kümmert, der darf auch nicht erwarten, dass irgendwas passiert.

    @Stefan: „Ich finde es naiv und fantasielos solch einen Studiengang zu belegen.“

    Ja, aber soll man den Leuten jetzt sagen: Nein, das darfst du nicht studieren – wir brauchen Maschinenbauer und keine Anglisten! Du gehst jetzt gefälligst auf die TU!

    Ich halte es für äußerst wichtig das jeder die Ausbildung beginnen kann, die er will! Natürlich spricht nichts dagegen, dass man in Schulen etc die Leute ausgiebig über Job-Chancen informiert – dann wird es weniger fantasielose Entscheidungen geben. Und es muss ja auch nicht jeder durchs ganze Studium geschleppt werden. Man kann durchaus „Meilensteine“ definieren die zu einem gewissen Zeitpunkt geschafft werden müssen – ansonsten fliegt man raus. Aber wenn einer unbedingt Anglistik studieren will – auch wenns schlechet Jobchancen gibt – dann soll er das dürfen!

    „aber wenn es um die Frage geht, wie ich mit wenig Aufwand viel Aufmerksamkeit bekomme, geht halt doch nichts über Randale.“

    Das ist leider richtig… aber da müsste man sich halt einfach ein bisschen mehr anstrengen.

  24. Das Problem ist natürlich, dass dein Vorschlag sehr viele Ressourcen verschlingt und man als Student nicht die Zeit und die Mittel hat, so etwas umzusetzen. Und dass so wenig Naturwissenschaftler sich an den Protesten beteiligen wird wohl auch daran liegen, dass neben einem Studium einer Naturwissenschaft, die Zeit die man hat zur Erholung/Besäufnis genutzt werden muss, weil die Studiengänge besonders krasse Fehlkonstruktionen sind. Ich hab einen Einblick in beide „Welten“, studiere Philosophie der Naturwissenschaften. Und muss sagen dass die Studienstrukturen in den Naturwissenschaften wirklich unerträglich sind es wird nur über Lerndruck mit den Studenten umgegangen. Und wer auf der Strecke bleibt ist halt zu blöd. Das kritische Individuum das den Naturwissenschaften sicher auch gut tun würde wird einem vollständig abgewöhnt, aus Mangel an Zeit, die Lerninhalte zu hinterfragen.

    Es wird nur vollgestopft und bei der Klausur ausgekotzt. Bullemiepädagogik 🙂

    Ich will mich hier ausdrücklich nicht bei den reinen naturwissenschaftlichen Studenten beklagen, dass die nicht in dem Maße an den Protesten beteiligt sind, aber gerade in diesen Bereichen besteht großer Änderungsbedarf.

  25. @libertador: „Das Problem ist natürlich, dass dein Vorschlag sehr viele Ressourcen verschlingt und man als Student nicht die Zeit und die Mittel hat, so etwas umzusetzen.“

    Welche Ressourcen verschlingt mein Vorschlag? Und wieso hat man nicht die Zeit und die Mittel um sowas umzusetzen? Man hat ja auch Ressourchen, Zeit und Mittel für die ganzen Besetzungs- und Demo-Aktionen. Mein Vorschlag braucht nicht mehr Zeit und Organisation…

    „Ich will mich hier ausdrücklich nicht bei den reinen naturwissenschaftlichen Studenten beklagen, dass die nicht in dem Maße an den Protesten beteiligt sind, aber gerade in diesen Bereichen besteht großer Änderungsbedarf.“

    Also ich glaube ja immer noch nicht, dass NaWis weniger protestieren als GeWis. In meiner Studienzeit, an der Uni Wien war das nicht so. Da haben Physiker, Mathematiker, Astronomen, etc viel, oft und engagiert bei den jeweiligen Protesten mitgemacht.

  26. ich kann deine argumente nachvollziehen, aber ich glaube, du verlangst vom studentenprotest mehr als er jemals zu leisten in der lage ist. natürlich wäre es schön, die massen intensiver anzusprechen. natürlich wäre es toll, man würde infostände in der fußgängerzone aufstellen und den leute im vororte-gemeindebau erklären, warum hochqualitative unis für uns alle wichtig sind –
    aber ist das realistisch? hat das schon jemals geklappt?

    ich finde es schon höchst erstaunlich, dass es überhaupt möglich war, in einer urprünglich völlig unkoordinierten und hierarchielosen aktion so intensiv auf das öffentliche bewusstsein einzuwirken. das muss man den besetzern schon hoch anrechnen. natürlich könnte man immer noch mehr fordern – aber ich glaube, damit überschätzt man die möglichkeiten, die aus der basis kommender protest haben kann.

    bei den protesten geht es nicht darum, ganz alleine die gesellschaft zu verändern. das können ein paar audimaxbesetzer nicht. es geht auch nicht darum, ein völlig neues, sauber durchgerechnetes finanzierungskonzept der universitären bildung zu entwerfen. das können ein paar audimaxbesetzer auch nicht. aber es geht darum, mal laut aufzuschreien, uni-bildung zu einem öffentlichen thema zu machen, journalisten und politiker dazu zu bewegen, über die probleme mal ernsthaft nachzudenken – und das können die audimaxbesetzer offensichtlich sehr wohl.

    ich stimme nicht mit all ihren forderungen überein, aber ich hoffe sehr, dass ihre proteste letzten endes zu echten verbesserungen führen.

  27. @Florian Aigner: „aber ich glaube, damit überschätzt man die möglichkeiten, die aus der basis kommender protest haben kann.“

    So ganz versteh ichs immer noch nicht ganz. Wenn man gemeinsam mit ein paar Kommilitonen nen Hörsaal besetzen kann, dann muss man es doch auch schaffen, sich in die Fußgängerzone zu stellen und dort über das zu reden, was man im Studium so alles macht.

    Wenn ich mir anschau wie „professionel“ die Audimaxbesetzung durchgezogen wird – man braucht ja nur mal auf die Homepage https://unsereuni.at zu schauen – dann versteh ich nicht, wo da jetzt das Problem sein soll. Oder, um es mal ganz populistisch zu sagen: Wenn man eine Selbstverwaltete Geschlechtsidentitäten AG & Queer AG gründen kann, warum soll man dann nicht auch öffentliche Wissenschaft organisieren können?

    „natürlich wäre es toll, man würde infostände in der fußgängerzone aufstellen und den leute im vororte-gemeindebau erklären, warum hochqualitative unis für uns alle wichtig sind – aber ist das realistisch? hat das schon jemals geklappt“

    Hat man es denn schonmal probiert? Schnapp dir ein Teleskop und ein paar Astronomiestudenten und stell dich abends in irgendeinen Hof von einem Gemeindebau und ich versprech dir, du wirst dich vor Publikum nicht retten können. Dann kann man mit den Leuten den Himmel beobachten und ihnen gleichzeitig erzählen, warum Astronomie keine sinnlose Beschäftigungstherapie ist sondern wichtig für alle (ohne Astronomie gäbs z.B. kein Kabelfernsehen im Gemeindebau) – und warum es deswegen sinnvoll ist, dass auf den Unis protestiert wird. Um die Aktion durchzuführen brauchts nur ne Handvoll engagierter Leute. Und warum sollen Physiker, Theaterwissenschaftler, Ernährungswissenschaftler, etc nicht auch solche Aktion hinbekommen?

    „aber es geht darum, mal laut aufzuschreien, uni-bildung zu einem öffentlichen thema zu machen, journalisten und politiker dazu zu bewegen, über die probleme mal ernsthaft nachzudenken“

    Laut aufschreien: ja, journalisten mobilisieren: ja – aber ein öffentliches Thema wird das erst durch Öffentlichkeit und die Politiker denken erst ernsthaft nach, wenn nicht nur die Studenten rummeckern. Sobald die Besetzung vorbei ist wird das Thema wieder in der Versenkung verschwinden und erst wenn wiedermal wo gestreikt wird kommt das wieder in die Medien. Seit ich angefangen habe zu studieren (1995) wurde regelmäßig protestiert, demonstriert, gestreikt, etc – um bessere Studienbedingungen zu erreichen. Geändert hat sich allerdings (fast) nichts.

  28. @Boson: Du bist das perfekte Beispiel, dass du absolut Ahnung von Nichts hast! Wie wäre es, wenn du dich einmal dorthinb bewegst, wo die Hörsälke besetzt werden und gestreikt wird. Dann siehts du was für Leute da sind und was sie wirklich tun, um ihre Forderungen durchzusetzen. Wer hier ignorant ist und nicht in der Lage ist sich zu informieren, sollte die Klappe halten!

    @Florian Freistetter: Die Mobilisierung in den Fußgängerzonen findet statt! Es wird so viel wie möglich versucht alle Bürger auf die Proteste aufmerksam zu machen! Es werden zich tausend Flyer gedruckt und verteilt und mit den Leuten geredet! Man merkt, dass die Besetzungen was bringen, denn nur so kann man die Hochschulleitung zu einem Gespräch zwingen bzw. den bayerischen Wissenschaftsminister in die Hörsäle locken.

    @Florian Aigner: Ich gebe dirvollkommen recht –> Es ist verdammt krass, was die Studenten in so kurzer Zeit auf die Beine gestellt haben!

  29. Guten Abend,
    ich muss meinen Post vieleicht etwas relativieren und entschuldigen, da ich ihn nach einer sehr nervigen Diskussion (mit einem dieser von mir so genannten Hippies) und mit etwas zu viel Alkohol geschrieben habe und dadurch entsprechend gereizt und unreflektiert meinem Unmut über die Art und Weise wie diese Proteste teilweise durchgeführt werden, Luft gemacht habe.

    Sicher, die Proteste sind teilweise begründet und ich unterstütze ja auch grundsätzliche Punkte. Aber wenn ich mir diese Protestblätter durchlese, dann muss ich bei manchen Sätzen einfach nur lachen! Dazu gehört z.B. die Forderung die Anwesenheitspflicht in bestimmten Veranstaltungen abzuschaffen und die nebulös formulierte Forderung den Studenten mehr Freiheit zu geben, was sie lernen können/sollen/müssen. Auch die Forderung die Studiendauerbefristung abzuschaffen, da muss ich nur lachen. Das ist so eine Null-Bock-Mentalität. Das ist einfach realitätsfernes Denken von Studenten die ihr Studium scheinbar nicht als ihren Job anzusehen scheinen.
    Hörsääle zu besetzen halte ich einfach nur für eine Behinderung des Studiums anderer. Wie wärs mit der Besetzung der Uni-Verwaltungen stattdessen?

    @Dr. Glukose mach dir mal keine Sorgen um meine Ahnung. ich bin selbst in der Fachschaft aktiv und weiß worum es geht. Auch lebe ich unter und mit den Protestlern (eben deshalb habe ich mich gestern abend so übertrieben aufgeregt weil mir genau so ein Vogel gegenüber stand und gefaselt hat ohne Ende) und sehe ihren „engagierten“ Einsatz. Solche Aktionen ziehen einfach Schreier und Möchtegerns an wie Fliegen das Licht.

    Kann leider nicht ausführlicher schreiben, da keine Zeit. Sollte etwas missverständlich rüberkommen, korrigiere ich eventuell morgen noch.

  30. @Dr. Glukose: „Die Mobilisierung in den Fußgängerzonen findet statt! Es wird so viel wie möglich versucht alle Bürger auf die Proteste aufmerksam zu machen! Es werden zich tausend Flyer gedruckt und verteilt und mit den Leuten geredet!“

    Naja – das ist aber auch nicht wirklich das, was ich gemeint habe. Flyer verteilen ist ja nun auch nicht unbedingt extrem originell 😉 Um was es mir eigentlich geht, ist ja nicht in erster Linie den Protest zu vermitteln, sondern die Wissenschaft. Solange die Menschen keine Ahnung haben, warum es überhaupt sinnvoll ist, an den Unis Menschen zu Akademikern auszubilden, solange hat man es auch schwer, sie von studentischen Protesten zu überzeugen. Also muss man ihnen irgendwie die Wissenschaft näherbringen und das dann mit den Forderungen des Protests verknüpfen.

  31. @Florian F.: Naja Flyer verteilen ist halt immer der Standard-Ansatz und immerhin mehr als garnichts zu tun. Durch diese Aktionen hat man die Hörsäle durchaus voll bekommen! Hinsichtlich der Vermittlung von Wissenschaft…das könnte man auf jeden fall machen, aber ich bin durchaus davon überzeugt, dass Menschen wissen wieso Unis wichtig sind.

    Solange die Menschen keine Ahnung haben, warum es überhaupt sinnvoll ist, an den Unis Menschen zu Akademikern auszubilden, solange hat man es auch schwer, sie von studentischen Protesten zu überzeugen. Also muss man ihnen irgendwie die Wissenschaft näherbringen

    Menschen sind sich schon bewusst, dass Universitäten die „Ausbildungsstätte“ von den „klugen“ Köpfen ist und durchaus wichtig sind, um die Gesellschaft und Wissenschaft vorran zu bringen. Ich denke, du siehst das alles viel zu eng und stempelst unbewusst die Nicht-Akademiker als (übertrieben gesagt) Idioten und Nichts-wissende ein. Wenn ich z.B. mit Nicht-Akademikern über mein Studium rede, dann denken die immer „Wow, krass und oh man bist du schlau, etc.“ Meiner Erfahrung nach werden Studenten sehr hoch angesehen, was wiederrum zeigt, dass Leute schon wissen, wieso Wissenschaft wichtig ist. Ich denke, dass es eher wichtig ist, die Leute in die Hörsäle und zu den zentralen Streik-Punkten zu bewegen, weil dort findet das alles statt, was die Studentenbewegung“ ausmacht. Dort kann man dann sehen, dass wirklich etwas passiert und gemacht wird…wenn man wiederrum in die Fußgängerzone geht, hat man dort weniger Chancen Menschen anzulocken, da sie es entweder eilig haben oder kein Bock haben auf der Strasse angelabert zu werden. Aber wie gesagt, ab dem 1.12. finden die wirklich großen Kundgebungen und Demos an, wo es unzählig viele STände in allen Städten geben wird und somit auch endlich mal die komplette Masse angesprochen werden kann. Die zur Zeit anhaltenden Besetzungen dienen da doch eher als kleine Aufmerksamkeit an die jewieligen Hochschulleitungen und an die jewieligen Minister. Jetzt wird Vorarbeit gelistet und Vernetzung betrieben, bevor es dann im Dezember richtig los geht.

  32. @Dr. Glukose: „Ich denke, du siehst das alles viel zu eng und stempelst unbewusst die Nicht-Akademiker als (übertrieben gesagt) Idioten und Nichts-wissende ein.“

    Ok – das ist jetzt ein ziemlich heftiger Vorwurf und mMn auch nicht wirklich begründet. Ich kenn ja deinen Hintergrund nicht – aber ich beschäftige mich schon seit einiger Zeit mit der Wissensvermittlung. Und sehr viele Menschen wissen eben NICHT über Wissenschaft Bescheid. Deswegen sind sie aber nicht dumm und auch keine Idioten.

    „Meiner Erfahrung nach werden Studenten sehr hoch angesehen, „

    Sorry – aber dann musst du ziemlich spezielle Erfahrungen gemacht haben…

    „Ich denke, dass es eher wichtig ist, die Leute in die Hörsäle und zu den zentralen Streik-Punkten zu bewegen, weil dort findet das alles statt, was die Studentenbewegung“ ausmacht.“

    „wenn man wiederrum in die Fußgängerzone geht, hat man dort weniger Chancen Menschen anzulocken, da sie es entweder eilig haben oder kein Bock haben auf der Strasse angelabert zu werden“

    Und genau das ist der Punkt, um den es mir geht. Mit der aktuellen Form des Protests spricht man Studenten an. Außerdem mit etwas Glück Leute, die keine Studenten sind aber Akademiker oder Studenten oder Akademiker kennen. Das ist gut. Aber es reicht nicht. Es reicht, um ein paar Wochen/Monate spannende Besetzungsspielchen und Demos zu machen – so wie es Generationen von Studenten bis jetzt getan haben. Aber es wird sich dadurch nichts ändern.

    „Aber wie gesagt, ab dem 1.12. finden die wirklich großen Kundgebungen und Demos an, wo es unzählig viele STände in allen Städten geben wird und somit auch endlich mal die komplette Masse angesprochen werden kann.“

    Kennt eigentlich wer ein Beispiel wo eine Studentendemo in Deutschland in den letzten Jahren irgendwas bewirkt hat?

    Wie gesagt: ich finde die Proteste wichtig und richtig. Aber ich bin auch überzeugt davon, dass man auch unbedingt Menschen ansprechen muss, die nichts mit Unis und Wissenschaft zu tun haben. Und zwar auf die richtige Art und Wiese. Ansonsten wird auch dieser Protest nichts bewirken.

    (Und ehrlich gesagt versteh ich auch den Widerstand nicht so wirklich. Sind Demos und Besetzungen wirklich sooo toll und erfolgreich das man sich keine andere Art des Protests mehr vorstellen kann? Ich finds halt einfach unoriginell. Jedes mal wenn Studenten mit irgendwas unzufrieden sind, machen sie ne Demo und/oder besetzen irgendwas. Seit Jahrzehnten. Da kann man doch wirkich mal was anderes machen…)

  33. Demos und Besetzungen sind wichtig, meiner Meinung nach. Und dass sie etwas bewirken können, haben wir bei den Montagsdemos vor 20 Jahren gesehen. Auch Studentenproteste können fruchten: seit den Studentendemos in den 1960gern ist das Bild des „katholischen Arbeitermädchens vom Land“ nicht mehr das Sinnbild für Ungerechtigkeiten im deutschen Schulsystem. Diese Ungerechtigkeiten sind größtenteils behoben worden, an ihre Stelle sind, leider, andere getreten. Dagegen muss ebenfalls angegangen werden.
    Wie soll man denn in einem demokratischen Staat anders auf seine Probleme aufmerksam machen, als durch Demos? Selbstverständlich muss man auch die Nichtakadmiker davon überzeugen, dass die Ungerechtigkeiten im Hochschulsystem durchaus auch sie etwas angehen. Doch das erreicht man m.E. eher, wenn man den Leuten klar macht, dass diese Ungerechtigkeiten im allgemeinbildenden Schulsystem gründen und dadurch die gesamte Republik betreffen (auch die Kinder von Nichtakademikern gehen in die Schule) Doch nur durch Protestaktionen kann man überhaupt erst auf sich aufmerksam machen.
    Es ist schade, dass Ermüdungserscheinungen/Übersättigung einzutreten scheinen, was die Demos betrifft. Schlimm finde ich, dass die Zustände an den Unis so schlimm sind, dass permanent demonstriert wird. Und es ist ein Armutszeugnis für den Staat, der das so desinteressiert hinnimmt.

  34. Auf deutschen und österreichischen Universitäten ist in den letzten Jahren enorm viel schief gelaufen und man hat das Gefühl das dort mittlerweile nur noch qualifizierte Facharbeiter für die Wirtschaft produziert werden sollen anstatt gebildetet Akademiker die für sich selbst denken können.

    Ich empfinde das nicht als schlimm. Ich habe zwei Studien an drei Unis mitgemacht, und aus persönlicher Erfahrung bin ich der Meinung, dass sowieso nur 10-20% das Zeug zum wissenschaftlichen Arbeiten haben. Und dafür haben wir den Master. Und so viele Wissenschaftler werden sowieso nicht gebraucht.

  35. [Zitat femidav]: Ich empfinde das nicht als schlimm. Ich habe zwei Studien an drei Unis mitgemacht, und aus persönlicher Erfahrung bin ich der Meinung, dass sowieso nur 10-20% das Zeug zum wissenschaftlichen Arbeiten haben. Und dafür haben wir den Master. Und so viele Wissenschaftler werden sowieso nicht gebraucht.[Zitatende]

    … und so geht sie dahin, die umfassende Bildung wie von Humboldt gefordert, und den freien Wissenschaftler, der um des Wissens Willen forscht und nicht für die Wirtschaft, nimmt sie gleich mit. Ersetzt wird sie durch Bildung, die an dem Kapital orientiert ist. Was das für Folgen haben wird, macht die Pharma-Industrie vor: es wird nur an Medikamenten für Krankheiten erforscht, an denen man auch kräftig verdienen kann. Der arme Wicht, der das Pech hat, an einer seltenen Krankheit zu leiden, ist nicht rentabel.

    Und was die Bachelor-/Master-Studiengänge angeht: es ist OK in Staaten, deren allgemeinbildendes Schulsystem nicht selektiv ist (USA, GB ect.) Dem höchstgradig selektiven deutschen Schulsystem wird ein hochselektives Hochschulsystem aufgepfropft. Und dass bei dieser Selektion weniger die Leistung, als der soziale Hintergrund eine Rolle spielt, haben diverse Studien (u.a. PISA) aufgezeigt.
    Der umfassende Diplom-Studiengang wird durch den weniger anspruchsvollen Bachelor ersetzt (was man als Fortschritt zu verkaufen versucht). Die Möglichkeiten den Master zu machen sind stark eingeschränkt. Es geht nicht darum, dass angeblich „nur“ 10-20% das Zeug zum „wissenschaftlichen Arbeiten“ (wie definierst du diesen Ausdruck? Meinst du damit „forschen“?) haben. Es geht darum, dass die Qualität der Hochschulausbildung unter dem weniger anspruchsvollen Bachelor leidet. Das bedeutet, dass es dadurch auch für die Wirtschaft weniger gut qualifizierte Arbeitskräfte gibt.

  36. @JuBa: „Doch nur durch Protestaktionen kann man überhaupt erst auf sich aufmerksam machen. „

    Das bestreitet auch niemand. Aber warum muss es die einzige Protestform bleiben? Studenten vergessen leider oft, dass der Rest der Welt sie und die Unis nicht so ernst nimmt wie andere gesellschaftliche Gruppen. Mit streikenden Supermarktkassierinnen kann jeder was anfangen – denn trifft jeder jeden Tag. Aber Studenten haben keine Lobby – und die müssen sie erstmal schaffen.

    „Und es ist ein Armutszeugnis für den Staat, der das so desinteressiert hinnimmt. „

    Der Staat kann es genau aus oben genannten Gründen hinnehmen. Studenten interessieren niemanden außer den Studenten und die sind nicht wichtig genug für die Wahlen.

    @femidav: „Ich empfinde das nicht als schlimm. Ich habe zwei Studien an drei Unis mitgemacht, und aus persönlicher Erfahrung bin ich der Meinung, dass sowieso nur 10-20% das Zeug zum wissenschaftlichen Arbeiten haben. Und dafür haben wir den Master. Und so viele Wissenschaftler werden sowieso nicht gebraucht. „

    Naja – das ist aber schon etwas naiv. Für Leute, die eine schnelle, spezielle Ausbildung haben wollen mit der sie schnell einen Job finden gibt es ja die FHs. Aber an der Universität soll doch ein Mensch nicht einfach nur irgendein Spezialwissen in den Kopf gehämmert bekommen – obwohl leider genau das heute immer mehr passiert.

  37. @Florian Freistetter: Naja – das ist aber schon etwas naiv. Für Leute, die eine schnelle, spezielle Ausbildung haben wollen mit der sie schnell einen Job finden gibt es ja die FHs. Aber an der Universität soll doch ein Mensch nicht einfach nur irgendein Spezialwissen in den Kopf gehämmert bekommen – obwohl leider genau das heute immer mehr passiert.

    Ich finde, Du siehst das zu dogmatisch. Der Name der Einrichtung ist doch egal…

  38. @femidav: „Ich finde, Du siehst das zu dogmatisch. Der Name der Einrichtung ist doch egal…“

    Es geht nicht um den Namen. Aber es geht darum, dass irgendwo noch ein Platz übrig ist, an dem Menschen die das wollen zu selbständigen Akademikern, die für sich selbst denken können herangebildet werden können. Plätze, an denen Arbeitskräfte für die Wirtschaft geschaffen werden gibts eh schon genug.

  39. Heute einen Leserbrief dazu im Kölner Stadtanzeiger gelesen.Lautete im Wortsinn etwa. „Was sollen denn die Proteste? Das neue System verhindert, dass da ewige Studenten rauskommen, also ist das neue System gut. “

    Ich vermute leider, so denken viele. Was wollen die denn? Ewig studieren auf unsere Kosten? Forschung und Bildung sind in den Köpfen der Menschen Gedöns. Solange wir das nicht ändern, können wir protestieren, soviel wir wollen.

  40. Ich habe zwar nur kurz den Beitrag hier und die Kommentare überflogen und mich auch nicht wirklich intensiv mit den Protesten beschäftigt aber ich Florians Meinung das man ruhig auch mal andere Wege des protestierens gehen kann.

    Oben schreibt ein Kommentator „…denn nur so kann man die Hochschulleitung zu einem Gespräch zwingen bzw. den bayerischen Wissenschaftsminister in die Hörsäle locken.“

    Warum den einen locken und den anderen zwingen? 😉 beide müßten unter so viel druck gestellt werden das sie auf jeden fall kommen müßten.

    Ja es ist schwer eine Öffentlichkeit bei dem Thema herzustellen. Ich denke das liegt auch daran das ein großteil der Bevölkerung genug eigene Probleme hat und sich nicht noch mit den Problemen einer „kleinen Gruppe“ beschäftigen möchte.

    Außerdem hören wir doch seit Jahrzehnten das Bildung das wichtigste ist und besonders viel Geld und Mühe dort hinein investiert wird von unseren Politikern. Das das oft nur hohles Phrasendreschen ist weiß auch jeder.

    Um wieder zurück zu kommen auf das Thema: Ich persönlich habe großen Respekt vor Studenten die außergwöhnliche Dinge machen. Das sind dann zwar meist nur einzelne Aktionen die hart an der Grenze zur Legitimität stattfinden aber Mut hat Respekt verdient. Solche Aktionen wie im Frühjahr oder war es letztes Jahr als man Banken gestürmt hat finde ich genial. Wo klare Vorderungen gestellt werden (die auch leicht verständlich und nachvollziehbar sind) und wo man den Politikern ihre Versprechen vorhält und vielleicht endlich mal mich Nachdruck deren Erfüllung fordert.

    Öffentlichkeit stellt man natürlich nur her wenn man in die Öffentlichkeit tritt und ran an die Menschen. Ist ein bisle ungemütlich in der Jahreszeit aber mei 😉

    Persönlich glaube ich das der Druck noch lange nicht groß genug ist das sich genötigt sehen mal darüber nachzudenken wie man ein vernünftiges Studium gestalten müßte, das den Ansprüchen aller gerecht würde. In den letzten Jahren hat man sich doch eher nur an den Ansprüchen der Wirtschaft orientiert. Und diese sieht das natürlich unter rein betriebswirtschaftlichen Aspekten.

    Das heißt ein Akademiker muss so früh wie möglich aus der Uni raus kommen um noch lange produktiv sein zu können. Möglichst schon in einer Hand voll Unternehmen praktische Erfahrungen gesammelt haben und am besten bereit sein die ersten Jahre für umsonst zu arbeiten (stichwort: dauerpratikant..das auch immer noch nicht angegangen wurde)

    „gedankenspiel“: wie würden die politiker wohl regieren wenn sich plötzlich die protestierenden studenten überlegen würden eine neue partei zu gründen? die horrorvorstellung im moment für politiker aller parteien oder? das noch mehr stimmen von ihnen abfließen könnten.

    naja ich bin gespannt wie sie die demonstrationen entwickeln und wann das nächste zuckerle (wie die bafögerhöhung) ihnen vor die füße geworfen wird um sie ruhig zu stellen.

  41. @mario: „wie würden die politiker wohl regieren wenn sich plötzlich die protestierenden studenten überlegen würden eine neue partei zu gründen? „

    Es geht noch viel effektiver (der Vorschlag wurde letztens mal in der Diskussion gebracht): es reicht schon, wenn ne Handvoll Studenten beginnen, sich in den vorhandenen Parteien sachlich und vernünftig zu engagieren. Die tatsächlichen Entscheidungen werden meistens von wenigen aktiven Mitgliedern beeinflusst – hier können wenige sehr viel verändern; vor allem, weil Uni-Angelegenheit ja oft lokal entschieden werden und nicht in der Bundespolitik.

  42. … und so geht sie dahin, die umfassende Bildung wie von Humboldt gefordert, und den freien Wissenschaftler, der um des Wissens Willen forscht und nicht für die Wirtschaft, nimmt sie gleich mit.

    Was genau hindert wen genau auf welche Weise genau daran, im Laufe seines Lebens eine umfassende Bildung zu erwerben?

  43. Frag die Mio. Arbeitslosen Generation 50+ denen auf Arbeitsämtern gesagt wird das eine Qualitfikation für sie kein Sinn mehr macht weil sie zu alt sind und ihre bisherigen qualifikationen nix taugen.

  44. @Sven Türpe
    Ich dachte, der Beispiel mit der Pharma war anschaulich genug. Ich versuche es mal anders: Umfassende Bildung = Allgemeinbildung = Bildung um der Bildung willen = nicht an irgendeinen Zweck (Müllmann muss lesen und Grundrechenarten beherrschen können. Schiller, Goethe etc. braucht er nicht um die Mülleimer zu schleppen) gebunden. Das gleiche gilt auch für den Wissenschaftler: wozu Geld am LHC für CMS ausgeben? Was für einen Zweck hat das? Die Wirtschaft braucht das nicht, sie braucht was ganz anderes, also forscht gefälligst in den der Wirtschaft genehmen Bereichen.

    Wer wen daran hindert, im Laufe des Lebens eine umfassende Bildung zu erwerben? Hierzu möchte ich den Psychologen Weinstock zitieren mit seiner Äußerung zum gegliederten Schulsystem: „Dreierlei Menschen braucht die Maschine. Den, der sie bedient und in Gang hält, den, der sie repariert und verbessert, schließlich den, der sie erfindet und konstruiert. Hieraus ergibt sich: Die richtige Ordnung der modernen Arbeitswelt gliedert sich, im großen und ganzen und in typisierter Vereinfachung, die natürlich zahlreiche Übergänge und mancherlei Zwischenglieder einschließt, in drei Hauptschichten: die große Masse der Ausführenden, die kleine Gruppe der Entwerfenden und dazwischen die Schicht, die unter den beiden anderen vermittelt […] Offenbar verlangt die Maschine eine dreigegliederte Schule: eine Bildungsstätte für die Ausführenden, also zuverlässig antwortenden Arbeiter, ein Schulgebilde für die verantwortlichen Vermittler und endlich ein solches für die Frager, die so genannten theoretischen Begabungen“ (WEINSTOCK 1955, S. 121f.)

  45. Die Wirtschaft braucht das nicht, sie braucht was ganz anderes, also forscht gefälligst in den der Wirtschaft genehmen Bereichen.

    Wenn die Wirtschaft etwas braucht oder sich auch nur einen Nutzen davon verspricht, legt sie erfahrungsgemäß dafür auch Geld auf den Tisch. Forschung, die der Wirtschaft nützt, finanziert sich also von selbst. (Nun ja, eine Portion Marketing braucht es schon, damit der Handel zustande kommt.) Was hat das bitteschön mit Grundlagenforschung zu tun?

    Wer wen daran hindert, im Laufe des Lebens eine umfassende Bildung zu erwerben? Hierzu möchte ich den Psychologen Weinstock zitieren mit seiner Äußerung zum gegliederten Schulsystem: (…)

    Das Zitat beantwortet meine Frage nicht. Noch einmal: was könnte einen freien Bürger am Erwerb umfassender Bildung hindern? Die Schule kann es nicht sein, die lässt genügend Freizeit und sie ist ja auch irgendwann vorbei.

  46. @JuBa: Mit Herrn Türpe zu diskutieren macht wenig Sinn; er diskutiert hier um des Diskutierens Willen.

    Ich denke mal das die These „Wer ungebildet ist, ist daran völlig alleine Schuld“ ist erstens absurd genug um sie nicht weiter ernsthaft diskutieren zumüssen und zweitens wäre sie, selbst wenn sie richtig wäre, kein Grund sich nicht für bessere und mehr Bildung einzusetzen.

  47. @Herr Freistetter, Danke! 🙂

    @Herr Türpe, zu einem letzten Kommentar lasse ich mich dennoch hinreißen: nach 5 Jahren Bildungsbegrenzung an Hauptschulen (z.B.) hat die Schule ihren „Zweck“ erfüllt – die Menschen sind von ihrer eigenen Dummheit überzeugt, und geben sich selbst die Schuld daran, nichts „besseres“ im Leben erreicht zu haben. Und das ist auch gut so, denn „dreierlei Menschen braucht die Maschine…“ und wenn diese Menschen sich selbst an ihrer Situation die Schuld geben, dann braucht der Staat das Geld ja auch nicht in die Bildung zu investieren. Zur Not kann man ja per Green Card indische Ingeneure bestellen, wenn es an eigenen Akademikern mangelt 😉

  48. nach 5 Jahren Bildungsbegrenzung an Hauptschulen (z.B.) hat die Schule ihren „Zweck“ erfüllt – die Menschen sind von ihrer eigenen Dummheit überzeugt, und geben sich selbst die Schuld daran, nichts „besseres“ im Leben erreicht zu haben.

    Interessante Theorie. Wenn ich das richtig verstehe, lautet das Postulat wie folgt: alle Menschen werden mit gleichen Fähigkeiten und gleicher Motivation an ein Schulsystem übergeben, das nach sie nach willkürlichen Kriterien sortiert und einigen von ihnen Dummheit, anderen aber Bildung vermittelt. Und das so gründlich, dass keiner von ihnen sich je aus den Fesseln dieser Erziehung befreien kann oder auch nur auf die Idee käme, solches zu versuchen. Oder?

  49. Ich denke mal das die These „Wer ungebildet ist, ist daran völlig alleine Schuld“ ist erstens absurd genug um sie nicht weiter ernsthaft diskutieren zumüssen und zweitens wäre sie, selbst wenn sie richtig wäre, kein Grund sich nicht für bessere und mehr Bildung einzusetzen.

    Ich bleibe bei meiner Frage: was kann freie Menschen daran hindern, sich umfassend zu bilden? Zumal im Internet-Zeitalter, wo allerlei Material nur eine Google-Suche entfernt ist.

  50. Hi pat, das sollte wohl eher hierhin. Und die wichtige Klammerung fehlt noch: „(irgendwer mit Intelligenz) bei so manchen Studenten“ <> „irgendwer mit (Intelligenz bei so manchen Studenten)“ 😉

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