Astrologische Beratungshotlines nutzen „die Lebenskrisen und die Hilflosigkeit der Ratsuchenden“ aus. Das sagt nicht irgendein böser Skeptiker und Astrologie-Kritiker – sondern ein Richter des Amstgerichts Bonn.

Anlass war der Fall einer 50jährigen Frau, die innerhalb von sechs Tagen 1500 Euro Schulden bei einer Astrologie-Hotline gemacht hat. Sie konnte den Betrag nicht zahlen und wurde wegen Betrugs angezeigt.

Die Frau erschien nicht zur Verhandlung und wurde in Abwesenheit zu einer Strafe von 600 Euro verurteilt. Wäre sie gekommen, wäre der Richter bereit gewesen, die Verhandlung einzustellen, schreibt die Kölnische Rundschau:

Seiner Meinung nach nutzten die teuren Beratungs-Hotlines, ob astrologisch oder auch psychologisch orientiert, „die Lebenskrisen und die Hilflosigkeit der Ratsuchenden“ aus. Die Mitarbeiter in den Callcentern seien vor allem darin geschult, die Anrufer in der Leitung zu halten, um sie damit finanziell auszunehmen.

Das es bei solchen Callcentern eher darum geht, möglichst viel Geld aus den Menschen zu holen und weniger darum, den Anrufern zu helfen, ist keine allzu weit hergeholte Vorstellung. Aber es interessant, dass das nun auch offiziell von einem Gericht festgestellt worden ist.

Passend dazu habe ich noch ein Video einer Reportage gefunden:


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18 Gedanken zu „Astrologie-Hotlines nutzen die Hilflosigkeit der Menschen aus“
  1. Meiner Meinung nach gehören diese Telefon-„Astrologen“ weggesperrt… Sich dann auch noch mit Psychotherapeuten zu vergleichen, ich glaub es geht los! Zwar sind, meiner Meinung nach, Leute die da anrufen zum größten Teil selber Schuld, aber es ist noch viel schlimmer eben diese Dummheit selbiger Menschen auch noch schamlos auszunutzen… Aber genug Geld scheint das Gewissen auszuschalten. Traurig…

  2. Wenn der Richter wirklich ehrlich ist, muss er einsehen dass die Beratungs Hotlines auch ihn ausnutzen. Warum den ganzen Fall nicht einfach rausschmeissen im Interesse der deutschen Justiz?

  3. Richter sind nötig und nützlich für Astrologen, weil ohne offiziellen Zwang der Telefonschwindel nicht funktionieren kann. Dieser Richter gibt sogar zu dass die Hotlines die Ratlosen betrügen. Laut fundamentalem Gesetz kann (wenigstens in Amerika) ein Betrueger sich nicht über „Gegenbetrug“ beklagen. https://en.wikipedia.org/wiki/Equity_(law)
    Also man kann nur „mit sauberen Händen“ vor ein Gericht treten.

  4. Ich verstehe eine ganz andere Sache nicht. In dem im Blogbeitrag verlinkten Rundschau- Artikel heißt es:

    „(…) Kassandra K., die damals vom Unterhalt ihres Ex-Mannes lebte, konnte das nicht mehr zahlen. Der Hotline-Anbieter überzog sie mit einem Mahnverfahren. Daraufhin stotterte sie circa 300 Euro ab. Schließlich wurde sie wegen Betrugs angezeigt und von der Staatsanwaltschaft auch in 51 Fällen angeklagt. (…)“
    (Hervorhebungen durch mich)

    Was soll sie getan haben, das einen Betrugsvorwurf begründet? Gut, sie ist- soweit ich das erkennen kann- ein säumiger Kunde des Abzockertelefons gewesen, aber für einen Betrug müsste eine Bereicherungsabsicht unter „Vorspiegelung oder Unterdrückung von Tatsachen“ gegeben sein. Wenn die Staatsanwaltschaft ihr das in 51 Fällen zur Last legt, muss da doch irgendwas faul gewesen sein, von dem im rs- Artikel nicht die Rede ist.

    Vielleicht stehe ich auch nur auf dem Schlauch, und es kann mir jemand einen Schubs geben. Versteht Ihr das?

  5. @Bundesratte
    Eingehungsbetrug könnte vlt. das Stichwort sein. Wer eine Ware bestellt, Dienstleistung in Anspruch nimmt und weiß, dass er sie nicht bezahlen kann oder in absehbarer Zeit (Fälligkeitsdatum) nicht bezahlen können wird. Höhe der Unterhaltsleistung, abzgl. Lebensunterhaltskosten, Fixkosten etc. = Restbetrag für u.a. Telefondienstleistung. Kleiner Restbetrag vs. trotzdem Dienstleistung beansprucht mit hohen Kosten = von Anfang an zahlungsunwillig = Bereicherungsabsicht. Täuschungsabsicht bezieht sich dabei immer auf Inanspruchnahme/Bestellung = ich tue so, also ob ich zahlen kann. Ich denke, so lautet die simple Rechenformel der StA.

    Ansonsten: Daumen hoch für diesen Richter.

  6. Danke GeMa, ich denke sowas wird es sein.

    Wahrscheinlich hab ich in der Nacht einfach nicht erkannt, dass ein Astrophon zumindest aus juristischer Sicht eine Bereicherung sein kann 🙂

    Aber, Mensch, die Dame muss durch den Mahnbescheid, evtl Vollstreckungsbescheid, sicher aber durch das Angebot zum Abstottern durchgerasselt sein, es nicht durchgezogen haben… Klar, sie konnte einfach nicht zahlen (und ich persönlich würde einem Abzocker das auch gar nicht gönnen), aber so ganz ohne ist das nicht. Ich finde es bedauerlich, wenn Menschen sich nicht zu helfen wissen.

    Darum natürlich auch einen Daumen hoch für den Richter. Und den anderen Daumen gedrückt für die Dame.

  7. „… dass ein Astrophon zumindest aus juristischer Sicht eine Bereicherung sein kann :-)“

    Ja nu, die einen sagen so, die anderen sagen so … *gg*

    Für die Dame würde ich keine Daumen drücken. Aus dem Alter bin ich raus. Ich kann´s verstehen, ja und ich finde es sehr gut, dass ein Richter hier lebensnahe Abwägungen vorgenommen hat. Hätte man bei der Dame aber vorher eine Aufklärung über den Astromummenschanz versucht – oder auch nur das Geschäftsmodell „0190 stöhn mich an“, kann sich jeder ausmalen, was sie einem gesagt hätte. Sieht man hier auf SB doch zu genüge.
    Man klärt nur auf und hinterfragt nur deshalb, weil man stumpf, egoman, menschenverachtend (Aufzählung beliebig fortführbar) und überhaupt ein arrogantes, (steuer)geldgeiles und faules Arschloch ist, das der arbeitenden Bevölkerung sinnfrei auf Tasche liegt. (ich hätte beinahe noch pharmageschmiertes geschrieben, – verbietet sich aber im Kontext mit Arschloch irgendwie 😉

    Sollen sie sich ihre Rechtsberatung doch auch aus der Brigitte holen.

    Frustrierte Grüße !

  8. Im Grunde hätte der Richter das Verfahren abschmettern müssen, mit dem Hinweis, das eine Firma, deren Angestellten in die Zukunft schauen, von vorneherein hätten wissen müssen, das die Dame kein Geld hat…

  9. Zu der verurteilten Frau passt, was mir seit Anfang des Jahres passiert: ich habe einen (kleinen) Betrieb und meine Kontonummer war jahrelang im Internet offen sichtbar weil ich sie mir nie merken konnte und oft Kunden danach fragten. Da folgten ständig Abbuchungen der bekannten Firma Questico, so im bereich 50 – 150 Euro, immer ganz krumme Werte und kryptische Nummerfolgen und ein griechischer Name tauchte auch auf. Ich musste 4 mal eine Anzeige machen und habe das Geld über einen Anruf bei der Bank auch jedesmal wieder bekommen, allerdings wurde es dann immer nochmal abgebucht usw. Ich musste mein Konto für Abbuchungen sperren lassen und war ziemlich sauer. Ein Anruf bei Questico klärte das: mir wurde nach einigem Zögern erzählt (nachdem ich darauf bestand zu wissen wie das passiert), dass verschuldete und mittellose Esoterikbedürftige in ihrer Not sich Kontodaten beschaffen und dann drauflos telefonieren – bis sie erwischt werden. Sorry to say.

  10. Die Artikel über die Astrologie habe ich mit Interesse gelesen… allerdings nicht alle Kommentare. Dass in der Zeitung astrologische und psychologische Hotlines in einem Satz erwähnt werden, hat mich erstmal geärgert. Auf jeden Fall bin ich dem Zusammenhang von Astrologie und Psychologie einmal näher nachgegangen…

  11. Bereicherung!

    Ich finde, das ist doch der passende Ausdruck, in jeder Hinsicht…
    und für alle an der Sache Beteiligten. Den Richter eingeschlossen.

    von irgendwas muß man ja leben, sagte der Floh und biß zu.

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